Queerfeindlichkeit

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Queerfeindlichkeit (seltener Queerphobie) ist eine soziale Aversion (Abneigung) oder Aggressivität (Feindseligkeit) gegen queere oder als solche wahrgenommene Personen, deren Identität und Lebensweisen – wobei queer als Gesamtheit der von der Heterosexualität abweichenden sexuelle Orientierungen und allen nichtbinären oder vom Geburtsgeschlecht nicht übereinstimmenden Geschlechtsidentitäten verstanden wird. Queerfeindlichkeit ist Ober- und Sammelbegriff für die Unterphänomene Homophobie, Biphobie, Lesbophobie und Transphobie. Selbst ist Queerfeindlichkeit ein Unterfall von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit der abnehmenden Fokussierung auf Homosexualität und Homophobie bei der Betrachtung der Abneigungen und Feindseligkeiten gegen Personen des LGBT-Spektrums findet auch der Begriff Queerfeindlichkeit als inklusivere Bezeichnung zunehmend in der Öffentlichkeit Verwendung – insbesondere, wenn eine Unterteilung nicht notwendig ist.[1]

Queerfeindlichkeit richtet sich gegen sexuelle und geschlechtliche Vielfalt, gegen Schwule, Lesben, Bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche, asexuelle sowie andere queere Personen. Sie kann sich auch gegen Einrichtungen dieser Personengruppen richten oder gegen Personen und Einrichtungen, die diese unterstützen. Queerfeindliche Personen sind oft Vertreter der Heteronormativität und des Heterosexismus. Queerfeindlichkeit kann Stereotypisierung und Diskriminierung, Abwertung und Ablehnung von queeren Personen bis hin zu Gewalt gegen diese beinhalten.[2]

Queerfeindlichkeit ist die oft auf Heteronormativität basierende Bekämpfung, Herabwürdigung oder Anfeindung queeren Lebens.[3]

Queerfeindliche Straftaten in Deutschland[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2021 verzeichnete die Polizeiliche Kriminalstatistik Deutschland im Bereich Hasskriminalität, Unterthemenfeld Sexuelle Orientierung, 870 Straftaten, davon 164 Gewaltdelikte mit 154 Körperverletzungen. Die Zahl der Gewaltdelikte stieg im Vergleich zu 2020 um 44 Prozent. Im Unterthemenfeld Geschlecht/Sexuelle Identität wurden 340 Straftaten verzeichnet, davon 57 Gewaltdelikte, 42,5 Prozent mehr als 2020, mit 51 Körperverletzungen.[4] Die Opferberatungsstelle Maneo berichtet für 2021 hingegen allein in Berlin von 731 Fällen von Drohungen, Beleidigungen und Angriffen gegen queere Personen, davon 219 Körperverletzungen (30 Prozent). Zudem ist von einer hohen Dunkelziffer von bis zu 90 Prozent auszugehen.[5][6][7]

2021 wurden allein in Berlin 456 queerfeindliche Straftaten verzeichnet, davon 110 Gewaltdelikte.[8]

Gewalttaten, Übergriffe und Anfeindungen sind für Betroffene eine erhebliche Belastung und schränken ihre Freiheit und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ein. Die deutsche Bundesregierung verfolgt mit dem Aktionsplan Queer leben das Ziel, queere Personen vor Gewalt und Übergriffen zu schützen und Opfer besser zu unterstützen. Die statistische Erfassung von Übergriffen soll verbessert werden.[9]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Queerfeindlichkeit. In: Landes-Demokratiezentrum Niedersachsen. Abgerufen am 27. November 2022.
  2. Ariane Wolf: Frauen- und Queerfeindlichkeit. In: Bundeszentrale für politische Bildung. Abgerufen am 27. November 2022.
  3. Julian Sehmer: Queerfeindliche Subjektivierung und familiale Desidentifikation. Zur (Un)Möglichkeit freiwilliger Zustimmung zu Konversionsbehandlungen. In: Jahrbuch erziehungswissenschaftliche Geschlechterforschung. 18. Jahrgang. Verlag Barbara Budrich, 2022, S. 119, doi:10.3224/84742621.08.
  4. Politisch motivierte Kriminalität im Jahr 2021: Bundesweite Fallzahlen. In: Bundesministerium des Innern und für Heimat. 10. Mai 2022, abgerufen am 26. November 2022.
  5. Opferberatungsstelle beklagt fehlende Daten der Berliner Polizei. In: rbb. 16. Mai 2022, abgerufen am 26. November 2022.
  6. Straftaten gegen Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche Menschen (LSBTI): Konzept und Tätigkeitsbericht der Ansprechpersonen für LSBTI. In: Polizei Berlin. Januar 2018, abgerufen am 26. November 2022.
  7. Mehr queerfeindliche Delikte in Berlin als bisher bekannt. In: queer.de. 22. Juli 2022, abgerufen am 27. November 2022.
  8. Albrecht Lüter et al.: Berliner Monitoring: Trans- und homophobe Gewalt. Berlin 2022, ISBN 978-3-00-073808-1 (lsbti-monitoring.berlin [PDF]).
  9. „Queer leben“ – Aktionsplan der Bundesregierung für Akzeptanz und Schutz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt. In: Beauftragter der Bundesregierung für die Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, 4. November 2022, abgerufen am 26. November 2022.