Reichstagswahlkreis Reuß älterer Linie

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Die Wahlkreisaufteilung des Deutschen Reichs.

Der Reichstagswahlkreis Reuß älterer Linie (Wahlkreis 374) war ein Wahlkreis für die Reichstagswahlen im Deutschen Reich und im Norddeutschen Bund von 1867 bis 1918.

Wahlkreiszuschnitt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Wahlkreis umfasste das Fürstentum Reuß älterer Linie.

Der Wahlkreis war stark industrialisiert und eine Parteihochburg der SPD Reuß älterer Linie. Er gehörte zu den Reichstagswahlkreisen mit den wenigsten Wählern.

Bevölkerungsentwicklung
Jahr Einwohner
1890 62.754
1895 67.468
1900 68.396
1905 70.603
1910 72.769
Berufszugehörige Männer
Landwirtschaft Industrie und Gewerbe Handel und Dienstleistungen
1895 19,8 66,9 13,4
1907 15,9 69,8 14,3
Konfession
Evangelisch Katholisch
1890 98,1 1,5
1905 97,1 1,7
1910 96,9 1,8

Abgeordnete[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wahl Abgeordneter Partei Bild
Reichstagswahl Februar 1867 bis 1871 Karl Salzmann Nationalliberale Partei 0
Reichstagswahl 1871 bis 1874 Heinrich Ludwig von Kommerstädt Konservativ
Reichstagswahl 1874 bis 1877 Heinrich Bernhard Oppenheim Deutsche Fortschrittspartei 0
Reichstagswahl 1877 bis 1878 Wilhelm Blos SAP
Reichstagswahl 1878 bis 1881 Carl Anton Merz Deutschkonservative Partei 0
Reichstagswahl 1881 bis 1884 Wilhelm Blos SAP 0
Reichstagswahl 1884 bis 1887 Philipp Wiemer SAP 0
Reichstagswahl 1887 bis 1890 Otto Henning Deutsche Fortschrittspartei 0
Reichstagswahl 1890 bis 1907 Karl Hermann Förster SPD
Reichstagswahl 1907 bis 1912 Julius Arnold Deutschkonservative Partei 0
Reichstagswahl 1912 bis 1912 Karl Hermann Förster SPD
Nachwahl 1912 bis 1918 Max Cohen SPD

Wahlen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1867 (Februar)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es fand nur ein Wahlgang statt.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Karl Salzmann NLP 0 Mandatsgewinner
Heinrich Ludwig von Kommerstädt Konservativ 0 0

1867 (August)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es fand nur ein Wahlgang statt.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Karl Salzmann NLP 0 Mandatsgewinner
Heinrich Ludwig von Kommerstädt Konservativ 0 0

1871[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es fand nur ein Wahlgang statt.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Karl Salzmann NLP 0 0
Heinrich Ludwig von Kommerstädt Konservativ 0 Mandatsgewinner
Sonstige 0 0 0

1874[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es fanden zwei Wahlgänge statt. Am 10. Januar 1874 ergab sich im ersten Wahlgang:

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Franz Kamigann Soz 0 0
Heinrich Bernhard Oppenheim NLP 0 0
Heinrich Schwarz Kons 0 0
Sonstige 0 0 0

Am 24. Januar 1874 fand die Stichwahl statt

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Franz Kamigann Soz 0 0
Heinrich Bernhard Oppenheim NLP 0 Mandatsgewinner
Sonstige 0 0 0

1877[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es fand nur ein Wahlgang statt.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Heinrich Bernhard Oppenheim NLP 0 0
Wilhelm Blos Soz 0 Mandatsgewinner
Justizrat Dietel kons 0 0
Sonstige 0 0 0

1878[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es fand nur ein Wahlgang statt.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Carl Anton Merz kons 0 Mandatsgewinner
Wilhelm Blos Soz 0 0
Sonstige 0 0 0

1881[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es fanden zwei Wahlgänge statt. Am 27. Oktober 1881 ergab sich im ersten Wahlgang:

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Karl Gotthold Krause NLP 0 0
Anton Merz kons 0 0
Wilhelm Blos Soz 0 0
Sonstige 0 0 0

Am 7. November 1881 fand die Stichwahl statt

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Anton Merz kons 0 0
Wilhelm Blos Soz 0 Mandatsgewinner
Sonstige 0 0 0

1888[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es fanden zwei Wahlgänge statt. Am 28. Oktober 1884 ergab sich in der Hauptwahl:

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Heinrich Arnold kons 0 0
Wilhelm Blos Soz 0 0
Sonstige 0 0 0

Wilhelm Blos gewann sowohl den Wahlkreis Braunschweig-Stadt als auch den Wahlkreis Reuß älterer Linie. Er nahm das Mandat in Braunschweig an. Am 27. Dezember 1884 fand die Nachwahl wegen der Nichtannahme von Wilhelm Blos statt:

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Oscar Liebmann kons 0 0
Philipp Wiemer Soz 0 Mandatsgewinner
Sonstige 0 0 0

1887[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es fanden zwei Wahlgänge statt. Am 21. Februar 1887 ergab sich im ersten Wahlgang:

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Otto Henning DRP 0 0
Philipp Wiemer Soz 0 0
Oskar Liebmann kons 0 0
Sonstige 0 0 0

Am 2. März 1887 fand die Stichwahl statt

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Otto Henning DRP 0 Mandatsgewinner
Philipp Wiemer Soz 0 0
Sonstige 0 0 0

1890[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der Reichstagswahl 1890 einigten sich die Kartellparteien (NLP und Konservative) auf einen Wahlkreiskandidaten der DRP, den Buchdruckereibesitzer Otto Henning. Es kam dennoch zu einer Spaltung des bürgerlichen Lagers, das die "Landeszeitungspartei" den Kammergutspächter Moritz Werner als Kandidaten aufstellte. Es fand nur ein Wahlgang (20. Februar 1890) statt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 11.496, die Wahlbeteiligung 83,8 %. 11.456 Stimmen waren gültig.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Karl Hermann Förster SPD 5885 51,4 0
Otto Henning DRP 2124 18,5 0
Moritz Werner Kons 3372 29,8 0
Dr. Theodor Barth Freis 75 0,7 0
Sonstige 0 0 0

1893[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die NLP wollte als Kandidaten den Kaufmann Weinmann aufstellen, konnte sich bei den Verhandlungen der Kartellparteien aber nicht durchsetzten. Kompromisskandidat wurde der Landgerichtspräsident Hofmann. Es fand nur ein Wahlgang (15. Juni 1893) statt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 10.711, die Wahlbeteiligung 76,5 %. 10.682 Stimmen waren gültig.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Karl Hermann Förster SPD 6041 56,5 0
Heinrich Hofmann Kons 4002 37,5 0
Paul Förster DS 627 5,9 0
Sonstige 0 12 0,1 0

1898[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kartellparteien einigten sich erneut auf Heinrich Hofmann als Kandidaten. Gegen den Willen des nationalliberalen Wahlkreisvereins kandidierte das NLP-Mitglied Löbich; diese Kandidatur blieb aber bedeutungslos. Auf der agrar-antisemitischen Seite einigten sich die Christlich Soziale Partei, die Deutsch Soziale Reformpartei und der Bund der Landwirte auf die Kandidatur von Franz Wagner (CS). Es fand nur ein Wahlgang (16. Juni 1898) statt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 11.546, die Wahlbeteiligung 77,0 %. 11.500 Stimmen waren gültig.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Karl Hermann Förster SPD 6339 55,1 0
Heinrich Hofmann Kons 3607 31,4} 0
Löbich NLP 176 1,5 0
Franz Wagner CS 1374 12,0 0
Sonstige 0 4 0 0

1903[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Julius Arnold wurde bei der Reichstagswahl 1903 von NLP, Konservativen, FVP, DS und dem BdL unterstützt, konnte das Mandat aber dennoch nicht erobern. Es fand nur ein Wahlgang (16. Juni 1903) statt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 13.626, die Wahlbeteiligung 89,4 %. 13.550 Stimmen waren gültig.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Karl Hermann Förster SPD 6840 50,5 0
Julius Arnold Kons 6706 49,5 0
Sonstige 0 3 0 0

1907[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auch bei der Reichstagswahl 1907 einigten sich alle Parteien außer der SPD auf einen "regierungsfreundlichen" Kandidaten. Dieser konnte sich in der aufgeheizten Stimmung der "Hottentottenwahlen" auch bei Rekordwahlbeteiligung durchsetzen. Es fand nur ein Wahlgang (25. Januar 1907) statt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 15.035, die Wahlbeteiligung 95,1 %. 14.938 Stimmen waren gültig.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Julius Arnold Kons 8583 57,5 0
Karl Hermann Förster SPD 6353 42,5 0
Sonstige 0 36 0 0

1912[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der Reichstagswahl 1912 sollte Erich Burchardt der gemeinsame Kandidat der liberalen und konservativen Parteien werden. Allerdings hatten NLP und VoVP ein übergeordnetes Wahlabkommen für Thüringen geschlossen, demnach die FoVP im Wahlkreis 371 auf eine Sonderkandidatur verzichten wollte und dafür die Kandidatur hier erhalten sollte. Daher hielt die FoVP an ihrem Kandidaten Walther Matheus fest. Es fand nur ein Wahlgang (12. Januar 1912) statt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 16.765, die Wahlbeteiligung 94,0 %. 16.677 Stimmen waren gültig.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Karl Hermann Förster SPD 8537 54,5 0
Erich Burchardt NLP 3802 24,3 Greizer Gymnasialprofessor als Vertreter des Vaterländischen Vereins
Walther Matheus FoVP 3319 21,2 Chefredakteur
Sonstige 0 47 0 0

Nachwahl 1912[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Tod von Karl Hermann Förster war eine Nachwahl notwendig. Das früherer Bündnis aus Liberalen und Konservativen endete. National- und Linksliberale einigten sich auf den späteren Reichskanzler Stresemann, die Konservativen, der Bund der Landwirte und die DSP unterstützen den Antisemiten Lattmann. Es fand nur ein Wahlgang (19. Dezember 1912) statt.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Max Cohen SPD 7911 53,5 0
Gustav Stresemann NLP 5329 36,0 0
Wilhelm Lattmann DSP 1571 10,5 0
Sonstige 0 0 0

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Christian Espig: Die "Soziale Morphologie" als methodischer Zugang einer lokalen Religionswissenschaft am Beispiel des Fürstentums Reuß ä.L., Diss. 2016, S. 162 ff., Digitalisat
  • Carl-Wilhelm Reibel: Handbuch der Reichstagswahlen 1890–1918, 2. Halbband, 2007, ISBN 978-3-7700-5284-4, S. 1467–1470.