St. Laurentius (Nußloch)

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Brunnen und Kirche

Die St.-Laurentius-Kirche ist eine katholische Kirche in Nußloch im Rhein-Neckar-Kreis im Nordwesten Baden-Württembergs. Sie wurde 1755/56 nach den Plänen von Franz Wilhelm Rabaliatti erbaut und 1897 erweitert.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nußloch wurde 766 im Lorscher Codex erstmals urkundlich erwähnt.[1] Seit wann es eine Kirche in Nußloch gab, ist nicht bekannt. Das Wormser Synodale, ein Visitationsbericht der Pfarreien im Bistum Worms, nennt 1496 erstmals das Kirchenpatrozinium St. Laurentius.[2] Das Patrozinium könnte in Verbindung stehen mit den Lorscher Töchterklöstern auf dem Heiligenberg, dann ginge es in das 11. Jahrhundert zurück.

Nachdem Kurfürst Ottheinrich in der Pfalz 1556 die Reformation eingeführt hatte, musste auch Nußloch den mehrfachen Konfessionswechseln danach folgen. Bei der Pfälzischen Kirchenteilung wurde die Kirche 1707 den Katholiken zugesprochen und auch wieder eine katholische Pfarrei in Nußloch eingerichtet. 1756 wurde die baufällige Kirche durch einen Neubau ersetzt. Die Pläne hatte der Kurpfälzer Baumeister Franz Wilhelm Rabaliatti erstellt. Ende des 19. Jahrhunderts war die Kirche für die gewachsene Bevölkerung zu klein geworden, weshalb zwischen 1895 und 1897 der polygonale Chor abgerissen und die Kirche mit einem Querhaus und einem neuen Chor erweitert wurde. 1988 wurde die Kirche restauriert. Die Pfarrei St. Laurentius gehört seit 2011 mit Leimen und Sandhausen zu einer Seelsorgeeinheit im Dekanat Wiesloch im Erzbistum Freiburg.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die St.-Laurentius-Kirche steht am nördlichen Ortseingang von Nußloch, unmittelbar angrenzend an das Anwesen der Adelsfamilie von Bettendorf.[3] An das barocke Langhaus schließt sich im Westen das mit Walmdächern gedeckte, neobarocke Querschiff von 1897 harmonisch an. Der Turm mit seiner Zwiebelhaube ist an der linken Seite platziert. Über dem ehemaligen Hauptportal zur Hauptstraße, das heute zugemauert ist, steht in einer Nische eine Statue des Kirchenpatrons St. Laurentius. Im Außenbereich sind aus der Vorgängerkirche mehrere historische Grabmale der Familie von Bettendorff aufgestellt. Das älteste stammt aus dem 15. Jahrhundert.

Original erhalten sind der Hochaltar, die Seitenaltäre und die Barockkanzel. In vier Deckengemälden sind Szenen aus der Bibel dargestellt.

Orgel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Orgel auf der Empore wurde 1987 von Karl Göckel in das historische Gehäuse von Heinrich Voit aus dem Jahre 1878 eingebaut, wobei auch einige alte Pfeifen weiterverwendet wurden. Das Instrument hat 26 Register auf zwei Manualen und Pedal und verfügt über mechanische Spiel- und elektrische Registertrakturen.[4]

I Hauptwerk C–g3
Principal 8′
Gamba 8′
Gedacktflöte 8′
Praestant 4′
Querflöte 4′
Oktave 2′
Quinte 113
Mixtur IV 1′
Cornett V (ab c1) 8′
Trompete 8′
II Positiv C–g3
Bourdon 8′
Salicional 8′
Principal 4′
Rohrflöte 4′
Nasard 223
Flageolet 2′
Tierce 135
Sifflet 1′
Cymbel IV 23
Cromorne 8′
Tremulant
Pedal C–f1
Subbaß 16′
Octavbaß 8′
Violoncello 8′
Tenoroktave 4′
Rauschquinte II 223
Fagott 16′

Glocken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Pfarrkirche St. Laurentius in Nußloch verfügt über ein fünfstimmiges Geläut der Glockengießerei Schilling aus dem Jahr 1949 und Bachert aus dem Jahr 2014. Die Glocken 1 und 3–5 stammen aus dem ersten Guss in der Heidelberger Gießerei. Das Geläut bildet in seiner Melodielinie das ausgefüllte Salve-Regina-Motiv.

Musikalische und technische Daten
  Gießer Gussjahr Material Ø in mm kg Nominal
1 F. W. Schilling, Heidelberg 1949 Bronze 1420 1600 d1-2
2 Bachert, Karlsruhe 2014 1260 1280 e1-1
3 F. W. Schilling, Heidelberg 1949 1110 780 fis1-2
4 930 450 a1-1
5 820 300 h1-1

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Rainer Laun: Rhein-Neckar-Kreis, in: Dagmar Zimdars u. a. (Bearb.), Georg Dehio (Begr.): Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler: Baden-Württemberg I. Die Regierungsbezirke Stuttgart und Karlsruhe. München 1993, ISBN 3-422-03024-7.
  • Staatl. Archivverwaltung Baden-Württemberg in Verbindung mit d. Städten u.d. Landkreisen Heidelberg u. Mannheim (Hrsg.): Die Stadt- und die Landkreise Heidelberg und Mannheim: Amtliche Kreisbeschreibung, Bd. 2: Die Stadt Heidelberg und die Gemeinden des Landkreises Heidelberg. Karlsruhe 1968.
  • Martin Kares, Michael Kaufmann, Godehard Weithoff: Orgelführer Rhein-Neckar-Kreis. Heidelberg 2001, ISBN 3-932102-07-X.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: St. Laurentius – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Minst, Karl Josef [Übers.]: Lorscher Codex (Band 2), Urkunde 789, 31. Dezember 766 – Reg. 102. In: Heidelberger historische Bestände – digital. Universitätsbibliothek Heidelberg, S. 291, abgerufen am 10. März 2016.
  2. Wormser Synodale. S. 409.
  3. R. Thomann: Schicksal einer Landschaft - ein Lesebuch zur Geschichte des Kraichgaus und seiner Orte. Verlag regionalkultur, Upstadt-Weiher 1995.
  4. Martin Kares, Michael Kaufmann, Godehard Weithoff: Orgelführer Rhein-Neckar-Kreis. Heidelberg 2001, ISBN 3-932102-07-X, S. 165.

Koordinaten: 49° 19′ 34,2″ N, 8° 41′ 41,5″ O