Schloss Oderwitz

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Schloss Oderwitz, Gartenseite

Das Schloss Oderwitz ist ein 1910–1911 errichtetes Herrenhaus in der sächsischen Gemeinde Oderwitz, das unter Denkmalschutz steht. Nach der Enteignung des Freiherrn von Beschwitz 1945 wurde das Gebäude lange Zeit durch die Gemeinde als Jugendherberge genutzt und ging schließlich im April 2012 wieder an einen privaten Eigentümer über.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schloss Oderwitz, Vorderseite
Schloss Oderwitz, bis 2011 Jugendherberge

Das Rittergut Oberoderwitz wurde 1632 erstmals urkundlich erwähnt, zu dieser Zeit war es noch im Besitz der Familie von Nostitz, Linie Ruppersdorf-Hainewalde. Ein Christoph von Nostitz besaß den genannten Nostitzschen Anteil an Oberoderwitz[1] Namhaft ist auch u. a. in der Mitte des 17. Jahrhunderts Hans Ulrich von Nostitz zu Ruppersdorf und Ober-Oderwitz, Klostervogt zu Marienthal.[2] Um 1890 bestanden faktisch zwei Güter am Ort, der Hainwalder Antheil mit Rittergutsqualität, sowie der Ruppersdorfer Antheil als Rittergut.[3] Später ging es an die Ruppersdorfer Familie Meyer über, die es schließlich 1908 an den Zittauer Amtshauptmann, den königlich sächsischen Kammerherrn und Geheimen Regierungsrat Maximillian Freiherr von Beschwitz (1845–1925)[4] verkaufte. Beschwitz ließ 1910 das neue Herrenhaus errichten und verlegte nach der Fertigstellung seinen Wohnsitz 1911 hierher.[5] Von Beschwitz wurde bereits 1907 in den Freiherrenstand erhoben und war mit Anna geb. Goede verheiratet, der Tochter eines Klostergutsbesitzers. Das Ehepaar hatte eine Tochter Catharina und drei Söhne; zwei der Söhne wurden aktive Offiziere, Werner[6] Oberstleutnant und Ulrich[7] Oberst. Der mittlere Sohn und Erbe[8] war der Jurist Hans Christoph Freiherr von Beschwitz (1885–1961).[9] Er ließ das Gut Oberoderwitz zeitweise durch einen Pächter betreiben.[10] Alle genannten Freiherren waren Mitglieder des Johanniterordens.

Kurz vor Kriegsende wurde das Herrenhaus auch zur Auslagerung von Bibliotheksbeständen der Preußischen Staatsbibliothek genutzt.[11]

Nach Ende des Kriegs folgte 1945 während der Bodenreform die Enteignung der Erben des Freiherrn von Beschwitz, die etwa 162 Hektar große Fläche des Ritterguts wurde neu verteilt, den Gutsbesitzern wurde nur ein Waldstück von 0,92 Hektar Größe mit deren Familiengrabstätte belassen. Die Nebengebäude des Schlosses wurden erweitert, um zusätzliche Wohnräume und Stallungen für Neubauern zu schaffen.

Das Herrenhaus ging in den Besitz der Gemeinde über, die dieses ab 1949 als Jugendherberge „Thomas Mann“, später „Schloss Oderwitz“, für über 60 Personen nutzte. In den 1990er Jahren wurden auf dem Gelände zusätzliche Bungalows errichtet, um weitere Schlafplätze für mehr als 70 Saisongäste zu schaffen.[12] 2006 zog sich das Deutsche Jugendherbergswerk als Betreiber zurück, die Herberge wurde von der Gemeinde weitergeführt. Da dies aber eine zusätzliche Belastung der Gemeindekasse von etwa 30.000 Euro bedeutete, wurde 2010 im Rahmen einer Haushaltskonsolidierung der Verkauf des Objekts beschlossen. Ein Käufer fand sich Ende des Jahres 2011.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Johann Gottlieb Korschelt: Geschichte von Oderwitz. Druck und Verlag H. Trommer, Neu-Gersdorf 1871. (eingeschränkte Vorschau bei Google Bücher)
  • Karl Ludwig Gotthans: Aus der Ortschronik. Die Bodenreform in Oberoderwitz. In: Gemeinde Oderwitz (Hrsg.): Oderwitzer Nachrichten. 3. November 2010, S. 11 f.
  • Heinz Urban, Annelies Zimmermann, Doris Gänsrich: Oderwitz. Das Windmühlen- und Wetterdorf. (hrsg. von der Gemeindeverwaltung Oderwitz) Herrnhut 2003. (DNB-OPAC)
  • Amtliches. Verkauf der Jugendherberge „Schloss Oderwitz“. In: Gemeinde Oderwitz (Hrsg.): Oderwitzer Nachrichten. 7. Dezember 2011, S. 4.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Hermann Knothe: Geschichte des Oberlausitzer Adels und seiner Güter. Vom XIII. bis gegen Ende des XIX. Jahrhunderts. Breitkopf & Härtel, Leipzig 1879, S. 390 (https://www.google.de/books/edition/Geschichte_des_Oberlausitzer_Adels_und_s/sSxGYk2hSDgC?hl=de&gbpv=1&dq=Oberoderwitz+Nostitz&pg=PA390&printsec=frontcover eingeschränkte Vorschau [abgerufen am 6. März 2023]).
  2. Anton Fahne: Nostitz. In: Geschichte der Grafen, jetzigen Fürsten zu Salm-Reifferscheid sowie ihrer Länder und Sitze nebst den Genealogie derjenigen Familien, aus denen ihre Frauen genommen. J. M. Heberle (H. Lempertz), Voss Hofbuchdruckerei Düsseldorf, Cöln 1866, S. 73 (https://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ihd/content/pageview/8251407?query=Oderwitz Digitalisat [abgerufen am 6. März 2023]).
  3. Statistisches Bureau des Königlichen Ministeriums des Innern (Hrsg.): Alphabetisches Taschenbuch sämmtlicher im Königreiche Sachsen belegenen Ortschaften und der besonders genannten Wohnplätze 1892. Stand 1. Dezember 1890. Albanus, in Commission R. v. Jahn & Jaensch, Dresden 1892, S. 206 (https://www.google.de/books/edition/Alphabetisches_Taschenbuch_s%C3%A4mmtlicher/bW43AAAAYAAJ?hl=de&gbpv=1&dq=Oberoderwitz&pg=PA206&printsec=frontcover eingeschränkte Vorschau [abgerufen am 6. März 2023]).
  4. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Freiherrlichen Häuser 1912. In: "Der Gotha" GGT. 62. Auflage. Beschwitz, Stammreihe. Justus Perthes, Gotha 1911, S. 28 (archive.org [abgerufen am 6. März 2023]).
  5. mfw-studio.de. Geschichte des Dorfes Oberoderwitz (Memento vom 6. Januar 2013 im Webarchiv archive.today)
  6. Jahresbericht des Gymnasiums in Zittau über das Schuljahr 1898–1899 erstattet von dem Rektor Professor Dr. Seeliger. 1899. Progr. Nr. 577. Auflage. C. Schüler. Untertertia, Nr. 114. Druck Richard Menzel, Zittau 1899, S. 6 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 6. März 2023]).
  7. Jahresbericht des Gymnasiums in Zittau über das Schuljahr 1902–1903 erstattet von dem Rektor Professor Dr. Seeliger. 1903. Progr. Nr. 625. Auflage. C. Schüler. Sexta, Nr. 193. Druck Richard Menzel Nachf., Zittau 1903, S. 10 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 6. März 2023]).
  8. Hans Friedrich von Ehrenkrook, Jürgen von Flotow, Detlev Freiherr von Hammerstein-Retzow, Friedrich Wilhelm Euler: Genealogisches Handbuch der Freiherrlichen Häuser / A (Uradel/ bis 1400 nobilitiert). 1952. In: Deutsche Adelsverbände und in Gemeinschaft mit dem Deutschen Adelsarchiv (Hrsg.): Genealogisches Handbuch des Adels, GHdA, von 1951 bis 2015. Band 1, Nr. 4. C. A. Starke, 1952, ISSN 0435-2408, S. 5–7 (d-nb.info [abgerufen am 6. März 2023]).
  9. Hans Christoph Freiherr von Beschwitz. in: Smoky Mountain Historical Family Tree Project.
  10. Ernst Ullrich, Ernst Seyfert: Niekammer’s Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher. Band IX. Landwirtschaftliches Adreßbuch der Güter und Wirtschaften im Freistaat Sachsen. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter und Güter bis zur Größe von ungefähr 15 ha herab mit Angabe der Gutseigenschaft, der Grundsteuereinheiten, der Gesamtfläche und des Flächeninhalts, der einzelnen Kulturen. In: Mit Unterstützung der Landwirtschaftskammer des Freistaates Sachsen und anderer Behörden, nach amtlichen Quellen und auf Grund direkter Angaben (Hrsg.): Standardwerk der Forst-und Landwirtschaft. 3. Auflage. Amtshauptmannschaft Löbau, Oberoderwitz. Reichenbach’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1925, S. 56–57 (slub-dresden.de [abgerufen am 6. März 2023]).
  11. Werner Schochow: Bücherschicksale. Die Verlagerungsgeschichte der Preußischen Staatsbibliothek. Auslagerung, Zerstörung, Entfremdung, Rückführung. Dargestellt aus den Quellen. In: Veröffentlichungen der Historischen Kommission zu Berlin. 2. Auflage. Band 102. de Gruyter, Berlin / Boston 2003, ISBN 3-11-020475-4, S. 297 ff. (https://www.google.de/books/edition/B%C3%BCcherschicksale/JQig_4UN2H8C?hl=de&gbpv=1&dq=Oberoderwitz&pg=PA295&printsec=frontcover Online-Ressource [abgerufen am 6. März 2023]).
  12. Jugendherberge Oderwitz: Details. (PDF; 198 kB) 2011, abgerufen am 20. Juni 2020.

Koordinaten: 50° 58′ 6″ N, 14° 42′ 58″ O