Sebastian Wilhelm von Meel

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Sebastian Wilhelm Meel, * um 1597, † 1666

Sebastian Wilhelm Meel (auch Mehl oder Möhl[1]), seit 1654 von Meel (* um 1597[2][3] in Weilmünster; † 10. August 1666[4] in Mainz) war würzburgischer und kurmainzischer Kanzler, Gesandter auf dem Westfälischen Friedenskongress sowie dem Reichstag zu Regensburg 1653.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der um 1597 geborene[2][3] Sebastian Wilhelm von Meel absolvierte an der Universität Mainz ein Studium der Rechtswissenschaften, das er als Doktor beider Rechte abschloss. Er wurde Vizekanzler und Geheimer Rat des Würzburger Fürstbischofs Johann Philipp von Schönborn und war dessen engster Vertrauter, wurde vom Fürstbischof zuerst als würzburgischer Gesandter nach Paris an den französischen Königshof verwendet,[5] von August bis Mitte Oktober 1646 und von Juli bis Mitte Oktober 1647.[3][6]

Im Dezember 1647 wurde er durch Schönborn – der in Mainz frisch zum Kurfürsten gewählt – in die kurmainzische Gesandtschaft aufgenommen und nahm an den Verhandlungen in Münster teil, die 1648 zum Westfälischen Frieden führten[7]. Meel erhielt Mitte Juli 1648 von den französischen Gesandten Geld in zwei Paketen.[6] Er gehörte auf dem Nürnberger Exekutionstag neben den Gesandten Wolfgang Conrad von Thumbshirn, Isaak Volmar und Johann Krane zu den Bevollmächtigten zum Abschluss der Capitulatio perpetua Osnabrugensis vom 28. Juli 1650, mit der die Verfassung des Fürstbistums Osnabrück für eineinhalb Jahrhunderte festgeschrieben wurde[8][9]. Dieses Gremium hatte den Arbeitsauftrag, die bei den Friedensverhandlungen offen gebliebenen Fragen zu klären. Bei dem großen Friedensbankett, das der Herzog von Amalfi, Octavio Piccolomini (1599–1656), im Juni 1650 in Nürnberg gab, nahm auch Frau Ursula Meelin, des Herrn Chur-Mayntzischen Abgesandten Eheliebste, teil. Ihr Sitzplatz ist im Protokoll genauestens beschrieben.[10] Piccolomini nahm als kaiserlicher Hauptgesandter (Prinzipal-Kommissarius) am Nürnberger Exekutionstag teil, welcher über die Demobilisierung der auf Reichsboden befindlichen Söldnerheere verhandelte.

Wappen des Würzburger Patriziergeschlechts Ganzhorn. Darstellung Chronik von Johann Wilhelm Ganzhorn (1541–1609)

1653/1654 war Meel als kurmainzischer Reichsdirektor auf dem Reichstag zu Regensburg vertreten. Er wurde am 12. April 1654 zusammen mit Johann Christoph Wilhelm Ganzhorn, seinem Adoptivsohn, in den rittermäßigen Adelsstand erhoben, gültig für das Reich und die Erblande, mit dem Adelsprädikat „von“, Lehenberechtigung, Rotwachsfreiheit, privilegium denominandi (dem Recht, sich nach den Besitzungen zu benennen) und dem Palatinat.[11] Meel war mit Ursula geb. Schmid, Witwe Johann Gerhard Ganzhorns und Mutter seines Adoptivsohns, verheiratet.[12] Die Trauung hatte im Würzburger Dom am 19. Juli 1649 stattgefunden.[1] Das Wappen Ganzhorn ist bekannt,[13] das Wappen Meel wurde als das gleiche vermutet,[14] dabei war das redende Wappen der Patrizierfamilie Ganzhorn[15] älter.[16] Die Ganzhorn sind in Würzburg schon für 1454 als Ratsherren belegt und waren bereits im 16. Jahrhundert Juristen in fürstbischöflich würzburgischen und kaiserlichen Diensten.[17]

Für den Frankfurter Deputationstag am 23. April 1655 hatte Meel sich, Kanzler Würzburgs, als kurmainzischer Gesandter legitimiert[18]. Zweck des Deputationstages war die Ausarbeitung einer neuen Reichskammergerichtsordnung.

Der Kurfürst gab ihm (Cantzlar Meel) und seiner Frau (Ursula Meelin) im November 1658 als Donation in Mainz einen Platz, den Hof zum Gutenberg, auf dem sie für sich und ihre Erben ein Freihaus errichten sollten.[19] 1660 wurde er Kanzler in Mainz und war in dieser Funktion zu einer Gesandtschaft in Wien. 1662 war er Gesandter auf dem Reichstag zu Regensburg. Der zur katholischen Kirche konvertierte vormalige calvinistische Prediger, dann Weihbischof und Rektor der Universität Mainz, Gottfried Adolf Volusius, stand dem Kanzler Sebastian Meel nahe und hielt für ihn 1666 bei den Dominikanern die Leichenrede.[20]

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Liste der kurmainzischen Gesandten beim Heiligen Römischen Reich

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Sebastian Wilhelm von Meel, Kurzbiographie im Internet-Portal „Westfälische Geschichte“ Digitalisat

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Lupold von Lehsten: Die hessischen Reichstagsgesandten im 17. und 18. Jahrhundert: Anhang : Listen und biographisch-genealogische Blätter der hessischen Gesandten zu den Reichstagen im 17. und 18. Jahrhundert (Quellen und Forschungen zur hessischen Geschichte, Band 137, Ausgabe 2), 2003, S. 59.
  2. a b Karlies Abmeier: Der Trierer Kurfürst Philipp Christoph von Sötern und der Westfälische Friede, 1986, S. 128.
  3. a b c Peter Arnold Heuser: Acta pacis Westphalicae, 2011, S. 100.
  4. Johann Adam Ignaz Hutter: Historisches Taschenbuch für das Vaterland und seine Freunde. Mit 12 historischen Kupfern, Mainz 1790, S. 8.
  5. Georg Mentz: Johann Philipp von Schönborn, Kurfürst von Mainz, Bischof von Würzburg und Worms, 1605-1673, 1896, S. 289 ff.
  6. a b Karl Wild: Johann Philipp von Schönborn, genannt der Deutsche Salomo. Ein Friedensfürst zur Zeit des dreissigjährigen Krieges, 1896, S. 11.
  7. Der schwierige Weg zum Westfälischen Frieden: Wendepunkte, Friedensversuche google books, Vorschau
  8. Acta Pacis Executionis Publica. Oder Nürnbergische Friedens-Executions-Handlungen und Geschichte google books, Vorschau
  9. Eintrag im Internet-Portal „Westfälische Geschichte“ Digitalisat
  10. Johann Christian Lünig: Theatrum Ceremoniale Historico-Politicum Oder Historisch- und Politischer Schau-Platz Aller Ceremonien [...] Welche bey Päbst- und Käyser- auch Königlichen Wahlen und Crönungen [...] beobachtet worden, Band 1, 1719, S. 826.
  11. Österreichisches Staatsarchiv: AT-OeStA/AVA Adel RAA 270.1 Meel, Sebastian Wilhelm, Kurmainzer und Würzburger geheimer Rat, Johann Christoph Wilhelm Ganzhorn, sein Adoptivsohn, rittermäßiger Adelsstand, für das Reich und die Erblande, „von“, Lehenberechtigung, Rotwachsfreiheit, privilegium denominandi, Palatinat, 1654.04.12 (Ak (Abgerufen am 29. Juli 2023.)
  12. Bayerisches Hauptstaatsarchiv Reichskammergericht: Nr. 3884-4491 (Buchstabe G), herausgegeben von Bayerisches Hauptstaatsarchiv, 1994, S. 24.
  13. J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch in einer neuen vollständig geordneten und reich vermehrten Auflage mit heraldischen und historisch-geneaolgischen Erläuterungen, Band 6, Ausgabe 1, bearbeitet von Otto Titan von Hefner, 1884, S. 113.
  14. J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch in einer neuen vollständig geordneten und reich vermehrten Auflage mit heraldischen und historisch-geneaolgischen Erläuterungen, Band 6, Ausgabe 1, bearbeitet von Otto Titan von Hefner, 1884, S. 137.
  15. Ganzhorn (Patrizier)
  16. Neumünster Grabdenkmal Johann Wilhelm Ganzhorn; Johann Wilhelm Ganzhorn (1541–1609); Universitätsrektor in Würzburg.
  17. Die Sammlungen des historischen Vereins für Unterfranken und Aschaffenburg zu Würzburg. Gemälde, Sculpturen, Gypsabgüsse, Waffen, Gläser, Krüge u. dgl., Geräthe, Mobilien, Kleidungsstücke, Siegel, Ausgrabungen. Herausgegeben von Historischer Verein von Unterfranken und Aschaffenburg, 1860, S. 10.
  18. Urkunden und Actenstücke zur Geschichte des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg, Band 7, google books, Vorschau
  19. Karl Anton Schaab: Die” Geschichte der Erfindung der Buchdruckerkunst, 2, 1830, S. 550–554.
  20. Handbuch der Mainzer Kirchengeschichte, Band 3, Ausgabe 1, 2002, S. 344. Georg Mentz: Johann Philipp von Schönborn, Kurfürst von Mainz, Bischof von Würzburg und Worms, 1605-1673, 1896, S. 308.
  21. Winfried Romberg Germania Sacra: Das Bistum Würzburg 7: Die Bischofsreihe 1617 bis 1684 Digitalisat