Richard Hörl

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Richard Hörl (* 4. April 1939 in Salzburg; † 22. April 2019) war Bäckermeister, Grünlandschützer, Mitbegründer der Bürgerliste Salzburg und Gemeinderat der Landeshauptstadt Salzburg. Er setzte sich für direkte Demokratie[1] und für den Ausbau des Radwegnetzes der Stadt ein.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Bäckermeister Richard Hörl übernahm im Jahr 1966 den elterlichen Bäckereibetrieb in der Alpenstraße 18 und baute diesen gemeinsam mit seiner Frau zu einer Reformbäckerei und einer Konditorei aus, die auch das erste Vollkorn-Schrotbrot Salzburgs anbot.[2]

Am 5. Dezember 1977 wurde Hörl als einer von zwei Mandataren der Bürgerliste Salzburg als Gemeinderat angelobt.[3][4] Er schied im Jahr 1980 aus persönlichen Gründen aus dem Gemeinderat aus, unterstützte jedoch weiterhin die verschiedenen Initiativen und übernahm eine aktive Rolle bei der Wiedergründung der Aktion Rettet unser Grünland im Jahr 2006.

Am Ostersonntag, den 22. April 2019, starb Richard Hörl nach langem schweren Leiden.[5] Über seine Nierentransplantation als Lebenszäsur berichtete er selbst in seiner persönlichen Bilanz über die Salzburger Bürgerrevolte 1972–1982.[6]

Politisches Engagement[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Initiative „Schützt Salzburgs Landschaften“[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als die Verbauung der der Wiesen in Freisaal im Stadtteil Nonntal mit einem Neubau für die Universität Salzburg geplant wurde, gründete Hörl im Jahr 1971 die Bürgerinitiative Schützt Salzburgs Landschaften[7]. Die Initiative sammelte 20.000 Unterschriften und noch im Wahljahr 1972 musste die Stadtpolitik das Projekt einer Wohnbebauung entlang der Allee fallen lassen.

Im Jahr 1975 erreichte Hörl durch eine Unterschriftenaktion,[8] dass sich Medien und politische Akteure von dem geplanten Projekt der Verbauung der Freisaaler Wiesen durch den Universitäts-Campus und das Landessportzentrum abwendeten und die beiden alternativen Projekte Altstadt-Universität und Landessportzentrum Rif im Norden der Stadtgemeinde Hallein in Angriff genommen wurden. Verblieben in Freisaal ist lediglich das 1986 eröffnete Gebäude der Natur- und Lebenswissenschaftlichen Fakultät.

Grünlanddeklaration[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein herausragender politischer Erfolg der Bürgerliste, an dem Richard Hörl vorbereitend beteiligt gewesen war, war die Beschlussfassung der Salzburger Grünlanddeklaration im Jahr 1985. Er war Mitorganisator des Bürgerbegehrens Rettet unser Grünland und arbeitete im Jahr 2007 mit der Aktion Grünland Salzburg an einer rechtlichen Absicherung für die Grünlanddeklaration.

Protest gegen Wiederaufbereitungsanlage Wackersdorf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

WAA-Bauzaun in Wackersdorf

Hörl war Aktivist gegen die Atom-Wiederaufarbeitungsanlage Wackersdorf (WAA) im bayerischen Landkreis Schwandorf. Er errichtete zu Beginn der sog. Alpenfehde 1986 ein nachgebildetes WAA-Bauzaunelement aus Metall auf dem Alten Markt.[9] Im Juli 1986 stiegen dort der Salzburger Bürgermeister Josef Reschen und der Schwandorfer Landrat Hans Schuierer auf eine Leiter und besiegelten per Handschlag über dem Zaunelement ihre grenzübergreifende Anti-Atom-Partnerschaft, die heftige politische Streitigkeiten um das Bauprojekt nach sich zog.[10][11]

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Richard-Hörl-Weg: Dem Lokalpolitiker und Aktivisten zu Ehren beschloss der Salzburger Gemeinderat im Jahr 2020, den Geh- und Radweg durch das Landschaftsschutzgebiet beim Schloss Freisaal nach Hörl zu benennen. Der „Richard-Hörl-Weg“ führt seitdem durch die Freisaaler Wiesen, für deren Erhalt er sich in den 1970er Jahren erfolgreich eingesetzt hat.[12] Bei einem Festakt zur Eröffnung sagte Salzburgs Bürgermeister Harald Preuner (ÖVP) in seiner Laudatio: „Richard Hörl war eine Legende. Er hat sich zu Recht gegen die Verbauung von Salzburgs Süden erhoben. Dank ihm ist der Grünlandschutz heute nicht verhandelbarer Konsens in der Stadtpolitik.“[13]

Nachrufe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Richard Hörl (80) hatte mit Herbert Fux und Eckehart Ziesel die Bürgerliste in Salzburg gegründet. Der streitbare Bäcker- und Konditormeister kämpfte unter anderem für die Stadtlandschaften, die direkte Demokratie und die Radfahrer. Mit einem nachgebauten Bauzaun protestierte Hörl gegen das AKW Wackersdorf.“

Salzburger Nachrichten vom 1. Mai 2019[5]

„Hörl setzte sich intensiv für die Verankerung der Grünland-Deklaration in der Stadtpolitik ein. Darin folgten ihm auch einige Vertreter anderer Parteien. Auch politische Gegner schätzten seine klare Sprache, Authentizität und Herkunft aus der arbeitenden Bevölkerung, die sich außerhalb der vom Staat finanzierten Bereiche ihr Geld verdienen muss. Besonders wichtig war ihm ein Modell der 'Direkten Demokratie', das Bürgern neben den Machtstrukturen mit seinen Klubzwängen mehr Mitsprache in der Stadt sichern sollte. Diese Pläne scheiterten 2012 nach jahrelangen Verhandlungen am Widerstand von Parteien und Politikern.“

ORF-Salzburg News vom 1. Mai 2019

„Der aufrechte Gang war ihm stets wichtig. Er kämpfte immer mit offenem Visier, ohne Winkelzüge und er war eine Lichtgestalt in der Politik.“

Salzburger Kronen-Zeitung vom 1. Mai 2019[14]

„‚Es ist unmöglich, sich um Salzburg NICHT zu sorgen‘. Wenn diese Aussage aus der Mahnschrift von Professor Dr. Sedlmayr aus dem Jahr 1965 auf jemanden zutrifft, dann auf den unermüdlichen Streiter Richard Hörl. Der Bäcker- und Konditormeister aus der Alpenstraße hat mit seinem Engagement Salzburg mehr geprägt als so manche namhaften Politiker.“

Mehr Demokratie, 30. April 2019[15]

„Sein Engagement für wichtige politische Themen ließ nicht nach. [...] Die Bürgerliste reagierte am Mittwoch in einer Aussendung mit Betroffenheit auf das Ableben Hörls. ‚Sein Mut, seine Konsequenz und sein visionärer Einsatz für Salzburg und seine BürgerInnen waren einzigartig. Er war und ist uns ein großes Vorbild‘, schreiben Johann Padutsch, Helmut Hüttinger und Martina Berthold.“

Salzburg24, 1. Mai 2019[2]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Richard Hörl: Die Salzburger Bürgerrevolte 1972-1982. Wie es begann und wie es uns dabei erging. Edition Tandem, Salzburg und Wien 2014, ISBN 978-3-902932-02-0.
  • Hans Sedlmayr: Die demolierte Schönheit. Ein Aufruf zur Rettung der Altstadt Salzburgs. Müller-Verlag, Salzburg 1965.
  • Hans Sedlmayr: Stadt ohne Landschaft. Salzburgs Schicksal morgen? Müller-Verlag, Salzburg 1970.
  • Klaus Raimund Schreiner: Die Entstehung der Bürgerliste in der Stadt Salzburg in den 1970er-Jahren – Motive für das politische Partizipationsverhalten und der Einfluss lokaler Kontexteigenschaften. Diplomarbeit an der Karl-Franzens-Universität Graz, Graz 2012[16]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Salzburger Modell - Direkte Demokratie in Salzburg. Vorbild Schweiz? BürgerInnen-Diskussion mit: Andreas Gross, Heinz Schaden, Richard Hörl auf YouTube (ca. 12 Min.)
    Salzburger Modell - Direkte Demokratie in Salzburg. Vorbild Schweiz? auf YouTube (ca. 11 Min.)
  2. a b Richard Hörl | Bürgerlisten-Gründer ist tot. Salzburg24 vom 1. Mai 2019.
  3. Hörl 2014, S. 94
  4. Hörl 2014, S. 99–110
  5. a b Richard Hörl - der Mitbegründer der Salzburger Bürgerliste ist verstorben. Salzburger Nachrichten vom 1. Mai 2019.
  6. Hörl 2014, S. 143–151
  7. Hörl 2014, S. 17ff
  8. Hörl 2014, S. 35–46
  9. 20 Jahre PLAGE: Stationen eines langen Weges 1986–2006. (PDF; 1,7 MB) PLAGE-Plattform News, 3/2006, S. 2.
  10. Handschlag-Foto (PDF; 19 MB) In: Kultur gegen die WAA, S. 10.
  11. Ein Landrat gegen die Atomkraft: Der „Titan von Wackersdorf“ wird 90. - (Salzburger Nachrichten vom 6. Februar 2021)
  12. Weg nach Grünlandschützer Hörl benannt. In: salzburg.orf.at, 30. Juni 2020.
  13. Richard-Hörl-Weg feierlich eröffnet. Salzburg24 vom 30. Juni 2020.
  14. Der aufrechte Gang war ihm stets wichtig. Nachruf in der Kronenzeitung
  15. Richard Hörl ist tot – ein Nachruf. In: Mehr Demokratie.
  16. Die Entstehung der Bürgerliste in der Stadt Salzburg in den 1970er Jahren (PDF; 1,6 MB) - (Diplomarbeit an der Karl-Franzens-Universität Graz, 2012)