Schmidsfelden

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Schmidsfelden
Große Kreisstadt Leutkirch im Allgäu
Koordinaten: 47° 45′ N, 10° 7′ OKoordinaten: 47° 45′ 1″ N, 10° 7′ 2″ O
Eingemeindung: 1. Juni 1972
Postleitzahl: 88299
Vorwahl: 07561
Glasbläserdorf Schmidsfelden
Schmidsfeldener Kapelle
Johann Balthasar von Schmidsfeld
* 10. Februar 1777 † 25. Oktober 1846

Schmidsfelden ist ein Wohnplatz des Ortsteils Winterstetten, Teilort von Leutkirch im Allgäu in Baden-Württemberg.

Glasmacherdorf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schmidsfelden ist ein kleines Glasmacherdorf etwa 13 Kilometer südöstlich von Leutkirch im Allgäu auf 760 m ü. NN. Das Dorf liegt unmittelbar an der württembergisch-bayerischen Grenze am Zusammenfluss von Kürnach und Eschach. Es besteht aus der eigentlichen Glashütte, einem Magazin und einem Verwaltungsbau sowie Arbeiterhäusern, einem Herrenhaus und einer Kapelle. Nicht mehr erhalten ist ein Pochwerk an einem Seitenkanal der Eschach.

Die Glashütte Schmidsfelden wurde in den Jahren 1825 und 1826 an der Stelle der Ratzenmühle von Johann Balthasar von Schmidsfeld eingerichtet und von seinen Erben bis ins Jahr 1898 betrieben. Der Betrieb ersetzte die schmidsche Glashütte von Eisenbach und stellt damit das letzte Glied einer Kette älterer Hüttenstandorte dar.

Die Glashütte ist ein gutes Beispiel für das Schicksal hergebrachter Handwerksbetriebe während der Zeit der Industrialisierung. Durch die Konkurrenz der rheinischen und sächsischen Glashütten mit der Nachbarschaft zu Kohle und chemischer Industrie sowie durch den fehlenden Bahnanschluss kam es zum Niedergang und trotz Veränderungen des Sortiments und Versuchen technischer Neuerungen 1898 zum Ende der Hütte.

Am 1. Juni 1972 wurde die Gemeinde Winterstetten in die Stadt Leutkirch im Allgäu eingemeindet[1] und ist heute eine Ortschaft im Sinne der baden-württembergischen Gemeindeordnung mit einem Ortschaftsrat und einem Ortsvorsteher.

Seit 1998 wurde die Glashütte auf Initiative der Heimatpflege Leutkirch e. V. renoviert und vor dem Verfall gerettet. Dabei wurden auch archäologische Grabungen notwendig, die einen Nebenofen der Hütte untersuchten. Die Glashütte ist heute als Museum eingerichtet; in der Glasbläserei können sich die Besucher das Handwerk vorführen lassen.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 536.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Manfred Felle: Eine Allgäuer Glashütte des 19. Jahrhunderts. tuduv-Verlagsgesellschaft, München 1977 (Tuduv-Studien; Reihe Kulturwissenschaften; 10), ISBN 3-88073-049-0.
  • Rudi Holzberger: Die zersprungene Zeit. Von den vergessenen Allgäuer Glasbläsern. In: Im Oberland (1992), Heft 2, S. 18–26.
  • Manfred Thierer: Glasmacher im Allgäu. In: In und um Leutkirch. Bilder aus zwölf Jahrhunderten. Beiträge zum Stadtjubiläum 1993. Roth & Cie., Leutkirch 1993, S. 369 ff.
  • Rainer Schreg: Industriearchäologie in einer Glashütte des 19. Jahrhunderts: Schmidsfelden (Stadt Leutkirch, Kreis Ravensburg). In: Denkmalpflege Baden-Württemberg. Bd. 28 (1999), Heft 2, S. 107–111. (PDF)
  • Franz Renner: Glasius von Schmidsfelden. Projekt Schmidsfelden, Leutkirch 2006, ISBN 3-00-018431-7.
  • Manfred Thierer: Fast in Vergessenheit geraten. Das Glasmacherdorf Leutkirch-Schmidsfelden. In: Schwäbische Heimat. Bd. 62 (2011), Nr. 3, S. 339–347 (https://doi.org/10.53458/sh.v62i3.2975).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Schmidsfelden – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien