Spirometra

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Spirometra
Systematik
Reich: Animalia
Stamm: Plattwürmer (Platyhelminthes)
Klasse: Bandwürmer (Cestoda)
Ordnung: Diphyllobothriidea
Familie: Diphyllobothriidae
Gattung: Spirometra
Wissenschaftlicher Name
Spirometra
Faust, Campbell & Kellogg, 1929

Die zu den Plattwürmern gehörige Gattung Spirometra ist Auslöser der Sparganose, einer Zoonose, die mit bisher gut 2000 bekannt gewordenen Fällen als relativ selten bezeichnet werden kann.[1] Typspezies ist S. erinaceieuropaei.[2]

Lebenszyklus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wie andere Bandwürmer auch, leben Würmer der Gattung Spirometra über mehrere Jahre im Dünndarm ihrer Endwirte. Diese Endwirte sind Säugetiere wie Katzen, Hunde u. a. m. Zur Fortpflanzung werden dort Eier produziert, die mit dem Stuhl ausgeschieden werden. Kommen sie in Kontakt mit Wasser, schlüpfen aus den Eiern Larven. Die Larven werden von Ruderfußkrebsen (Krustentiere) aufgenommen, die als Zwischenwirte dienen. Hier findet die Weiterreifung zum zweiten Larvenstadium (Prozerkoid) statt. Wenn infizierte Ruderfußkrebse von anderen Tieren gefressen werden (Fische, Reptilien, Amphibien), fungieren diese als zweiter Zwischenwirt, in welchem das dritte Larvenstadium erreicht wird. Wenn diese dann zum Beispiel von einer Katze gefressen werden, ist es für die Larve möglich, sich im Dünndarm anzusiedeln und zum erwachsenen Wurm auszureifen, und der Zyklus beginnt von vorn. Trifft eine Larve jedoch auf einen Menschen, ist dieser nicht als Endwirt geeignet, eine Sparganose kann entstehen, das heißt, dass die Larven durch den Organismus wandern und verschiedenste Regionen (inklusive Gehirn) befallen können.[3] Etwaige Krankheitssymptome hängen davon ab, wie und wohin die Larve wandert.[4]

Morphologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Spirometra-Arten können aufgrund der Variablílität und Ähnlichkeiten morphologisch nicht von anderen Vertretern der Diphyllobothriidae unterschieden werden, hierzu sind molekularbiologische Methoden notwendig.[2]

In echten Endwirten können Würmer der Gattung Spirometra ausreifen und eine Länge zwischen 10 cm und 1,5 m Länge erreichen. Der Scolex trägt zwei Sauggruben. Die Bandwurmglieder (Proglottiden) enthalten einen spiralig aufgewundenen Uterus, der namensgebend für die Gattung war (spiro für spiralig und metra, griech. für Uterus). Die reifen Proglottiden besitzen eine Genitalpore und eine Uterusöffnung zur Eiabgabe.[5]

Eier sind oval und können eine Länge von 80 µm erreichen. Sie weisen an einem Pol eine deckelartige Struktur (Operculum) auf. Der im zweiten Wirt auftretende Plerozerkoid ist zwischen wenigen Millimetern und 10 cm lang, hat eine helle Farbe und ähnelt einem zerknitterten Band.[5]

Sparganose[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Sparganose kommt hauptsächlich in Ostasien vor, doch kann der Parasit weltweit nachgewiesen werden. So ist zum Beispiel bekannt, dass er in 17 europäischen Ländern gefunden wurde. Er weist einen komplizierten Lebenszyklus mit mehreren Wirtswechseln auf, Menschen infizieren sich, wenn sie rohe und unzureichend gegarte Schlangen oder Frösche zu sich nehmen oder, zum Beispiel beim Schwimmen in Naturgewässern, versehentlich Kaulquappen verschlucken.[6] Eng verwandt mit Spirometra (einaceieuropaei) ist Sparganum proliferum. Aber anders als bei Sparganosen, die durch Spirometra ausgelöst werden, die zwar auch ernste Folgen haben können, verlaufen Erkrankungen im Fall von Sparganum proliferum schneller fatal.[7] Die genauen Verwandtschaftsverhältnisse sind noch Gegenstand aktueller Forschung (Stand Dezember 2023).

Spezies[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wikispecies: Spirometra – Artenverzeichnis

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Roman Kuchta, Marta Kołodziej-Sobocińska, Jan Brabec, Daniel Młocicki, Rusłan Sałamatin, Tomáš Scholz: Sparganosis (Spirometra) in Europe in the Molecular Era. In: Clinical Infectious Diseases. Band 72, Nr. 5, 1. März 2021, ISSN 1058-4838, S. 882–890, doi:10.1093/cid/ciaa1036 (oup.com [abgerufen am 7. Dezember 2023]).
  2. a b Eva Čisovská Bazsalovicsová et al.: Genetic interrelationships of Spirometra erinaceieuropaei (Cestoda: Diphyllobothriidea), the causative agent of sparganosis in Europe. In: Parasite Band 29, 2022, Nummer 8
  3. Tomáš Scholz, Roman Kuchta, Jan Brabec: Broad tapeworms (Diphyllobothriidae), parasites of wildlife and humans: Recent progress and future challenges. In: International Journal for Parasitology: Parasites and Wildlife (= Including Articles from the Special Issue 'Emerging Zoonoses and Wildlife'). Band 9, 1. August 2019, ISSN 2213-2244, S. 359–369, doi:10.1016/j.ijppaw.2019.02.001, PMID 31341771, PMC 6630034 (freier Volltext) – (sciencedirect.com [abgerufen am 7. Dezember 2023]).
  4. Sparganosis. In: DPDx - Laboratory Identification of Parasites of Public Health Concern. Centers for Disease Control and Prevention, 30. Dezember 2017, abgerufen am 7. Dezember 2023 (englisch).
  5. a b Seppo Saari und Sven Nikander: Cestoda (Tapeworms). In: Canine Parasites and Parasitic Diseases, S. 55–81. ISBN 978-0-12-814112-0
  6. Quan Liu, Ming-Wei Li, Ze-Dong Wang, Guang-Hui Zhao, Xing-Quan Zhu: Human sparganosis, a neglected food borne zoonosis. In: The Lancet Infectious Diseases. Band 15, Nr. 10, Oktober 2015, S. 1226–1235, doi:10.1016/S1473-3099(15)00133-4 (elsevier.com [abgerufen am 7. Dezember 2023]).
  7. Taisei Kikuchi, Mehmet Dayi, Vicky L. Hunt, Kenji Ishiwata, Atsushi Toyoda, Asuka Kounosu, Simo Sun, Yasunobu Maeda, Yoko Kondo, Belkisyole Alarcon de Noya, Oscar Noya, Somei Kojima, Toshiaki Kuramochi, Haruhiko Maruyama: Genome of the fatal tapeworm Sparganum proliferum uncovers mechanisms for cryptic life cycle and aberrant larval proliferation. In: Communications Biology. Band 4, Nr. 1, 31. Mai 2021, ISSN 2399-3642, doi:10.1038/s42003-021-02160-8, PMID 34059788, PMC 8166898 (freier Volltext) – (nature.com [abgerufen am 7. Dezember 2023]).