Sandelholzöl

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Sandelholzöl aus Santalum album

Sandelholzöl (lateinisch Oleum santali, französisch essence de santal, englisch sandalwood oil, FEMA 3005[1]) ist ein ätherisches Öl, das aus verschiedenen Arten Sandelhölzern gewonnen wird. Je nach Herkunft variieren die Bezeichnungen und die zur Herstellung verwendeten Pflanzen:

Weitere sogenannte Sandelholzöle von einer Reihe anderer Pflanzen dienen als Ersatz für Ostindisches Sandelholzöl.[8][9] Auch Brasilianisches Sandelholzöl von Minquartia guianensis, Agonandra brasiliensis, Aptandra tubicina oder von Olax guianensis (Syn.: Dulacia guianensis) wird hergestellt.[10]

Gewinnung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das ätherische Öl wird per Wasserdampfdestillation aus den Holzchips gewonnen.[2] Die Ausbeute liegt zwischen 4 und 6,5 %.[3] Für 1999 lag die geschätzte Jahresproduktion in Indien bei ca. 30 t. Frühere Schätzungen bezifferten die Jahresproduktion in Indien auf 50 t und weltweit auf 70 t.[2]

Eigenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sandelholzöl ist eine farblose bis gelbliche, leicht viskose Flüssigkeit. Die Dichte liegt zwischen 0,968 und 0,983 g·ml−1, der Brechungsindex liegt bei 20 °C zwischen 1,5030 und 1,5080,[2] der Siedepunkt bei 276 °C (760 mm Hg)[11]. Das ätherische Öl ist in Ethanol, Pflanzenölen und anderen ätherischen Ölen löslich, in Wasser ist es nahezu unlöslich.[3]

Die Geruchsnote wird als typisch holzig-süß, animalisch-balsamisch und sehr haftfest beschrieben.[2] Sandelholz gehört zu den aussagekräftigen, aber auch teuren Duftrohstoffen (Provenienz Mysore) und ist eine klassische Holznote für Parfüms des Typs „Chypre“, „Fougère“ und „Orient“.

Inhaltsstoffe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sicherheitshinweise
Name

Sandelholzöl indisch

CAS-Nummer
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung [12]
Gefahrensymbol

Achtung

H- und P-Sätze H: 317
P: ?
Toxikologische Daten

5580 mg·kg−1 (LD50Ratteoral)[11]

Hauptbestandteil (ca. 90 %) des Ostindischen Sandelholzöls sind die isomeren Terpenoid-Alkohole α-Santalol (ca. 50 %) und β-Santalol (ca. 20 %). Daneben kommen die Terpene α- und β-Santalen (rund 6 %) vor. Weiterhin finden sich epi-β-Santalen, α-Photosantalol, epi-β-Photosantalol, β-Bisabolol, Cyclosantalal, α-Santalal, epi-Cyclosantalal, β-Santalal, Campherenol, (Z)-trans-α-Bergamotol, epi-β-Santalol, (Z)-β-Curcumenol, cis-Lanceol, cis-Nuciferol und Spirosantalol.[2]

Westindisches Sandelholzöl enthält zusätzlich Sesquiterpenoide wie Elemol, Eudesmol und α-Agarofuran.[2]

Der typische Sandelholzgeruch wird β-Santalol zugeschrieben.

Verwendung und Bedeutung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sandelholzbaum

Echtes Sandelholz ist eine Kostbarkeit, da der Bestand des Baums stark gefährdet ist. Der Preis des Öls betrug 2006 1600 US-Dollar pro Kilogramm.[13] In Indien sind der Besitz, der Handel und die Lagerung von Sandelholz und dessen Produkten gesetzlich geregelt. In Osttimor steht der Baum unter Schutz, nachdem während der indonesischen Besatzung fast der gesamte Bestand vernichtet wurde. Nur letzte Reste verblieben von jenem Baum, der in der Kolonialzeit das Hauptexportgut der Insel Timor war. Von hier stammte früher die beste Qualität an Sandelholz. Allgemein erhält man eine hohe Qualität, wenn das Holz von Bäumen stammt, die älter als 30 Jahre sind.

Sandelholz ist der wohl am meisten „gefälschte“ Holzduft, so wird vieles als Sandelholzöl deklariert, was mit dem Sandelholz nichts zu tun hat. Letzten Endes gibt nur der botanische Name sicheren Aufschluss darüber, was sich im Fläschchen befindet. Die jährliche Produktion an indischem Sandelholz liegt bei etwa 1000 Tonnen. Im Jahr 2006 wurden aus Indien zwischen sechs und zehn Tonnen und aus Indonesien zwei Tonnen Sandelholzöl exportiert. Die angegebenen Mengen reichen aber nicht für das weltweite Angebot an Räucherstäbchen, Parfums (fast 80 % aller weltweit verkauften Parfums enthalten synthetisches Sandelholzöl), Holzprodukte und ätherischen Öle. Zweifelhaft ist auch die Menge an Sandelholzöl mit der sogenannten „Mysore-Qualität“, die nur aus zwei staatlichen indischen Destillen in Mysore und Shivamogga stammt. Deren Jahresproduktion erreicht aber nicht die Mengen, die sich im Handel befinden.[13]

Als preiswerte Variante wird auch das sogenannte Westindische Sandelholzöl beziehungsweise Amyrisöl eingesetzt (Provenienz Westkaribik). Dieser Duft ähnelt dem Zedernholz. Es stammt von Amyris balsamifera, dem Westindischen oder Jamaica Rosenholz, einem Rautengewächs, das zur selben Pflanzenfamilie wie die Zitrusdüfte gehört.[14]

Struktur von Sandalore

Als Ersatzstoff für ostindisches Sandelholzöl ist der synthetische Sandelholzriechstoff Sandalore entwickelt worden,[2] der am Geruchsrezeptor OR2AT4 wirkt.[15]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Robert Tisserand, Rodney Young: Essential Oil Safety. Second Edition, Elsevier, 2014, ISBN 978-0-443-06241-4, S. 193 f, 355, 418 f.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Eintrag zu FEMA 3005 in der Datenbank der Flavor and Extract Manufacturers Association of the United States.
  2. a b c d e f g h Eintrag zu Sandelholzöl. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 8. Januar 2017.
  3. a b c Eintrag zu Sandelholzöl australisch (S. spicata) (Memento des Originals vom 8. Januar 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.sanabio.de bei Sanabio, abgerufen am 8. Januar 2017.
  4. a b N. Groom: The Perfume Handbook. Springer, 1992, ISBN 978-94-010-5015-9, S. 218.
  5. Andrea Büttner: Springer Handbook of Odor. Springer, 2017, ISBN 978-3-319-26930-6, S. 67.
  6. Le Santal polynésien Santalum insulare (Memento des Originals vom 17. November 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.service-public.pf (PDF; 4,1 MB), auf service-public.pf, abgerufen am 17. November 2018.
  7. John O. Kokwaro: Classification of East African Crops. Second Edition, Univ. of Nairobi Press, 2013, ISBN 978-9966-792-24-2, S. 131.
  8. Brachylaena huillensis im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 17. November 2017.
  9. K. P. Laladhas, P. Nilayangode, O. V. Oommen: Biodiversity for Sustainable Development. Springer, 2017, ISBN 978-3-319-42161-2, S. 65.
  10. J. Kuijt, B. Hansen: The Families and Genera of Vascular Plants. Vol. XII: Flowering Plants Eudicots, Springer, 2015, ISBN 978-3-319-09295-9, S. 46.
  11. a b Eintrag zu Sandalwood oil bei thegoodscentscompany.com, abgerufen am 8. Januar 2017.
  12. Datenblatt Sandelholzöl indisch (Memento des Originals vom 8. Januar 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/sanabio.eu bei Sanabio, abgerufen am 8. Januar 2017.
  13. a b What You'll Never Hear From Your Boss. (Memento vom 6. Juli 2008 im Internet Archive) Vortrag im Women in Flavour & Fragrances Commerce (WFFC), New Jersey, 25. Januar 2007. (PDF; 84 kB).
  14. Eduard Winkler: Vollständiges Real-Lexicon der medicinisch-pharmaceutischen... Erster Band: A–L, F. A. Brockhaus, Leipzig 1840, S. 80.
  15. Daniela Busse, Philipp Kudella u. a.: A Synthetic Sandalwood Odorant Induces Wound-Healing Processes in Human Keratinocytes via the Olfactory Receptor OR2AT4. In: Journal of Investigative Dermatology. 134, 2014, S. 2823, doi:10.1038/jid.2014.273, PMID 24999593.