Pokrzywno (Gruta)

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Pokrzywno (deutsch Engelsburg) ist ein Dorf in der Landgemeinde Gruta im Powiat Grudziądzki der polnischen Woiwodschaft Kujawien-Pommern.

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Dorf liegt im ehemaligen Westpreußen, südlich der Danziger Bucht, etwa sieben Kilometer südöstlich von Grudziądz (Graudenz), auf halbem Wege zwischen Grudziądz und Radzyń Chełmiński (Rehden).

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Grundriss der Ordensburg Engelsburg
Ruine des Burgtors der Deutschordensburg Engelsburg.
Schwarzweiß-Wiedergabe des Banners der Komturei Engelsburg, das einen Engel mit braunen Haaren, im himmelsblauen Gewand, auf rotem Fahnentuch zeigte; der Fahnenschaft war am Tuch rot, sonst hellbraun.[1][2]

Im Jahr 1222 beurkundet Konrad, Herzog in Masowien und Kujawien, dass er dem ersten Bischof von Preußen, Christian, für die Erlaubnis, welcher dieser den nach Preußen bestimmten Kreuzfahrern zum Wiederaufbau der Burg Culmen (Kulm) erteilt, einen Teil des Kulmer Landes verliehen habe, darunter auch die ehemalige Burg Grudenz sowie das Dorf Copriven (Engelsburg, pol. Koprzywno).[3] Der Deutsche Orden ließ hier um etwa 1236, gleich nach Anlegung der Stadt Thorn, die Festung Engelsburg errichten, eine der ältesten Ordensburgen.[4] Die Engelsburg zählte zu den Ordenshäusern mittlerer Größe.[5]

Von 1278 bis 1416 war Engelsburg Sitz einer Komturei und gehörte danach bis 1454 zum Amtsbezirk Roggenhausen.[6][7] Das im Feld mitgeführte Banner der Komturei Engelsburg zeigte auf rotem Fahnentuch einen Engel mit braunen Haaren, im himmelblauen Gewand, der Fahnenschaft am Tuch war rot, sonst hellbraun.[2][1] Nach dem Niedergang der Herrschaft des Deutschen Ordens kam Engelsburg im Februar 1454 unter polnische Oberhoheit.[7] Engelsburg gehörte danach zum autonomen Preußen königlichen Anteils.

Im Rahmen der Ersten Teilung Polen-Litauens 1772, durch die unter Friedrich II. von Preußen westliche Teile Preußens mit dem östlichen Teil des Königreichs Preußen in dem Maße wiedervereinigt wurden, wie diese Teile zur Zeit des Deutschordensstaats Preußen miteinander verbunden gewesen waren, kam die Region um Graudenz mit dem Burgbezirk Engelsburg an das Königreich Preußen. I789 wird Engelsburg als ein Königliches Dorf mit 22 Feuerstellen (Haushaltungen) bezeichnet, das zum Domänenamt Engelsburg gehört.[8] Im Jahr 1803 wurden die Landwirte im Amtsbezirk Engelsburg von der Pflicht entbunden, Naturaldienste zu leisten.[9]

Von 1818 bis 1920 war Engelsburg ein Gutsbezirk im Landkreis Graudenz der Provinz Westpreußen des Deutschen Reichs.

Nach dem Ersten Weltkrieg musste Engelsburg aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags 1920 zur Einrichtung des Polnischen Korridors mit dem ganzen Landkreis Graudenz an Polen abgetreten werden. Durch den Überfall auf Polen im September 1939 kam der Landkreis wieder in das Reichsgebiet zurück und wurde nun dem Reichsgau Danzig-Westpreußen zugeordnet, zu dem Engelsburg bis 1945 gehörte.

Gegen Endes des Zweiten Weltkriegs besetzte im Frühjahr 1945 die Rote Armee die Region. Soweit deutsche Dorfbewohner nicht geflohen waren, wurden sie in der darauf folgenden Zeit vertrieben.

Bevölkerungszahlen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Einwohner Anmerkungen
1852 173 [10]
1864 217 davon 51 Evangelische und 166 Katholiken[11]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fußnoten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Friedrich August Voßberg: Banderia Prutenorum oder Fahnen des Deutschen Ordens und seiner Verbündeten, welche in Schlachten und Gefechten des 15. Jahrhunderts eine Beute der Polen wurden. Nach der Dlugoßschen Handschrift herausgegeben. Mit vielen Abbildungen. Berlin 1849, S. 44.
  2. a b Adolf Meckelburg: Dlugoß's Bandera Prutenorum. Nach Voßberg's Ausgabe überarbeitet. In: Preußische Provinzial-Blätter, Band 9, Königsberg 1850, S. 321–367, insbesondere S. 331.
  3. Max Perlbach: Preußische Regesten bis zum Ausgang des 13. Jahrhunderts. In: Altpreußische Monatsschrift. Band 11, Königsberg i. Pr. 1874, S. 1–32, insbesondere S. 18.
  4. Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preußen. Teil II: Topographie von West-Preußen, Marienwerder 1789, S. 38, Ziffer 3.1).
  5. Johannes Voigt: Geschichte Preußens von den ältesten Zeiten bis zum Untergange der Herrschaft des Deutschen Ordens. Band 6: Die Zeit des Hochmeisters Konrad von Jungingen, von 1393 bis 1407. Verfassung des Ordens und des Landes. Königsberg 1834, S. 546.
  6. Johannes Voigt: Namen-Codex der deutschen Ordens-Beamten, Hochmeister, Landmeister, Großgebietiger, Komture, Vögte, Pfleger, Hochmeister-Kompane, Kreuzfahrer und Söldner-Hauptleute in Preußen, Königsberg 1843, S. 29–30.
  7. a b Xaver Frölich: Geschichte des Graudenzer Kreises. Band 1, Graudenz 1868, S. 71–75.
  8. Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preussen. Teil II: Topographie von West-Preußen, Marienwerder 1789, Drittes Hauptstück: Volständige Topographie vom West-Preußischen Cammer-Departement, S. 50.
  9. Leopold Krug: Geschichte der staatswirthschaftlichen Gesetzgebung im preußischen Staat von den ältesten Zeiten bis zum Ausbruche des Kriegs im Jahre 1896. Berlin 1808, S. 454.
  10. Kraatz: Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats'. Berlin 1856, S. 146.
  11. E. Jacobson: Topographisch-statistisches Handbuch für den Regierungsbezirk Marienwerder. Danzig 1868, Ortschafts-Verzeichniß des Regierungsbezirks Marienwerder, S. 20–21, Nr. 4 und 5.

Koordinaten: 53° 26′ N, 18° 51′ O