Riesenmanta

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Riesenmanta

Riesenmanta (Mobula birostris)

Systematik
Teilklasse: Plattenkiemer (Elasmobranchii)
ohne Rang: Rochen (Batoidea)
Ordnung: Myliobatiformes
Familie: Mobulidae
Gattung: Teufelsrochen (Mobula)
Art: Riesenmanta
Wissenschaftlicher Name
Mobula birostris
(Walbaum, 1792)
Videoaufnahme eines Mantarochen
Mantarochen, gut sichtbar die Kiemenreuse
(Putzerlippfisch vorne im Maul)

Der Riesenmanta (Mobula birostris, Syn.: Manta birostris) ist eine Rochenart aus der Familie der Teufelsrochen. „Manta“ ist spanisch und bedeutet „Decke“. Die Kopfflossen brachten den Tieren schließlich den Namen „Teufelsrochen“ ein.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Riesenmantas können eine Spannweite von sieben Metern und ein Gewicht von zwei Tonnen erreichen. Im Gegensatz zu vielen anderen Rochenarten besitzen sie keinen Giftstachel. Sie halten sich, im Gegensatz zu ihren Verwandten, meistens nahe der Wasseroberfläche auf, wo sie ihre Nahrung finden. Nur ihre Ruhephasen verbringen sie anscheinend in Bodennähe. Zu beiden Seiten des Kopfes besitzen Mantas je eine Kopfflosse. Mit diesen Flossen führen sie ihrem Mund zusätzliches planktonreiches Wasser zu. Lange Zeit nahm man an, dass sie sich ausschließlich von Plankton ernähren, das sie beim Schwimmen einfangen. Bei Isotopenuntersuchungen des Muskelfleisches von Riesenmantas zeigte sich jedoch, dass die Riesenmantas auch andere Nahrung aufnehmen mussten. Fast 75 % ihrer Nahrung besteht wahrscheinlich aus Fischen und pelagischen Weichtieren. Diese werden wahrscheinlich in Tiefen von 200 bis 1000 Metern erbeutet.[1]

Ebenso wie die Kuhnasenrochen benutzt der Riesenmanta seine Flossen ähnlich wie Vogelflügel. Die Spitzengeschwindigkeit beträgt 9–12 km/h. Bisweilen springen sie aus dem Wasser. Bei kleineren Teufelsrochen wurden schon Sprünge über 2 Meter gemessen.

Verbreitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verbreitung des Riesenmantas

Riesenmantas sind weltweit in allen tropischen Ozeanen in geringer Wassertiefe verbreitet. Sie bevorzugen küstennahe Gewässer.

Sowohl in den Randbereichen des Indischen Ozeans als auch an den Randbereichen des Atlantiks und des Pazifiks sowie in den angrenzenden Meeren wie dem Golf von Mexiko sind Mantas anzutreffen. Im westlichen Atlantik erstreckt sich das Verbreitungsgebiet vom Golf von Mexiko bis ins tropische Brasilien. Im Indischen Ozean reicht die Verbreitung von Südafrika bis nach Indien. Der westliche Pazifik wird vom nördlichen Australien bis Südostasien und im Bereich der ozeanischen Inselwelt besiedelt. Auch in den anschließenden Meeren wie dem Golf von Bengalen, dem Roten Meer sowie dem Arabischen Meer sind die Riesenmantas zu Hause. Mantas sind oftmals an den Putzerstationen in den Riffen anzutreffen und werden gewöhnlich von Schiffshalterfischen begleitet.

Bestand[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mantas wurden in der roten Liste der IUCN ab 2011 in der Kategorie „VU“ („Vulnerable“; „gefährdet“) aufgeführt. Nach einer Neubewertung 2019 wurde der Gefährdungsstatus 2020 auf „EN“ („Endangered“; „stark gefährdet“) gesetzt.[2] Sie gelten noch nicht als vom Aussterben bedroht, ihre Populationen sind jedoch wegen der geringen Vermehrungsrate als sehr empfindlich anzusehen.

Fortpflanzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geschlechtsreif ist der Riesenmanta mit fünf Lebensjahren. Bei der Paarung führt das Männchen einen seiner sogenannten Klaspern beim Weibchen in die Kloake ein. Informationen über die Fortpflanzung stammen hauptsächlich von Mantas aus Aquarien, wo Kopulation und Geburt genau beobachtet werden können. Demnach beträgt die Tragzeit etwa ein Jahr. Das Jungtier hat bei der Geburt bereits eine Spannweite von ca. 1,8 bis 1,9 m und ein Gewicht von 60 bis 70 kg.[3][4] Notgeburten bei harpunierten tragenden Weibchen wurden mehrfach beobachtet.

Wie andere sehr große Knorpelfische (z. B. Wal- oder Riesenhaie) kommen Mantas in kleinen Beständen vor, wachsen langsam, werden spät geschlechtsreif und haben eine geringe Nachwuchszahl.

Feinde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neben dem Menschen, der die Mantas weltweit nur im geringen Umfang gezielt befischt, gehören wohl Raubhaie, unter anderem Tigerhaie, zu den größeren Feinden dieser Tierart. Menschen bejagen die Teufelsrochen durch Harpunieren. Ihr Fleisch gilt als lokale Spezialität, ihre Leber ist ölreich, aus ihrer Haut werden Schleifmittel gefertigt. Andere Tiere fallen Treib- und Stellnetzen zum Opfer. Allmählich findet die Jagd auf den Manta auch kommerzielles Interesse.

Systematik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Riesenmanta wurde 1792 unter dem wissenschaftlichen Namen Raja birostris durch den deutschen Naturforscher Johann Julius Walbaum beschrieben. 1829 führte der englische Zoologe Edward Nathaniel Bancroft die Gattung Manta ein. Da sowohl die morphologische als auch die genetische Merkmalsausprägung der Gattung Manta innerhalb des für die Gattung Mobula angegebenen Bereichs liegt, wurde die Gattung Manta im Juni 2017 mit Mobula synonymisiert, der Riesenmanta hat jetzt also die wissenschaftliche Bezeichnung Mobula birostris.[5]

Riesenmantas und der Mensch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mantarochen mit Schiffshalter

Bewegungsart, Aussehen und Größe der Mantarochen sowie der Name „Teufelsrochen“ trugen wahrscheinlich dazu bei, dass im 18. und 19. Jahrhundert unter Seeleuten allerlei Schauermärchen über sie kursierten. Man glaubte daher früher fälschlicherweise, dass Riesenmantas für den Menschen gefährlich seien. Die meisten Tiere dulden sogar Taucher an ihrer Seite. Im März 2013 wurde auf der Artenschutzkonferenz der CITES in Bangkok eine Regulierung des Handels mit Mantarochen beschlossen[6], die Regelung trat am 14. September 2014 in Kraft.[7]

Haltung in Gefangenschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zurzeit werden Riesenmantas nur in wenigen Aquarien auf der Welt gehalten.[8] Weltweit gehören das Georgia Aquarium und das Okinawa-Churaumi-Aquarium dazu. In Europa lebt seit 2018 ein Riesenmanta im Aquarium Nausicaá in Frankreich, bis 2007 lebte ein Einzeltier im Ozeaneum Lissabon.[9] Teilweise handelt es sich jedoch um Riffmantas, da die Arten zeitweise zu einer Art zusammengefasst wurden.[10]

Im Okinawa-Churaumi-Aquarium ist 2007 ein Mantarochenbaby zur Welt gekommen, aber einige Tage darauf aufgrund einer Verletzung an der Beckenscheibe gestorben.[11] Seitdem kam es mehrfach zu erfolgreichen Geburten.[12][3]

Trivia[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Mantarochen stand Pate für den Namen des Automobil-Modells Opel Manta der Firma General Motors, produziert von 1970 bis 1988.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Katherine B. Burgess, Lydie I. E. Couturier, Andrea D. Marshall, Anthony J. Richardson, Scarla J. Weeks und Michael B. Bennett: Manta birostris, predator of the deep? Insight into the diet of the giant manta ray through stable isotope analysis. The Royal Society Publishing, doi: 10.1098/rsos.160717
  2. Mobula birostris in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2020. Eingestellt von: Marshall et al, 2019. Abgerufen am 12. Dezember 2020.
  3. a b Okinawa Churaumi Aquarium | We have just recently had our 4th successful manta ray (Manta birostris) birth in captivity at Okinawa Churaumi Aquarium. 22. Juli 2011, archiviert vom Original am 22. Juli 2011; abgerufen am 22. Dezember 2023.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/oki-churaumi.jp
  4. Ryo Nozu, Kiyomi Murakumo, Rui Matsumoto, Yosuke Matsumoto, Nagisa Yano, Masaru Nakamura, Makio Yanagisawa, Keiichi Ueda, Keiichi Sato: High-resolution monitoring from birth to sexual maturity of a male reef manta ray, Mobula alfredi, held in captivity for 7 years: changes in external morphology, behavior, and steroid hormones levels. In: BMC Zoology. Band 2, Nr. 1, Dezember 2017, ISSN 2056-3132, doi:10.1186/s40850-017-0023-0 (biomedcentral.com [abgerufen am 22. Dezember 2023]).
  5. William T. White, Shannon Corrigan, Lei Yang, Aaron C. Henderson, Adam L. Bazinet, David L. Swofford, Gavin J. P. Naylor: Phylogeny of the manta and devilrays (Chondrichthyes: mobulidae), with an updated taxonomic arrangement for the family. Zoological Journal of the Linnean Society, 2017, Juni, 1–26, DOI: 10.1093/zoolinnean/zlx018
  6. Cites-Beschluss: Bedrohte Hai- und Mantaarten sollen geschützt werden Spiegel Online vom 11. März 2013
  7. Artenschutz: Diese Haie muss der Mensch nun besser schützen Die Zeit vom 12. September 2014
  8. Archivierte Kopie (Memento vom 29. November 2014 im Internet Archive)
  9. www.Zootierliste.de. Abgerufen am 22. Dezember 2023.
  10. Andrea D. Marshall, Leonard J. V. Compagno, Michael B. Bennett: Redescription of the genus Manta with resurrection of Manta alfredi (Krefft, 1868) (Chondrichthyes; Myliobatoidei; Mobulidae). In: Zootaxa. Band 2301, Nr. 1, 1. Dezember 2009, ISSN 1175-5334, S. 1–28, doi:10.11646/zootaxa.2301.1.1 (biotaxa.org [abgerufen am 22. Dezember 2023]).
  11. Spiegel-Online: Tod in Gefangenschaft – Rochen-Baby stirbt wenige Tage nach Geburt
  12. Okinawa Churaumi Aquarium | 3 Years in a row! This year too, a baby Manta was born in the Okinawa Churaumi Aquarium (Kuroshio Sea). 22. Juli 2011, archiviert vom Original am 22. Juli 2011; abgerufen am 22. Dezember 2023.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/oki-churaumi.jp

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Riesenmanta (Manta birostris) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien