Tłumaczów

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Tłumaczów
Wappen von ????
Tłumaczów (Polen)
Tłumaczów (Polen)
Tłumaczów
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Niederschlesien
Powiat: Kłodzko
Gmina: Radków
Geographische Lage: 50° 33′ N, 16° 25′ OKoordinaten: 50° 33′ 0″ N, 16° 25′ 0″ O
Höhe: 350 m n.p.m.
Einwohner:
Telefonvorwahl: (+48) 74
Kfz-Kennzeichen: DKL
Wirtschaft und Verkehr
Nächster int. Flughafen: Breslau



Kirche St. Peter und Paul

Tłumaczów (deutsch Tuntschendorf; tschechisch Kunčice[1], auch Tlumačov[2]) ist ein Dorf im Powiat Kłodzki in der Wojewodschaft Niederschlesien in Polen. Es gehört zur Stadt-und-Land-Gemeinde Radków (Wünschelburg) und liegt an der Grenze zu Tschechien.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tłumaczów liegt an der Woiwodschaftsstraße 385 im Tal der Steine (polnisch Ścinawka), sechs Kilometer südwestlich von Nowa Ruda (Neurode). Westlich des Ortes befindet sich der Grenzübergang Tłumaczów – Otovice nach Tschechien. Südwestlich erhebt sich der 556 m hohe Hupprich (polnisch Gardzień). Nachbarorte sind Tłumaczówek (Klein Tuntschendorf bzw. Endegut) und Rudawa (Rudelsdorf) im Norden, Błogocice (Haindorf) Nordosten, Sarny (Kolonie Scharfeneck) im Osten, Ścinawka Górna (Obersteine) im Südosten, Gajów (Reichenforst) und Janików (Scheidewinkel) im Südwesten sowie das tschechische Otovice im Westen.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tuntschendorf wurde erstmals 1348 als „Tolmaczindorf“ erwähnt; 1352 ist es als „Tolmetschendorf“ und 1401 als „Tulmaczindorf“ überliefert.[3] Es gehörte zum Distrikt Neurode im Glatzer Land, mit dem es die Geschichte seiner politischen und kirchlichen Zugehörigkeit von Anfang an teilte. Für 1384 ist es in einem Verzeichnis des Erzbistums Prag mit einer Pfarrkirche verzeichnet. Es bestand ursprünglich aus mehreren Anteilen, die meistens unterschiedlichen Besitzern gehörten:

  • Besitzer des „Pannwitz'schen Ritterguts“ waren: 1560 Heinrich von Predel, 1570 W. von Haugwitz, 1609 Ernst von Schaffgotsch auf Kynast, 1618 Tobias von Elbel, 1625 Hans Heinrich von Langenau, 1637 Ernst Christian von Pannwitz, 1654 Wolfgang Heinrich von Schenkendorf, 1684 Johann Ernst von Götzen, ein Sohn des Johann Georg von Götzen.
  • Besitzer des Freirichterguts waren nach mehreren Besitzerwechseln Maximilian von Kochtizky auf Scharfeneck, ab 1661 Johann Georg von Götzen. Nachdem die Linie der katholischen schlesischen Reichsgrafen von Götzen 1771 mit Johann Joseph (Leonhard) im Mannesstamme erlosch, kamen deren vorstehende Besitzungen 1780 an Anton Alexander von Magnis auf Eckersdorf.
  • Der „Rittersitz Turmgut“ war ein Lehen, das im 14. Jahrhundert bis 1470 im Besitz der Herren von Maltitz war. Später gehörte es den von Tscheterwang, von Haugwitz, von Reichenbach und von Kochtitzky. 1661 gelangte es an Johann Georg von Götzen, der es seinen Nachkommen vererbte. Als die Grafschaft Glatz nach dem Ersten Schlesischen Krieg 1742 und endgültig mit dem Hubertusburger Frieden 1763 an Preußen übergegangen war, fiel das Turmgut nach dem Tod von Johann Joseph (Leonhard) von Götzen als erledigtes Lehen an den preußischen König Friedrich den Großen. Er schenkte dieses Lehen seinem Generaladjutanten und Gouverneur von Glatz Friedrich Wilhelm von Götzen d. Ä. aus der evangelischen schlesischen Linie derer von Götzen. Nach dessen Tod erbte das Tuntschendorfer Lehngut sein ältester Sohn Adolf Sigismund Graf von Götzen († 1847).

Nach der Neugliederung Preußens gehörte Tuntschendorf ab 1815 zur Provinz Schlesien, die in Landkreise aufgeteilt wurde. 1816–1853 war der Landkreis Glatz, 1854–1932 der Landkreis Neurode zuständig. Nach dessen Auflösung 1933 gehörte Tuntschendorf bis 1945 wiederum zum Landkreis Glatz. Seit 1874 bildete die Landgemeinde Tuntschendorf zusammen mit den Gutsbezirken Pannwitzhof, Rudelsdorf, Scheidewinkel, Anteile Edelhof und Moschner den Amtsbezirk Tuntschendorf[4]. Von wirtschaftlicher Bedeutung waren neben der Landwirtschaft ein Steinbruch und ein Schotterwerk. 1939 bestand Tuntschendorf aus 906 Bewohnern.

Als Folge des Zweiten Weltkriegs fiel Tuntschendorf 1945 mit dem größten Teil Schlesiens an Polen. Es wurde zunächst in Tuczyn und später in Tłumaczów umbenannt. Die deutsche Bevölkerung wurde, soweit sie nicht schon vorher geflohen war, vertrieben. Die neu angesiedelten Bewohner waren zum Teil Heimatvertriebene aus Ostpolen, das an die Sowjetunion gefallen war. 1975–1998 gehörte Tłumaczów zur Woiwodschaft Wałbrzych (Waldenburg).

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Söhne und Töchter des Ortes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Wenzel Wladiwoj Tomek: Älteste Nachrichten über die Herrschaften Braunau und Politz. Prag 1857, S. 20.
  2. Marek Šebela, Jiři Fišer: České Názvy hraničních Vrchů, Sídel a vodních toků v Kladsku. In: Kladský sborník 5, 2003, S. 369
  3. Marek Šebela, Jiři Fišer: České Názvy hraničních Vrchů, Sídel a vodních toků v Kladsku. In: Kladský sborník 5, 2003, S. 369
  4. Amtsbezirk Tuntschendorf