Sahlinit

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Sahlinit
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Symbol

Sah[1]

Chemische Formel
  • Pb14[Cl4|O9|(AsO4)2][2]
  • Pb14(AsO4)2O9Cl4[3]
  • Pb14O9(AsO4)2Cl4[4]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Phosphate, Arsenate und Vanadate (ehemals Halogenide)
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

III/D.10
III/D.10-170

8.BO.20
41.01.04.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol monoklin-prismatisch; 2/m
Raumgruppe C2/c (Nr. 15)Vorlage:Raumgruppe/15
Gitterparameter a = 12,71 Å; b = 22,50 Å; c = 11,36 Å
β = 119,0°[2]
Formeleinheiten Z = 4[2]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 2 bis 3[5]
Dichte (g/cm3) gemessen: 7,38 bis 8,00; berechnet: 8,096[5]
Spaltbarkeit vollkommen nach {010}[5]
Farbe hellschwefelgelb, hellgrünlichgelb, gelb bis orange
Strichfarbe blassgelb[3]
Transparenz durchscheinend
Glanz Diamantglanz[6]
Kristalloptik
Brechungsindex n x > 3,3[7]
Optischer Charakter zweiachsig negativ
Achsenwinkel 2V = 96,5° (gemessen)[5]

Sahlinit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ mit der chemischen Zusammensetzung Pb14[Cl4|O9|(AsO4)2][2] und ist damit chemisch gesehen ein Blei-Arsenat mit zusätzlichen Chlor- und Sauerstoff-Ionen sowie das Arsen-Analogon zum Kombatit.[8]

Sahlinit kristallisiert im monoklinen Kristallsystem, entwickelt jedoch nur winzige, schuppige Kristalle bis etwa zwei Millimeter Größe in faserigen oder derben Mineral-Aggregaten und krustigen Überzügen. Das Mineral ist durchscheinend und zeigt auf den Oberflächen der hellschwefelgelben, hellgrünlichgelben oder gelben bis orangen Kristalle einen diamantähnlichen Glanz. Auf der Strichtafel hinterlässt Sahlinit einen blassgelben Strich.

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Carl Sahlin (1915)

Erstmals entdeckt wurde Sahlin in der Grubengemeinde Långban in der schwedischen Provinz Värmlands län. Die Erstbeschreibung erfolgte 1934 durch Gregori Aminoff, der das Mineral nach dem schwedischen Metallurgen, Generaldirektor eines Eisenhüttenwerkes und Industriehistoriker Carl Sahlin (Carl Andreas Sahlin, 1861–1943[7]) benannte. Dieser führte unter anderem umfangreiche Untersuchungen zur Nutzungsgeschichte des älteren schwedischen Bergmanagements durch und war Mitbegründer von drei technisch-historischen Museen: dem Bergwerk Museum von Falun, dem Laxå Bruksmuseum und dem Tekniska museet (Technischen Museum) in Stockholm.[9]

Sahlenit war bereits vor der Gründung der International Mineralogical Association (IMA) bekannt und ist daher als sogenanntes grandfathered Mineral als eigenständige Mineralart anerkannt.[4]

Das Typmaterial des Minerals wird im Stockholmer Naturhistoriska riksmuseet (wörtlich Naturhistorisches Reichsmuseum) in Schweden unter der Katalog-Nr. g22707-08[10] und im National Museum of Natural History in Washington, D.C. in den USA unter der Katalog-Nr. B13892 aufbewahrt.[5]

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Sahlinit noch zur Mineralklasse der „Halogenide“ und dort zur Abteilung der „Oxihalogenide“, wo er zusammen mit Asisit, Blixit, Chubutit (von der IMA zurückgewiesen), Damarait, Ekdemit, Heliophyllit, Kombatit, Mendipit, Mereheadit, Nadorit, Parkinsonit, Penfieldit, Perit, Philolithit, Pinalit, Schwartzembergit, Seeligerit, Sundiusit, Symesit und Thorikosit die „Mendipit-Nadorit-Gruppe“ mit der System-Nr. III/D.10 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Sahlinit dagegen in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung der „Phosphate, etc., mit weiteren Anionen, ohne H2O“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen und dem Stoffmengenverhältnis der zusätzlichen Anionen (OH etc.) zum Phosphat-, Arsenat- bzw. Vanadatkomplex (RO4), so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit ausschließlich großen Kationen; (OH usw.) : RO4 ≥ 1 : 1“ zu finden ist, wo es als Namensgeber die „Sahlinitgruppe“ mit der System-Nr. 8.BO.20 und dem einzigen weiteren Mitglied Kombatit bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Sahlinit in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung der „Wasserfreie Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen“ ein. Hier ist er ebenfalls zusammen mit Kombatit in der unbenannten Gruppe 41.01.04 innerhalb der Unterabteilung „Wasserfreie Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen mit (A2+)m (XO4)p Zq, mit m : p > 4 : 1“ zu finden.

Chemismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die theoretische Zusammensetzung von Sahlinit (Pb14[Cl4|O9|(AsO4)2]) besteht aus 83,73 % Blei, 4,09 % Chlor, 4,33 % Arsen und 7,85 % Sauerstoff.[6] In den Sahlinitproben aus der Typlokalität Långban fanden sich zusätzlich geringe Beimengungen von etwa 0,43 % Kohlenstoffdioxid (CO2), 0,46 % Calcium in der Form CaO und 0,10 % Kristallwasser (H2O).[5]

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sahlinit kristallisiert isostrukturell (im gleichen Strukturtyp) mit Kombatit[8] im monoklinen Kristallsystem in der Raumgruppe C2/c (Raumgruppen-Nr. 15)Vorlage:Raumgruppe/15 mit den Gitterparametern a = 12,71 Å; b = 22,50 Å; c = 11,36 Å und β = 119,0° sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[2]

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

An seiner Typlokalität Långban in Schweden fand sich Sahlinit in einem metamorphisierten Fe-Mn-Erzkörper, wo er in Paragenese mit Dolomit, Forsterit, Hausmannit und Manganhumit auftrat. Weitere bisher bekannte Fundorte in Schweden sind die Grube Jakobsberg bei Nordmark und die Grube Harstigen bei Pajsberg (Persberg) in der Gemeinde Filipstad.

In Namibia fand sich Sahlinit in den geschichteten Hausmannit-Baryt-Erzen des Untertage-Bergwerks Kombat in der Gemeinde Grootfontein (Otjozondjupa), wo er neben Hausmannit und Baryt noch mit gediegen Kupfer und Jakobsit vergesellschaftet auftritt.

Zwei weitere dokumentierte Fundorte, die Wesley Mine bei Westbury on Trym knapp 5 km nördlich von Bristol und der Steinbruch Torr Works bei Cranmore knapp 5 km östlich von Shepton Mallet in England, wurden bisher nicht bestätigt.[11]

Verwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aufgrund seiner Seltenheit ist Sahlinit allenfalls für Sammler von Interesse.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • G. Aminoff: Note on a new mineral from Långban (Sahlinite). In: Geologiska Föreningens i Stockholm Förhandlingar. Band 56, 1934, S. 493–494 (rruff.info [PDF; 53 kB; abgerufen am 5. Juni 2018]).
  • William F. Foshag: New mineral names. In: American Mineralogist. Band 20, 1935, S. 314–317 (rruff.info [PDF; 232 kB; abgerufen am 5. Juni 2018]).
  • Pete J. Dunn, George Y. Chao, Joan J. Fitzpatrick, Richard H. Langley, Michael Fleischer, Janet A. Zilczer: New mineral names. In: American Mineralogist. Band 71, 1986, S. 227–232 (rruff.info [PDF; 602 kB; abgerufen am 5. Juni 2018]).
  • E. Bonaccorsi, M. Pasero: Crystal structure refinement of sahlinite, Pb14(AsO4)2O9Cl4. In: Mineralogical Magazine. Band 67, 2003, S. 15–21 (rruff.info [PDF; 689 kB; abgerufen am 5. Juni 2018]).
  • John Leslie Jambor, Andrew C. Roberts: New mineral names. In: American Mineralogist. Band 89, 2004, S. 467–471 (rruff.info [PDF; 695 kB; abgerufen am 5. Juni 2018]).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  2. a b c d Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 469.
  3. a b Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. 6. vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2014, ISBN 978-3-921656-80-8.
  4. a b IMA/CNMNC List of Mineral Names; März 2018 (PDF 1,65 MB; Sahlenite siehe S. 164)
  5. a b c d e f Sahlinite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (handbookofmineralogy.org [PDF; 64 kB; abgerufen am 5. Juni 2018]).
  6. a b Webmineral – Sahlinite (englisch)
  7. a b Richard V. Gaines, H. Catherine W. Skinner, Eugene E. Foord, Brian Mason, Abraham Rosenzweig: Dana’s New Mineralogy. 8. Auflage. John Wiley & Sons, New York (u. a.) 1997, ISBN 0-471-19310-0, S. 816.
  8. a b E. Bonaccorsi, M. Pasero: Crystal structure refinement of sahlinite, Pb14(AsO4)2O9Cl4. In: Mineralogical Magazine. Band 67, 2003, S. 15–21 (rruff.info [PDF; 689 kB; abgerufen am 5. Juni 2018]).
  9. Marie Nisser: Carl A. Sahlin im Schwedischen biographischen Lexikon, Band 31 (2000–2002), S. 252
  10. Typmineral-Katalog des Naturhistoriska riksmuseet – Sahlinit (g22707-08)
  11. Fundortliste für Sahlinit beim Mineralienatlas und bei Mindat