Rolex Learning Center

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Rolex Learning Center
Rolex Learning Center, Juli 2009

Rolex Learning Center, Juli 2009

Daten
Ort Lausanne
Architekt SANAA
Bauherr EPFL
Baustil Organische Architektur[1]
Baujahr 2007–2010
Höhe 9,22 m
Grundfläche 20.200 (166,5 m × 121,5 m)[2] m²
Koordinaten 533214 / 152264Koordinaten: 46° 31′ 6″ N, 6° 34′ 6″ O; CH1903: 533214 / 152264
Besonderheiten
Bibliothek, Restaurant, Cafeteria und Konferenzsaal ohne Wände; Arbeitsräume mit Rundumverglasung

Das Rolex Learning Center ist ein multifunktionales Gebäude der École polytechnique fédérale de Lausanne (EPFL) in Lausanne. Es steht im Campus Dorigny auf dem Gemeindegebiet von Ecublens, nahe dem Ufer des Genfersees und wurde am 22. Februar 2010 eröffnet.

Gebäude[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Gebäudekomplex wurde vom japanischen Architekturbüro SANAA entworfen.[3] Die beiden japanischen Architekten Kazuyo Sejima und Ryūe Nishizawa, die Gründer von SANAA, gewannen im Jahr 2004 einstimmig den Wettbewerbsentscheid der Ausschreibung. Tragwerksplaner waren Klaus Bollinger und Manfred Grohmann.

Es sollten neben der Bibliothek auch ein Hörsaal, Ausstellungshalle, Konferenzraum, Arbeitsräume für die Studenten und Wissenschaftler, Büroräume, eine Cafeteria, ein Restaurant und Ruhezonen im Gebäude untergebracht werden. SANAA verteilte die verschiedenen Funktionsbereiche auf eine horizontale Ebene, wellte diese und schaffte unter diesen Bodenwellen neue Räume und den zentralen Zugang zum Center. Etwas über die Hälfte der zwei Hektar großen Nutzfläche besteht aus gewellten und ungenutzten Bereichen, sogenannte „weiße Räume“, welche die in Japan so typischen fließenden Übergänge in den Häusern schaffen.

Um genügend natürliches Licht in das Gebäude zu bringen, wurden vierzehn runde Aussparungen in die Plattform eingelassen. Sie umfassen 20 % der Gesamtfläche. Die Fensterbänder der inneren Lichtschächte und Patios sind wegen der Boden- und Fensterkrümmungen alle Unikate.[4] Einige Arbeitsräume sind ebenfalls durch runde, durchsichtige Glaswände (Bubbles) von der Umgebung abgeschirmt. Um die Gebäudespannungen auszugleichen, sind die Fenster mit speziellen Halterungen befestigt worden, die ihnen den notwendigen Spielraum für Bewegungen lassen.[5]

190 dünne Pfeiler stützen das parallel zum gewellten Boden verlaufende Dach. Innen wie außen begrenzen ausschließlich Glasfenster das Center, es gibt keine Türen, Wände und Flure. Lediglich die Gebäudesenken und -hügel unterteilen auf subtile Weise die verschiedenen Bereiche. Sämtliche Barrieren zwischen den Fakultäten sind hier aufgehoben.[4] Während die Bodenplatte aus Beton besteht, ist die Dachdecke in Leichtbauweise aus Stahl und wenig temperaturempfindlichem Brettschichtholz konstruiert.[5] Eine dünne Betonschicht isoliert die Dachdecke.

Die Wölbungen der Bodendecke werden mit Stahlbögen gestützt, die im Erdboden mit einbetoniertem Spannstahl gespannt werden. Nur auf diese Weise konnten die gekrümmten Dachbereiche mit Lichtschächten perforiert werden und dennoch stabil bleiben. Die Dachdecke musste in einem Arbeitsgang gegossen werden, was 48 Stunden lang eine ununterbrochene Betonierung erforderte. Für die Betonmischung wurde eine geheim gehaltene Mischung entwickelt, da der Beton nicht zu flüssig und auch nicht zu fest sein durfte. Um den Schallpegel zu dämmen, wurde auf Wunsch der Bauherren ein Filzteppich verlegt, die Architekten konnten dagegen eine Betonfarbe durchsetzen. Bunte Sitzkissen, die in Haufen über das Gebäude verteilt liegen, werden zur Entspannung benutzt. Kleine Seilbahnen und serpentinenartige Rampen wurden nachträglich auf Wunsch von Behindertenverbänden eingebaut, um steilere Anhöhen auch für Rollstuhlfahrer zugänglich zu machen.[4]

Die Baukosten betrugen 110 Millionen Schweizer Franken, 52 Millionen stammten von privaten Geldgebern,[6] neben dem langjährigen EPFL-Sponsoren Rolex waren auch Credit Suisse, Nestlé, Logitech, Losinger, Novartis und SICPA beteiligt.[7] Das Rolex Learning Center wurde schnell zu einem Wahrzeichen und zu einem Kommunikationszentrum der Universität.[4] Das Gebäude ist täglich außer an hohen Feiertagen von sieben Uhr früh bis Mitternacht geöffnet.[6] Zwei Monate nach der Eröffnung erhielt SANAA den Pritzkerpreis.[8]

Bibliothek, ebener Bereich

Bibliothek[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der zentrale Funktionsbereich ist die terrassiert angelegte, 6.200 m² große Bibliothek. Sie verfügt über rund 500.000 Bände gedruckte Literatur und beschäftigt rund 100 Mitarbeiter. Sie hat nahezu 200 Arbeitsplätze für Studierende, was wegen der Bodenkrümmung eine große Verminderung zu den ursprünglich gewünschten 800 Plätzen darstellt.[4] Die elektronische Bibliothek des Centers erlaubt den Zugriff auf etwa 10.000 Online-Zeitschriften und 17.000 e-Books.

Außenminister-Pressekonferenz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Außenminister-Pressekonferenz im Rolex Learning Center, 2. April 2015

Am 2. April 2015 traten die Außenminister von Frankreich, Deutschland, der Europäischen Union, Großbritannien, USA, China und Russland zu einem Fototermin im Forum (Hörsaalbereich) des Rolex Learning Centers auf, um einen Rahmenvertrag für das iranische Nuklearprogramm vorzustellen. Dieser Rahmenvertrag wurde zur Grundlage einer abschließenden Vereinbarung, dem Joint Comprehensive Plan of Action (JCPOA [= Gemeinsamer umfassender Aktionsplan]), der am 15. Juli in Wien unterzeichnet wurde und nach 13 Jahren Verhandlungen den Atomstreit mit dem Iran beendete.[9]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Laura Ceriolo: Il Rolex Learning Center dell’Epfl, un «intimo spazio pubblico». In: Il giornale dell'architettura, numero 83, aprile 2010, ISSN 0394-0543, (Artikelanfang).
  • K. Bollinger, M. Grohmann, A. Weilandt, M. Wagner, R. Walther, G. Santini, S. von Ah: Das ROLEX Learning Center der EPFL in Lausanne. In: Beton- und Stahlbetonbau. Band 105, Heft 4, 2010, S. 248–259, ISSN 0005-9900, (ausführliche Baudokumentation), (Abstract).
  • Oriel Prizeman: Typology quarterly: Libraries. In: Architectural Review. 1377, November 2011, S. 83–95, ISSN 0003-861X.
  • Rolex Learning Center, Lausanne, Switzerland. In: Architectural Review. 1377, November 2011, S. 90–91 (83–95).
  • SANAA en el Rolex Learning Center de Lausanne, Suiza / Rolex Learning Center of the EPFL, Lausanne. In: Arquitectura Viva. Band 128, Nr. IX-X, 2009 [Hormigón sostenible], S. 34–41, ISSN 0214-1256.
  • Kazuyo Sejima, Ryūe Nishizawa: Olas precisas: EPFL Rolex Learning Center, Lausana (Suiza) / Precise waves: the EPFL Rolex Learning Center in Lausanne, Switzerland. In: Arquitectura Viva. Band 124, Nr. I-II, 2009 [Banda ancha], Técnica/Diseño. S. 92–95.

Filme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Rolex Learning Center – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Das Rolex Learning Center auf: Volcania. Organische Architektur: Eine Sammlung, aufgerufen am 13. Mai 2013.
  2. Press kit of the EPFL Learning Centre. In: EPFL – École polytechnique fédérale de Lausanne, 1. Juni 2010, englisch, (PDF; 15 S., 136 kB).
  3. Clifford Pearson: Architectural record: SANAA Designs Artificial Landscape. In: Architectural Record, 17. Februar 2010, (englisch).
  4. a b c d e Juliette Garcias: Das Rolex Learning Center in Lausanne. Inhaltsangabe von arte. (Memento vom 19. Mai 2013 im Internet Archive). In: arte, 5. Mai 2013.
  5. a b Frank Kaltenbach: Rolex Learning Center in Lausanne. In: Detail, ISSN 0011-9571, 2010, Heft 5.
  6. a b Patrick Imhasly: «Es wäre schön, wir hätten den Nobelpreis». In: NZZ, 25. April 2010, Interview mit dem EPFL-Präsidenten Patrick Aebischer.
  7. Rolex Learning Center – Major New Swiss Building. In: e-architect.co.uk, 6. Januar 2010.
  8. Jasmin Jouhar: Forscherhügel mit Alpenblick. In: designlines.de, 19. April 2010.
  9. Iranian nuclear negotiations: framework agreement presented on campus. In: École polytechnique fédérale de Lausanne, 2. April 2015, (englisch), aufgerufen am 27. Juni 2016.
    Schweiz begrüsst den Abschluss eines Nuklearabkommens zwischen Iran und den E3/EU+3. In: Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten, 14. Juli 2015, aufgerufen am 27. Juni 2016.