Stefan Müller (Sprachwissenschaftler)

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Stefan Müller (* 3. April 1968 in Jena) ist ein deutscher Sprachwissenschaftler und Professor an der Humboldt-Universität zu Berlin mit Schwerpunkt auf Grammatiktheorien, Linguistik des Deutschen und Computerlinguistik.

Stefan Müller, Sprachwissenschaftler, Humboldt-Universität zu Berlin

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von 1982 bis 1986 besuchte Müller die EOS „Heinrich Hertz“, eine Schule für mathematisch begabte Schüler. Von 1989 bis 1993 studierte er an der Humboldt-Universität und an der Universität Edinburgh Informatik. 1997 promovierte er an der Universität des Saarlandes mit einer Arbeit zur deutschen Grammatik und deren maschineller Verarbeitung. 2001 folgte die Habilitation zu komplexen Prädikaten im Deutschen ebenfalls an der Universität des Saarlandes. Müller arbeitete vorwiegend als Computerlinguist, bis er 2003 eine Juniorprofessur an der Universität Bremen antrat. Ab 2007 war er Professor an der Freien Universität Berlin, bevor er 2016 an die Humboldt-Universität wechselte.[1]

Wissenschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stefan Müllers wichtigstes Forschungsgebiet ist die allgemeine Syntax und die Syntax des Deutschen. Die meisten seiner Arbeiten bewegen sich im Rahmen der Head-driven Phrase Structure Grammar (HPSG), aber er vergleicht diesen Ansatz immer wieder systematisch mit anderen grammatiktheoretischen Ansätzen, wie z. B. Dependenzgrammatik, Kategorialgrammatik und Minimalismus.

Müller ist (gemeinsam mit Martin Haspelmath) einer der Gründer des Verlags Language Science Press, der akademische Bücher im Bereich der Sprachwissenschaften in Open Access veröffentlicht, ohne Publikationsgebühren zu verlangen.

Kunst/Photographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach der Wende begann Stefan Müller mit dem Fotografieren von Konzerten, wobei der Schwerpunkt auf Punk, Rock, Jazz und Avantgarde liegt. Insbesondere die so genannten anderen Bands und der inoffizielle Untergrund der DDR sind sein Hauptinteressengebiet. Seit 2009 fotografiert er Linguistikveranstaltungen. Ab 2011 begleitete er Proteste und Veranstaltungen mit Bezug zum Flughafen Tegel und seit 2019 dokumentiert er Klimaproteste und -aktionen (Scientists for Future, Fridays for Future, Extinction Rebellion, Am Boden bleiben), sowie antifaschistische Großveranstaltungen wie Wir sind mehr und Unteilbar.[2] Seine Bilder sind in der Zeit, im Spiegel, in der taz, in diversen Berliner Lokalzeitungen sowie in der Kunstzeitschrift Monopol und in Büchern (Dead Moon) veröffentlicht. Für Die Firma und Sandow hat er zu CD/DVD-Booklets beigetragen.

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stefan Müller ist im Beirat von Scientists for Future aktiv und hat mit anderen Scientists eine Kampagne zum Verzicht auf dienstliche Kurzstreckenflüge organisiert (gemeinsam mit Martina Schäfer und Gisbert Fanselow).[3] Diese wurde im Raum Berlin/Potsdam erfolgreich beendet und dann auf das gesamte Bundesgebiet ausgeweitet.[4] Müller ist zudem Unterzeichner eines Offenen Briefes zur Unterstützung von Forderungen der Scientist Rebellion, einem mit Scientists for Future vergleichbaren Ableger für Wissenschaftler von Extinction Rebellion.[5]

Im Januar 2021 wurde Müller bei einem Stefan-Müller-Casting von der Partei Die PARTEI Erlangen ausgewählt, um im Wahlkreis Erlangen und Erlangen-Höchstadt bei der Bundestagswahl 2021 gegen den CSU-Kandidaten Stefan Müller anzutreten, der seit 2002 diesen Wahlkreis mit großer Mehrheit gewonnen hat.[6] Nach der offiziellen Bestätigung durch den Kreisverband Erlangen hat Stefan Müller begonnen, in einem Blog seine politischen Positionen darzulegen und die von Stefan Müller zu kritisieren.[7] Die Blog-Beiträge sind reich illustriert, überwiegend mit Müllers eigenen Bildern. Mit 1,7 Prozent der Erststimmen[8] konnte er sich jedoch nicht gegen Müller durchsetzen, der erneut das Direktmandat errang.

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 2014 wurde Stefan Müller zum Mitglied der Academia Europaea gewählt.

Publikationen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 2018. A lexicalist account of argument structure: A discussion of template-based phrasal LFG approaches and a lexical HPSG alternative (Conceptual Foundations of Language Science 2). Berlin: Language Science Press.
  • 2016. Grammatical theory: From transformational grammar to constraint-based approaches (Textbooks in Language Sciences 1). Berlin: Language Science Press, 2. überarbeitete Auflage 2018, 3. überarbeitete Auflage 2019.
  • 2010. Grammatiktheorie. (Stauffenburg Einführungen Nr. 20) Tübingen: Stauffenburg Verlag, 2. überarbeitete Auflage 2013.
  • 2007. Head-Driven Phrase Structure Grammar: Eine Einführung. (Stauffenburg Einführungen Nr. 17) Tübingen: Stauffenburg Verlag, 2. überarbeitete Auflage 2008, 3. überarbeitete Auflage 2013.
  • 2002. Complex Predicates: Verbal Complexes, Resultative Constructions, and Particle Verbs in German. (Studies in Constraint-Based Lexicalism, Nr. 13) Stanford: CSLI Publications.
  • 1999. Deutsche Syntax deklarativ: Head-Driven Phrase Structure Grammar für das Deutsche. Linguistische Arbeiten, Nr. 394, Tübingen: Max Niemeyer Verlag, 2. identische Auflage 2014 von Walter De Gruyter.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Lebenslauf auf Müllers Homepage
  2. Alben von Stefan Müller (climate stuff). Abgerufen am 29. Juni 2021 (deutsch).
  3. Gisbert Fanselow: Selbstverpflichtung zum Verzicht auf (dienstliche) Kurzstreckenflüge – climatewednesday. Abgerufen am 29. Juni 2021 (deutsch).
  4. Selbstverpflichtung zum Verzicht auf dienstliche Kurzstreckenflüge: „Unter 1.000 mach‘ ich’s nicht“. Abgerufen am 29. Juni 2021 (deutsch).
  5. Signers - Scientist Rebellion SignOn. Abgerufen am 6. November 2022.
  6. Bundestagswahl im Wahlkreis Erlangen: Stefan Müller für Die Partei. Abgerufen am 29. Juni 2021.
  7. Wer ich bin und warum ich für den Bundestag kandidiere. Abgerufen am 29. Juni 2021 (deutsch).
  8. Ergebnisse Erlangen - Der Bundeswahlleiter. Abgerufen am 4. November 2021.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]