Rudolf Gyptner

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Rudolf Gyptner (* 4. Januar 1923 in Hamburg; † 28. November[1] 1944 in Pawonków[2]) war ein deutscher Kommunist und Widerstandskämpfer.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rudolf Gyptners Vater war der Kommunist Richard Gyptner. Die Familie immigrierte vor der Geburt von Rudolf in die Sowjetunion. Sie kehrte 1923 nach Deutschland zurück. 1933 emigrierte sie zunächst nach Frankreich und dann erneut in Richtung Moskau, wo Richard Gyptner später Teil der Gruppe Ulbricht wurde. Rudolf meldete sich nach dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf die Sowjetunion 1941 zur Roten Armee, wo er zum Funker ausgebildet wurde.[3]

Am 9. August 1944 beschloss die ZK-Abteilung für außenpolitische Information der KPdSU (OMI) mehrere vom Institut 100 speziell geschulte Männer der KPD hinter den deutschen Linien abzusetzen, um dort Kontakt zu politischen Aktivisten aufzunehmen, die in den Untergrund abgetaucht waren. Rudolf Gyptner, Arthur Hoffmann, Ferdinand Greiner, Joseph Giefer und Josef Kiefel landeten am 23. August 1944 mit dem Fallschirm bei Lubliniec. Vermutlich durch ihre Funkaktivitäten wurde der Standort der Gruppe von Peilwagen der Wehrmacht aufgeklärt.[1] Von polnischen Widerstandskämpfern gewarnt, teilte sich die Gruppe. Kiefel, Greiner und Hoffmann konnten fliehen, während Gyptner und Giefer auf dem Hof des polnischen Widerstandskämpfers Roch Kurpies am 28. November 1944 in Pawonków[4] durch SS und Gestapo getötet wurden.[2][5][6]

Erinnerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zur Erinnerung an Rudolf Gyptner wurden Einrichtungen und Organisationen in der DDR nach ihm benannt, darunter die Rudolf-Gyptner-Kaserne in Lehnitz nördlich von Berlin, das Artillerieregiment AR-1 der 1. Mot.-Schützendivision der NVA,[7] die „Rudolf Gyptner Oberschule“ in Berlin, eine kasernierte Nachrichtenabteilung des Ministeriums des Inneren[8] und auch eine Einheit der polnischen Grenztruppen trug den Namen „Rudolf Gyptner“.[3]

Die polnische Regierung enthüllte an der Mühle in Pawonków eine Gedenktafel, die in deutscher Sprache lautet:

„An dieser Stelle starben am 28. November 1944 durch die Hand der Hitlerschergen brüderlich im gemeinsamen Kampf Joseph Giefer und Rudolf Gyptner und der Kämpfer der polnischen Widerstandsbewegung Rohch Kurpies. Ehre ihrem Andenken.“

Deutsche Widerstandskämpfer 1933-1945. Biographien und Briefe- Bd. 1, S. 314

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Luise Kraushaar: Deutsche Widerstandskämpfer 1933-1945. Biographien und Briefe. Band 1, Dietz Verlag, Berlin 1970, S. 312–315
  • Else und Bernt von Kügelgen: Die Front war überall: Erlebnisse und Berichte vom Kampf des Nationalkomitees „Freies Deutschland“. Verlag der Nation, Berlin 1978

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Heinz Kühnrich und Werner Müller: Im Bunde mit dem Feind. Deutsche auf alliierter Seite. Verlag Dietz, Berlin 1995, ISBN 3-320-01875-2, S. 34
  2. a b Jörg Morré: Hinter den Kulissen des Nationalkomitees. Das Institut 99 in Moskau und die Deutschlandpolitik der UdSSR 1943–1946.
  3. a b Florian Ring: Die Darstellung des Widerstandes gegen Hitler in der SBZ/DDR in Bezug auf die Schulbücher sowie in der Publizistik der NVA. Pro Universitate, Sinzheim 1996, ISBN 3-930747-76-6, zugleich: Magisterarbeit, Katholische Universität Eichstätt, 1995
  4. Deutsche Widerstandskämpfer 1933-1945. Biographien und Briefe. Band 1, S. 314.
  5. private Homepage zur 28. POS Berlin-Prenzlauer Berg (Memento vom 9. Juli 2012 im Webarchiv archive.today), gesichtet am 17. Juni 2009
  6. Klaus Schroeder und Peter Erler: Geschichte und Transformation des SED-Staates. Akademie-Verlag: Berlin 1994, ISBN 3-05-002638-3, Seite 58
  7. Die Zeit, Reise ins andere Deutschland, 27. Juni 1986
  8. Archivierte Kopie (Memento vom 9. Mai 2009 im Internet Archive) Kasernierte Einheiten des MdI, gesichtet am 17. Juni 2009