Richard Jörg

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Richard Jörg (* 12. August 1908 in Karlsruhe; † September 1992 in Konstanz[1]) war ein deutscher Architekt und kommunaler Baubeamter, der vor allem durch seine Entwürfe für katholische Kirchenbauten bekannt wurde. Er war städtischer Oberbaurat in Mainz und Regierungsbaurat in Mannheim.

Leben und Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Richard Jörg absolvierte ein Architekturstudium an der Technischen Hochschule Karlsruhe mit dem Schwerpunkt städtischer Hochbau, Wohnungs- und Siedlungswesen bei Otto Ernst Schweizer.[2] Jörg übernahm 1947 die Leitung des Mainzer Hochbauamtes und war in dieser Position bis 1952 in Mainz aktiv.[3] Während seiner Tätigkeit in Mainz wurde er durch seine Planungen zum Wiederaufbau der kriegszerstörten Altstadt bekannt.[4] Für den alten Stadtkern gelang es ihm jedoch wegen der difformen Verkehrsgrundlage (Abfolge unterschiedlicher Stadträume, außerordentlich komplexe Landschaft von Plätzen und Gassen) nicht, ein realisierbares stadtbaukünstlerisches Gesamtkonzept zu entwickeln. Er leitete 1949 bis 1951 den Wiederaufbau des Mollerschen Stadttheaters, heute Staatstheater Mainz.[5]

Als Oberbaurat entwickelte er zusammen mit Adolf Bayer Konzepte zur Erhaltung mehrerer freier Blickachsen auf den Mainzer Dom, die unter anderem von einer niedrig gehaltenen, stark aufgelockerten Kammbebauung der Südseite der Ludwigsstraße ausgingen. Andere Blickachsen entwickelte er von der Schusterstraße aus sowie durch eine neue Gasse zwischen Stadthausstraße und Alter Universitätsstraße, früher Seppel-Glückert-Passage.[6] Dieses Konzept wurde erst ab 1961 umgesetzt und die Ludwigsstraße auf die Tiefe der südlichen Platzwand des Gutenbergplatzes erheblich verbreitert. Einheitliche zweigeschossige Pavillons wurden vor hohen Rückgebäuden gebaut. Eine Anerkennung als Baudenkmal blieb diesem Ensemble bisher versagt, obwohl die kubische Grundform als integraler Teil der übergeordneten Kammbebauung und die weitgehend erhaltene Substanz und Proportion der Baukörper als denkmalwürdig bezeichnet worden sind.[7]

Markantestes Gebäude seiner Mainzer Schaffensperiode ist die vom Mainzer Bischof Albert Stohr genehmigte und unter Beteiligung des Architekten Bernhard Schmitz geplante Heilig-Kreuz-Kirche im schlesischen Viertel. Der avantgardistische Zentralbau ist das erste vorkonziliare katholische Kirchenbauwerk in Deutschland,[8] das sich – wie später im Vatikanum angestrebt – am Dialog und der Bindung des Kirchenvolks mit dem Priestertum orientierte. Hierzu wurde die räumliche Trennung von Sanktuarium und Laienraum aufgehoben. Die aufwändige Lichtregie setzte Jörg auch später oft ein.

Gemeinsam mit Adolf Bayer, den er aus seiner Mainzer Zeit kannte, beteiligte er sich am Architektenwettbewerb zur Errichtung von Regierungsgebäuden in Würzburg.[9]

Die Stadt Mannheim berief Jörg 1952 zum Stadtbaudirektor. Er leitete das Referat Hochbauwesen, Raumplanung und Grünanlagen.[10] In Mannheim zeichnete er verantwortlich für den Wiederaufbau des Mozartsaals des Rosengartens, des Amtsgebäudes C 7,2 und des Zeughauses, außerdem für den Neubau der Handwerkskammer in B 1 und der St.-Lioba-Kirche sowie den Umbau des Engelhardt-Hauses auf den Planken.[11]

Bauten (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Frontansicht der Kirche St. Andreas in Neckarhausen

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • mit Ignatia Neumann und Hugo Schnell: Die Ursulinenkapelle in Mannheim. Aus der Geschichte des Ursulinenordens und des Ursulinenklosters Schweidnitz-Mannheim (= Kleine deutsche Kirchenführer. Bd. 1051). Schnell und Steiner, Regensburg 1975.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Richard Jörg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Das Münster, Jahrgang 1992, Hefte 1–4.
  2. Richard Jörg, Adolf Bayer: Stadtplanung und Aufbau von Mainz. In: Otto Ernst Schweizer und seine Schule. Die Schüler zum sechzigsten Geburtstag ihres Meisters. Ravensburg 1950, S. 19–27.
  3. Andrew MacNeille: Zwischen Tradition und Innovation – Historische Plätze in der Bundesrepublik Deutschland nach 1945. Dissertation, Universität Köln, 2004, S. 236 (PDF; 3,1 MB).
  4. Heinrich Henning: Mainz. Das Schicksal einer Stadt. In: Die neue Stadt. Zeitschrift für Architektur und Städtebau. Jahrgang 1953, S. 49–87.
  5. Roland Goller: 24. November 1951. Mainz, Stadttheater: Wieder im Moller-Bau. In: 400 Jahre Oper – Theater – Opernhäuser, Bau – Vernichtung – Wiederaufbau. Euro-Opera.de.
  6. Richard Jörg, Adolf Bayer: Stadtplanung und Aufbau von Mainz. In: Otto Ernst Schweizer und seine Schule. Die Schüler zum sechzigsten Geburtstag ihres Meisters. Ravensburg 1950, S. 22.
  7. Ewald Wegner: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Band 2.2: Stadt Mainz. Altstadt. Schwann, Düsseldorf 1988, S. 202.
  8. Hugo Schnell: Die neue Kirche Hl. Kreuz in Mainz von Richard Jörg. In: Das Münster. Jahrgang 1955, Heft 1/2.
  9. Der Wettbewerb Regierungsgebäude Würzburg. In: Bauwelt. Jahrgang 1953, Heft 13.
  10. Christian Peters: „Glücklicherweise bilden wir eine Ausnahme“. Mannheim in den fünfziger Jahren. Stuttgart 2002, ISBN 3-7995-0905-4, S. 124.
  11. Andreas Schenk: Architekturführer Mannheim. Dietrich Reimer, Berlin 1999, ISBN 3-496-01201-3, S. 47, Objektnr. 245.