Ratne

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Ratne
Ратне
Wappen von Ratne
Ratne (Ukraine)
Ratne (Ukraine)
Ratne
Basisdaten
Oblast: Oblast Wolyn
Rajon: Rajon Kowel
Höhe: 156 m
Fläche: 5,32 km²
Einwohner: 9.577 (1. Januar 2022)
Bevölkerungsdichte: 1.800 Einwohner je km²
Postleitzahlen: 44100
Vorwahl: +380 3366
Geographische Lage: 51° 39′ N, 24° 32′ OKoordinaten: 51° 39′ 16″ N, 24° 31′ 33″ O
KATOTTH: UA07060310010081210
KOATUU: 0724255100
Verwaltungsgliederung: 1 Siedlung städtischen Typs, 23 Dörfer
Adresse: вул. Шевченка буд. 1
44100 смт. Ратне
Website: Webseite des Gemeinderates
Statistische Informationen
Ratne (Oblast Wolyn)
Ratne (Oblast Wolyn)
Ratne
i1

Ratne (ukrainisch Ратне; russisch Ратно Ratno, polnisch Ratno) ist eine Siedlung städtischen Typs im nordwestlichsten Teil der Ukraine in der Oblast Wolyn. Sie war bis Juli 2020 Verwaltungssitz des gleichnamigen Rajons.

Hauptstraße von Ratne
Holocaust-Gedenkstätte Ratne

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Siedlung liegt am Ufer des Pripjat südlich der nahegelegenen Grenze zu Belarus. Die nächstgrößere Stadt ist Luzk, die etwa 130 Kilometer südlich liegt. Östlich von Ratne mündet die Wyschiwka in den Pripjat. In der Stadt trifft die Territorialstraße T–03–08 auf die Fernstraße M 19/ E 85.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ort wurde Ende des 12. - Anfang des 13. Jahrhunderts erstmals schriftlich erwähnt.[1] Er gehörte damals zum Fürstentum Halitsch-Wolhynien. Aus dieser Zeit stammt auch eine Befestigungsanlage zur Verteidigung der Grenze des Fürstentums zu Litauen.

1340 eroberte Fürst Ljubartas Ratne für das Großfürstentum Litauen. 1349 ging es an Polen, 1366 wieder an Litauen. 1377 war Ratne Sitz einer kleinen eigenständigen Herrschaft mit den Städten Ljuboml und Koschersk unter Fiodoras, dem Sohn des litauischen Großfürsten Algirdas. Spätestens 1387 hatte sich die Herrschaft zum Fürstentum Kobrin entwickelt. Um 1432 ging Ratne vom Fürstentum unmittelbar an Litauen.

1440 erhielt Ratne das Stadtrecht nach Magdeburger Recht durch den polnischen König Władisław III. In dieser Zeit war es Sitz eines Starosten und Verwaltungsmittelpunkt des gleichnamigen Kreises (Powiat ratneński) in der Woiwodschaft Brześć Litewski,[2] seit 1569 in der polnisch-litauischen Adelsrepublik.

Ab der Dritten Teilung Polens 1795 gehörte Ratne zum Gouvernement Wolhynien des russischen Kaiserreiches. Von 1921 bis 1939 gehörte Ratne in der Woiwodschaft Wolhynien zur Zweiten Polnischen Republik (Powiat Kowel, Gmina Górniki). Mit der sowjetischen Besetzung Ostpolens 1939 kam es zur Ukrainischen SSR, wo es 1940 Sitz des gleichnamigen Rajons wurde. Nach der deutschen Besetzung 1941–44 wurde es wieder sowjetisch, ehe es, nach dem Zerfall der Sowjetunion 1991, zur unabhängigen Ukraine kam.

Jüdisches Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1870 waren 65 % der Bevölkerung Juden.[3] In Ratne wurden der bedeutende jüdisch-kanadische Schriftsteller Abraham Moses Klein (1909–1972) und der jiddisch-polnische Schriftsteller Eliasz Rajzman (1909–1975) geboren.

Wirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Ratne sind verschiedene Betriebe, vor allem der holzverarbeitenden Industrie ansässig.

Verwaltungsgliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 12. Juni 2020 wurde die Siedlung zum Zentrum der neugegründeten Siedlungsgemeinde Ratne (Ратнівська селищна громада Ratniwska selyschtschna hromada). Zu dieser zählen auch noch die 23 in der untenstehenden Tabelle aufgelistetenen Dörfer[4], bis dahin bildete die Siedlung die gleichnamige Siedlungsratsgemeinde Ratne (Ратнівська селищна рада/Ratniwska selyschtschna rada) im Zentrum des Rajons Ratne.

Am 17. Juli 2020 wurde der Ort Teil des Rajons Kowel[5].

Folgende Orte sind neben dem Hauptort Ratne Teil der Gemeinde:

Name
ukrainisch transkribiert ukrainisch russisch polnisch
Beresa Береза Берёза (Berjosa) Bereza
Brody Броди Броды Brody
Dolyna Долина Долина (Dolina) Dolina
Domanowe Доманове Доманово (Domanowo) Domanowo
Hirnyky Гірники Горники (Gorniki) Górniki
Hodyn Годинь Годынь (Godyn) Hodyń
Komarowe Комарове Комарово (Komarowo) Komarowo
Konyschtsche Конище Конище (Konischtsche) Koniszcze
Kortelissy Кортеліси Кортелесы (Kortelessy) Kortelisy
Kossyzi Косиці Косицы (Kossizy) Kosice
Kraska Краска Краска Kraska
Mlynowe Млинове Млыново (Mlynowo) Młynowe
Prochid Прохід Проход (Prochod) Prochód
Sapokiwne Запоківне Запоковное (Sapokownoje) Zapokiwie
Schmenky Шменьки Шменьки (Schmenki) Szmeńki
Schyrytschi Жиричі Жиричи (Schiritschi) Żyrycze
Sdomyschel Здомишель Здомышель Zdomyśl
Silze Сільце Сельцо (Selzo) Sielce
Silzja-Mlyniwski Сільця-Млинівські Сельца-Млыновские (Selza-Mlynowskije) Sielce Młynowskie
Starostyne Старостине Старостино (Starostino) Starościn
Wyschytschno Вижично Выжично (Wyschitschno) Wyżyczno
Wyssotschne Височне Высочное (Wyssotschnoje) Wyżyczno
Wyten Витень Витень (Witen) Witeń

Bevölkerungsentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1870 — 2099 Einwohner[3]
  • 1897 — 3089 Einwohner
  • 1921 — 2410 Einwohner
  • 1970 — 5100 Einwohner
  • 2001 — 8489 Einwohner
  • 2006 — 9200 Einwohner
  • 2010 — 9375 Einwohner

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Ratne – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ortsgeschichte Ratne in der Geschichte der Städte und Dörfer der Ukrainischen SSR; abgerufen am 9. September 2019 (ukrainisch)
  2. Rizzi Zannoni, Woiewództwa Lubelskie y Rawskie. Mazowsze y Podlasie Południowe. Część Pułnocna Woiewództw Bełzkiego, Ruskiego y Sendomirskiego, część zachodnia Województwo (!) Wolyńskiego y Brzeskiego — Litewskiego.; 1772
  3. a b Słownik geograficzny Królestwa Polskiego i innych krajów słowiańskich, Bd.9 , Warschau 1888, S. 542
  4. Кабінет Міністрів України Розпорядження від 12 червня 2020 р. № 708-р " Про визначення адміністративних центрів та затвердження територій територіальних громад Волинської області"
  5. Верховна Рада України; Постанова від 17.07.2020 № 807-IX "Про утворення та ліквідацію районів"