Spätregenmission

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Basisdaten der Spätregenmission
Offizieller Name: Spätregenmission (Latter Rain Mission)
Gründer: in ZA: Mara Fraser, in D: A. Braun
Leitung: Präsidenten: Bert & Magda Peters
sowie weitere 11 Boardmitglieder[1]
Örtliche Gemeinden:
Stand: 2021
Südafrika: 39;[2] Zimbabwe: 76;[3] Namibia: 3;[3]
Deutschland: ursprünglich 4[4] (davon mindestens
3 aufgrund einer Insolvenz 2020 formal aufgelöst[5])
+ weitere Gemeinden in Australien, Frankreich,
Großbritannien, den Niederlanden, Österreich,
Paraguay, Schweiz, Ungarn, Ukraine und
den USA[3]
Mitglieder 10.000 (2013, weltweit)[6]
Anschrift: Cnr Benoni Rd and Krige Str,
Benoni, 1509, Gauteng, Südafrika
Offizielle Websites: A: https://www.spaetregen-mission.at/
CH: https://www.spaetregenmission-schweiz.com/
ZA: https://lrmi.org.za/

Die Spätregenmission (teilweise auch Spätregen-Mission) ist eine christliche Freikirche pfingstlicher Prägung, die in Deutschland als eingetragener Verein organisiert ist.[7] Die Ursprünge und der Schwerpunkt liegen in Südafrika. In Europa gibt es Niederlassungen u. a. in Österreich und der Schweiz, der Ableger in Deutschland ist seit 2020 insolvent.[5]

Name[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Name entstand aus Bibelzitaten aus dem Buch Joel (Joel 2,23-29 LUT) beziehungsweise Apostelgeschichte (Apg 2,16–18 LUT). Es gibt eine Erwartungshaltung, dass die Geistesgaben ausgegossen werden wie der Spätregen (vergl. Jak 5,7 LUT).[8]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Spätregenmission wurde 1927 in Südafrika als Spade Reen Gemeentes van Suid Africa von Mara Fraser[6][9][Anm. 1] (1889–1972) gegründet. Durch die Heiligungsbewegung kam es zu einer großen Offenheit für Charismatische Bewegungen in Deutschland. Nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden so innerhalb kurzer Zeit sehr unterschiedliche Gemeinden. In Beihingen beispielsweise entstanden ungefähr zur selben Zeit die charismatische Freie Christengemeinde Haiterbach-Beihingen und ein Gebäude (Glaubenshaus) der Spätregenmission, für das ein A. Braun seine Schweinezucht aufgab.[10] 1957 wurde der deutsche Ableger der Spätregenmission offiziell in Beilstein gegründet[6][11] und am 9. Oktober im Westen der Stadt von einer anderen christlichen Gruppierung ein 23,45 a großes Gelände mit Einfamilienhaus, Gebetssaal (8*18 m) und Rohbau eines zweistöckigen, als Freizeitheim geplanten Gebäudes erworben.[12] Weitere Glaubenshäuser entstanden in Porta Westfalica[13] und Thomasburg bei Lüneburg.,[6][12]

Gemeindeleben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Glaubenshäuser dienen als Gemeinderäume und der Lebensgemeinschaft und sollen auch der Selbstversorgung der Gemeinden und der Unterstützung der Zentrale dienen. Wer hier lebt, widmet sich hauptberuflich den Zielen der Gemeinschaft und arbeitet unentgeltlich für diese. Die Gemeindeglieder kommen jedoch aus dem weiteren Umkreis. Die Bibel wird als Irrtumslose Autorität in allen Lebens- und Moralfragen verstanden. Es wird die Erwachsenentaufe praktiziert und in den Gottesdiensten werden in rituell geordneter Form auch ekstatische Verhaltens- und Erlebniswelten praktiziert. Unter anderem findet ausgiebig eine persönliche „Stille Zeit“ statt und der Lobpreis durch ritualisierten Tanz begleitet. Dies erinnert daher entfernt an die Religion der Shaker.

Es gab lange eine Kleiderordnung. Die Männer trugen braune Anzüge, während die Frauen in grauen, blauen oder – an Sonn- und Feiertagen – weißen Kleidern und mit Hüten erscheinen.[4][6][9][14]

Das deutsche und europäische Zentrum befand sich in Beilstein.[4][12][15] Hier besaß der eingetragene Verein[7][Anm. 2] gut 2,5 ha[12][16] mit einer kleinen Siedlung aus elf Gebäuden inklusive Kirche mit fast 1.000 Plätzen, Wirtschaftsgebäude mit Zentralküche und Speisesaal, Werkstätten, Laden, Landwirtschaft und Gärtnerei.[9][12][4][17] Im Glaubenshaus Libanon arbeiteten im Jahr 1983 200 Personen[12], im Jahr 2013 120 Personen,[6] zwei Jahre später (2015) waren es je nach Quelle 100[4] bzw. 200 Personen.[11][Anm. 3]

Offizielle ökumenische Beziehungen existierten nicht, zwischen Mitgliedern der Gemeinschaft und denen anderer Kirchen bestehen jedoch persönliche Kontakte.

Spätregenmission in Österreich und der Schweiz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Österreich besteht das Glaubenshaus Bethel in Pfarrwerfen,[3] in der Schweiz das Glaubenshaus Silo in Densbüren.[18]

Vorübergehendes Ende in Deutschland[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ab 2009 steckte die Gemeinschaft zumindest in Deutschland in einer schweren Krise. Es kam zu Anschuldigungen wegen geistlichen und sexuellen Missbrauchs,[4][17][19][20][21] die Mission verlor zahlreiche Mitglieder,[4] zeitweise den Status der Gemeinnützigkeit[11] und geriet erstmalig an den Rand der Insolvenz.[13][22] 2013 wurden schwere Fehler eingeräumt,[23] 2015 kam es zu einer öffentlichen Schulderklärung der Leitung.[24]

2020 musste die Deutsche Spätregen-Mission wegen Nachforderungen der Deutschen Rentenversicherung Insolvenz anmelden.[5] Das Gelände in Beilstein wurde in der Folge von der Stadt Beilstein gekauft.[16]

Fortbestand/Nachfolger in Deutschland[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für Bückeburg, Nachbargemeinde von Porta Westfalica, wird im Internetauftritt der Mutterkirche für 2021 und 2023 eine neue (?) Gemeinde aufgeführt.[3][25] Und mit Eintragung vom 24. November 2020 wurde ein vom Namen her verwandter Verein (Latter Rain Mission Germany e.V.) mit Sitz in Haiterbach (am Ort des ehemaligen Altersheimes) gegründet,[26] der mit je einer Gemeinde ebendort und in Untermünkheim – unter gleicher Leitung – 2023 bei den internationalen Gemeinden aufgelistet ist.[25]


Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Nach anderen Angaben auch Maria bzw. Maria Martha Fraser.
  2. Sitz: Stuttgart; Vereinsregister Stuttgart Nr. 1526, siehe Einzelnachweis Landessozialgericht BW
  3. Möglicherweise beruhen die unterschiedlichen Zahlen darauf, dass bei der höheren alle im Glaubenshaus wohnenden, aber außerhalb arbeitenden Personen gezählt sind, während die niedrigere nur die tatsächlich im Glaubenshaus arbeitenden beinhaltet.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Latter Rain Mission International: About us. Executive Board. Abgerufen am 28. Juni 2021 (englisch).
  2. Latter Rain Mission International: Our National Community. Abgerufen am 25. Juni 2021 (englisch).
  3. a b c d e Latter Rain Mission International: International Congregations. Abgerufen am 25. Juni 2021 (englisch).
  4. a b c d e f g Phillip Weingand: Die blaue Tracht wird seltener. Die Freitagsreportage. In: Marbacher Zeitung. 18. Juni 2015, abgerufen am 24. Juni 2021.
  5. a b c Christian Gleichauf: Spätregen-Mission geht in die Insolvenz. In: Heilbronner Stimme. 11. Februar 2021, abgerufen am 21. Juni 2021.
  6. a b c d e f Reto Bosch: Leitungsstruktur kaum zu durchschauen. Südafrikanischer Einfluss auf Spätregenmission − Mitglieder arbeiten ohne Entlohnung. In: Heilbronner Stimme. 16. März 2013, abgerufen am 25. Juni 2021.
  7. a b Landessozialgericht Baden-Württemberg: Urteil, 21. Juni 2016 - L 11 R 2289/15. In: Urteile. ra.de Online Verlags GmbH & Co. KG, 21. Juni 2016, abgerufen am 25. Juni 2021.
  8. Pöhlmann: Handbuch, S. 440.
  9. a b c Deborah Ellish: Blou Rokke – A Latter Rain Cult. In: Discerning the world. 31. August 2018, abgerufen am 25. Juni 2021 (englisch).
  10. Reiff, 1959.
  11. a b c Hans Georg Frank: Spätregenmission in Beilstein muss Rente nachzahlen. In: Rhein-Neckar-Zeitung. 28. Januar 2015, abgerufen am 25. Juni 2021.
  12. a b c d e f Robert Maslo: Die Spätregen-Mission. In: Stadt Beilstein (Hrsg.): Beilstein in Geschichte und Gegenwart. Stadt Beilstein, Beilstein 1983, S. 344–355.
  13. a b Reto Bosch: Weitere Klagen gegen Spätregen-Mission. In: Heilbronner Stimme. 7. Juni 2017, abgerufen am 25. Juni 2021.
  14. Pöhlmann: Handbuch: 440–441.
  15. bor (Reto Bosch?): Mission: Keine Verbindung zu Verurteiltem. In: Heilbronner Stimme. 23. Mai 2013, abgerufen am 25. Juni 2021.
  16. a b Anja Krezer: Beilstein hat das Gelände der Spätregen-Mission gekauft. In: Heilbronner Stimme. 11. Februar 2021, abgerufen am 21. Juni 2021.
  17. a b Melanie Braun: Verdammt in alle Ewigkeit. Spätregenmission in Beilstein. In: Stuttgarter Zeitung. 14. Februar 2014, abgerufen am 24. Juni 2021.
  18. Reto Bosch: Weitere Missbrauchsvorwürfe. In: Heilbronner Stimme. 27. März 2013, abgerufen am 25. Juni 2021.
  19. Reto Bosch: Kinder sexuell missbraucht? In: Heilbronner Stimme. 7. März 2013, abgerufen am 25. Juni 2021.
  20. Hans Georg Frank: Abgeschottete Freikirche unter Missbrauchsverdacht. Südwest Presse, 11. März 2013.
  21. Reto Bosch: Missbrauchsopfer unter Druck. In: Heilbronner Stimme. 23. Mai 2013, abgerufen am 25. Juni 2021.
  22. https://www.swr.de/swraktuell/bw/heilbronn/spaetregen-mission-in-beilstein-glaubensgemeinschaft-wohl-in-geldnot/-/id=1562/did=19988168/nid=1562/1v0l5sc/index.html. SWR Aktuell 28. Juli 2017.
  23. Reto Bosch: Mission räumt schwere Fehler ein. In: Heilbronner Stimme. 20. März 2013, abgerufen am 25. Juni 2021.
  24. Reto Bosch: Spätregen räumt schwere Fehler ein. In: Heilbronner Stimme. Abgerufen am 25. Juni 2021.
  25. a b International Congregations. Latter Rain Mission International, abgerufen am 4. Oktober 2023 (englisch).
  26. Latter Rain Mission Germany e.V. In: Datenbank Firmenwissen. Creditreform, abgerufen am 21. Juni 2021 (Amtsgericht Stuttgart VerR 724893).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Friedrich Reiff: Heimatbüchlein Bösingen und Beihingen. Bilder und Erinnerungen aus der Vergangenheit meiner beiden Schwarzwaldgemeinden. Stuttgart: Selbstverl., 1959.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]