Sofie Korner

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Sofie Korner (* 16. Dezember 1879 in Wien;[1] † am oder nach dem 5. Juni 1942 in Izbica) war eine österreichische Malerin und Grafikerin.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von 1902 bis 1904 besuchte Sofie Korner die Fachschule für dekorative Malerei und graphische Kunst der Kunstgewerbeschule in Wien, wo sie eine Schülerin von Felician Myrbach, Erich Mallina, Rudolf Larisch und Adolf Boehm war. Danach setzte sie ihre Studien bei Bernhard Pankok in Stuttgart und möglicherweise auch in Paris und der ungarischen Künstlerkolonie Nagybánya fort.[2][3]

1919 folgte Korner Johannes Itten, dessen private Kunstschule in Wien sie zuvor besucht hatte, an das Bauhaus Weimar. Dort trat sie zunächst wegen Krankheit das Studium nicht an, absolvierte aber 1920 eine Vorlehre und studierte 1921 – gefördert durch ein Stipendium[4] – das Fach Werkzeichnen.[5] 1922 beschickte sie die erste Bauhaus-Ausstellung im Ausland, welche im indischen Kalkutta stattfand und 250 Werke von Meistern und Schülern des Bauhauses präsentierte. Der einzige Verkauf der Ausstellung war ein Aquarell von Korner, das der Dichter Rabindranath Tagore erwarb.[6]

Reisen nach Italien, Dalmatien, Ungarn und Böhmen inspirierten Korner zu einer Vielzahl von Landschaftsbildern. Sie stellte mehrfach im Wiener Künstlerhaus aus, unter anderem bei der 35. Jahresausstellung der Genossenschaft bildender Künstler Wiens (1909). Als Mitglied des von Robert Müller initiierten „Bundes der geistig Tätigen“ und der Vereinigung bildender Künstlerinnen Österreichs nahm sie 1919 bzw. 1930 an deren Ausstellungen teil.

Die Nationalsozialisten verfolgten Sofie Korner aufgrund ihrer jüdischen Herkunft. Am 5. Juni 1942 wurden sie und ihr Vater nach Izbica deportiert und ermordet.[2]

Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ölgemälde Das Bett

Sofie Korner malte vor allem Landschaften, Genrebilder und Porträts. Um 1910 schuf sie auch monumentale Darstellungen weiblicher und männlicher Akte im biblischen Kontext.[2] Sie wandte sich früh dem Expressionismus zu, womit sie in einen Bereich vordrang, der von männlichen Künstlern dominiert wurde.[7] Die zeitgenössische Kunsthistorikerin Stella Kramrisch beschrieb Korners Stil als „Expressionismus der bewegten, abgegrenzten Farbfläche, die das Bild zu einem lebendigen Organismus werden läßt“.[8]

Im Zuge vorbereitender Recherchen zur Ausstellung Vergessene Bauhaus-Frauen 2021/2022 im Bauhaus-Museum wurden durch Mitwirken von Verwandten aus Australien, Schweiz und USA über 50 Werke von Sofie Korner gefunden. Die neuen Erkenntnisse über die Künstlerin gingen in den Ausstellungskatalog ein.[9]

Werke (Auswahl)
  • Adam und Eva, 1912[10]
  • Kirche in Warserburg, Öl, ausgestellt 1913 Wiener Secession[11]
  • Das Bett, Öl auf Leinwand, 57 × 62 cm, Privatbesitz, ausgestellt 2017 Jüdisches Museum Wien[12]
  • Anya (Mutter) und Gyümölcsfák (Obstbäume), Ölbilder, ausgestellt 1913 Muvészház, Budapest
  • Parasztház (Bauernhaus), ausgestellt 1914 Muvészház, Budapest

Ausstellungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1909: 35. Jahresausstellung der Genossenschaft bildender Künstler Wiens, Künstlerhaus Wien
  • 1913: 43. Ausstellung der Vereinigung Bildender Künstler Österreichs Secession, Wiener Secessionsgebäude
  • 1913: Zsurimentes kiállitás a Muvészházban, Muvészház, Budapest
  • 1914: A Muvészház nagy kiállitása, Muvészház, Budapest[13]
  • 1919: Bund der geistig Tätigen, im Rahmen der Jahresausstellung der Genossenschaft bildender Künstler Wiens, Künstlerhaus Wien
  • 1922: Bauhaus-Ausstellung als Beteiligung an der Internationalen Kunstausstellung der Indian Society of Oriental Art, Kalkutta
  • 1925: 6. Kunstschau des Bundes österreichischer Künstler, Künstlerhaus Wien
  • 1929: Galerie Würthle, Wien
  • 1930: Vereinigung bildender Künstlerinnen Österreichs, Wien
  • 2017: Die bessere Hälfte. Jüdische Künstlerinnen bis 1938, Jüdisches Museum Wien
  • 2021: Dispossession, Künstlerhaus Wien

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Sofie Korner – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Sabine Plakolm-Forsthuber: Künstlerinnen in Österreich 1897–1938. Malerei – Plastik – Architektur. Picus-Verlag, Wien 1994, S. 271.
  2. a b c Korner Sofia, auch: Sophie, Sofie. In: Ilse Korotin (Hrsg.): biografiA. Lexikon österreichischer Frauen. Band 2. Böhlau, Wien/Köln/Weimar 2016, S. 1755.
  3. F. A. L. E.: Korner, Sofie. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 21: Knip–Krüger. E. A. Seemann, Leipzig 1927, S. 315 (biblos.pk.edu.pl).
  4. Katharina Hövelmann: Bauhaus in Wien? Böhlau Verlag, Wien 2021, ISBN 978-3-205-21309-3, S. 50 (PDF).
  5. Korner, Sofie. In: bauhaus.community. Datenbank der Forschungsstelle für Biografien ehemaliger Bauhaus-Angehöriger. Abgerufen am 17. November 2021.
  6. Elizabeth Otto: Das Bauhaus und Indien. In: Google Arts & Culture. Abgerufen am 17. November 2021.
  7. Rob McFarland, Georg Spitaler, Ingo Zechner (Hrsg.): Das Rote Wien: Schlüsseltexte der Zweiten Wiener Moderne 1919–1934. De Gruyter Oldenbourg, Berlin 2020, ISBN 978-3-11-064003-8, S. 639 (online).
  8. Stella Kramrisch: Sofie Korner. In: Die bildenden Künste. Wiener Monatshefte. 3. Jahrgang, 1920, S. 105.
  9. Henry Bernhard: Ausstellung über vergessene Bauhaus-Frauen. Spurensuche in Weimar. In: Deutschlandfunk Kultur. 3. Oktober 2021. Abgerufen am 17. November 2021.
  10. Sabine Plakolm-Forsthuber: Künstlerinnen in Österreich 1897–1938. Malerei – Plastik – Architektur. Picus-Verlag, Wien 1994, S. 174.
  11. XLIII. Ausstellung der Vereinigung Bildender Künstler Österreichs Secession Wien. Katalog. Wien 1913, S. 19 (online).
  12. Die bessere Hälfte. Jüdische Künstlerinnen bis 1938. In: kultur.arbeiterkammer.at. Abgerufen am 17. November 2021.
  13. Korner Sophie. In: Database of Modern Exhibitions. Abgerufen am 17. November 2021.