Rote Mühle (Wriezen)

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Stadt Wriezen mit Gemeindeteilen und Wohnplätzen. Die Rote Mühle ist durch das Windmühlensymbol über dem T von Wriezen markiert

Die Rote Mühle, älter auch Rothe Mühle war eine Windmühle und ein nach dieser Windmühle benannter Wohnplatz in der bis 1930 selbstständigen Gemeinde Altkietz, heute selber ein Wohnplatz in der Stadt Wriezen im Landkreis Märkisch-Oderland (Brandenburg). Die Windmühle wurde wohl 1766 aufgebaut und wurde am 8. Juli 1931 durch Brand zerstört.

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Rote Mühle lag ca. 650 Meter östlich vom Ortskern von Altkietz an der L 33 von Letschin nach Wriezen, nur etwas mehr als 100 Meter von der Güstebieser Alten Oder entfernt auf einem kleinen, aufgeschütteten Hügel in der Oderaue.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Windmühle Rote Mühle ist sehr wahrscheinlich 1766 erbaut worden. Der namentlich nicht genannte Besitzer musste ab Trinitatis 1767 ein Wispel Roggen an das Amt Wriezen bezahlen, auf dessen Grund und Boden die Windmühle erbaut worden war. Sie soll ursprünglich einen roten Außenanstrich gehabt haben, daher der Name. 1769 ist der Windmüller Martin Stabow erstmals erwähnt. Damals hieß der Wohnplatz aber noch Neu-Kietz.[1]

Am 30. September 1771 verkaufte Martin Stabow, Windmüller auf der Roten Mühle[2] seine Windmühle für 900 Taler an Christoph Brauer.[3] Wir dürfen in Martin Stabow wohl auch den Erbauer der Roten Mühle vermuten. Am 12. April 1791 verkaufte Christoph Brauer die Rote Mühle für 2000 Taler an Ludwig Schulze.[3] Dieser verkaufte die Rote Mühle am 29. April 1802 um 3425 Taler an Michael Friedrich Müller.[3] Müller musste die Windmühle 1816 jedoch mit deutlichem Verlust für 2979 Taler, 7 Groschen und 6 Pfennige an den Mühlenmeister Daniel Friedrich Maaß verkaufen.[3] Das Ortschafts=Verzeichniß des Regierungs=Bezirks Potsdam nach der neuesten Kreiseintheilung vom Jahre 1817 erwähnt die Windmühle, allerdings ohne nähere Angaben, außer dass sie zum Amt Wriezen gehörte.[4] 1818 wurde sie von Daniel Friedrich Maaß neu erbaut.[5] 1824 wurde Daniel Friedrich Maaß zum Altmeister des Wriezener Mühlengewerks gewählt.[6] 1833 legte er sein Amt nieder.

Ab 1824 gehörte die Rote Mühle dem Mühlenmeister Gottfried Ludwig Lüdecke, der sie für 2800 Taler von Maaß gekauft hatte.[5] 1834 wurde die jährliche Abgabe von einem Wispel Roggen an das Amt Wriezen in eine Geldrente umgewandelt.[7] August von Sellentin erwähnt die Rote Mühle 1841, gibt aber keine weiteren Informationen.[8] 1856 bestand der kleine Wohnplatz aus einem Wohnhaus, in dem die Familie des Mühlenmeisters Lüdecke mit 7 Personen wohnte.[9] Mühlenmeister Lüdecke sen. war 1857 Nebenältester der Wriezener Müllerinnung.[6] Die Ortschafts-Statistik des Regierungs-Bezirks Potsdam mit der Stadt Berlin von 1861 (Stand: 1858) vermeldet für den Wohnplatz Rothe Mühle ein Wohnhaus, drei Wirtschaftsgebäude und sechs Einwohner.[10] 1869 war die Mühle noch im Besitz eines Mitgliedes der Familie Lüdicke.[11] 1871 bestand der Wohnplatz Windmühle Rothemühle aus einem Wohnhaus; sieben Personen wohnten dort.[12]

1872 wurden in der Provinz Brandenburg die hoheitlichen Aufgaben der Domänenämter den Kreisen und neu gegründeten Amtsbezirken übertragen. Die meisten Ämter wurden aufgelöst, darunter auch das Rent- und Polizeiamt Wriezen-Freienwalde unter dessen Jurisdiktion die Rote Mühle stand. Altkietz mit seinem Wohnplatz Rote Mühle wurde dem Amtsbezirk 28 Alt-Wriezen des Kreises Oberbarnim zugeordnet. Zum Amtsvorsteher wurde Gutsbesitzer Moritz Kunze/Kuntze auf Eichwerder bestimmt.[13]

Das Gemeindelexikon von 1888 (Stand: 1885) vermeldet im Müllerwohnhaus noch vier Einwohner,[14] nach dem Gemeindelexikon von 1898 (Stand: 1895) sind es dann nur noch zwei Einwohner.[15] Altkietz wurde zum 1. Mai 1930 in die Stadt Wriezen eingemeindet[16] und ist seitdem ein Wohnplatz der Stadt Wriezen.[17] Der Wohnplatz Rote Mühle ist in der Bebauung von Wriezen aufgegangen und wird nicht mehr als eigener Wohnplatz ausgewiesen.

Am 8. Juli 1931 wurde die Rote Mühle durch Brand völlig zerstört. Es war die letzte Windmühle auf dem Stadtgebiet von Wriezen.[5]

Müller und Mühlenmeister (Übersicht)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • (1769) bis 1771 Martin Stabow[1][3]
  • ab 1771 bis 1791 Christian Brauer[3]
  • ab 1791 bis 1802 Ludwig Schulze[3]
  • 1802 bis 1816 Michael Friedrich Müller[3]
  • ab 1816 bis 1824 Mühlenmeister Daniel Friedrich Maaß[18]
  • 1824 bis ? Mühlenmeister Gottfried Ludwig Lüdeke[19][7][20][9][6]
  • (1869) Lüdecke[11]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Novum Corpus constitutionum Prussico-Brandenburgensium praecipue Marchicarum / Verzeichniß der in dem 1769sten Jahre ergangenen Edicten, Patenten, Mandaten, Rescripten und Haupt-Verordnungen. S. 5263. Google Books
  2. Werner Albrecht: Brandenburgische Kornmüller und Mühlenmeister vor 1800. In: Archiv für Sippenforschung, 102, Limburg an der Lahn 1985, S. 439–457, hier S. 439.
  3. a b c d e f g h Rudolf Schmidt: Wriezen. Geschichte der Stadt in Einzeldarstellungen. Band 1. Wriezen 1931/1932, S. 136. Kreisarchiv Barnim.
  4. Ortschafts=Verzeichniß des Regierungs=Bezirks Potsdam nach der neuesten Kreiseintheilung vom Jahre 1817, mit Bemerkung des Kreises, zu welchem der Ort früher gehörte, der Qualität, Seelenzahl, Confession, kirchlichen Verhältnisse, Besitzer und Addreß-Oerter nebst alphabethischem Register. Georg Decker, Berlin 1817 (ohne Paginierung), II. Der Oberbarnimsche Kreis, Nr. 60; Textarchiv – Internet Archive.
  5. a b c Rudolf Schmidt: Wriezen. Geschichte der Stadt in Einzeldarstellungen. Band 2. Wriezen 1931/1932, S. 203. Kreisarchiv Barnim.
  6. a b c Rudolf Schmidt: Wriezen. Geschichte der Stadt in Einzeldarstellungen. Band 2. Wriezen 1931/1932, S. 160. Kreisarchiv Barnim.
  7. a b Rezess vom 10. Aug. 1834 mit dem Mühlenmeister Lüdeke in Wriezen als Besitzer der sogenannten roten Mühle bei Altkietz über die Verwandlung der Naturalgetreideabgaben von einem Wispel Roggen jährlich in eine Geldrente. 1834. Brandenburgisches Landeshauptarchiv – Online-Recherche.
  8. August von Sellentin: Rothe Mühle. II. Der Oberbarnimsche Kreis, Nr. 121. In: Topographisch-statistische Übersicht des Regierungsbezirks Potsdam und der Stadt Berlin. Verlag der Gander’schen Buchhandlung, Berlin 1841, S. 54 (zlb.de).
  9. a b Eduard Fidicin: Die Territorien der Mark Brandenburg, oder Geschichte der einzelnen Kreise Geschichte des Kreises Ober-Barnim und der in demselben belegenen Städte, Rittergüter, Dörfer etc. Verlag von J. Guttentag, Berlin, 1858, S. 94; Google Books
  10. Richard Boeckh: Ortschafts-Statistik des Regierungs-Bezirks Potsdam mit der Stadt Berlin. Verlag von Dietrich Reimer, Berlin 1861, S. 66–67. 276 S., Google Books
  11. a b Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Potsdam und der Stadt Berlin, Beilage zum 40. Stück, vom 1. Oktober 1869, S. 4 (separate Zählung der Beilage). Google Books
  12. Alt Kietz. In: Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871. II. Provinz Brandenburg. Verlag der Königlichen Statistischen Bureaus (Dr. Engel), Berlin 1873, S. 25, Fußnote 50. Google Books
  13. Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Potsdam und der Stadt Berlin, Beilage zum 27. Stück des Amtsblattes vom 3. Juli 1874, S. 9–12. Google Books
  14. Alt Kietz. In: Gemeindelexikon für das Königreich Preußen: Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1885 und anderer amtlicher Quellen. III. Stadtkreis Berlin und Provinz Brandenburg. Verlag des Königlichen statistischen Bureaus, Berlin, 1888, S. 29, Fußnote 10 (unter Alt Kietz).. Google Books
  15. Gemeindelexikon des Königreiches Preußen. Teil III: Stadtkreis Berlin und Provinz Brandenburg. Verlag des Königlichen statistischen Bureaus, Berlin 1898, hier S. 30, Fußnote 23. kobv.de
  16. Amtsblatt der Preußischen Regierung in Potsdam nebst Öffentlichem Anzeiger, Stück 22, vom 24. Mai 1930, S. 156. Google Books
  17. Stadt Wriezen. Kommunalverzeichnis des Landes Brandenburg.
  18. Regulierung der Domanialabgabenverhältnisse der dem Mühlenmeister Maaß in Wriezen gehörenden sogenannten roten Windmühle in Altkietz. 1822. Brandenburgisches Landeshauptarchiv – Online-Recherche.
  19. Kammergericht (Hrsg.): Topographie der Untergerichte der Kurmark Brandenburg und der dazugeschlagenen Landesteile. Oehmigke, Berlin 1837, S. 130, 312 S. Google Books
  20. Rezesse vom 3. Juni 1851 mit Gottfried Lüdecke in Altkietz und Ehefrau über die Ablösung der Reallasten von der Windmühle und vom 9. März 1851 mit August Kuntze und Genossen in Altkietz über die Verwandlung der Domanialabgaben in eine Geldabgabe. 1851, 1909. Brandenburgisches Landeshauptarchiv – Online-Recherche.

Koordinaten: 52° 43′ 12,2″ N, 14° 8′ 57,5″ O