Tagesprofil

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Blutzuckertagesprofil bei einem Diabetes-Patienten

Als Tagesprofil, Tagesprofilkurve[1] oder Tagesdiagramm bezeichnet man die laufende (oder mehrfache[2]) Bestimmung der Konzentrationen physiologischer Parameter (Kenngrößen) im Blut, im Serum, im Liquor cerebrospinalis oder im Urin[3][4] mit der anschließenden Aufstellung einer entsprechenden graphischen Kurve. Auch der Augeninnendruck kann mit einem Tagesprofil erfasst werden. Die Messungen im Laufe von 24 Stunden können dabei kontinuierlich (zum Beispiel Blutzucker mit einem kontinuierlich messenden Glucosesensor) oder diskontinuierlich erfolgen, bei letzterer werden die Zwischenwerte interpoliert.

Tagesprofile sind vor allem bei Parametern von Bedeutung, die Tagesschwankungen unterliegen oder stark durch äußere Faktoren beeinflusst werden (zum Beispiel ein Blutzuckeranstieg nach Nahrungsaufnahme) und bei denen daher eine einmalige Bestimmung nur wenig aussagekräftig ist.

Tagesprofile werden neben der Bluzuckerüberwachung bei der Diabetes-Behandlung[5] (hier spricht man auch vom Tages-Blutzuckerprofil beziehungsweise vom Wochen-Blutzuckerprofil[6] oder vom Blutzucker-Tag-Nacht-Profil[7]) auch für die Augeninnendruck-Überwachung beim Grünen Star[8] und für die Cortisol-Überwachung[9] zur Abklärung eines Hypo- oder Hyperkortisolismus[10] eingesetzt. Hier wird der zirkadiane Rhythmus bei individuellen Stoffwechselschwankungen kontrolliert.[11]

In der modernen Diabetologie ist der kontinuierlich messende Glucosesensor der Goldstandard. Früher musste dagegen beim Einsenden der Blutröhrchen in ein Laboratorium die zeitliche Reihenfolge der einzelnen Röhrchen gekennzeichnet werden und die Befunde standen dem Arzt nur stark zeitverzögert zur Verfügung.[12]

In der Tiermedizin werden Tagesprofile zur Einstellung der Insulindosis beim Diabetes des Hundes und der Katze verwendet. Hierbei wird die Dosis anhand des tiefsten Werts (Nadir) schrittweise angepasst.[13]

Abzugrenzen sind ähnliche Verfahren wie die Blutdrucklangzeitmessung, das Langzeit-EKG und das tägliche morgendliche Wiegen (Gewichtsprotokoll) bei Menschen mit einer Herzschwäche. Eine plötzliche Gewichtszunahme kann ein Hinweis auf ein Lungenödem und ein Grund für die Gabe eines Diuretikums sein.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Günter Thiele, Heinz Walter (Hrsg.): Reallexikon der Medizin und ihrer Grenzgebiete, Verlag Urban & Schwarzenberg, Loseblattsammlung, München / Berlin / Wien 1974, Band 6 (S–Zz), ISBN 3-541-84006-4, S. T 5.
  2. Linus Sebastian Geisler: Lexikon Medizin. Das Nachschlagewerk für Ärzte, Apotheker, Patienten. 4., neubearbeitete und erweiterte Auflage. Lexikon-Redaktion Elsevier GmbH München, Sonderausgabe, Naumann & Göbel Verlagsgesellschaft, Köln ohne Jahr [2005], ISBN 3-625-10768-6, S. 1635.
  3. Margaret Minker (Hrsg.): Wörterbuch der Medizin. Bassermann-Verlag, Niedernhausen 1999, ISBN 978-3-8094-0359-3, S. 316.
  4. Willibald Pschyrembel: Klinisches Wörterbuch. 255. Auflage. Verlag Walter de Gruyter, Berlin / New York 1986, ISBN 978-3-11-007916-6, S. 1640.
  5. Mark Lankisch, Anja Neufang-Sahr: Pschyrembel Wörterbuch Diabetologie. Verlag Walter de Gruyter 2021. ISBN 978-3-11-089203-1, S. 31–32
  6. Eberhard Jürgen Wormer, Johann A. Bauer (Hrsg.): Laborwerte. Helmut Lingen Verlag, Köln 2008, S. 26 f.
  7. Maxim Zetkin, Herbert Schaldach: Lexikon der Medizin, 16. Auflage, Ullstein Medical, Wiesbaden 1999, ISBN 978-3-86126-126-1, S. 1971.
  8. Carl Erb, Andreas Böhm, Wido Budde: Notwendigkeit einer stationären 24-Stunden-Augeninnendruck-Messung für die Glaukomdiagnostik
  9. M. Neubauer: Nebennieren. In: Hans Adolf Kühn, Hanns-Gotthard Lasch (Hrsg.): Untersuchungsmethoden und Funktionsprüfungen in der inneren Medizin. 2. Auflage, Georg Thieme Verlag, Stuttgart / New York 1983, ISBN 3-13-552302-0, S. 540–566.
  10. Friedrich-Wilhelm Tiller, Anne-Marie Fahr: Das klinische Labor. 2. Auflage, Verlag Ecomed Medizin, Landsberg 2005, ISBN 978-3-609-16308-6, S. 147.
  11. Nicole Schaenzler, Gabi Hoffbauer: Wörterbuch der Medizin, Südwest-Verlag, München 2001, ISBN 978-3-517-06318-8, S. 454.
  12. Zum Beispiel: LADR Laborverbund Dr. Kramer & Kollegen: A-Z Labormedizin 2020/2021. Geesthacht 2020, ISBN 978-3-00-065563-0, S. 104.
  13. Astrid Wehner, Sylvia Geist: Update zur Insulintherapie bei Hund und Katze. In: Kleintierpraxis. Band 59, Nr. 8, 2015, S. 443–462, doi:10.2377/0023-2076-59-443.