Stefan Zweifel

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Stefan Zweifel 2023 in Zürich

Stefan Zweifel (* 22. Dezember 1967 in Zürich) ist ein Schweizer Übersetzer und Journalist.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stefan Zweifel studierte Philosophie, Komparatistik und Ägyptologie an der Universität Zürich. Seine Doktorarbeit in Philosophie verfasste er gemeinsam mit Michael Pfister über Sade, Hegel und La Mettrie bei Helmut Holzhey. Bekannt wurde Zweifel durch die ebenfalls mit Michael Pfister erarbeitete Neuübersetzung von Sades Hauptwerken Justine und Juliette, die er bereits im Alter von 17 Jahren begonnen hatte.

Darüber hinaus wirkte er federführend bei Ausstellungen über den Dadaismus und den Surrealismus mit.

Bis 2004 betreute er die dreisprachige Kulturzeitschrift Gazzetta. Er schreibt unter anderem Beiträge für die Neue Zürcher Zeitung, die Weltwoche, das Schweizer Onlinemagazin Republik und die Zeitschriften du sowie Literaturen.

Von 2009 bis 2014 leitete er die Gesprächsreihe Reflektorium am Burgtheater Wien. Gemeinsam mit dem Perkussionisten Julian Sartorius und dem Schauspieler Thomas Sarbacher gestaltete Stefan Zweifel von 2015 bis 2017 die Reihe Literatur hoch 2 im Millers Zürich. Von 2014 bis 2019 folgte die Reihe Zweifels Zwiegespräche am Schauspielhaus Zürich.

Seit 2023 ist Stefan Zweifel Künstlerischer Leiter der Eventi letterari auf dem Monte Verità, zusammen mit den künstlerischen Beratern Maike Albath und Stefano Knuchel.

Literaturclub[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von April 2007 bis Mai 2014 war Stefan Zweifel Teilnehmer der Sendung Literaturclub im Schweizer Fernsehen, die auch im Kulturprogramm 3sat läuft. Als Nachfolger von Iris Radisch moderierte er die Sendung von September 2012 bis zu seinem umstrittenen Ausscheiden aus dem Kritikerteam, das allgemein im Zusammenhang mit einem Eklat mit der Diskussionsteilnehmerin Elke Heidenreich wahrgenommen wurde: Stefan Zweifel hatte ihr in der Sendung vom 22. April 2014 korrekterweise vorgehalten, dass ein vermeintliches Zitat von Martin Heidegger nicht in dem besprochenen Buch zu finden sei.[1] Zweifel forderte daraufhin, dass die Redaktion der Sendung das fragliche Zitat prüft.[2] Weil diese untätig blieb, forderte er weiter die Absetzung von Redaktionsleiterin Esther Schneider – worauf sich das SRF von ihm trennte.

SRF hat einen Zusammenhang zwischen der Trennung und der Kontroverse mit Elke Heidenreich bestritten.[3] Auch Heidenreich betonte in einer Stellungnahme, der Vorgang sei „von der Presse eilig und unreflektiert aufgegriffen“ worden. Sie habe den betreffenden Satz „ohne weiter zu zitieren, mit meinen Worten“ zu Ende geführt, „am Ende offen gelassen, es war deutlich mündliche Rede, es war deutlich nicht mehr Zitat.“ Auch aus ihrer Sicht habe kein Zusammenhang zwischen der Diskussion um Zweifels Ausscheiden als Moderator und der Kontroverse in der Live-Runde bestanden.[4]

Dieser Darstellung widersprach Zweifel im Nachhinein. Verschiedene Medien kritisierten das Verhalten des Schweizer Fernsehens.[5] Der Literaturwissenschaftler Silvio Vietta konstatierte 2015, eine bekannte Literaturkritikerin habe mit einem „falschen Heidegger-Satz“ diesem „bösen Antisemitismus“ unterstellt. Als der Moderator sie mit dieser Tatsache konfrontierte, habe die Kritikerin die Kontrolle verloren und das Buch von Heidegger auf den Boden geworfen.[6]

Im Nachgang einigten sich Zweifel und SRF in einer Schlichtung vor dem Friedensrichter. Der Sender lobte daraufhin in einem Schreiben nachträglich die „profunden philologischen Kenntnisse“ des ehemaligen Moderators.[7]

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Übersetzungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Marquis de Sade: Justine und Juliette. Herausgegeben und übersetzt von Stefan Zweifel und Michael Pfister. 10 Bände, Matthes & Seitz, München 1990–2002 DNB 551963425
  • Boris Vian: Schriften, Glossen und Kritiken über Jazz. Übers. Klaus Völker, Stefan Zweifel. Hannibal, Wien
  1. Rundherum um Mitternacht. 1989, ISBN 3-85445-048-6
  2. Stolz und Vorurteile. 1990, ISBN 3-85445-049-4

Sonstiges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Filme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Sade, Karriere eine Wüstlings. Dokumentation, Format NZZ, 2000
  • Der Erste Weltkrieg – Kunst & Krieg, Dokumentation von Alexander Kluge und Heinz Bütler, Format NZZ 2013/ absolut MEDIEN, ISBN 978-3-89848-535-7
  • Was ist Dada?, Dokumentation von Heinz Bütler und Alexander Kluge, Format NZZ / absolut MEDIEN, ISBN 978-3-8488-4054-0

Kuratierte Ausstellungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Kunsthaus Zürich: SADE/SURREAL (mit Tobia Bezzola und Michael Pfister), 2001/2002 (Katalog: Hatje Cantz)
  • Museum Tinguely, Basel: Die situationistische Internationale: In girum imus nocte et consumimur igni (mit Heinz Stahlhut und Juri Steiner), 2007
  • Musée Rath, Genève: Giacometti / Balthus / Skira – Les années Labyrinthe, 2009
  • Galerie Grieder Contemporary, Berlin: Dieter Meier: En Passant 1969–2010
  • Deichtorhallen Hamburg / Sammlung Falckenberg: Dieter Meier – WORKS 1969–2011 AND THE YELLO YEARS (mit Harald Falkenberg), 2011 (Katalog: Verlag der Buchhandlungen Walther Koenig)
  • Centre Dürrenmatt, Neuenburg: Balades du Minotaure (mit Juri Steiner), 2013 (Katalog: Centre Dürrenmatt)
  • Schweizerisches Nationalmuseum, Zürich: 1900 / 1914 Expedition ins Glück (mit Juri Steiner) 2014 (Katalog: Scheidegger&Spiess)
  • Salon Suisse, Venedig: S.O.S. DADA – The World Is A Mess, Colateral Events 56 (mit Juri Steiner). Biennale di Venezia, 2015
  • Schweizerisches Nationalmuseum, Zürich: DADA Universal (mit Juri Steiner), 2016
  • Kunstmuseum Chur: Solowalks (mit Stephan Kunz und Juri Steiner), 2016 (Katalog: Scheidegger & Spiess)
  • Schweizerisches Nationalmuseum Zürich: Der erschöpfte Mann (mit Juri Steiner), 2020/2021
  • Museum Strauhof, Zürich: Ausbruch und Rausch (mit Bice Curiger), 2020 (Katalog: Patrick Frey Verlag)
  • Kunstmuseum Chur: Dance me to the end off love (mit Stephan Kunz), 2020 (Katalog: Scheidegger & Spiess)

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Stefan Zweifel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Eklat im „Literaturclub“ – Was steht bei Heidegger? von Jürg Altwegg. In: FAZ am 23. Mai 2014
  2. Zweifel verliert Machtkampf gegen Heidenreich von Benedict Neff. In: Basler Zeitung am 22. Mai 2014
  3. Klarstellung zum Abgang von Stefan Zweifel beim „Literaturclub“. Pressemitteilung des SRF. 25. Mai 2014. Abgerufen am 25. Mai 2014.
  4. Elke Heidenreich: Wie es zum Heidegger-Zitat im „Literaturclub“ kam. In: Tages-Anzeiger vom 27. Mai 2014.
  5. „Schweizer Fernsehen blamiert sich im Streit um den Literaturclub“, schrieb die FAZ (Das Heidegger-Zitat der Elke Heidenreich von Jürg Altwegg. In: FAZ am 31. Mai 2014). „SRF macht sich zur Lachnummer“ die NZZ (SRF macht sich zur Lachnummer, (Memento vom 14. Juli 2014 im Internet Archive) von Rainer Stadler. In: Neue Zürcher Zeitung, 27. Mai 2014). In der Süddeutschen Zeitung stand: „Unerfindlich bleiben die Gründe des SRF für die Degradierung Stefan Zweifels, der – was die Aufgabe eines Kritikers nun mal ist – ein falsches Zitat als solches kenntlich machte.“ (Eklat um Heidenreichs Heidegger-Fälschung. In: Süddeutsche Zeitung, 23. Mai 2014). Ferner: Schweizer Fernsehen versagt erneut. Der «Literaturclub» des Schweizer Fernsehens geht weiterhin über das falsche Heidegger-Zitat Elke Heidenreichs und die Folgen hinweg. NZZ, 25. Juni 2014.
  6. Silvio Vietta: „Etwas rast um den Erdball …“ Martin Heidegger: Ambivalente Existenz und Globalisierungskritik. Wilhelm Fink, Paderborn 2015, ISBN 978-3-7705-5823-0, S. 14. Leseprobe online vorhanden
  7. Katja Baigger: Am Puls von Prousts Herzflimmern. In: Neue Zürcher Zeitung. 30. November 2017 (nzz.ch [abgerufen am 30. November 2017]).
  8. rib: Christoph Marthaler erhält den Kunstpreis der Stadt Zürich. In: Neue Zürcher Zeitung. 13. April 2017, ISSN 0376-6829 (nzz.ch [abgerufen am 30. November 2017]).