Sieben Winter in Teheran

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Film
Titel Sieben Winter in Teheran
Produktionsland Deutschland, Frankreich
Originalsprache Farsi
Erscheinungsjahr 2023
Länge 97 Minuten
Stab
Regie Steffi Niederzoll
Drehbuch Steffi Niederzoll
Sina Ataeian Dena (dramaturgische Beratung)
Produktion Melanie Andernach
Knut Losen
Musik Flemming Nordkrog
Kamera Julia Daschner
Schnitt Nicole Kortlüke
Besetzung
Reyhaneh Jabbari, Shole Pakravan, Fereydoon Jabbari, Shahrzad Jabbari, Sharare Jabbari

Sieben Winter in Teheran (internationaler Titel Seven Winters in Tehran) ist ein deutsch-französischer Dokumentarfilm von Steffi Niederzoll, der im Februar 2023 auf der 73. Berlinale als Eröffnungsfilm der Sektion Perspektive Deutsches Kino seine Weltpremiere feierte.[1]

Inhalt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 2007 wurde die Studentin Reyhaneh Jabbari, damals 19 Jahre alt, in Teheran wegen Mordes zum Tode verurteilt. In einem Akt der Selbstverteidigung hatte sie einen Vergewaltigungsversuch abgewehrt, indem sie den Täter erstach. Der Gerichtsprozess und das daraus resultierende Urteil sorgte international für Empörung und Proteste.

Der Film rekonstruiert den Fall anhand von persönlichen Videoaufnahmen, die teilweise heimlich aufgenommen wurden, Aussagen und Erinnerungen ihrer Familie und Mitgefangenen, sowie anhand von persönlichen Briefen, die von Reyhaneh Jabbari im Gohardascht-Gefängnis in Karadsch verfasst wurden.[2]

Produktion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2017 begegneten sich Steffi Niederzoll und Shole Pakravan, Jabbaris Mutter, durch Vermittlung von gemeinsamen Bekannten in Istanbul. Pakravan war mit ihrer jüngsten Tochter mit dem Material in die Türkei geflogen, das später die Basis für den Film bildete. Pakravans Ehemann und die zweite Tochter blieben in Teheran zurück. Diese konnte 2021 nach Deutschland kommen, der Ehemann bekommt weiterhin keinen Pass (Stand 2023).[3]

Sieben Winter in Teheran wurde von der deutschen Produktionsfirma Made in Germany Filmproduktion in Koproduktion mit den französischen Produktionsfirmen Gloria Films Production und TS Productions sowie dem Westdeutschen Rundfunk hergestellt.

Die Modellbauerin Gali Blay, die bereits für Asteroid City und Matrix Resurrections gearbeitet hatte, baute die Orte nach, zu denen kein Filmmaterial vorhanden war.[3]

Die Erzählerstimme von Reyhaneh Jabbari übernahm die bekannte iranische Schauspielerin Zar Amir Ebrahimi.

Der Film wurde gefördert von BKM, CNC Mini-Traité, Eurimages, FFA Mini-Traité, Film- und Medienstiftung NRW, Région Ile-de-France.

Buch zum Film[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Vorfeld der Weltpremiere erschien ergänzend das Buch Wie man ein Schmetterling wird – Das kurze, mutige Leben meiner Tochter Reyhaneh Jabbari von Shole Pakravan, der Mutter von Reyhaneh Jabbari, und der Regisseurin Steffi Niederzoll im Berlin Verlag.[4]

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Veröffentlichung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Film startete am 29. März 2023 in Frankreich landesweit in über einhundert Kinos. Der Kinostart in Deutschland und Österreich ist für den 14. September 2023 angesetzt.[5]

Kritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Sendung ttt – titel, thesen, temperamente beschrieb den Film als „Aufruf zum Widerstand gegen die Unterdrückung – nicht nur, aber auch im Iran, wo gerade wieder Demonstrantinnen und Demonstranten von der Todesstrafe bedroht sind“.[6] Marina D. Richter schrieb in ihrer Rezension für Asian Movie Pulse, dass „der Film von Nicole Kortlükes dynamischem Schnitt gesegnet sei, der das Gefühl vermittele, ein Suspense-Drama zu sehen.“[7]

Auszeichnungen und Filmfestivals[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf der Berlinale gewann der Film den Kompass-Perspektive-Preis sowie den Friedensfilmpreis, zudem erhielt er Nominierungen für den Berlinale Dokumentarfilmpreis[8] und den Amnesty International Filmpreis.[9]

Seine internationale Premiere feiert der Film im März 2023 auf dem CPH:DOX im Wettbewerb um den F:act Award, mit dem er auch ausgezeichnet wurde.[10][11] Des Weiteren war er auf dem International Film Festival and Forum on Human Rights Geneva (FIFDH) im Wettbewerb Creative Documentaries zu sehen, wo der Film eine lobende Erwähnung erhielt[12], sowie auf dem Human Rights Watch Film Festival in London.[13] Auf dem Movies that Matter Festival in Den Haag, wurde der Film mit dem Activist Documentary Award ausgezeichnet.[14]

Im April 2023 erhielt Niederzoll für Sieben Winter in Teheran den Roman Brodman Preis für den politischen Dokumentarfilm, der vom Haus des Dokumentarfilms, dem Europäischen Medienforum Stuttgart e.V. (HDF) und dem Institut für Medien- und Kommunikationspolitik verliehen wird.[15] Der Film nahm auch am kanadischen Hot Docs Festival 2023 teil und kam unter die von den Zuschauern gewählten 20 beliebtesten Filmen.[16] Im Juni 2023 erhielt Niederzoll den Spezialpreis des 22. Friedenspreis des Deutschen Films – Die Brücke.

2024 wurde Sieben Winter in Teheran mit dem Bayerischen Filmpreis ausgezeichnet. Die Jury begründete ihre Wahl folgendermaßen: „Die Filmemacherin und ihr Team tauchen mit Hingabe in eine fremde Kultur und Sprache ein, um die Ungerechtigkeiten des iranischen Rechtssystems aufzudecken. Der Film fasziniert durch die geschickte Integration verschiedener Tonmaterialien, die sich gemeinsam mit der Visualisierung zu einem einzigartigen Gesamtkunstwerk vereinen.“[17]

Zur Verleihung des Deutschen Filmpreises 2024 wurde Sieben Winter in Teheran in den Kategorien „Bester Dokumentarfilm“ und „Bester Schnitt“ nominiert.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Pressemeldung Perspektive Deutsches Kino 2023: Küsse, Kämpfe, Kollisionen. Abgerufen am 28. Januar 2023.
  2. Filme | Sieben Winter in Teheran, auf madeingermany-film.de
  3. a b Susanne Lenz: Flügel für Reyhane. In: Berliner Zeitung. Nr. 46. Berlin 23. Februar 2023, S. 3.
  4. 'Wie man ein Schmetterling wird' im Berlin Verlag/Piper. Abgerufen am 28. Januar 2023.
  5. Informationen des deutschen Verleihs zum Kinostart. Abgerufen am 20. August 2023.
  6. Aufruf zum Widerstand | Der Dokumentarfilm "Sieben Winter in Teheran. Abgerufen am 28. Januar 2023 (titel thesen temperamente - Ankündigung zur Sendung am 29. Januar 2023).
  7. Marina D. Richter: Film Review: Seven Winters in Tehran (2023) by Steffi Niederzoll. In: Asian Movie Pulse. 23. Februar 2023, abgerufen am 19. März 2024 (englisch): „Technically well executed, and narratively rounded, the film is also blessed by Nicole Kortlüke's dynamic editing which creates a sense of watching a suspense drama.“
  8. Berlinale Dokumentarfilmpreis und Jury. In: berlinale.de. Abgerufen am 24. Februar 2023.
  9. 20 Berlinale-Filme für den Amnesty-Filmpreis 2023 nominiert. 14. Februar 2023, abgerufen am 21. Februar 2023.
  10. Seven Winters in Tehran. In: cphdox. Abgerufen am 27. Februar 2023 (englisch).
  11. Christel Mørup: Winners of CPH:DOX 2023 announced. In: cphdox. 24. März 2023, abgerufen am 17. Juni 2023 (englisch).
  12. Seven Winters in Tehran · Fondation FIFDH. 2023, abgerufen am 27. Februar 2023 (englisch).
  13. Seven Winters in Tehran | Human Rights Watch Film Festival. Abgerufen am 27. Februar 2023.
  14. Award winners Movies that Matter Festival 2023. Abgerufen am 17. Juni 2023 (englisch).
  15. Redaktion: Roman Brodmann Preis 2023 für SIEBEN WINTER IN TEHERAN. In: dokumentarfilm.info. 27. April 2023, abgerufen am 16. Juni 2023 (deutsch).
  16. Seven Winters in Tehran | Hot Docs. Abgerufen am 16. Juni 2023.
  17. Preisträger beim 45. Bayerischer Filmpreis / Filmschaffende in elf Kategorien geehrt – Bayerisches Landesportal. Abgerufen am 20. Januar 2024.