Short Stirling

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Short Stirling
Drei Stirling-Bomber
Drei Stirling-Bomber auf einem Trainingsflug in der Nähe von Cambridge
Typ Schwerer Bomber
Entwurfsland

Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich

Hersteller Short Brothers
Erstflug 14. Mai 1939
Indienststellung 1941
Produktionszeit

1939 bis 1945

Stückzahl 2383

Die Short Stirling war ein britischer viermotoriger Bomber des Zweiten Weltkriegs und wurde ab Februar 1941 vom RAF Bomber Command eingesetzt.

Entwickelt vom Flugzeughersteller Short Brothers, wurden von 1939 bis 1945 in verschiedenen Versionen 2383 Maschinen hergestellt. Die Stirling war neben der Handley Page Halifax vom November 1940 (6178 Maschinen) und der Avro Lancaster vom Anfang 1942 (7377 Maschinen) der zweite in den aktiven Dienst gestellte viermotorige schwere Bomber der Royal Air Force. Als erster britischer Bomber erhielt der Typ das Bombenzielgerät Oboe für den Bombenblindabwurf.

Modelle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine Short Stirling wird beladen

Zu Testzwecken wurde 1938 ein flugfähiges Holzmodell im Maßstab 1:2 gebaut. Der erste Prototyp L 7600 flog am 14. Mai 1939. Er verunglückte bei der Landung, doch flog bereits am 3. Dezember 1939 der zweite Prototyp L 7605. Das erste Serienflugzeug Stirling Mk I absolvierte im Mai 1940 den Erstflug. Die Auslieferungen begannen im August 1940 an die Squadron 7. Die erste Bestellung von 100 Stirling wurde bald erhöht; zur Zeit des Münchner Abkommens 1938 waren 1500 Stirling bestellt. Die 1375 PS leistenden Bristol Hercules II der Prototypen wurden durch 1595-PS-Hercules-XI-Motoren ersetzt.

Zwei Flugzeuge wurden zu Prototypen für eine Version mit 1600-PS-Wright R-2600-A5B-Motoren umgebaut. Diese Variante ging allerdings nie in Produktion. Die häufigste Version bildeten die Mk III, welche außer Hercules XVI auch einen neueren Rumpfrückenturm aufwiesen. Aus zwei Mk III wurden 1943 Prototypen für die Version Mk IV.

Diese Variante wurde für Fallschirmjägertransporte und als Schleppflugzeug gebaut. Die Mk IV glich der Mk III, es fehlten ihr allerdings einige Waffenstände und die Fallschirmjägerversion besaß hinter dem Bombenschacht eine Absprungtür. Die letzte Variante Mk V war ein unbewaffnetes Passagier- oder Frachtflugzeug mit einer hinteren Ladetür sowie einer seitlich schwenkbaren Nase, um eine weitere Belademöglichkeit zu schaffen. Short Brothers baute 532 Mk I, 618 Mk III, 450 Mk IV und 160 Mk V. Zusätzlich baute die Austin Motor Company 191 Mk I und 429 Mk II.

Die Schwächen der Stirling gingen auf die Spezifikation (B. 12/36) des britischen Luftfahrtministeriums zurück. Um in die bereits vorhandenen Hangars zu passen, war die Spannweite der Tragflächen auf 100 Fuß (30,5 m) begrenzt, was zur Folge hatte, dass die Gipfelhöhe sehr bescheiden blieb. Ferner konnte die Stirling zwar eine ansehnliche Gesamtbombenlast (von 6350 kg) mitführen, aufgrund des zweigeteilten Bombenschachts war das Mitführen von größeren Bomben jedoch nicht möglich. Lediglich Bomben bis zu einem Einzelgewicht von 907 kg konnten untergebracht werden.

Technische Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Short Stirling

Die Short Stirling war bei ihren Besatzungen anfangs nicht sehr beliebt. Das lag an verschiedenen Eigenarten, die in der Flugboot-Branche üblich bzw. Eigenentwicklungen der Firma Short Brothers waren. Maßgebliche Ursache der harten Kritik des Flugpersonals an ihrem Flugzeug war wohl, dass die meisten zuvor noch keinen viermotorigen Bomber geflogen hatten; ihnen fehlte einfach der Vergleich zu dem, was überhaupt technisch erreichbar war. Einer der Kritikpunkte war, dass die Stirling sich nur mit hohem Kraftaufwand steuern ließ; beim Ausfall eines Motors war ein Weiterflug nur möglich, wenn die Bombenlast unverzüglich abgeworfen wurde.

Aus aerodynamischen und statischen Gründen hatte Short, abweichend von der Avro Lancaster und der Handley Page Halifax, auf ein Doppelleitwerk verzichtet. Stattdessen kam eine Eigenentwicklung zum Einsatz: Um für die seitliche Trimmung die Drehzahl der vier Motoren leichter regeln zu können, wurde ein spezieller hydraulischer „Differenzialschubregler“ eingesetzt, der die Motoren ansteuerte. Probleme durch gerissene Seilzüge sollten so vermieden werden: bei Nachlassen der Leistung eines Motors sollte der einhändig zu bedienende Schubregler ein schnelles Umverteilen der Leistung ermöglichen.

Der Pilot sollte damit, mit einer Hand an der Steuersäule und einer am Differenzialschubregler, die Maschine präziser führen können. Störend war dabei jedoch die von den Motoren bzw. deren Vergasern verursachte Verzögerung, wodurch der Pilot schlecht erkennen konnte, ob die Einstellung am Schubregler ausreichte oder er bereits „am Anschlag“ war. Um damit gut umgehen zu können, erforderte es viel Erfahrung.

Ein weiteres Problem erwuchs aus der Konzeption als Schulterdecker: Ein Schulterdecker hat große statische Vorteile, allerdings muss das an den inneren Motorgondeln angebrachte Einziehfahrwerk sehr lang gestaltet werden und daher können einteilige Hauptfahrwerksbeine nicht verwendet werden. Short Brothers entwickelten zusammenfaltbare Fahrwerkbeine mit einer speziellen dreiteiligen Abdeckung des Fahrwerksschachts, die teils am Fahrwerk selbst befestigt war. Bei geringem Öldruck (aufgrund von Schäden durch Beschuss etc.) fuhren die Hauptfahrwerksbeine wegen ihres hohen Eigengewichtes nicht mehr ganz gegen den Fahrtwind aus. Die Räder wurden nicht völlig in die Fahrwerkschächte in den Motorgondeln eingefahren, aerodynamische Tests hatten jedoch gezeigt, dass dies vertretbar war.

Verwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine Short Stirling startet am 17. September 1944 mit einem Horsa-Gleiter im Schlepp zur Operation Market Garden

Der erste Kriegseinsatz von Stirlings fand am 10. Februar 1941 bei einem Angriff auf ein Ölvorratslager bei Rotterdam statt. Beim Luftangriff auf Lübeck am 29. März 1942 wurden neben den zweimotorigen Vickers-Wellington auch die wesentlich größeren Stirling-Bomber eingesetzt. Auch am ersten „Tausend-Bomber-Angriff“ (Operation Millennium) Ende Mai 1942 gegen Köln waren Short Stirlings beteiligt. Vor ihrer Verwendung für zivile Transportzwecke dienten die Stirlings gegen Kriegsende noch zum Legen von Seeminen.

Produktionszahlen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Stirling wurde in Großbritannien bei Short in Rochester und Swindon, bei Short Harland und bei Austin Motors gebaut.

Britische Produktion der Short Stirling[1]
Version Short/Rochester Short/Swindon Short Harland Austin Summe
Mk I 39 218 260 191 708
Mk II 1 2 3
Mk III 117 150 343 429 1039
Mk IV 9 448 457
Mk V 1 123 124
Summe 158 379 1174 620 2331
Jährliche Produktion der Short Stirling in UK[1]
Jahr Bomber Transporter Anzahl
1940 15 15
1941 153 153
1942 462 462
1943 880 12 892
1944 240 408 648
bis 31. Juli 1945 161 616
Summe 1750 581 2331

Nach Juli 1945 wurden noch etwa 40–50 Mk V von Short Harland geliefert.

Technische Daten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kenngröße Daten der Short Stirling Mk.I
Einsatzzeit 1940 bis 1945
Besatzung 7 oder 8
Länge 26,32 m
Spannweite 30,22 m
Höhe 6,93 m
Leermasse 20.000 kg (I und II)
21.200 kg (III)[2]
max. Startmasse 26.900 kg (I und II)[2]
31.790 kg (III)[3]
Höchstgeschwindigkeit 419 km/h (I)
443 km/h in 4.420 m (14.500 Fuß) Höhe (III)[3]
Dienstgipfelhöhe 6.250 m
Reichweite 3.755 km (I)[2]
3.240 km mit 1,6 t Bombenlast (III)[3]
4.830 km (V)[2]
Triebwerke vier 1.590 PS Bristol-Hercules-XI-Doppelsternmotoren
Bewaffnung acht 7,7-mm-Browning-MGs, bis zu 6.350 kg Bomben

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Short Stirling – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b National Archives, Kew, Bestand AVIA 10/311
  2. a b c d C. H. Barnes: Shorts Aircraft since 1900. Naval Institute Press, 1989, ISBN 0-87021-662-7, S. 388.
  3. a b c Enzyklopädie der Flugzeuge. Weltbild Verlag, Augsburg 1992, ISBN 3-89350-055-3.