Scheibenbeil

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Scheibenbeil aus dem Muschelhaufen von Sölager, Dänemark

Ein Scheibenbeil (französisch tranchet) ist eine mesolithische und neolithische Gerätform Nordeuropas. Es handelt sich um ein ungeschliffenes Feuersteinbeil, das aus einem Abschlag gefertigt ist, im Gegensatz zum Kernbeil, das aus einem Kern besteht. Es wurde wohl meist dechselartig geschäftet.

Verbreitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Scheibenbeile finden sich unter anderem in der Fosna-, Komsa-, Maglemose-, Ertebølle-Ellerbeck-Kultur und der Trichterbecherkultur, ebenso in der spätmesolithischen Lietzow-Kultur an der Ostseeküste, aber auch im nordirischen Larnian und im französischen Chasséen. Auch in anderen Weltgegenden gibt es Beile aus Abschlägen, so sind z. B. die australischen Tula-adzes oder Tula-slugs technisch gesehen Scheibenbeile. Variantenbildung bei Scheibenbeilen der Ertebølle-Kultur sind in Ostseeland ermittelt worden, wo sich drei Varianten bildeten.[1]

Hermann Schwabedissen[2] definierte einen spätmesolithischen Scheibenbeilkreis, der unter anderem die Oldesloer Gruppe, die Duvensee-Gruppe und die südniedersächsische Boberger Gruppe enthält. Die westfälische Halterner Gruppe ist dagegen scheibenbeilfrei.

Nutzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vermutlich wurden sowohl Kern- wie auch Scheibenbeile zur Holzbearbeitung eingesetzt, wie Gramsch[3] anhand von Gebrauchsspuren nachweisen konnte.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Bernhard Gramsch: Das Mesolithikum im Flachland zwischen Elbe und Oder. Veröffentlichungen des Museums für Ur- und Frühgeschichte Potsdam, Band 7 (Berlin: VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften 1973).
  • Roger M. Jacobi: Aspects of the „Mesolithic age“ in Great Britain. In: Stefan Karol Kozłowski (Hrsg.): The Mesolithic in Europe. International Archaeological Symposium on the Mesolithic in Europe. Warschau, 7.–12. Mai 1973 (Warschau 1973), 238–265.
  • Stefan Karol Kozłowski: Atlas of the Mesolithic in Europe: first generation maps. (Pressedienst der Universität Warschau 1980). (Verbreitung)

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Barry Cunliffe: Illustrierte Vor- und Frühgeschichte Europas 1996 S. 145
  2. Hermann Schwabedissen: Die mittlere Steinzeit im westlichen Norddeutschland. Neumünster 1944
  3. Bernhard Gramsch, Abnutzungsspuren an mesolithischen Kern- und Scheibenbeilen. Ausgrabungen und Funde 11, 1966, 109–114

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]