Rudolf Steinbach

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Rudolf Steinbach (* 14. April 1903 in Barmen; † 23. Dezember 1966 in Aachen) war ein deutscher Architekt und Hochschullehrer.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Steinbach[1] absolvierte die Barmer Kunstgewerbeschule und das Polytechnikum Friedberg, von 1929 bis 1930 war als Gasthörer an der Technischen Hochschule Stuttgart. Danach betätigte er sich als freier Architekt in Heidelberg. Während des Zweiten Weltkriegs war er mit Rudolf Schwarz, Emil Steffann und Alfons Leitl an Wiederaufbauplanungen in Lothringen beteiligt. Nach 1945 wirkte er wieder als freier Architekt in Heidelberg, war Mitarbeiter der von Alfons Leitl herausgegebenen Zeitschrift Baukunst und Werkform und beteiligte sich insbesondere an der dort ausgetragenen, von Rudolf Schwarz ausgelösten Bauhaus Debatte 1953.[2] Von 1951 bis 1966 lehrte Steinbach als Professor und Nachfolger von Otto Gruber Baukonstruktion in der Architekturfakultät der RWTH Aachen; bis zur Berufung von Wolfgang Döring in 1972 leitete Horst Kohl, der Oberassistent und Büropartner von Steinbach, die Baukonstruktionslehre der Architekturabteilung an der RWTH Aachen.

Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Schwerpunkt von Steinbachs Tätigkeit lag in Heidelberg und im katholischen Milieu. Er errichtete dort mehrere Wohnhäuser, baute kriegszerstörte Baudenkmale (württembergische Schlösser und Kirchen, Alte Brücke[3], Abtei Neuburg) im Sinne einer geschichtsbewussten, lebendigen Denkmalpflege wieder auf und um wie zum Beispiel die kriegszerstörte Kirche Johannisberg (Rheingau), die er von 1946 bis 1951 gemeinsam mit Rudolf Schwarz auf ihren romanischen Ursprung zurückführte.[4] Er wirkte an zahlreichen Kirchenneubauten von Schwarz mit (St. Albert in Andernach, St. Anna in Düren). Mit Horst Kohl errichtete Steinbach das Gemeindezentrum St. Lambertus in Düsseldorf und die Kirche St. Antonius in Wuppertal-Barmen (Wettbewerb 1960, Fertigstellung 1973)[5]; mit Kohl und Gernot Kramer[6] baute er die Feuerwache Aachen[7], das FIR (Verein): Forschungsinstitut für Rationalisierung der RWTH Aachen (1. Preis im Bauwettbewerb 1953), das Reiffmuseum Aachen[8] (Sitz der Architekturfakultät der RWTH Aachen)[9] um und als ein Bewunderer islamischer Baukunst mit Kramer 1964–1971 die Bilail-Moschee[10] für muslimische Studenten und Studentinnen der RWTH Aachen.[11]

1961 hielt Steinbach den Vortrag Bauen wir für eine Demokratie? auf einer Tagung der Evangelischen Akademie Berlin, den Ulrich Conrads 1969 als Schallplatte 2/Bauwelt Archiv unter dem Titel "Die unendliche Barackei" veröffentlichte und auf der Rückseite mit dem Text "Erinnerungen an Rudolf Steinbach" versah: "(...) Er verstand die Steine. Er sagte, wo sie hinwollten. Seine Anweisungen gingen scheinbar spurlos in Bauwerke ein, oft in die anderer. Er nahm noch ernst, was niemand mehr gelten lassen will als Aufgabe des Architekten: das Aufscheinen-lassen von Schönheit.(...)".[12]

Steinbach war ein maßgeblicher Vertreter der geschichtsbewussten Baugestaltungs- und Werklehre der Aachener Schule, was auch in seiner Würdigung des „verehrten Freundes und Meisters“ Schwarz zum Ausdruck kommt, in dessen Werk er vor allem die „Klarheit“ und „den letzten Verzicht auf überflüssige, uns überlieferte, doch nicht mehr eigene und selbsterlebte Form“ schätzte.[13] Er wohnte im Gartenhaus Mantels, einem Bauwerk des Barockbaumeisters Johann Joseph Couven auf dem Lousberg in Aachen, und schätzte das Wohnen im barocken Grundriss.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. DIGIPORTA digitales Porträtarchiv: Der Architekt Rudolf Steinbach. (PDF) Deutsches Kunstarchiv im Germanischen Nationalmuseum, abgerufen am 16. Dezember 2017.
  2. Rudolf Steinbach: Wo liegt eigentlich der Kern der Diskussion um Rudolf Schwarz? In: Ulrich Conrads (Hrsg.): Bauwelt Fundamente. Die Bauhaus-Debatte 1953; Dokumente einer verdrängten Kontroverse, Nr. 100. Vieweg, Braunschweig/Wiesbaden 1994, ISBN 3-528-06100-6, S. 152–160.
  3. Rudolf Steinbach: Die alte Brücke in Heidelberg und die Problematik des Wiederaufbaus. In: Ulrich Conrads und Peter Neitzke (Hrsg.): Die Städte himmeloffen, Reden und Reflexionen über den Wiederaufbau des Untergegangenen und die Wiederkehr des Neuen Bauens 1948/49. Bauweltfundamente, Nr. 125. Birkhäuser, Basel, Bosten, Berlin 2003, ISBN 3-7643-6903-5, S. 171 - 179.
  4. Alfons Leitl: Der Wiederaufbau der Kirche Johannisberg im Rheingau - Ein Beispiel lebendiger Denkmalpflege. In: Alfons Leitl (Hrsg.): Baukunst und Werkform. Nr. 1. Frankfurter Hefte, Frankfurt am Main 1952, S. 36 - 46.
  5. BDA Wuppertal: Kirche St. Antonius. BDA Wuppertal, abgerufen am 20. März 2018.
  6. Bernhard J. Lattner, Roland Feitenhansl, Joachim Hennze: Stille Zeitzeugen: Gernot Kramer (1928–2000). Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 20. März 2018.@1@2Vorlage:Toter Link/www.stille-zeitzeugen.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  7. Hans-Peter Leisten: Hauptfeuerwache: Spagat in Sachen Denkmalschutz. Aachener Zeitung, 6. Juli 2015, abgerufen am 20. März 2018.
  8. RWTH Aachen: DAS BAUWERK Planung, Bau und Umbau des Reiff-Museums. RWTH Aachen, abgerufen am 20. März 2018.
  9. Elke Janßen-Schnabel: Reiff-Museum Architekturfakultät der RWTH Aachen. In: KuLaDig. LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, 2011, abgerufen am 22. Februar 2020.
  10. Julia Maxelon: Die Bilal-Moschee Aachen, Rheinische Kunststätten. Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, 2014, abgerufen am 20. März 2018.
  11. Nadine Diab: Bilal-Moschee in Aachen: Die verborgene Vorreiterin. Düsseldorfer Nachrichten - Westdeutsche Zeitung, 11. August 2017, abgerufen am 20. März 2018.
  12. Inhaltsverzeichnis zum Ulrich-Conrads-Archiv Beiträge zur Bauwelt in den Schubern 1 - 23. (PDF) TU Cottbus, Bibliothek, abgerufen am 16. Dezember 2017.
  13. Ulrich Pantle: Leitbild Reduktion. Beiträge zum Kirchenbau in Deutschland von 1945 bis 1950. Dissertation, Universität Stuttgart 2003, S. 142. (davon Kapitel 1–4 online als PDF-Dokument mit ca. 2,3 MB)

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Walter Schmitthenner: Rudolf Steinbach 1903–1966. Daten seines Lebens, seiner Werke, seiner Freunde. Selbstverlag, 1990.
  • Rudolf Steinbach: Die Alte Brücke in Heidelberg und die Problematik des Wiederaufbaus. In: Ulrich Conrads (Hrsg.): Die Städte himmeloffen. Reden und Reflexionen über den Wiederaufbau des Untergegangenen und die Wiederkehr des Neuen Bauens 1948/49. Birkhäuser, Basel / Stuttgart 2002, S. 171ff.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]