Publius Petronius (Präfekt von Ägypten)

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Publius Petronius (* um 75 v. Chr.; † nach 20 v. Chr.), fälschlich auch Gaius Petronius genannt,[1] war ein römischer Ritter und von etwa 25 bis 20 v. Chr. Präfekt von Ägypten.

Herkunft und Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Publius Petronius war ritterlicher Abstammung[2] und begründete den bedeutenden Zweig der Petronii ohne Cognomen,[3] wenngleich der Münzmeister Publius Petronius Turpilianus höchstwahrscheinlich als Sohn des ägyptischen Präfekten angesehen werden muss. Möglicherweise war Publius Petronius daher mit einer Turpilia verheiratet.

Die Vorgänger[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachdem sich im Jahr 30 v. Chr. Kleopatra, die letzte Königin des Ptolemäerreichs, in Alexandria den Tod gegeben hatte, wurde Ägypten der persönliche Besitz des siegreichen Octavian, der sich drei Jahre später „Augustus“ nennen ließ. Um diesen wertvollen Besitz nicht unnötig zu gefährden, wählte Octavian/Augustus für die Verwaltung der Provinz keine senatorischen Prokonsuln, sondern loyale Personen aus dem Ritterstand, die er zu Präfekten von Ägypten ernannte.

In Ägypten sah man in dem Präfekten den Nachfolger der Ptolemäer: „Bei einem Tempelbesuch wurde er als König empfangen, warf jährl[ich] E[nde] Mai vor Beginn der Nilschwelle bei der Insel Philae goldene Geschenke in die Fluten des göttlichen Nils und hütete sich, nach Einsetzen der Nilschwelle den Fluß zu befahren.“[4] Diese gewaltigen Ehren stiegen Cornelius Gallus, dem ersten Präfekten von Ägypten zu Kopf. Er benahm sich wohl tatsächlich wie ein Pharao, z. B. ließ er wie ein König seine eigenen Leistungen in die Pyramiden einmeißeln. Damit überschritt er die Grenze der Amtsanmaßung. Im Jahr 26 v. Chr. vor dem Senat verklagt, kam Gallus der Verurteilung wegen Verrats mit Selbstmord zuvor.[5]

Ihm folgte im Jahre 26 Aelius Gallus,[6] der im Jahr 25 einen tragisch endenden Feldzug bis tief nach Arabien hinein unternahm.[7] Herodes der Große unterstützte Aelius mit 500 Elite-Kriegern.[8]

Seltsamerweise wird Petronius von Strabon und Flavius Josephus[9] übereinstimmend vor Aelius Gallus genannt, der von ca. 27/26 bis 25/24 Statthalter von Ägypten war. Petronius übernahm also vielleicht bereits während des Arabien-Feldzugs (25 v. Chr.[10]) kommissarisch die Amtsgeschäfte des Präfekten.

tribunus militaris unter Crassus?[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es ist nachvollziehbar, dass Augustus seine Provinz keinem militärisch Unerfahrenen überlassen konnte. Wenn auch über die militärische Karriere des jungen Ritters Publius Petronius nichts Sicheres bekannt ist, so ist doch eine Identität mit jenem Petronius möglich, der im Jahr 53 v. Chr. als Militärtribun unter Crassus im Kampf gegen die Parther gedient hatte (wofür ebenfalls eine ritterliche Herkunft notwendig war). Wie beim Präfekten von Ägypten wird auch bei ihm kein Cognomen genannt. Nach Plutarch gehörte dieser Petronius zum engsten Kreis um den Feldherrn und war offenbar einer der wenigen Überlebenden, die vom grausamen Ende des Crassus und seinen letzten Worten berichten konnten:

„Octavius und Petronius und ihr anderen anwesenden Offiziere der Römer, ihr seht, wie ich zu diesem Wege gezwungen werde, ihr seid Augenzeugen von der schändlichen und gewaltsamen Behandlung, die ich erleide. Aber wenn ihr entkommt, so sagt jedermann, dass Crassus durch Treulosigkeit der Feinde, nicht durch Meuterei der Bürger um's Leben gekommen sei.“.[11]

Während Octavius direkt neben Crassus fällt, bleibt Petronius unverletzt:

„Petronius hatte keinen Schild bei sich und bekam einen Hieb auf den Harnisch, sprang aber doch unversehrt vom Pferde. Den Crassus selbst tötete ein Parther namens Pomaxaithres. […] Im Ganzen sollen zwanzigtausend Mann umgekommen sein.“[12]

Der praefectus aegypti[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach der unbefriedigenden Herrschaft der ersten beiden Präfekten gelangt etwa im Jahr 24 der Ritter Publius Petronius auf den „Thron“ der Kleopatra, und er scheint dem Augustus ein loyaler und vertrauenswürdiger Verwalter gewesen zu sein. Die ihm zugeschriebene Inschrift auf dem damals noch bei Sonnenaufgang tönenden Memnonskoloss dürfte einem späteren Präfekten angehören.[13]

Die erste Schätzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schon Cornelius Gallus hatte „wegen der Steuern“ einen in der Thebais ausgebrochenen Aufstand niederzuschlagen.[14] Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang, dass in Ägypten der Zensus (also die landesweite Steuerschätzung) alle 14 Jahre vorgenommen wurde, wie es Kaiser Augustus bestimmt hatte.[15] Ein solcher Zensus fand in Ägypten z. B. im Jahre 5 n. Chr. statt.[16] Die entsprechenden Edikte der ägyptischen Präfekten sind von 33/34 bis 257/58 n. Chr. regelmäßig bezeugt.[17] Demnach dürfte die allererste Schätzung in Ägypten nach längerdauernden Vorbereitungen im Jahr 24/23 v. Chr. unter Petronius stattgefunden haben.[18]

Vielleicht ist es daher ebenfalls ein Aufstand gegen die Steuerschätzung, der Petronius in Alexandria in Bedrängnis bringt:

„Petronius leistete […] nur mit der bei ihm befindlichen Mannschaft Widerstand, als ein Volkshaufen von vielen zehntausend Alexandriern mit Steinwürfen auf ihn eindrang. Ein Teil von ihnen wurde getötet, die übrigen beruhigt.“[19]

Vorbildliche Nahrungspolitik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Doch nicht nur militärisch zeichnete sich der Präfekt Publius Petronius aus. Für Strabon ist an der Amtsführung des Petronius besonders hervorhebenswert, dass er sich um die Bewässerung des Landes durch Kanäle und Deiche kümmerte:

„So war vor den Zeiten des Petronius die größte Fruchtbarkeit und Anschwellung [des Nils] wenn der Nil auf 14 Ellen stieg, wenn aber nur auf acht, so trat Hungersnot ein. Als aber jener das Land verwaltete und der Nilmesser nur zwölf Ellen zeigte, war doch der reichste Ertrag, und als er einst nur acht zeigte, bemerkte niemand eine Hungersnot.“[20]

Schon angesichts des Schicksals seines Vorgängers Cornelius Gallus dürfte sich Petronius mit öffentlichen Bekundungen seiner Leistungen zurückgehalten haben. Tatsächlich schreibt die Geschichtsschreibung die Leistungen des Petronius dem Augustus zu:

„Um Ägypten, das er in eine römische Provinz umgewandelt hatte, noch fruchtbarer zu machen, ließ er [= Augustus!] alle Bewässerungskanäle, in welche der Nil einströmt, weil sie wegen ihres hohen Alters verschlammt waren, durch seine Soldaten reinigen.“[21]

Es war Publius Petronius, dem Augustus und das römische Volk diese Maßnahmen zu danken hatte. Seine vorbildliche Verwaltung machte Ägypten zur Kornkammer Roms und versetzte Petronius in die Lage, auch den umliegenden Ländern mit Getreide auszuhelfen.

„[1.] Im 13. Jahr der Regierung des Herodes [25/24] wurde das Land von schweren Plagen heimgesucht […] Zunächst entstand eine anhaltende Dürre […] und weil nun wegen des Mangels an Lebensmitteln die ganze Lebensweise sich änderte, entstanden Krankheiten und Seuchen. […] Selbst der König litt Mangel, da er keine Abgaben von der Ernte, wie er gewohnt war, empfing, und da er sein Geld in allzugroßer Freigebigkeit gegen diejenigen, deren Städte er wiederhergestellt, verausgabt hatte. Auch schien ihm niemand der Hilfe würdig, zumal infolge der Drangsale der Hass des Volkes noch mehr entbrannte […]. [2.] Gleichwohl sann Herodes in dieser traurigen Lage auf Mittel, um die Not zu lindern. Das war indes schwierig, teils weil die Nachbarvölker selbst am Notwendigsten Mangel litten, teils weil ihm, auch wenn er imstande gewesen wäre, für so viele Menschen nur eine Kleinigkeit Lebensmittel anzuschaffen, das Geld dazu fehlte. Da er es aber für billig hielt, nichts unversucht zu lassen, um dem Elend abzuhelfen, ließ er alles, was sich an Gold- und Silbergerät im Königspalast vorfand, zusammenschmelzen und verschonte selbst die kostbarsten und kunstvollsten Erzeugnisse nicht. Das so erhaltene Geld schickte er dann nach Ägypten, dessen Verwaltung Petronius im Namen des Cäsars führte. Obgleich sich nun nicht wenige, die in derselben Notlage waren, um Abhilfe an Petronius wandten, wollte er doch als besonderer Freund des Herodes dessen Untertanen zunächst das Leben erhalten. Er gestattete deshalb ihnen zuerst, das Getreide auszuführen, und war ihnen beim Ankauf und der Ausfuhr desselben in jeder Hinsicht behilflich, so dass sie ihm zum größten Teile oder auch ganz allein ihre Rettung zu verdanken hatten. Als nun die Abgesandten mit dem Getreide ankamen, sorgte Herodes zunächst dafür, dass das Volk diese Hilfe nur ihm zuschrieb …“

Flavius Josephus: Jüdische Altertümer 15,9,1–2 (299 f.)[22]

Josephus berichtet dies für das 13. Jahr des Herodes, also wohl für das 24 v. Chr.[23]

„Durch diese seine Fürsorge und Güte gewann sich Herodes so sehr die Zuneigung der Juden, dass sie ihn nicht genug zu loben wussten, und dass der Hass, den er sich durch seine Missachtung der heimischen Gebräuche zugezogen hatte aus dem Herzen der Unterthanen getilgt ward“[24]

Petronius trug also mit seiner Getreidehilfe maßgeblich dazu bei, dass seinem besonderen Freund Herodes der Thron von Judäa gesichert blieb.[25] Die enge Freundschaft zwischen der Familie Petronius und der Familie des Herodes bleibt übrigens über Generationen hinweg bestehen. Noch unter den Enkeln wird sie als Besonderheit hervorgehoben.[26]

Krieg in Aethiopia[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der erste Feldzug (25/24 v. Chr.)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Petronius führte zwei Feldzüge in den Nordsudan gegen das meroïtische Reich (lateinisch Aethiopia, griechisch Aithiopia genannt), worüber Strabon in seiner Erdbeschreibung berichtet:

„Als aber die Aethiopier, übermüthig geworden durch den Abzug eines Theiles der Streitmacht in Aegypten mit dem gegen die Araber Krieg führenden Aelius Gallus, Thebäis und die Schutzwache der drei Cohorten in Syene überfallen, [den Römern] zuvorkommend Syene, Elephantine und Philä durch einen unerwarteten Anlauf eingenommen, Gefangene weggeführt, und sogar die Bildsäulen des Kaisers niedergerissen hatten, zog Petronius mit weniger als 10,000 Fußgängern und 800 Reitern gegen 30,000 Mann heran und zwang sie zuerst zurück nach Pselchis, einer äthiopischen Stadt, zu entfliehen und schickte Gesandte [an sie] ab, indem er die [Rückerstattung] des Weggenommenen und [Angabe] der Gründe verlangte, weshalb sie Krieg angefangen. Da sie sagten, es sei ihnen von den Nomarchen Unrecht geschehen, erwiderte er, nicht diese seien ja Herren des Landes, sondern der Kaiser.

Als sie dann drei Tage Bedenkzeit verlangten, und nichts von dem thaten, was sie sollten, rückte er vor und zwang sie zur Schlacht vorzugehen; bald aber trieb er die schlecht Geordneten und schlecht Bewaffneten in die Flucht. Denn sie führten große Schilde und zwar aus rohen Rindshäuten, als Streitwaffen aber Äxte, Einige auch Speere, Andere Schwerter. Ein Theil nun wurde in die Stadt zurückgetrieben, die Uebrigen flohen in die Wüste, Einige, die sich in eine Stromfluth warfen, nahm eine nahe Insel auf; denn hier waren der starken Strömung wegen nicht viele Krokodile. – Unter diesen waren auch die Feldherrn der Königin Kandace, welche zu unsrer Zeit die Aethiopier beherrschte, ein mannhaftes Weib und auf einem Auge blind. Diese nun nahm Petronius, der auf Flößen und in Barken übergesetzt war, alle lebendig gefangen und sendete sie sogleich nach Alexandria; dann griff er Pselchis an und nahm es ein. Als man aber zu den Gefangenen die Menge der im Treffen Gefallenen hinzuzählte, fand es sich, dass der Geretteten nur wenige waren.

Von Pselchis kam er nach Durchwanderung der Sandhügel, in welchen das Heer des Kambyses bei eintretendem Winde verschüttet wurde, nach Premnis, einer von Natur festen Stadt. Er nahm die Stadt im Anlauf und zog dann gegen Napata. Dies war der Königssitz der Kandace und daselbst befand sich ihr Sohn; sie selbst aber hatte sich in einer nahen Festung gelagert.

Als sie eben Gesandte schickte, um Freundschaft zu erbitten, und die Gefangenen und Bildsäulen aus Syene zurückgab, rückte Petronius an und nahm auch Napata ein, da der Sohn [der Kandace] entflohen war, worauf er es zerstörte. Die Gefangenen als Sklaven wegführend wendete er sich mit der Beute rückwärts, weil er das weiterhin liegende Land für unwegsam hielt.

Nachdem er Premnis besser befestigt und eine Besatzung hineingelegt hatte, auch Lebensmittel auf zwei Jahre für 400 Mann, marschirte er nach Alexandria ab. Einen Theil der Gefangenen verkaufte er als Beute, tausend aber sendete er dem eben[27] aus Kantabrien zurückkommenden Kaiser; die Anderen hatten Krankheiten aufgerieben.“

Strabon: Geographika 17,1,54[28]

Der Geburtstags-Papyrus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vom 23. September 22 v. Chr. datiert das Papyrusfragment mit einem Erlass des Publius Petronius zum Geburtstage des Augustus, das sicher auch als ein Dokument der besonderen Loyalität gegenüber dem Kaiser gewertet werden kann. Es handelt sich zugleich um das älteste erhaltene Edikt eines römischen Präfekten in Ägypten. Dieser wird hier ausdrücklich (griech.) Publius Petronius genannt, womit die Lesung Gaius bei Cassius Dio als widerlegt gelten kann.[29]

Der zweite Feldzug (ca. 22/21 v. Chr.)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Strabon weiß auch noch von einem zweiten Feldzug des Petronius zu berichten:

Kandace zog nun mit vielen Myriaden gegen die Besatzung heran; Petronius aber kam zu Hülfe und gelangte noch eher zur Festung. Als er den Ort durch mehrere Vorkehrungen gesichert hatte und [wieder] Gesandte kamen, befahl er ihnen sich an den Kaiser zu wenden; und da sie sagten, sie wüssten nicht, wer der Kaiser sei und wohin man zu ihm gehen müsse, gab er ihnen Begleiter. So kamen sie nach Samos, wo der Kaiser und von wo er nach Syrien gehen wollte, nachdem er den Tiberius nach Armenia entsendet hatte. Nachdem sie Alles erlangt, um was sie baten, erließ er ihnen auch die Kriegssteuer, die er ihnen auferlegt hatte“

Strabon: Geographika 17,1,54[30]

Bei Cassius Dio liest es sich so:

„Um diese Zeit [22 v. Chr.] machten die Äthiopier, die hinter Ägypten siedeln, bis hin zu der Stadt die Elephantine genannt wird, mit Kandake als ihrer Anführerin, und verwüsteten alles, worauf sie trafen. Als sie bei Elephantine erkannten, dass Gaius [?!] Petronius, der Statthalter von Ägypten, heranrückte, zogen sie sich hastig zurück, bevor er eintraf, in der Hoffnung auf eine gelungene Flucht. Aber auf der Strasse eingeholt wurden sie besiegt und das lockte ihn hinter ihnen her in ihr eigenes Land. Dort kämpfte er ebenfalls erfolgreich mit ihnen und nahm neben anderen Städten Napata, ihre Hauptstadt. Dieser Ort wurde dem Erdboden gleichgemacht und an einer anderen Stelle eine Garnison errichtet, da Petronius, der sich selbst entweder wegen der des Sandes und der Hitze unfähig sah, weiter vorzudringen oder da günstig zurückzubleiben, wo er mit seiner ermüdeten Armee war, drehte um und nahm den größeren Teil mit sich. Von da an attackierten die Äthiopier die Garnisonen, aber er ging erneut gegen sie vor, rettete seine eigenen Leute und zwang Kandake, Verträge mit ihm zu schließen“

Cassius Dio: Römische Geschichte 54,5

Für die antiken Schriftsteller sind besonders die von Publius Petronius zurückgelegten Entfernungen bemerkenswert. Plinius der Ältere ergänzt zu den auch von anderen genannten Städten neben der Eroberung von „Pselcis“ (Strabon: „Pselchis“) und „Primis“ (Strabon: „Premnis“) noch:

„Bocchis (Abuncis), Forum (Phthuris?), Cambusis, Attena (od. Atteva), und Stadissis (Stadasis), wo der Nil, im Herabstürzen durch sein Krachen die Einwohner gänzlich des Hörens beraubt hat: Auch plünderte er Napata. Die äußerste Entfernung zu der er jenseits von Syene vordrang betrug achthundertundsiebzig Meilen [etwa 1300–1400 km].“

Plinius: Naturalis historia 6,181[31]
Der von Petronius erbaute Tempel von Dendur (jetzt in New York)

Der Tempel von Dendur und die Festung Qasr Ibrim[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im unteren Äthiopien fand man (ca. 80 km südlich von Assuan) in Dendur (Tutzis) einen von Petronius zu Ehren der Isis von Philae gestifteten kleinen Tempel im ägyptischen Stil. Zugleich werden hier Pede-ese und Pe-Hor geehrt, zwei lokale Helden, die beim Äthiopier-Einfall ums Leben gekommen waren.[32]

„Der Bau repräsentiert mit Pronaos, Opfertischraum und Sanktuar verkleinert den gesamten Kosmos eines ägyptischen Tempels.“[33]

Anders als sein Vorgänger Cornelius Gallus ließ Petronius auch hier nicht seinen eigenen Namen, sondern den des Augustus einmeißeln. Der Tempel musste 1962 dem Nasser-Stausee weichen und steht seit 1980 im Metropolitan Museum in New York.[34]

Noch weiter südlich (rund 50 km vor Abu Simbel) fand man in Qasr Ibrim (wohl das antike Premis) eine Festung aus pharaonischer Zeit. Hier war auch die Garnison stationiert, die der Präfekt P. Petronius auf seinem Feldzug zurückgelassen hatte.[35]

Belohnung und Nachruhm[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Einsatz des P. Petronius ist so erfolgreich, dass Augustus dessen Taten in seinem öffentlichen Tatenbericht rühmt, allerdings hat es der Kaiser nicht nötig, dabei auch den Namen seines Präfekten zu erwähnen:

Auf meinen Befehl und unter meinen Auspizien wurden zwei Heere ungefähr zur selben Zeit nach Aethiopia und nach dem sogenannten glücklichen Arabia geführt und sehr große Truppen des Feindes beider Völker wurden in der Schlacht in Stücke gehauen und ziemlich viele Städte wurden eingenommen. In Aethiopia drang man bis zur Stadt Napata vor, die nahe bei Meroë ist. In Arabia gelangte das Heer bis zum Gebiet der Sabäer zur Stadt Mariba.[36]

Sogar Vergil, der Hofdichter des Augustus, spielt auf die Eroberung des weitentfernten Äthiopiens an, wenn er schreibt:

„Er [Augustus] wird für Latium ein Goldenes Zeitalter wiedererrichten in Gebieten, wo Saturn voreinst herrschte. Über die Länder der Garamanten und Inder hinaus wird er das Reich erweitern, bis über unsere Sternbilder hinaus wird die Erde unterworfen sein., außerhalb der jährlichen Bahnen der Sonne, wo Atlas, der Träger des Himmels, auf seiner Schulter das Gewölbe trägt, an dem die funkelnden Sterne haften …“ (Vergil, Aeneis 6,795)

An dieser „Welteroberung“ des Augustus war Publius Petronius maßgeblich beteiligt.[37]

P. Petronius war mindestens von ca. 24 bis 20 Statthalter von Ägypten. Niemand weiß genau, wann seine Amtszeit tatsächlich endete. Erst im Jahr 13/12 wird ein P. Rubrius Barbarus als Statthalter greifbar, aber das Wissen ist hier lückenhaft, es könnte daher in den Jahren von 20 bis 13 noch weitere Amtsträger nach Petronius gegeben haben.[38] Wahrscheinlich kehrt Petronius bereits im Jahre 20 oder 19 ruhmbeladen nach Rom zurück, denn der Kaiser dankt offenbar seinem treuen Verwalter auch damit, dass er dessen ältesten Sohn durch das Amt eines Münzmeisters den Einstieg in die senatorische Laufbahn verschafft.

Vielleicht ebenfalls als Dank für seine hervorragenden Leistungen erhält Petronius erbliche Landgüter in Ägypten, die noch hundert Jahre später erwähnt werden.[39] Eine kaiserliche Domäne, die sich wohl einst in seinem Besitz befand, hieß nach ihm (griech.) Petroniane ousia.[40]

Publius Petronius ist der Nachwelt denn auch weniger als weitsichtiger Ökonom, sondern vor allem als erfolgreicher Feldherr in Erinnerung geblieben.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Cassius Dio (Römische Geschichte 54,5,4) nennt ihn „Gaius“ Petronius. Die Lesung des Plinius (Naturalis historia 6,181) „Publius“ wird durch einen Papyrus aus dem Jahr 22 v. Chr. bestätigt, der sich in der Lessing J. Rosenwald Collection der Library of Congress befindet („Πόπλιος Πετρών̣[ιος]“, Z. 2). Zum Papyrus siehe Roger S. Bagnall: Publius Petronius, Augustan Prefect of Egypt. In: Naphtali Lewis (Hrsg.): Papyrology (= Yale Classical Studies. Band 28). Cambridge University Press, Cambridge 1985, S. 85–93, hier S. 85–88 (Erstveröffentlichung des Papyrus); außerdem siehe die Informationen zum Papyrus bei der Library of Congress sowie den Eintrag bei papyri.info.
  2. Plinius, Naturalis historia 6,181.
  3. Anders Roger S. Bagnall: Publius Petronius, Augustan Prefect of Egypt. In: Naphtali Lewis (Hrsg.): Papyrology (= Yale Classical Studies. Band 28). Cambridge University Press, Cambridge 1985, S. 86, der meint, das Cognomen sei im einzig erhaltenen Papyrus ausgefallen.
  4. Hans Volkmann: Praefectus Aegypti. In: Der Kleine Pauly (KlP). Band 4, Stuttgart 1972, Sp. 1102–1106, hier Spalte 1103 (mit Verweis auf Tacitus, Historien 1,11,1, Seneca, Quaestiones naturales 2,7, Plinius, Naturalis historia 5,57).
  5. Cassius Dio, Römische Geschichte 53,23,6.
  6. Strabon, Geôgraphiká 17,1,29 (Aelius Gallus mit Chairemon in Heliopolis); Strabon, Geôgraphiká 17,1,46 (Aelius Gallus mit Strabon in Theben)
  7. Strabon, Geôgraphiká 6,4,22–24 (780–782); 17,1,53 (819) (Verrat durch Sylläus, den Statthalter der Nabatäer); nach Cassius Dio, Römische Geschichte 53,23,6 fand der Feldzug anscheinend im Jahr 25 oder 24 (= Cantabrer-Aufstand) statt.
  8. Strabon, Geôgraphiká 16,4,23 (780); Flavius Josephus, Jüdische Altertümer 15,9,3.
  9. Strabon, Geôgraphiká 17,1,53 (819); Flavius Josephus, Jüdische Altertümer 15,9,2 (zu Petronius); 15,9,3 (zu Aelius Gallus). Im Tatenbericht des Augustus wird jedoch der Arabien-Feldzug kurz vor dem äthiopischen genannt. Ausführliche Diskussion dieser Frage bei Shelagh Jameson: Chronology of the campaigns of Aelius Gallus and C. Petronius. In: The Journal of Roman Studies. Band 58, 1968, S. 71–84.
  10. Prosopographia Imperii Romani. 2. Auflage, P 270 mit Verweis auf Shelagh Jameson: Chronology of the campaigns of Aelius Gallus and C. Petronius. In: The Journal of Roman Studies. Band 58, 1968, S. 71–84.
  11. Plutarch, Crassus 30.
  12. Plutarch, Crassus 31.
  13. Description de l’Égypte. Band 2. Panckoucke, Paris 1821, S. 221 Nr. 18; Johann Caspar von Orelli: Inscriptionum Latinarum selectarum amplissima collectio. Supplementband herausgegeben von Wilhelm Henzen. Orelli, Zürich 1856, S. 43 Nr. 523 (Digitalisat). August Friedrich Pauly (Hrsg.): Real-Encyclopädie der classischen Alterthumswissenschaft in alphabetischer Ordnung. Band 5. Metzler, Stuttgart 1848, Spalte 1401: „ein späterer Präfekt des Namens hätte ohne Zweifel seinen Beinamen hinzugefügt“. Nach Corpus Inscriptionum Latinarum. (CIL ) Band 3, S. 44 f. ist genau dies der Fall, denn die entsprechenden Inschriften lauten: M(arcus) Petronius Mamertinus / praef(ectus) Aeg(ypti) audi Memnon(em) / VI Idus Martias / Serviano III et Varo co(n)s(ulibus) / hora(m) dies ante primam; Horam cum primam cumque / horam sole secundam / prolata Oceano luminat / alma dies / vox audita mihi est ter bene / Memnonia / [Aq]uila [epistr]ategus Thebaidos fecit / cum audit Memnonem XI K(alendas) Iun(ias) Serviano III co(n)s(ule) / cum Asidonia Galla uxore
  14. Strabon, Geôgraphiká 17,1,53 (819).
  15. Fergus Millar (Hrsg.): Das Römische Reich und seine Nachbarn. Die Mittelmeerwelt im Altertum IV (= Fischer Weltgeschichte. Band 8). Fischer Taschenbuch, Frankfurt am Main 1966, S. 96 u. 188.
  16. Fergus Millar (Hrsg.): Das Römische Reich und seine Nachbarn. Die Mittelmeerwelt im Altertum IV (= Fischer Weltgeschichte. Band 8). Fischer Taschenbuch, Frankfurt am Main 1966, S. 189.
  17. Hans Volkmann: Praefectus Aegypti. In: Der Kleine Pauly (KlP). Band 4, Stuttgart 1972, Sp. 1102–1106, hier Spalte 1103.
  18. Zur zeitlichen Vorbereitung und Durchführung einer Schätzung siehe insbesondere Ethelbert Stauffer: Die Dauer des Census Augusti. Neue Beiträge zum lukanischen Schatzungsbericht. In: Kommission für spätantike Religionsgeschichte (Hrsg.): Studien zum Neuen Testament und zur Patristik. Erich Klostermann zum 90. Geburtstag dargebracht. Akademie-Verlag, Berlin 1961, S. 9–34.
  19. Strabon, Geôgraphiká 17,53 (819). Die Datierung dieses Aufstands ist unsicher. Manche meinen, dass er bereits in die Zeit vor dem Amtsantritt des P. Petronius fällt, während der Statthalter Aelius Gallus gerade in Arabien abwesend war.
  20. Strabon, Geôgraphiká 17,1,3 (788).
  21. Sueton, Augustus 18.
  22. Übersetzung nach Heinrich Clementz: Des Flavius Josephus Jüdische Altertümer. Band 2. Hendel, Halle 1899, S. 342 f. (Digitalisat).
  23. Je nachdem, ob man die Absetzung der Hasmonäer (40 v. Chr.) oder die Krönung zum König (37 v. Chr.) als Startpunkt seiner Regierungsjahre nimmt (Josephus verwendet beide Zählungsweisen), ist das 13. Jahr des Herodes entweder 28/27 oder 25/24 v. Chr. Im Jahr 24/23 war zudem ein Sabbatjahr, in dem in Judäa üblicherweise nicht gesät und geerntet wurde, was nicht selten bis zu einer Hungersnot führte. Wegen des allgemeinen Schuldenerlasses kam es schon im Vorjahr zu einer faktischen Kreditsperre mit erheblichen negativen ökonomischen Folgen. Die von Josephus berichtete Hungersnot dürfte daher in das Jahr 24 zu datieren sein.
  24. Flavius Josephus, Jüdische Altertümer 15,9,2; Übersetzung nach Heinrich Clementz: Des Flavius Josephus Jüdische Altertümer. Band 2. Hendel, Halle 1899, S. 344.
  25. Herodes der Große ist im Jahr 73 v. Chr. geboren und gehört damit in dieselbe Generation wie Publius Petronius.
  26. Flavius Josephus, Jüdische Altertümer 19,6,3, wo Petronius, der Enkel des Präfekten, den Agrippa, den Enkel des Herodes, seinen „lieben königlichen Freund“ nennt.
  27. Datierung: Anfang 24 v. Chr.?, vgl. Cassius Dio, Römische Geschichte 53,28,1, 22 v. Chr.? vgl. Cassius Dio, Römische Geschichte 54.
  28. Übersetzung nach Albert Forbiger: Strabo’s Erdbeschreibung. Band 7. Krais & Hoffmann, Stuttgart 1860, S. 134–136.
  29. Roger S. Bagnall: Publius Petronius, Augustan Prefect of Egypt. In: Naphtali Lewis (Hrsg.): Papyrology (= Yale Classical Studies. Band 28). Cambridge University Press, Cambridge 1985, S. 85–93.
  30. Albert Forbiger: Strabo’s Erdbeschreibung. Band 7. Krais & Hoffmann, Stuttgart 1860, S. 136.
  31. Intravere autem et eo arma Romana Divi Augusti temporibus duce P. Petronio, et ipso equestris ordinis praefecto Aegypti. is oppida expugnavit, quae sola invenimus quo dicemus ordine, Pselcin, Primi, Bocchin, Forum Cambusis, Attenam, Stadissim, ubi Nilus praecipitans se fragore auditum accolis aufert. diripuit et Napata. longissime autem a Syene progressus est DCCCLXX p.
  32. Dieter Arnold: Die Tempel Ägyptens. Götterwohnungen, Baudenkmäler, Kultstätten. Bechtermünz, Augsburg 1996, ISBN 3-86047-215-1, S. 85 f.
  33. Dieter Arnold: Die Tempel Ägyptens. Götterwohnungen, Baudenkmäler, Kultstätten. Augsburg 1996, S. 86.
  34. Dieter Arnold: Die Tempel Ägyptens. Götterwohnungen, Baudenkmäler, Kultstätten. Augsburg 1996, S. 86.
  35. „Einige Teile der Festung gehen auf die Römer zurück, als dort unter dem Präfekten Gaius [sic!] Petronius in der Zeit des Augustus eine römische Garnison stationiert war“, siehe: John Baines, Jaromír Málek: Bildatlas der Weltkulturen: Ägypten. Augsburg 1998, S. 183.
  36. meo iussu et auspicio ducti sunt duo exercitus eodem fere tempore in Aethiopiam et in Arabiam, quae appellatur eudaemon, maximaeque hostium gentis utriusque copiae caesae sunt in acie et complura oppida capta. In Aethiopiam usque ad oppidum Nabata perventum est, cui proxima est Meroe. In Arabiam usque in fines Sabaeorum processit exercitus ad oppidum Mariba (Augustus, Res gestae divi Augusti 26).
  37. „The land seems to be that spoken of less hyperbolically 4. 480 foll., where v. 797 has already occurred, that of Ethiopia, though here Virg. seems to be speaking of the whole country, there only of the western extremity of it. […] The reference is probably to the overrunning of Ethiopia by C. Petronius A.U.C. 732, Heyne.“ John Conington: P. Vergili Maronis Opera. The works of Virgil. Band 2. Whittaker, London 1863, S. 519 zu Vers 795 (Digitalisat).
  38. Roger S. Bagnall: Publius Petronius, Augustan Prefect of Egypt. In: Naphtali Lewis (Hrsg.): Papyrology (= Yale Classical Studies. Band 28). Cambridge University Press, Cambridge 1985, S. 89.
  39. Bernard Pyne Grenfell, Arthur Surridge Hunt (Hrsg.): The Tebtunis Papyri Part II. Oxford University Press, Oxford 1907, Nr. 302 = Ulrich Wilcken: Grundzüge und Chrestomathie der Papyruskunde. Erster Band, zweite Hälfte. Teubner, Berlin 1912, S. 432 f. Nr. 368 Zeilen 7. 17 (Digitalisat), gem. Prosopographia Imperii Romani, 2. Auflage, P 270 aus dem Jahr 71/72 n. Chr.
  40. Gemäß Rudolf Hanslik: Petronius 24. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band XIX,1, Stuttgart 1937, Sp. 1199: Ägyptische Urkunden aus den Staatlichen Museen Berlin, Griechische Urkunden. (BGU) Band 2, S. 650 = Ulrich Wilcken: Grundzüge und Chrestomathie der Papyruskunde. Erster Band, zweite Hälfte. Teubner, Berlin 1912, S. 429 f. Nr. 365 Zeile 3 (Jahr 46/47 n. Chr.); vielleicht auch: BGU Band 2, S. 599 = Ulrich Wilcken: Grundzüge und Chrestomathie der Papyruskunde. Erster Band, zweite Hälfte. Teubner, Berlin 1912, S. 427 f. Nr. 363 Zeile 20 f.; Genfer Papyrus Gen. II = SB 6, 9224, Spalte II, Zeile 24 (Jahr 50/51 n. Chr.); für den in diesem Zusammenhang ebenfalls genannten Gießener Papyrus Giss. 1, 101 (Memento des Originals vom 20. Oktober 2020 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/papyri.info Zeile 6, aus dem 3. Jahrhundert, schließt dies aus: George M. Parassoglou: Imperial Estates in Roman Egypt (= American Studies in Papyrology. Band 18). Hakkert, Amsterdam 1978, S. 16 Nr. 6; zur Problematik siehe auch: Roger S. Bagnall: Publius Petronius, Augustan Prefect of Egypt. In: Naphtali Lewis (Hrsg.): Papyrology (= Yale Classical Studies. Band 28). Cambridge University Press, Cambridge 1985, S. 91–92.
VorgängerAmtNachfolger
Aelius GallusPräfekt der römischen Provinz Ägypten
25/24 v. Chr.–22/21 v. Chr.
Publius Rubrius Barbarus