Rumannstraße

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Rumannstraße
Wappen
Wappen
Straße in Hannover
Basisdaten
Ort Hannover
Stadtteil Oststadt
Angelegt 1873
Name erhalten 1873
Anschluss­straßen Bödekerstraße, Sedanstraße
Querstraßen Eichstraße
Technische Daten
Straßenlänge 370 m
Karte
Karte
Straßenschild mit Legendentafel zum Stadtdirektor Wilhelm Rumann

Die Rumannstraße in Hannover im heutigen Stadtteil Oststadt wurde im 19. Jahrhundert kurz nach der Ausrufung des Deutschen Kaiserreichs angelegt. Die nach dem hannoverschen Stadtdirektor Wilhelm Rumann (1784–1857) benannte Straße führt von der Sedanstraße bis zur Bödekerstraße[1] und liegt in ihrer Gesamtheit im sogenannten „denkmalpflegerischen Interessenbereich“ in der Zuständigkeit des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege.[2]

Geschichte und Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Gründerzeit, überwiegend jedoch ab Ende der 1870er Jahre entstand in dem Bereich nördlich und nordöstlich der Königstraße eine überwiegend vornehme Wohnbebauung für den gehobenen bürgerlichen Bedarf.[2]

Blick von der Eichstraße durch die Rumannstraße in Richtung Bödekerstraße;
Ansichtskarte Nummer 458 von Friedrich Astholz junior, 1904, Lichtdruck

Eine Gruppe von zwei Mietshäusern, die 1891 nach Plänen des Architekten Max Küster auf den heutigen Grundstücken Rumannstraße 4 und 6 errichtet wurden, hat sich nicht erhalten.[3]

Ende des 20. Jahrhunderts wohnte die Schriftstellerin Charlotte Regenstein unter ihrem Pseudonym Alexander Römer unter der Adresse Rumannstraße 4.[4]

Ab seinem fünften Lebensjahr und bis 1915 bewohnte die Familie des späteren Schriftstellers Hansjürgen Weidlich „das Erdgeschoss in dem dunklen Eckhaus der Bödekerstraße am Ende der Rumannstraße“, von wo aus die Kinder die alljährlichen abendlichen Fackelzüge am Geburtstag von Kaiser Wilhelm beobachten durften.[5]

Stadttafel für Kurt Schwitters vor dem Haus Rumannstraße 8

2016 konnte der Physiker Walter Selke mit Unterstützung des im Stadtarchiv Hannover tätigen Christian Heppner die lange als verloren geglaubte Geburtsstätte des Künstlers Kurt Schwitters neu verorten. Ein lange verbreiteter Irrtum hatte sich im Jahr 1956 ergeben, als die Hausnummern in der Rumannstraße neu festgelegt wurden; für die eine Straßenseite die geraden, für die andere Straßenseite die ungeraden Hausnummern. Dadurch erhielt die Rumannstraße 2 – die Geburtsstätte des Künstlers lag in dem erhaltenen Erdgeschoss des Gebäudes – die heutige Hausnummer 8.[6][7] Vor dem Haus Rumannstraße 8 stellte die Stadt Hannover im November 2021 eine von Walter Selke initiierte Stadttafel auf, die an Leben und Werk von Kurt Schwitters erinnert.[8][9]

Die historische Bebauung der seinerzeit oftmals zweieinhalb- bis dreigeschossigen Reihenhäuser lässt sich noch heute insbesondere in der als Bauensemble denkmalgeschützten Gruppe Rumannstraße 15 sowie 17/19 ablesen: Die drei aneinander auf der nördlichen Straßenseite Ende der 1870er Anfang der 1880er Jahre errichteten Gebäude ähneln der von dem Architekten Heinrich Köhler am Schiffgraben entworfenen Bauten, wenngleich die in der Rumannstraße erhaltenen Baukörper einfacher gestaltet wurden; ihre „Plastizität wird durch Gesimse, Fensterverdachungen betont.“ Die Baugruppe mit ihren Hintergebäuden diente rund ein Jahrhundert nach ihrer Errichtung inklusive des rückseitig bis an die Holscherstraße heranreichenden Grundstückes Anfang der 1980er Jahre als Schulgebäude für die Albert-Liebmann-Schule.[2]

Während der Luftangriffe auf Hannover im Zweiten Weltkrieg erlitt die Gegend nördlich und nordöstlich der Königstraße starke Zerstörungen durch Fliegerbomben.[2]

Das Doppelhaus Rumannstraße 17/19 dient heute (Stand: Oktober 2018) unter der Bezeichnung „Wohnheim Rumannstraße“ als von der Caritas-Hannover betreute und vollausgelastete Flüchtlingsunterkunft für 65 Menschen.[10]

Vielharmonie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Unter der Adresse Rumannstraße 9 findet sich die von der Gundlach-Stiftung eingerichtete „Vielharmonie“, in der Stipendiaten des Gundlach Musikpreises für jeweils zwei Jahre mietfrei wohnen und ihre musikalischen Fähigkeiten ausbauen können. Hierfür wurde ein ehemaliges Wohnhaus im Jahr 2003 für Musikstudien umgestaltet und unter anderem mit einer schalldichten „Übebox“ ausgestattet. Nach der Restaurierung des Pavillons, Teil der Kulisse während des jährlich veranstalteten Serenadenkonzertes, wurde dieser im Jahr 2005 beim Garten- und Innenhofwettbewerb der Stadt Hannover ausgezeichnet.[11]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Rumannstraße (Hannover) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Helmut Zimmermann: Rumannstraße, in ders.: Die Straßennamen der Landeshauptstadt Hannover. Verlag Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1992, ISBN 3-7752-6120-6, S. 213
  2. a b c d Ilse Rüttgerodt-Riechmann: Anspruchsvolle Wohnbebauung zwischen Schiffgraben und Alte Celler Heerstraße (Lister Meile), sowie Ortskarte 7 / 09 Oststadt / 10 List, in: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Baudenkmale in Niedersachsen, Stadt Hannover (DTBD), Teil 1, Band 10.1, hrsg. von Hans-Herbert Möller, Niedersächsisches Landesverwaltungsamt – Institut für Denkmalpflege, Friedr. Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft mbH, Braunschweig 1983, ISBN 3-528-06203-7, S. 42f., 160f.; sowie Oststadt im Addendum zu Teil 2, Band 10.2: Verzeichnis der Baudenkmale gem. § 4 (NDSchG) (ausgenommen Baudenkmale der archäologischen Denkmalpflege), Stand: 1. Juli 1985, Stadt Hannover, Niedersächsisches Landesverwaltungsamt – Veröffentlichungen des Instituts für Denkmalpflege, S. 11f.
  3. Reinhard Glaß: Küster, Max in der Datenbank Architekten und Künstler mit direktem Bezug zu Conrad Wilhelm Hase (1818–1902) [ohne Datum], zuletzt abgerufen am 20. Oktober 2018
  4. Sophie Pataky (Hrsg.): Regenstein, Charlotte, und Römer, Alex, in dies.: Lexikon deutscher Frauen der Feder. Eine Zusammenstellung der seit dem Jahre 1840 erschienenen Werke weiblicher Autoren, nebst Biographieen der lebenden und einem Verzeichnis der Pseudonyme, Bd. 2, Berlin: C. Pataky, 1898, S. 172; 200–201Digitalisat bei Zeno.org
  5. Hansjürgen Weidlich: Hindenburg und sein Dackel, in Diethard H. Klein, Herbert Grohmann (Hrsg.): Hannover. Ein Lesebuch. Die Stadt Hannover einst und jetzt in Sagen und Geschichten, Erinnerungen und Berichten, Briefen und Gedichten, Husum: Husum-Verlag, 1987, ISBN 978-3-88042-324-4 und ISBN 3-88042-324-5, S. 126f.; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  6. Conrad von Meding: Aus der Stadt / Bislang von falschem Gebäude ausgegangen / Schwitters` Geburtshaus liegt woanders ..., illustrierter Artikel auf der Seite der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung vom 27. Mai 2016, zuletzt abgerufen am 20. Oktober 2018
  7. Walter Selke, Christian Heppner: Das Geburtshaus von Kurt Schwitters in Hannover, in: Hannoversche Geschichtsblätter, Neue Folge Bd. 70 (2016), S. 66–71
  8. Simon Benne: Stadttafel erinnert an Kurt Schwitters. Ehrung vor dem Geburtshaus in der Rumannstraße., in: Hannoversche Allgemeine Zeitung. Stadt-Anzeiger Ost vom 11. November 2021, S. 3
  9. Information der Stadt Hannover: Enthüllung der Stadttafel für Kurt Schwitters
  10. o. V.: Oststadt / Wohnheim Rumannstraße / Informationen zur Flüchtlingsunterkunft in der Rumannstraße auf der Seite hannover.de in der Version vom 5. Dezember 2016, zuletzt abgerufen am 20. Oktober 2018
  11. o. V.: Gundlach Musikpreis / Vielharmonie auf der Seite gundlachstiftung.de [ohne Datum], zuletzt abgerufen am 22. Oktober 2018

Koordinaten: 52° 22′ 49,3″ N, 9° 45′ 2,4″ O