Raimondo Caldora

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Raimondo Caldora[A 1] (* nach 1369; † 20. Dezember 1449) war ein italienischer Adliger, Condottiere, Leutnant und königlicher Ratsherr.[1]

Wappen der Familie Caldora

Er war Baron von Borrello, Casolla, Castel del Giudice, Castiglione Messer Raimondo[A 2], Civitaluparella, Colledimezzo, Fallo, Montelapiano, Pescopennataro, Pizzoferrato, Quadri, Rocchetta a Volturno, Rosello, Sant’Antimo, Taranta Peligna und Villa Santa Maria und Großkammerherr des Königreichs Neapel.[2]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Raimondo VI. Caldora war der drittgeborene Sohn von Giovanni Antonio Caldora und Rita Cantelmo. Sein Geburtsdatum liegt nach 1369, da er der jüngere Bruder des berühmten Condottiere Jacopo Caldora war.[1]

Im Jahr 1436 reiste er nach Florenz, um Papst Eugen IV. zu treffen. Später wurde er von der Republik Genua kontaktiert, um ein Bündnis gegen die Aragonier zu schließen. Zuvor hatte er als Leutnant der Söldnertruppe seines Bruders Jacopo an mehreren Schlachten teilgenommen.[1]

Am 15. November 1439 versammelte er sich in Sulmona in der Kirche Santo Spirito al Morrone, um dem Begräbnis seines Bruders Jacopo Caldora beizuwohnen, der während der Belagerung von Colle Sannita plötzlich verstorben war.[3] Gegen Ende des Jahres wuchs seine Macht im Königreich Neapel, als er von König Renatus von Anjou-Valois zum Ratsherrn und Großkammerherrn ernannt wurde.[1] Auf diese Weise hoffte der neapolitanische Herrscher, die Loyalität seines widerspenstigen Neffen Antonio Caldora, des ältesten Sohnes seines Bruders Jacopo, gegenüber den Anjou nutzen zu können.[1]

Im März 1440 weigerte sich Antonio Caldora, dem Konstabler Santo Maddaloni zu Hilfe zu kommen, der in Aversa von Alfons V. von Aragón, dem Anführer der Aragonier und Thronprätendenten des Königreichs Neapel, belagert wurde, weil ihm das Geld für den Sold seiner Soldaten fehlte.[3] König Renatus versuchte vergeblich, seinen Onkel Raimondo zu überreden.[3] Am 6. Juli veranstaltete Renatus in seinem Lager ein Bankett, zu dem er Antonio einlud; am Ende beschuldigte er ihn des Verrats und ließ ihn einkerkern.[4] Als Reaktion drohten die Truppen Antonios sich auf die Seite des Feindes zu schlagen und zwangen den König den Streit friedlich beizulegen.[4] Raimondo Caldora vermittelte zwischen den beiden Parteien und erreichte die Freilassung seines Neffen, der versprach, Neapel zu verlassen und sich dem Heer in den Abruzzen anzuschließen. Antonio hielt sich jedoch nicht an sein Versprechen: Er versammelte seine Armee bei Ponte della Maddalena und weigerte sich in die Abruzzen zurückzukehren.[4] Nachdem er zusammen mit seinem Neffen in die Reihen der Aragonier übergelaufen war, erhielt er den Auftrag, Ortona zu belagern. Die Belagerung scheiterte jedoch durch das Eingreifen von Alessandro Sforza, Francescos Bruder, der sich auf die Seite der Anjou stellte, die ihn gefangen nahmen. Er wurde nach Fermo überstellt, am 18. März 1442 befreit und kehrte mit seinem Neffen in die Reihen der Anjou zurück.[5] Nach diesen Ereignissen gibt es keine nennenswerten Nachrichten mehr über ihn.[1]

Er starb am 20. Dezember 1449 an der Pest.[6]

Nachkommen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Raymond Caldora heiratete Giulia Acquaviva, mit der er mehrere Töchter hatte, darunter Maria Caldora, die Paolo, den Neffen des Königs Renatus von Anjou-Valois, heiratete, und eine weitere Tochter, deren Identität unbekannt ist, die einen Neffen von Papst Eugen IV. heiratete.[7]

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. In den Quellen wird er manchmal auch als „Raimondaccio Caldora“, nicht zu verwechseln mit seinem gleichnamigen Großvater, der im 14. Jahrhundert lebte, oder fälschlicherweise als „Rinaldo Caldora“ bezeichnet.
  2. Die Gemeinde Castiglione Messer Raimondo hat ihren Namen von Raimondo Caldora, der sie 1414 als Lehen erhielt.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f Treccani
  2. De Lellis, S. 126–128; Recco, S. 110; Tutini, S. 91
  3. a b c Costanzo, S. 413–415
  4. a b c Ciarlanti, S. 430–435; Costanzo, S. 419–426
  5. Costanzo, S. 428
  6. De Candolle, S. 43; Corradi, S. 293; Galiffe et al., S. 575; López Rodríguez und Palmieri, S. 485–486
  7. Aldimari, S. 242; Campanile, S. 285; Recco, S. 112; Candida Gonzaga, S. 151; Capaccio, S. 229; Ciarlanti, S. 426; Romanelli, S. 276–277; Fois, S. 346

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • CALDORA, Raimondo. In: Alberto M. Ghisalberti (Hrsg.): Dizionario Biografico degli Italiani (DBI). Band 16: Caccianiga–Caluso. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 1973.
  • Biagio Aldimari: Memorie historiche di diverse famiglie nobili, così napoletane, come forastiere. Giacomo Raillard, Neapel 1691 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Filiberto Campanile: Dell’armi, overo insegne dei nobili. Antonio Gramignano, Neapel 1680 (archive.org).
  • Berardo Candida Gonzaga: Memorie delle famiglie nobili delle province meridionali d’Italia. Band 1. Arnaldo Forni Editore, Bologna 1875.
  • Alphonse de Candolle: Recherches sur les Candolle et Caldora de Provence et de Naples d’après les documents inédits Neapeltains comparés pour la première fois avec les documents provençaux. Charles Schuchardt, Genf 1885 (französisch).
  • Giulio Cesare Capaccio: Il forastiero. Giovanni Domenico Roncagliolo, Neapel 1634.
  • Giovanni Vincenzo Ciarlanti: Memorie historiche del Sannio chiamato hoggi Principato Vltra, Contado di Molise, e parte di Terra di Lauoro, prouince del Regno di Neapel. Camillo Cavallo, Isernia 1644 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Alfonso Corradi: Annali delle epidemie occorse in Italia dalle prime memorie fino al 1850. Band 1. Tipi Gamberini e Parmeggiani, Bologna 1865.
  • Angelo di Costanzo: Historia del Regno di Neapel. Domenico Antonio Parrino, Neapel 1710.
  • Carlo De Lellis: Discorsi delle famiglie nobili del Regno di Neapel. Band 1. Onofrio Savio, Neapel 1654.
  • Mario Fois: Il pensiero cristiano di Lorenzo Valla nel quadro storico-culturale del suo ambiente. Libreria Editrice dell’Università Gregoriana, Rom 1969.
  • Jacques Augustin Galiffe, John-Barthélemy-Gaifre Galiffe, Eugène Ritter, Louis Dufour-Vernes, Aymon Gali: Notices genealogiques sur les familles genevoises depuis les premiers temps jusqu’à nos jours. J. Barbezat, Genf 1830 (französisch).
  • Carlos López Rodríguez, Stefano Palmieri: I registri privilegiorum di Alfonso il Magnanimo della serie Neapolis dell’Archivio della Corona d’Aragona. Accademia Pontaniana, Neapel 2018, ISBN 978-88-943432-0-5.
  • Giuseppe Recco: Notizie di famiglie nobili, ed illustri della città, e Regno di Neapel. Domenico Antonio e Nicola Parrino, Neapel 1717.
  • Domenico RomanelliVerlag=Vincenzo Cava e Vincenzo Orsini: Scoverte patrie di città distrutte, e di altre antichità nella regione Frentana oggi Apruzzo Citeriore nel Regno di Neapel colla loro storia antica, e de’ bassi tempi. Band 1. Neapel 1805.
  • Camillo Tutini: Discorsi de’ Sette Officii overo de’ Sette Grandi del Regno di Neapel. Band 1. Giacomo Dragondelli, Rom 1666.