Subvigilanz-Syndrom

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Klassifikation nach ICD-10
F51.1 Nichtorganische Hypersomnie
G47.1 Krankhaft gesteigertes Schlafbedürfnis, Hypersomnie
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Das Subvigilanz-Syndrom, von lateinisch sub ‚unter‘ und lateinisch vigilantia ‚Wachsamkeit‘, ist eine seltene Form einer idiopathischen Hypersomnie, einer Schlafsucht. Ansonsten gesunde Betroffene fühlen sich tagsüber nicht richtig wach, obwohl sie genug geschlafen haben.[1][2]

Es handelt sich um ein vorgeschlagenes, (bislang) nicht anerkanntes Krankheitsbild,[3] es könnte sich auch um eine Variante einer anderen Schlafsuchterkrankung wie die idiopathische Hypersomnie handeln.[1][4]

Synonyme sind: englisch subvigilance syndrome; Subwakefulness syndrome; Sub-Wakefulness syndrome

Die Erstbeschreibung stammt aus dem Jahre 1972 durch Michel Jouvet und J. F. Pujol.[5][6]

Verbreitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Erkrankung gilt als sehr selten, bislang wurde über etwa 50 Betroffene berichtet.[6] Beide Geschlechter sind gleich häufig erkrankt, eine familiäre Häufung ist nicht bekannt.[1]

Ursache[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Ursache, auch auslösende Faktoren sind nicht bekannt. Es wird eine Störung in der Wachheitssteuerung[1] oder während des Non-REM-Schlafes vermutet.[7] Auch die Neurotransmitter Monoamine sind in der Diskussion.[8]

Klinische Erscheinungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Klinische Kriterien sind:[1]

Diagnose[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zur Diagnosestellung müssen obligat folgende Kriterien vorliegen:[1][9]

  • A: Der Betroffene klagt über Müdigkeit oder übermäßiges Schlafbedürfnis.
  • B: Die Beschwerden bestehen seit mindestens sechs Monaten.
  • C: Die Schlafneigung ist mild und weder häufig noch unwiderstehlich.
  • D: Während der letzten 18 Monate hat kein Schädel-Hirn-Trauma stattgefunden.

Zusätzliche Kriterien sind:

  • E: In der Polysomnographie findet sich ein normales Schlafbild, im Multiplen Schlaflatenztest eine Latenz von mindestens 5 Minuten.
  • F: In der 24-Stunden-Polysomnographie intermittierende Müdigkeit mit Stadium I Schlafstadien an- und abschwellend über den Tag verteilt.
  • G: Keine organische erklärende Ursache wie Hypothyreose, Diabetes mellitus, Depression.

Differentialdiagnose[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Abzugrenzen sind andere Ursachen wie idiopathische Hypersomnie, Narkolepsie, rekurrierende Hypersomnie und menstruationsbezogene Schlafstörungen, ebenso wie Schlafmangel und Zirkadiane Schlaf-Wach-Rhythmusstörung, Schlaflosigkeit aufgrund psychophysiologischer Störungen, Depression, Schlafapnoe-Syndrom oder Periodic Limb Movement Disorder.[1] Schließlich kommt noch das Kleine-Levin-Syndrom infrage.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • B. Roth: Narcolepsy and Hypersomnia. Translated by M. Schierlova (Prague). Revised and edited by Broughton, R. (Ottawa). 1980, ISBN 978-3-8055-0490-4, ISBN 978-3-318-05312-8, doi:10.1159/isbn.978-3-318-05312-8
  • B. Roth: Narcolepsy and hypersomnia: review and classification of 642 personally observed cases. In: Schweizer Archiv für Neurologie, Neurochirurgie und Psychiatrie = Archives suisses de neurologie, neurochirurgie et de psychiatrie. Band 119, Nummer 1, 1976, S. 31–41, PMID 981985.
  • Bedřich Roth: L'EEG dans la narcolepsie-cataplexie. In: Electroencephalography and Clinical Neurophysiology. 16, 1964, S. 170, doi:10.1016/0013-4694(64)90036-7.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f g THE INTERNATIONAL CLASSIFICATION OF SLEEP DISORDERS, REVISED. Diagnostic and Coding Manual Produced by theAmerican Academy of Sleep Medicine American Academy of Sleep Medicine
  2. The Free Dictionary
  3. American Sleep Apnea Association
  4. R. Schnell: Objektive Untersuchung von Hang-Over-Effekten mit dem Pupillographischen Schläfrigkeitstest (PST). Inaugural-Dissertation, Tübingen, 2007 [1]
  5. M. Jouvet, J.F. Pujol: Role des monoamines dans la regulation de la vigilance. Etude neurophysiologique etbiochimique. In: Revue neurologique. Band 127, Nummer 1, Juli 1972, S. 115–138, PMID 4358571.
  6. a b A. Hisanaga, M. Tsutsumi, S. Yasui, H. Fukuda, H. Tachibana, H. Hagino, A. Okabe, T. Mita, O. Saitoh, M. Kurachi: A case of subwakefulness syndrome. In: Psychiatry and clinical neurosciences. Band 52, Nummer 2, April 1998, S. 206–207, doi:10.1111/j.1440-1819.1998.tb01033.x, PMID 9628154.
  7. W. A. Broughton, R. J. Broughton: Psychosocial impact of narcolepsy. In: Sleep. Band 17, Nummer 8 Suppl, Dezember 1994, S. S45–S49, doi:10.1093/sleep/17.suppl_8.s45, PMID 7701199 (Review).
  8. J. R. Mouret, B. Renaud, P. Quenin, D. Michel, B. Schott: Monoamines et regulation de la vigilance. I. Apportet interpretation biochimique des donnees polygraphiques. In: Revue neurologique. Band 127, Nummer 1, Juli 1972, S. 139–155, PMID 4358572.
  9. P. Livrea, F.M. Puca, A. Barnaba, L. Di Reda: Abnormal Central Monoamine Metabolism in Humans with ‘True Hypersomnia’ and ‘Sub-Wakefulness’. In: European Neurology. 15, 2004, S. 71, doi:10.1159/000114792, PMID 323018.