Roëll (Adelsgeschlecht)

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Wappen der Roëll

Roëll, auch Röell, Roehl bzw. Röhl, ist der Name eines aus Westfalen stammenden Geschlechts, das dort in der Grafschaft Mark, später auch in Schlesien begütert war und in den Niederlanden[1] begütert ist und aus dem zahlreiche preußische Offiziere[2] und niederländische Offiziere und Staatsmänner hervorgingen. Zweige der Familie bestehen bis heute fort.

Geschichtliches[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als ursprüngliche Herkunft des westfälischen Geschlechts wurde früher Elsass oder Schweden vermutet.[2]

Es beginnt die sichere Stammreihe mit dem 1573 urkundlichen Jacob Roëll (Ruell, Rueil), Bürger und Apotheker in Dortmund.

Sein Sohn Johann Roëll (* 1594[3] oder 1599;[1] † 1656), war erst in hessische Militärdienste getreten[4] und war seit 1642 in kurbrandenburgischen. Als Oberst der Kavallerie erwarb er 1647 das Rittergut Dölberg bei Lünern und trat mit seiner Deszendenz in den Landadel über.[1] Bereits vorher war er wegen seiner geleisteten Dienste von seinem Fürsten, dem „Großen Kurfürsten“ Friedrich Wilhelm, mit der Steuerfreiheit seines Gutes Wickebrock (Wiedeburg) belehnt worden. Sein Totenschild von 1656 befindet sich in der Kirche zu Lünern.[5] Verheiratet war er in erster Ehe mit Clara Bockelman, in zweiter Ehe mit Elisabeth Brüggemann († 1655).[6] Gut Dölberg verblieb bis zum Ende des 19. Jahrhunderts Familienfideikommiss.[4][7]

Deutsche Linie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Johann Roëll zu Dölbergs († 1656) ältester Sohn war Johann Jakob von Roëll zu Dölberg (* um 1640, † 21. Februar 1682 zu Haus Nierhofen).[8] Ihm soll von Kaiser Leopold I. der Reichsfreiherrnstand verliehen worden sein.[9] Von ihm stammt die deutsche Linie ab.[3] Er hatte am 28. März 1663 zu Derne Maria Gödde von dem Brinck (* um 1631, † 4. Februar 1715), Erbin von Nierhofen,[10] die Tochter des Johann von dem Brinck, geheiratet.[8][11] Ein offenbar gleichnamiger Sohn soll 1709 als Hauptmann in der Schlacht bei Malplaquet gefallen sein.[12]

Ein Erneuerungsdiplom des der Familie zustehenden alten Adels erhielten zu Königsberg in Preußen am 5. Juni 1798[1][13] von König Friedrich Wilhelm III. die Brüder Arnold Ludwig, preußischer Stabskapitän im Füsilierbataillon „von Yorck“, und Ernst Andreas (August) Roehl, preußischer Leutnant der Feldartillerie, unter der Annahme, dass diese aus Westfalen stammenden Brüder dem hier behandelten Geschlechte angehörten, wofür ihr Wappen (im gespaltenen Schild Adler vorn und geschrägte Äste hinten)[14] eben gerade nicht spricht[2] und so ordnet sie das GHdA-Adelslexikon, Band XI (2000) auch in ein separates Geschlecht.[1] Der eine Bruder, Arnold Ludwig von Röhl, starb 1813 als Major und Bataillonskommandeur in der deutsch-russischen Legion. Sein Bruder Ernst Andreas von Röhl verstarb 1830 zu Breslau als Generalmajor und hinterließ einen Sohn, Karl von Roehl. Dieser stieg in der preußischen Armee bis zum Generalleutnant und Kommandant von Königsberg auf. Diese Familie besaß zu Beginn des 18. Jahrhunderts erb- und eigentümlich die Burg Salzwedel.[2]

Mehrere aus diesem hier eigentlich behandelten Geschlecht stammenden Mitglieder gelangten in der preußischen Armee zu höheren militärischen Ämtern. So ist überliefert, dass Friedrich Alexander von Roehl 1745 in einem Treffen bei Meißen im 69. Lebensjahr als Generalleutnant eines Dragonerregimentes fiel, Christoph Moritz von Roehl wurde Kommandeur eines Husarenregimentes und war später bis 1797 preußischer Generalmajor.[2]

Der Urenkel Friedrich Albrecht des in kurbrandenburgische Dienste getretenen Johann Roëll zu Dölberg fiel als Major 1757 in der Schlacht von Prag und wurde in der Klosterkirche St. Margareta bei Prag beigesetzt. Sein Sohn war Adelhard Rulemann Freiherr von Roëll († 1819 zu Gumbinnen), der mehrere Jahre das Rittergut Kattern (heute Gmina Siechnice) bei Breslau besaß. Dessen ältester Sohn war Friedrich Wilhelm Adelhard Theodor Gustav Freiherr von Roëll, preußischer Premierleutnant a. D. zu Breslau, der am 1. Mai 1836 zu Cosel Eugenie Marie Eleonore von Jeanneret, Baronesse von Beaufort, heiratete. Der Ehe entstammte der am 19. Februar 1837 zu Cosel geborene Jean Louis Adelhard Freiherr von Roëll, der nachmalige Vorstand dieser Linie.

Fellendorf war ein Gut seines Großonkels, des preußischen Generalmajors Christoph Moritz Freiherr von Roëll (* 11. November 1711; † 27. April 1797), dessen Sohn Friedrich Ernst Christoph Ferdinand von Roëll (* 30. November 1767; † 1830) Landrat des Trebnitzer Kreises und Erbherr auf Klein- und Groß Reichen im Landkreis Lüben war. Jener war seit 1790 mit Luise Friederike Wilhelmine, der Tochter des Generalleutnants Friedrich August von Erlach, verheiratet.[7]

Der spätere Landrat des ostelbischen Kreises Meseritz Paul von Roëll (1850–1917) begründete 1880 mit die Deutsche Adelsgenossenschaft und 1883 das Deutsche Adelsblatt. Er bemühte sich auch um die Anerkennung des Freiherrentitels für die preußische respektive deutsche Linie seines Geschlechts. Mehrfach konnte ihm nachgewiesen werden, dass er unrichtige bzw. geschönte Angaben gemacht hatte, um sich und seine Familie gut darzustellen. Das preußische Heroldsamt in Berlin fällte hierüber am 11. April 1903 das endgültige Urteil, das die Führung des Freiherrentitels untersagte.[15]

Niederländische Linie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Johann Roëll zu Dölbergs († 1656) jüngerer Sohn war Hermann Alexander Roëll († 1718), niederländischer reformierter Theologe und Philosoph.[16] Von ihm stammt die niederländische Linie ab und durch seinen ältesten Enkel Johannes Frederik auch ein adelsrechtlich nicht legitimierter Zweig in Belgien.[3]

Niederländische Adelsanerkennungen erfolgten 1817, 1818, 1836, 1886 und 1892.

Das niederländische Baronat (primogenitur) erhielt

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Stammwappen zeigt in Gold einen aufgerichteten schwarzen Bären mit (silbernem Halsband). Auf dem mit Helm mit schwarz-goldenen Helmdecken sieben abwechselnd schwarz und goldene Straußenfedern, als Variante ein wachsender schwarzer Bär mit silbernem Halsband.[17]

Das Wappen einer deutschen Familie Röhl, die sich eigenmächtig (und ohne eine Nichtbeanstandung des Deutschen Adelsrechtsausschusses) „Baron von Röhl“ nennt, wurde 2006 in der Deutschen Wappenrolle des Herold unter DWR 11007/06 eingetragen und registriert. Es zeigt einen im goldenen Schildhaupt schreitenden rot-bewehrten und – gezungten schwarzen Bären, in Rot drei (zwei zu eins gestellte) dreiblättrige goldene Eichenzweige mit je zwei Eicheln. Auf dem mit einer goldenen Helmkrone und rot-goldener Helmdecke belegten Topfhelm ein wachsender rot-bewehrter und -gezungter schwarzer Bär, mit den Pranken ein gestieltes goldenes Eichenblatt mit zwei Eicheln haltend.

Angehörige[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stamm Dortmund

(…)


Stamm Bielefeld


Stamm Stralsund

  • Der 1912 geadelte Maximilian von Roehl (1853–1922), preußischer General der Artillerie, gehört nicht zum Geschlecht.[1]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f g GHdA, Adelslexikon, Band XI, Limburg an der Lahn 2000, S. 482 f.
  2. a b c d e Ernst Heinrich Kneschke: Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon, Band 7, Leipzig 1867, S. 546–547
  3. a b c Nederland’s adelsboek (1907) S. 552 f. und (1916) S. 373 f. bzw. Nederland’s patriciaat, Band 1, 1910, S. 379
  4. a b Meyers Großes Konversationslexikon. Ein Nachschlagewerk des allgemeinen Wissens. Sechste, gänzlich neubearbeitete und vermehrte Auflage. Leipzig und Wien 1905–1909. Band 6, Sp. 49 bis 50 (Artikel „Roëll“)
  5. Nach Nederland’s adelsboek (1907) S. 552 f. und (1916) S. 373 f. bzw. Nederland’s patriciaat, Band 1, 1910, S. 379, war Johann Roëll am 26. Mai 1656 auf seinem Gut Dölberg gestorben. Auch ausweislich des Totenschildes zu Lünern war er am 26. Mai 1656 selig entschlafen. Der Totenschild zu Lünern und dessen Datumsangabe waren auch Zedlitz bekannt. -Unabhängig davon gibt er jedoch an, dass Johann Roëll zum Dölberg in der Schlacht bei Warschau an der Seite des Großen Kurfürsten gefallen sei, obwohl diese erst Ende Juli 1656 stattfand: Zedlitz, Band 4, Gebrüder Reichenbach, Leipzig 1837, S. 465.
  6. Nederland’s adelsboek (1907) S. 552 f. und (1916) S. 373 f. bzw. das Genealogiewerk Nederland’s patriciaat, Band 1, 1910, S. 379.
  7. a b Zedlitz, Band 4 (Leipzig 1837), S. 465.
  8. a b Erich Kuß, Rahlenbeck: Malörchen im Haus von Grütern zu Altendorf, Aufschwung der Textilherstellung in Hagen und Lumpenkrieg zwischen den Vorsterschen Papiermühlen in Delstern und Eilpe (2012), S. 14 f.
  9. Nederland’s adelsboek (1907) S. 552 f. und (1916) S. 373 f. bzw. das Genealogiewerk Nederland’s patriciaat, Band 1, 1910, S. 379, nennen seine Erhebung in den Reichsfreiherrenstand. Davon erwähnt allerdings das GHdA-Adelslexikon, Band XI (2000), nichts.
  10. Reinhold E. Lob, Das ehemalige Haus Nierhofen bei Dortmund-Derne – Bericht über eine verschwundene Wasserburg, In: Festschrift 950 Jahre Derne, Dortmund-Derne (1983), S. 21–24
  11. 1687: Guda Elisabeth von den Brink Wwe. des Joh. Jakob von Roell zu Haus Dölberg bei Lünern klagt gegen Jakob Leopold von Neuhof zu Haus Wenge auf Zahlung von insgesamt 1.221 fl. Rückstand aus dem Verkauf des Hauses Nierhof im Amt Lünen (historisch) und Immission dieserhalb in Kapitalien des Beklagten zu Hörde und Schüren 1687 vor dem Hofgericht zu Kleve und 1693 vor dem Reichskammergericht. → GenWiki: Haus Nierhofen (abgerufen am 20. September 2014)
  12. Nach Zedlitz, Band 4 (1837), S. 465, soll ihm der Reichsfreiherrnstand verliehen worden sein. [Zedlitz nennt keine Jahreszahl: "nachdem er früher" (d. h. vor seinem Tod auf dem Schlachtfeld im Jahre 1709)]. Nach Nederland’s adelsboek (1907) S. 552 f. und (1916) S. 373 f. bzw. das Genealogiewerk Nederland’s patriciaat, Band 1, 1910, S. 379., bekam der gleichnamige Vater aber schon den Reichsfreiherrnstand verliehen. Aber davon erwähnt das GHdA-Adelslexikon, Band XI (2000), nichts.
  13. Kneschke führt irrtümlich einmal „1789“ an, meint aber „1798“ und dieselben Brüder: Neues allgemeines Deutsches Adels-Lexicon, Band 7, Friedrich Voigt, Leipzig 1867, S. 546–547.
  14. J. A. / Konrad Tyroff (Hrsg.), Wappenbuch der preussischen Monarchie, Band IV, Selbstverlag, Nürnberg 1846, Tafel 36
  15. Martin Sprungala: Der Meseritzer Landrat Paul v. Roëll (1850–1917), online vom Heimatkreis Meseritz e. V. (abgerufen am 22. September 2014)
  16. Artikel „Roëll, Hermann Alexander“ von Julius August Wagenmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 29 (1889), S. 41–42, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource (Version vom 18. September 2014, 21:02 Uhr UTC)
  17. a b Otto Titan von Hefner, Alfred Grenser, George Adalbert von Mülverstedt, Adolf Matthias Hildebrandt: J. Siebmacher’s grosses und allgemeines Wappenbuch, III. Band, 2. Abteilung, 1. Band; Der blühende Adel des Königreichs Preußen: Edelleute, Bauer & Raspe, Nürnberg 1878
  18. Kurt von Priesdorff: Soldatisches Führertum. Band 1, Hanseatische Verlagsanstalt Hamburg, o. O. [Hamburg], o. J. [1937], S. 264, Nr. 306. DNB 367632764
  19. Kurt von Priesdorff: Soldatisches Führertum. Band 2, Hanseatische Verlagsanstalt Hamburg, o. O. [Hamburg], o. J. [1937], S. 20, Nr. 543. DNB 367632772
  20. Martin Sprungala: Der Meseritzer Landrat Paul v. Roëll (1850–1917), online vom Heimatkreis Meseritz e. V., resp. Claus Heinrich Bill, Akten- und Literaturhinweise auf Lebensläufe deutscher Adeliger vom Mittelalter bis 1999 online vom Institut Deutsche Adelsforschung (je abgerufen am 22. September 2014)