Ray van Zeschau

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Ray van Zeschau

Ray van Zeschau , bis 1997 R.J.K.K.Hänsch (* 12. April 1964 in Sofia, Bulgarien) ist ein deutscher Sänger, Fotograf, Filmschaffender, Schauspieler und Journalist.

Biografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 1984 begann van Zeschau mit ersten Foto- und Filmarbeiten und gründete 1985 mit dem Seemann und Posaunisten Rainer A. Schmidt sowie dem Maler Wolf Götz Richter die Friedrichstädter Künstlergruppe Strand und zeitgleich die Filmgruppe FESA (feige sau).[1] 1986 organisierten sie das erste illegale Filmfestival in Dresden mit über 100 Besuchern.[2] Im Jahre 1987 experimentierte van Zeschau zusammen mit dem chilenischen Maler Juan Hernando León mit dem Medium Film an der Hochschule für Bildende Künste Dresden. Es folgten Filmarbeiten für die Inszenierung Marsyas oder der Preis sei nichts Drittes von Carsten Ludwig (Regie) und Matthias Bolz (Ausstattung) an der Staatsoper Dresden. 1988 wurde er Sänger der neubelebten Musiklegende Freunde der italienischen Oper (FDIO), in der er seine filmischen Arbeiten u. a. mit H. G. Griese weiterführte und fast alle Songtexte schrieb. Er gab sich bis zur vorläufigen Trennung der Band zu Ehren seines Stiefvaters Wolfgang Hänsch, des Chefarchitekten des Wiederaufbaus der Semperoper, den Künstlernamen R.J.K.K. Hänsch.

1989 engagierte Wolfgang Engel die Freunde der italienischen Oper für seine Faust-I-&-II-Inszenierung am Staatsschauspiel Dresden mit Ray van Zeschau in der Rolle des Euphorion. Dort spielte van Zeschau neben solchen Größen wie Marita Böhme, Hasko Weber und Horst Krause.

1990 wurde der FESA-Film Frustratorische Assoziationen 86 zur Ausstellungseröffnung „Leibesvisitation“ und zur Amtseinführung von Martin Roth als Direktor des Deutschen Hygiene-Museums im Steinsaal mit den „Freunden der italienischen Oper“ aufgeführt und löste einen Skandal aus.[3] Kurzfristig genehmigte 1991 der Intendant des Staatsschauspiel Dresdens, Dieter Görne, das Vorhaben der FDIO, eine eigene einmalige Revue auf den Brettern des Staatsschauspielhauses aufzuführen. Mit 1200 Besuchern erreichten sie dann die Kapazität des Hauses. Somit sind die FDIO die erste Rockband in der Geschichte des Hauses. Ihr folgten noch Bands und Interpreten wie Die Toten Hosen oder Nina Hagen.

1992 nahmen Ray van Zeschau und die Freunde der italienischen Oper Dank Alfred Hilsbergs als erste Dresdner Band an der größten internationalen Musikmesse, der Popkomm, in Köln teil. Anfang der 1990er Jahre galten FDIO unter vielen Journalisten als beste und innovativste Band der neuen Länder.[4][5][6] Ende 1992 löste sich die Band auf, so dass der zweite Plattendeal bei Alfred Hilsbergs What’s So Funny About mit Ex-Yello Carlos Perón als Produzenten nicht mehr zustande kam. Ray van Zeschau zog sich aufs Land nach Rockau zurück, kaufte sich ein Pferd, wurde „Cowboy“ und Reitlehrer und trainierte unter anderem Schauspielstudenten vom Staatsschauspiel Dresden. Einmal verlieh er sein Pferd „Cheyenne“ an Rik Battaglia, den „Mörder Winnetous“. Ab 1996 widmete er sich wieder intensiv der Photographie und zeigte seine erste Ausstellung „Lö Big Macke“.

1997 kehrte er zur Musik zurück und gründet mit Jens Gouthier die Rock-’n’-Roll- und Rockabillyband Ray & The Rockets. Ein Jahr später wurde er erstmals als freischaffender Journalist tätig und schrieb sowie fotografierte für verschiedenste Magazine und Zeitschriften. Weiterhin widmete er sich immer noch der Filmkunst. Von 1997 bis 2000 entstanden dabei Filmcollagen für Hasko Webers „Hamletmaschine/Hamlet“ oder das Horrorvideo für András Fricsays A-Clockwork-Orange-Inszenierung.[7] Der Film Hamletmaschine wurde 1998 zur Eröffnung der Ausstellung „Gewaltakte – 12 Positionen zur Gewalt“ im Hochbunker Köln-Ehrenfeld gezeigt.[8] 2002 drehte und produzierte Ray van Zeschau mit Ralf Kukula von der Firma „Balancefilm“ den Film „… man spart sich den Weg nach Venedig“ – Kleine Friedrichstädter Flutgeschichten. Der Film porträtiert die Ereignisse der so genannten Jahrhundertflut in Dresden-Friedrichstadt. Am 17. April 2004 trat Ray van Zeschau anlässlich seines vierzigsten Geburtstages nach zwölf Jahren Pause noch einmal mit den Freunden der italienischen Oper im traditionsreichen Dresdner Ballhaus „Gare de la Lune“ gemeinsam mit Die Art auf. Im November 2005 standen Ray van Zeschau und die Freunde der italienischen Oper für den ARTE-Dokumentarfilm „Der Bass René Pape – Mein Herz brennt“ noch einmal gemeinsam im Studio vor der Kamera, und Ray van Zeschau sowie Opernsänger René Pape vor dem Mikrofon. 2005 entstand van Zeschaus bisher letzter Film „Statt Dresden“, für die „Dresden Rolle“, die anlässlich der 800-Jahr-Feier Premiere hatte und zum 18. Filmfest Dresden sowie im MDR gezeigt wurde. 2007 formierte er das eigentlich nur für einen Abend gedachte 50er-Jahre-Psychometalprojekt The Distorted Elvises, das er dann aber drei Jahre später mit Rajko Gohlke, Tex Morton und Boris Israel Fernandez als feste Band wiederbelebte.

Fünf Jahre nach dem letzten Auftritt der Freunde der italienischen Oper gelang es dem Journalisten und Kunstwissenschaftler Alexander Pehlemann und dem Schauspiel Leipzig am 17. November 2009 FDIO im Saal des Centraltheater Leipzig wieder auf die Bühne zu bringen. Da ein Auftritt in der letzten Besetzung von 1992 nicht mehr möglich war, holte Sänger R.J.K.K. Hänsch eine fast neue Besetzung ins Boot, mit Rajko Gohlke am Bass, Tex Morton und Alex Anthony Faide an den Gitarren sowie Boris Israel Fernandez am Schlagzeug.[9][10][11]

2012 gründete er mit Rajko Gohlke das Akustikduo Ray’n’Rajko. 2013 musste Alex Anthony Faide Deutschland verlassen und kehrte in seine Heimatstadt Buenos Aires zurück. Nach vier Jahren wiederholter Pause von FDIO wurde Gitarrist Joey A. Vaising (The Sonic Boom Foundation, ehemals The Tishvaisings, Think About Mutation) neues Mitglied der Band, die seit 2018 wieder aktiv auf Tour ist und erstmals 2019 auch zum Wave-Gotik-Treffen ins Schauspielhaus Leipzig eingeladen wurde.

2019 begann er als Protagonist, deutscher Produzent und Co-Regisseur an den Dreharbeiten zu dem deutsch/bulgarischen Dokudrama "Mein Onkel Lubo", welches die künstlerische Lebensgeschichte seines bulgarischen Onkels, des 2016 verstorbenen Künstlers Ljuben Stoev zum Inhalt hat.[12] 2020 veröffentlichte FDIO gemeinsam mit der Leipziger Band Die Art die 12" Split-Picture-EP "Brüder zur Sonne zur Freiheit, mit der sie im Frühjahr 2020 gemeinsam auf Tour gehen wollten, was aber durch die Coronamaßnahmen und im Zuge der Lockdowns auf 2023 verschoben werden musste.

Ray van Zeschau arbeitet neben seinen musikalischen und filmischen Projekten als freischaffender Fotograf und Journalist. Er lebt und arbeitet in Dresden, Berlin und Sofia.

Filme und Videos[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bands[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tonträger[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1990: Freunde der italienischen Oper – Mutmaßliche Terroristen in Haft… / Gott schütze den Innenminister (Tape)
  • 1990: Freunde der italienischen Oper – Live in Munich (Tape)
  • 1991: Freunde der italienischen Oper – Il Grande Silenzio (Tape)
  • 1991: Freunde der italienischen Oper – Live im Schauspielhaus Dresden (Tape)
  • 1991: Freunde der italienischen Oper – Live in Dresden (Tape)
  • 1991: Freunde der italienischen Oper – Um Thron und Liebe (LP)
  • 1996: Freunde der italienischen Oper – Edle Einfalt Stille Größe (CD, Strandard63)
  • 1997: Freunde der italienischen Oper – Um Thron und Liebe (CD, Strandard63 / What’s So Funny About)
  • 1997: Freunde der italienischen Oper – Um Thron und Liebe / Edle Einfalt Stille Größe (CD-Box, Strandard63 / What’s So Funny About)
  • 1998: Ray & The Rockets – Rock the Universe (7″-Vinyl-EP, Strandard63)
  • 1999: Ray & The Rockets – The Truth About Rosswein 47 (7″-Vinyl-Single, Strandard63)
  • 2000: Ray & The Rockets – Boogie from Outer Space (7″-Vinyl-EP, Strandard63)
  • 2001: Ray & The Rockets – Kosakabilly from Baikanur (7″-Vinyl-EP, Strandard63)
  • 2002: Ray & The Rockets – The EP & Single Collection (CD, Strandard63)
  • 2018: Freunde der italienischen Oper – Via Dolorosa (CD, Strandard63)
  • 2020: Freunde der italienischen Oper – Via Dolorosa (LP, Major Label & Strandard63)
  • 2020: Freunde der italienischen Oper mit Die Art, Brüder zur Sonne zur Freiheit – 12 Inch Vinyl Picture Split-EP (Major Label)
  • 2023: The Distorted Elvises - Gun in Acapulco (12″-Mini-LP/EP, Strandard63 / Major Label)

Sampler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1990: Dresden History 2 1988–1989 (Tape)
  • 1990: Dresden 1990 (Tape)
  • 1991: Ausbruchsversuch Nr. 3 (Tape)
  • 1992: Eine eigene Gesellschaft mit eigener Moral (CD, What’s So Funny About)
  • 2001: Musik in Deutschland 1950–2000 (CD, RCA / Bertelsmann)
  • 2006: Spannung Leistung Widerstand – Magnetbanduntergrund DDR 1979-89 (CD, ZickZack)
  • 2007: Kinder der Maschinenrepublik (CD)

Bootlegs[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1991: Live im Theaterclub Karl-Marx-Stadt (Tape)
  • 1991: Live im OJH Riesa (Tape)
  • 1991: Live im JFZ Neuruppin (Tape)
  • 1991: Live im B-Plan Karl-Marx-Stadt (Tape)

Gastbeiträge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Film und TV[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ausstellungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ulf Krüger: Außer Zorn muß da noch was sein. Szene/Porträt, In: Sächsische Zeitung. 17. Februar 1999.
  2. Cornelia Resik: Dresdner Filmfest zeigt filmische Gegenkultur aus DDR-Zeit. In: SZ. 1994.
  3. "Skandal im Hygiene-Museum: den Gästen verging der Appetit" Morgenpost (Sachsen). 21. Oktober 1990.
  4. Andreas Kohl: Musik, Platten, CD-Kritik. In: Kreuzer. 12/1997.
  5. Manuela Ludwig: Aus dem "Faust" auf den "Thron der Liebe" Die Freunde der italienischen Oper kommen erst 1992 nach Potsdam. In: Potsdamer Neueste Nachrichten. 19. November 1991.
  6. Michael Pilz: Geborgen im Käfig: Die legendäre Undergroundkapelle steckt nun im rustikalen Schuber. Kultur extra, Spiegel Online vom 26. März 1998.
  7. Thomas Thieringer: Der Zeitgeist im Uhrwerk. In: Süddeutsche Zeitung. 4. März 1998.
  8. Zwölf Künstler zeigten Gewaltakte. In: Kölner Wochenspiegel. 1. April 1998.
  9. Thomas Hübener: Das Feiern der Anderen. In: spex. 324, JAN/FEB 2010.
  10. Biba Kopf attends a reunion of underground musicians in Leipzig and hears traces of the city´s East German past. In: THE WIRE. (britische Fachzeitschrift für experimentelle und avantgardistische Musik) 311, Rewind 2009, January 2010.
  11. ARD Nachtmagazin 18. November 2009.
  12. https://www.kdfs.de/projekte/foerderprojekte/foerderprojekte-2020