Ritterstraße (Leipzig)

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Ritterstraße
Wappen
Wappen
Straße in Leipzig
Ritterstraße
Ritterstraße
Ritterstraße in Höhe Nikolaikirchhof, Blick in Richtung Norden
Basisdaten
Ort Leipzig
Ortsteil Zentrum
Angelegt Mittelalter
Anschluss­straßen Brühl (Leipzig)
Grimmaische Straße, Verlängerung nach Norden: Ritterpassage
Querstraßen Stück, das zum Schwanenteich geht, heißt heute ebenfalls Ritterstraße, früher inoffiziell Eselsplatz, 1839 offiziell Ritterplatz[1]
Plätze Nikolaikirchhof
Bauwerke Westseite: Oelßners Hof, Strohsack-Passage mit Leipziger Funzel, Predigerhaus, Nikolaikirche, Ostseite: Zur Heuwaage, Königliches Palais, Kleines Kolleg, Rotes Kolleg, Geschwister-Scholl-Haus, Theaterpassage, ehemalige Bauwerke: Georgenhalle, Buchhändlerbörse, Großes Kolleg
Nutzung
Nutzergruppen Anlieferverkehr, Radverkehr, Fußgänger
Straßen­gestaltung Fahrbahn mit beidseitigen Gehbahnen
Technische Daten
Straßenlänge 384 m[2]

Die Ritterstraße ist eine Anliegerstraße in der Innenstadt von Leipzig und verbindet die Grimmaische Straße im Süden mit dem Brühl im Norden. Ihre Fortsetzung nach Norden, der Richtung zum Hauptbahnhof, findet sie in der Ritterpassage.

Name[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Offiziell erhielt die Ritterstraße ihren Namen am 22. Oktober 1839[3], sie wurde aber schon Jahrhunderte vorher so genannt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Ritterstraße (rechts) auf einem Plan von 1749

Dass der Name auf den ehemaligen Ratsmarstall zurückgeht, der 1426 das erste Mal erwähnt wurde, ist umstritten[4]. Der Name soll vielmehr auf die Freihöfe der Ministerialen (Ritter) der Landesherrn, die Meißner Markgrafen Friedrich und Wilhelm, zurückgehen, die sich hier befanden und 1409 der Universität zur Verfügung gestellt wurden. Die Ritter holten hier ihre Rösser zu den auf dem Marktplatz stattfindenden Turnieren ab. Auch stellten reisende Kaufleute hier ihre Pferde unter.

Zu Beginn der Reformationszeit hatten sich fast alle Leipziger Drucker in Gebäuden auf der westlichen Seite der Ritterstraße angesiedelt. So wissen wir, dass Valentin Schumann, Martin Landsberg und Wolfgang Stöckel ihre Werkstätten in der Ritterstraße hatten.[5]

Die östliche Seite zwischen Ritterstraße und Stadtmauer (heute: Goethestraße) wurde seit jeher von Einrichtungen der Universität geprägt. Diese waren am Ende des 19. Jahrhunderts zumeist baufällig und wurden durch neue ansehnliche Gebäude ersetzt.[6]

Die Ritterstraße gehörte bis in die Zeit der DDR zum Kern des Pelzhandelszentrums Leipziger Brühl, des bis nach dem Ersten Weltkrieg weltgrößten Umschlagplatzes für Rauchwaren (Pelzfelle). Die Firma Theodor Thorer im Brühl und in der Ritterstraße 31/33 beschäftigte 84 Mitarbeiter. In den benachbarten Straßen des Brühl, Ritterstraße, Reichsstraße, Richard-Wagner-Straße und Nikolaistraße befanden sich zusammen noch einmal etwa die gleiche Anzahl Firmen wie im Brühl.[7] Der Reichsverband der deutschen Rauchwarenfirmen hatte hier zeitweilig seine Geschäftsstelle; das Londoner Unternehmen Allalemdjian (Ritterstraße 23–29) hat hier seinen Ursprung; 1951 der neu gegründete VEB Stadtpelz (der spätere Brühlpelz); und viele andere mehr.

Auf der westlichen Seite, in der Ritterstraße 7, nahe am Brühl als einem Schwerpunkt der jüdischen Bevölkerung in Leipzig, befand sich seit 1830 die Merkin-Synagoge in einem heute noch erhaltenen Gebäude.[8] Dominant ist hingegen die Nikolaikirche, deren Bau bereits im 12. Jahrhundert begonnen wurde[9] und die mit ihrer östlichen Seite direkt an die Ritterstraße grenzt.

Gegenwart[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Ritterstraße ist mit mehreren Passagen an das Netzwerk der Leipziger Passagen angeschlossen, namentlich Oelßners Hof, Strohsack-Passage und Theaterpassage. Es stehen nicht nur zahlreiche Hochbauten der Ritterstraße unter Denkmalschutz, sondern auch das Straßen- und Platzpflaster, die Gehwegplatten und Granitborde zwischen Ritterstraße und Nikolaistraße, auch wegen der authentischen Erinnerung an das Pflaster der Demonstrationen während der friedlichen Revolution 1989.[10]

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rotes Kolleg (1515–1891), Geburtshaus von Gottfried Wilhelm Leibniz

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Horst Riedel: Stadtlexikon Leipzig von A bis Z. Pro Leipzig, Leipzig 2005, ISBN 3-936508-03-8, S. 504 f.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Gina Klank; Gernot Griebsch: Lexikon Leipziger Straßennamen. Verlag im Wissenschaftszentrum Leipzig, Leipzig 1995, ISBN 3-930433-09-5, S. 179
  2. gemessen mit GoogleMaps
  3. Verzeichnis Leipziger Straßennamen mit Erläuterungen. In: Website der Stadt Leipzig. 2018, abgerufen am 7. August 2023., die Ritterstraße ist auf S. 2271
  4. Bestritten wird es von Theodor Weicher in "Leipzig im Wechsel der Zeiten"; Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung; 1912
  5. Thomas Thibault Döring: Leipziger Buchkultur um 1500. Katalog zur gleichnamigen Ausstellung in der Bibliotheca Albertina Leipzig vom 19. April bis 22. Juli 2012, Universitätsbibliothek Leipzig 2012, ISBN 978-3-86583-675-5, S. 6.
  6. Sebastian Ringel: Wie Leipzigs Innenstadt verschwunden ist. 150 verlorene Bauten aus 150 Jahren. edition überland, Leipzig 2019, ISBN 978-3-948049-00-3, S. 47.
  7. Walter Fellmann: Der Leipziger Brühl. VEB Fachbuchverlag, Leipzig 1989, ISBN 3-343-00506-1.
  8. Merkin-Synagoge Leipzig. In: jewish-places.de. Abgerufen am 23. März 2024.
  9. Wolfgang Hocquél: Architekturführer Leipzig. Von der Romanik bis zur Gegenwart. Passage-Verlag, Leipzig 2023, ISBN 978-3-95415-128-8, S. 108.
  10. Denkmalschutz Objekt-ID 09306481
  11. Kulturhaus Alte Nikolaischule. In: kulturstiftungleipzig.de. Abgerufen am 26. März 2024.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Ritterstraße (Leipzig) – Sammlung von Bildern

Koordinaten: 51° 20′ 28,1″ N, 12° 22′ 46,5″ O