Roland Gretler

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Roland Gretler mit einer Repro-Grossformatkamera, Stativ, Staffelei und Licht. Die Aufnahme entstand 1958 im Atelier J. Meiner & Sohn in Zürich.

Roland Gretler (* 30. Mai 1937 in St. Gallen; † 22. Januar 2018 ebenda[1]) war ein Schweizer Fotograf und Sozialforscher. Er arbeitete zuerst für die Industrie und die Werbung und gründete Anfang der 1970er Jahre sein Panoptikum zur Geschichte der Arbeiterbewegung. Er war ein anerkannter Fotohistoriker und 68er-Agitator.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Foto aus Gretlers Sammlung: Eine Arbeiterin und Mutter mit Kindern in der Ostschweiz (um 1900)

Roland Gretler verliess vor dem Abschluss an der Handelsschule in St. Gallen diese, um am Schweizerischen Tropeninstitut in Basel zu arbeiten. Er erlangte ein Diplom als Pflanzer und absolvierte ein landwirtschaftliches Praktikum im Gutsbetrieb Maggi Kemptthal. Schon begann er in Zürich bei Johannes Meiner eine Lehre als Fotograf. Er wechselte zu René Groebli und arbeitete bei ihm als Volontär und angestellter Fotograf. Anschliessend war er Leiter des Fotoateliers der Werbeagenturen Walter Greminger und Rudolf Farner. Schliesslich eröffnete er sein eigenes Atelier für Werbe-, Industriefotografie und Sachaufnahmen.

Gretlers Panoptikum zur Sozialgeschichte befand sich bis 2019 im Kanzlei-Schulhaus in Zürich

In der Zeit um 1968 wurde er politisch aktiv. Er war mit Niklaus Meienberg befreundet,[2] mit dem er auch zusammenarbeitete. Sein Interesse an der Sozialgeschichte[3] bewog ihn, Anfang der 1970er Jahre eine Sammlung von visuellen Dokumenten zur Geschichte der Arbeiterbewegung aufzubauen, benannt GRETLERs PANOPTIKUM zur Sozialgeschichte.[4][5] Es war ein in dieser Form einzigartiges Archiv zur Schweizer Arbeiterbewegung und befand sich im Kanzlei-Schulhaus im Zürcher Kreis 4. Nach Gretlers Tod wurde die Sammlung aufgelöst, alle rund 100'000 Fotos und weitere Teile wurden vom Schweizerischen Sozialarchiv übernommen, Plakate gingen an die Sammlung der Zürcher Hochschule der Künste, weitere Objekte gingen an weitere Institutionen.[6]

Gretler lebte zusammen mit seiner Frau Anne Gretler-Epprecht in Herisau.[7] Er war Vater zweier Kinder: Roland Gretler-de Menezes (1963–2019) und Sarah Barbara Gretler.[8][9][10][11]

Ausstellungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1986: Zürich, Stadthaus, «Fotografen sehen ihre Stadt»
  • 2013: St. Gallen, Kulturraum am Klosterplatz, «Gretlers Panoptikum zur Sozialgeschichte»[12]

Auszeichnung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Züri Woche Verlags AG (Hrsg.): Zürich, 20. Juni 1986. Fotografen sehen ihre Stadt. Zürich 1986.
  • Roland Gretler, Dieter Bachmann: Heraus aus Dreck, Lärm und Gestank. Bildarchiv & Dokumentation zur Geschichte der Arbeiterbewegung, Zürich 1987.
  • Roland Gretler u. a.; Schweizerischer Verband des Personals Öffentlicher Dienste VPOD: 1. Mai. VPOD, Zürich 1988.
  • Roland Gretler; Photoforum Zürich: Wirklichkeit als Tragödie. Alexej Fjodorow, Pawel Kassin, Sergej Podlesnow: 3 Fotografen der Moscow News. Sowjetische Reportagefotografie von 1984–1990. Photoforum Zürich / Musée de l’Elysée Lausanne, Zürich/Lausanne 1990.
  • Roland Gretler (Hrsg.): Vorwärts – und nicht vergessen. Ein historisch-volkskundliches Bilderbuch zur 100-jährigen Geschichte des 1. Mai in der Schweiz. Bildarchiv & Dokumentation zur Geschichte der Arbeiterbewegung, Zürich 1990.
  • HR Giger: H. R. Giger's biomechanics. Galerie Morpheus, Beverly Hills 1999.
  • Valérie Boillat u. a. (Hrsg.): Vom Wert der Arbeit. Schweizer Gewerkschaften – Geschichte und Geschichten. Rotpunkt Verlag, Zürich 2006.
  • Urs Tremp: Gedächtnis der Arbeiterbewegung. Nachruf in: NZZ am Sonntag. 28. Januar 2018, S. 21 (Online-Version).
  • Stefan Howald: Wie ein Magier durch die Bilder in die Welt sehen. In. WOZ Die Wochenzeitung. 1. Februar 2018, S. 7.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Hansruedi Kugler: Fotografie als Waffe im Klassenkampf: Roland Gretler ist tot. In: St. Galler Tagblatt vom 25. Januar 2018.
  2. Roland Gretler: Artikel von Roland Gretler in der Publikationsdatenbank Niklaus Meienberg (Memento des Originals vom 9. Mai 2023 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.meienberg.ch, abgerufen am 19. März 2016.
  3. Caroline Kesser: Roland Gretler. Arbeiterkultur zur kollektiven Seelenheilung. In: Du, die Zeitschrift der Kultur. Bd. 51 (1991), H. 8, S. 76–79.
  4. Alfred Fasnacht: Landesstreik / Generalstreik 1918 – Forderungen und Erreichtes (Memento vom 24. März 2016 im Internet Archive) unter Verwendung von Bildmaterial aus Gretler’s Panoptikum zur Sozialgeschichte. In: Museumsgesellschaft Grenchen MGG, Januar 2000, abgerufen am 19. März 2016.
  5. Philippe Reichen: Ewiger Kampf um Solidarität (Memento vom 13. April 2016 im Internet Archive). In: St. Galler Tagblatt Online. 31. Januar 2009.
  6. «Gretlers Panoptikum»: Rettung der Wunderkammer. 26. Juni 2019, abgerufen am 16. Juli 2019.
  7. Peter Pfrunder: GRETLERS PANOPTIKUM. Wunderkammer, Kraftwerk, Geschichtslabor – und auch ein Treibhaus. In: WOZ Die Wochenzeitung. Nr. 13/2013, 28. März 2014. S. auch Todesanzeige in der NZZ vom 25. Januar 2018.
  8. Todesanzeige in der NZZ vom 19. November 2019.
  9. Peter Pfrunder: GRETLERS PANOPTIKUM. Wunderkammer, Kraftwerk, Geschichtslabor – und auch ein Treibhaus. In: WOZ Die Wochenzeitung. Nr. 13/2013, 28. März 2014.
  10. Ehrung für Roland Gretler. In: Neue Wege. Bd. 97 (2003). H. 2.
  11. Paul Rechsteiner: Nachruf Roland Gretler. Nützt es denn, ein Lied zu singen? In: work. Die Zeitung der Gewerkschaft. Nr. 2, 2. Februar 2018, abgerufen am 2. Februar 2018.
  12. Kanton St. Gallen: Schalmeien, Che und Henkelmänner: Roland Gretler im Kulturraum. In: Website des Kantons St. Gallen, 28. Februar 2013, abgerufen am 19. März 2016.