Richard Berger (Ingenieur)

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Richard Berger (* 8. Juli 1885 in Brünn, Österreich-Ungarn; † 10. November 1938 bei Kranebitten) war ein österreichischer Ingenieur und Opfer des Novemberpogroms 1938.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Richard Berger stammte aus Böhmen und ließ sich in Innsbruck nieder, wo er als ausgebildeter Brückenbauingenieur eine Stelle als Baurat, zuletzt als Oberbaurat bei der Bauabteilung der Bundesbahndirektion Innsbruck[1] der Österreichischen Bundesbahn wahrnahm. Er, der dem jüdischen Glauben angehörte, heiratete 1915 Margarethe Weiss. Aus dieser Ehe gingen die beiden Söhne Walter und Fritz (Frederic) hervor.

Berger übernahm die Funktion des Präsidenten in der Zionistischen Ortsgruppe von Innsbruck und wurde nach dem Anschluss Österreichs am 23. Juni 1938 zum Vorstand der Israelitischen Kultusgemeinde für Tirol und Vorarlberg gewählt.

In der Pogromnacht drangen am 9. November 1938 Angehörige der 87. SS-Standarte Innsbruck in seine Innsbrucker Wohnung in der Anichstraße 13 ein, schleppten ihn in ein Auto, mit dem sie ihn nach Kranebitten brachten. Am Ufer des Inns wurde ihm der Schädel eingeschlagen und sein lebloser Körper anschließend in den Inn geworfen. Die Leiche Bergers wurde nach München gebracht und im dortigen Krematorium am 15. November 1938 eingeäschert.[2]

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges sollten die drei Täter, SS-Studentensturmführer Gerhard Lausegger und die SS-Untersturmführer Robert Duy und Walter Hopfgartner[3], zur Rechenschaft gezogen werden. Zwei (Lausenegger und Duy) entzogen sich jedoch einem Urteil durch Flucht außer Landes. Später kam Lausenegger 1966 in Argentinien bei einem Unfall ums Leben.[4] Hopfgartner wurde zu einer zehnjährigen Haftstrafe verurteilt[5], nach knapp fünf Jahren im Jahr 1954 im Zuge der Weihnachtsamnestie bedingt entlassen[6] und machte danach Karriere in der SPÖ.[7]

1997 wurde am Landhausplatz in Innsbruck das Pogromdenkmal errichtet, welches Richard Berger und den drei weiteren Innsbrucker Opfern der Novemberpogrome 1938 gewidmet ist.[8]

Da ein Denkmal der Burschenschaft Suevia Innsbruck Lausegger als eines ihrer Mitglieder am Innsbrucker Westfriedhof ehrt, errichtete die Stadt Innsbruck im November 2015 eine Gedenk-Stele für Berger unweit des Suevia-Denkmals.[9]

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Thomas Albrich; Michael Guggenberger: Nur selten steht einer dieser Novemberverbrecher vor Gericht. Die strafrechtliche Verfolgung der Täter der so genannten „Reichskristallnacht“ in Österreich, in: Thomas Albrich; Winfried R. Garscha; Martin F. Polaschek (Hrsg.): Holocaust und Kriegsverbrechen vor Gericht : der Fall Österreich. Innsbruck : Haymon, 2006, ISBN 3-7065-4258-7. Zu Innsbruck S. 34–44
  • Thomas Albrich (Hrsg.): Die Täter des Judenpogroms 1938 in Innsbruck. Innsbruck : Haymon, 2016, ISBN 978-3-7099-7242-7

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Generaldirektion der Österreichischen Bundesbahnen (Hrsg.): Almanach der Österreichischen Eisenbahnen 1931. Wien 1931, Seite 44
  2. Anichstraße - Stadtteil Zentrum. In: Orte des Novemberpogroms 1938 in Innsbruck. Abgerufen am 9. Dezember 2015.
  3. Täterkreis. In: Orte des Novemberpogroms 1938 in Innsbruck. Archiviert vom Original am 11. Dezember 2011; abgerufen am 9. Dezember 2015.
  4. Nachkriegsjustiz & Täterbiografien – Orte des Novemberpogroms 1938 in Innsbruck. Abgerufen am 10. Juni 2023 (deutsch).
  5. Burschenschafterdenkmal ehrt Mitmörder. In: erinnern.at. Abgerufen am 9. Dezember 2015.
  6. Thomas Albrich, Michael Guggenberger: Die strafrechtliche Verfolgung der Täter der Reichskristallnacht in Österreich. In: Martin Polaschek (Hrsg.): Holocaust und Kriegsverbrechen vor Gericht. StudienVerlag, S. 39 ff.
  7. Christa Zöchling: Das Novemberpogrom 1938 war der Auftakt zum Holocaust. In: Profil. Heft 45/2018, 3. November 2018.
  8. Blutigste Verfolgung war in Innsbruck. In: meinbezirk.at. 15. Mai 2015 (meinbezirk.at [abgerufen am 6. November 2018]).
  9. „Erinnerung ist eine Form der Begegnung“. In: Innsbruck informiert. 4. November 2015, abgerufen am 9. Dezember 2015.