Schiffswerft Oberwinter

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Schiffswerft Oberwinter
Rechtsform GmbH
Gründung 1947
Auflösung 1977
Sitz Remagen-Oberwinter
Branche Schiffbau

Die Schiffswerft Oberwinter GmbH war eine Schiffswerft in Oberwinter, einem Stadtteil von Remagen.

Oberwinter, ehemalige Schiffswerft Schmidt GmbH, Luftaufnahme 2010

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Schiffswerft Oberwinter GmbH entwickelte sich in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg aus einem Reparaturbetrieb zu einem florierenden Schiffsbaubetrieb. Im Jahr 1970 hatte sie etwa 230 Mitarbeiter.[1]

Um die nahezu zum Erliegen gekommene Binnenschifffahrt wieder zu beleben, ordnete die französische Besatzungsmacht nach dem Krieg die Einrichtung eines Reparaturbetriebs für kriegsgeschädigte Schiffe in Oberwinter an. Dieser wurde ab 1947 auf dem einstigen Gelände des Sportplatzes und Strandbades von Rolandseck errichtet und begann im Juli 1948 mit Reparaturarbeiten.[2]

Der Betrieb übernahm Ende 1951 die Slipanlage seiner Rechtsvorgängerin, der Gesellschaft für Schifffahrt und Handel mbH Mülheim/Ruhr. Er konnte damit Schiffe mit einer Länge bis zu 87 m auf Land nehmen.[1] Der ehemalige Regiebetrieb des Landes Rheinland-Pfalz wurde am 1. Januar 1952 in die Privatwirtschaft überstellt. Eigentümer war die Unternehmergruppe Carl Gilfert & Co. aus Mülheim-Ruhr.

Sowohl bei den Arbeiten an den Schiffen als auch bei der Errichtung von Gebäuden musste die Werftleitung Rücksicht auf die Umgebung nehmen, die schon in der Vorkriegszeit touristisch genutzt worden war. Daher wurde auf die Verwendung von Niethämmern verzichtet und stattdessen elektrisch geschweißt. Gearbeitet wurde nur bis zum Freitag, so dass an den Wochenenden keine Geräuschbelästigung von der Werft ausging. Das Werftgelände wurde mit Hecken, Sträuchern und Bäumen umpflanzt, Gebäude wurden nach Möglichkeit unauffällig in das Landschaftsbild eingefügt. Zu den Bauten der Schiffswerft gehörten auch drei Wohnhäuser, die im Rahmen des sozialen Wohnungsbaus auf der Rheinhöhe errichtet wurden.[2]

Ab 1952 wurden nicht nur beschädigte und gehobene Schiffe repariert, sondern auch Neubauten in Auftrag genommen. Der erste Schiffsneubau der Werft war das Motorschiff Charlotte, das 1955 auf Kiel gelegt wurde. Die Charlotte war eine Weiterentwicklung des Typs Gustav Koenig. Wenig später kamen drei Schwerlastfähren für die französische Besatzungsmacht hinzu, ferner ein Motorgüterschiff und weitere Aufträge.

Nachdem die Blütezeit für Binnenschiffsneubauten vorüber war, verlegte die Schiffswerft Oberwinter sich wieder mehr auf Reparaturen, unter anderem für die Köln-Düsseldorfer Rheinschifffahrt, aber auch auf den Bau von Spezialschiffen. Ab 1964 befasste man sich auch mit dem Bau von Seeschiffen; daneben stand der Bau von Fähren und später auch von Fahrgastschiffen auf dem Programm.[1] Zum Teil ließ man die Rümpfe dieser Fahrzeuge allerdings in Polen fertigen. 1972 musste die Schiffswerft Oberwinter GmbH Insolvenz anmelden.[3]

1977 wurde das Gelände der Schiffswerft Oberwinter von der Schiffswerft Schmidt übernommen.[4]

Schiffsliste (unvollständig)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Lexkesveer (Rumpf einer Fähre, 1961)[5]
  • Corviglia (1962)[6]
  • Anna Gerdes (1966)[7]
  • Adele J (1966)[8]
  • Merc Astra (1969)[9]
  • Siebengebirge (Fähre, 1969)[10]
  • Ulrik Wiese (Seefrachtschiff, 1969)
  • Insel Amrum (Rumpf einer Fähre, 1969)[11]
  • drei Spezialtanker (um 1970)[12]
  • Stadt Linz (Fähre, 1971)[13][14]
  • Anja I (1976)[15]

Schiffe jüngeren Baudatums[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auch einige Schiffe jüngeren Datums sollen von einer Schiffswerft Oberwinter GmbH gebaut worden sein:

  • St. Apollinaris[16]
  • Rheingold (Fahrgastschiff)[17]
  • Delphin (Fahrgastschiff, 1996)[18]
  • Ocean Diva Futura (1997)[19]
  • Enterprise (1997)
  • Renate (Fahrgastschiff, 1989)[20]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Hermann Comes, Die Schiffswerft Oberwinter GmbH hat die Weichen für die Zukunft gestellt (1970)
  2. a b Hermann Comes, Schiffsbau im Kreis Ahrweiler (1955)
  3. 30 Jahre Schiffswerft Oberwinter, Remagen
  4. Hermann Comes, Auf dem Rhein und seinen Nebenflüssen nicht unbekannt. Schiffswerft Schmidt GmbH, Remagen-Oberwinter
  5. Geschichte der Lexkesveer
  6. Gerd Schuth, Schubschifffahrt auf dem Mittelrhein, Sutton-Verlag 2012, ISBN 978-3954000128, S. 41
  7. Daten zur Anna Gerdes (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive)
  8. Geschichte der Adele J (Memento vom 11. November 2014 im Internet Archive)
  9. Geschichte der Merc Astra
  10. Geschichte der Siebengebirge (Memento vom 30. April 2017 im Internet Archive)
  11. Daten zur Insel Amrum
  12. Spiegel-Meldung über die Spezialtanker
  13. @1@2Vorlage:Toter Link/home.sps-edv.deGeschichte des Fährschiffs Stadt Linz (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)
  14. Geschichte des Fährschiffs Stadt Linz
  15. Geschichte der Anja I
  16. Hier als 1983 neues Schiff von der Schiffswerft Oberwinter bezeichnet. Auf der Seite scheint allerdings öfter der Zeitpunkt der Anschaffung und nicht der des Stapellaufs genannt zu werden, so auch im Fall der Nixe I.
  17. Hier wird als Baujahr 1989 und als Bauwerft die Schiffswerft Oberwinter GmbH angegeben - ein Nachfolgebetrieb?
  18. Delphin, Kreuzlingen (CH)
  19. Hier wird die Bauwerft Schiffswerft Oberwinter GmbH angegeben.
  20. Hier die Angaben zur Enterprise