Tamara Nikolajewna Rylowa

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Tamara Rylowa
Voller Name Tamara Nikolajewna Rylowa
Nation Sowjetunion Sowjetunion
Geburtstag 1. Oktober 1931
Geburtsort WologdaSowjetunion 1923 Sowjetunion
Größe 163 cm
Gewicht 66 kg
Sterbedatum 30. Januar 2021
Sterbeort Sankt PetersburgRussland Russland
Karriere
Verein Burevestnik Leningrad
Karriereende 1967
Medaillenspiegel
Olympische Medaillen 0 × Goldmedaille 0 × Silbermedaille 1 × Bronzemedaille
WM-Medaillen 1 × Goldmedaille 4 × Silbermedaille 2 × Bronzemedaille
Nationale Medaillen 4 × Goldmedaille 1 × Silbermedaille 2 × Bronzemedaille
 Olympische Winterspiele
Bronze 1960 Squaw Valley 1000 m
 Mehrkampfweltmeisterschaften
Silber 1955 Kuopio Mehrkampf
Bronze 1956 Borlänge Mehrkampf
Silber 1957 Imatra Mehrkampf
Silber 1958 Kristinehamn Mehrkampf
Gold 1959 Swerdlowsk Mehrkampf
Silber 1960 Östersund Mehrkampf
Bronze 1964 Kristinehamn Mehrkampf
 

Tamara Nikolajewna Rylowa (russisch Тамара Николаевна Рылова; * 1. Oktober 1931 in Wologda; † 30. Januar 2021 in Sankt Petersburg[1]) war eine sowjetische Eisschnellläuferin. Sie wurde 1959 Weltmeisterin im Mehrkampf und gewann zwischen 1955 und 1964 sieben weitere internationale Medaillen, darunter 1960 eine olympische Bronzemedaille im 1000-Meter-Rennen.

Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rylowa wuchs im nordwestrussischen Wologda auf und lief auf dem gleichnamigen Fluss seit ihrer Kindheit im Winter auf Schlittschuhen. In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Vorsitzende des städtischen Sportkomitees auf sie aufmerksam und vermittelte sie an den Trainer Michail Kusmitsch, der sie ab dem Alter von 16 Jahren betreute.[2][3] 1952 nahm Rylowa erstmals an der sowjetischen Meisterschaft im Vierkampf teil und lief in Medeo beim Sieg Rimma Schukowas auf den elften Rang.[4] Zwei Jahre später war sie bei der Weltmeisterschaft 1954 Teil des sowjetischen Aufgebotes, das die Titelkämpfe prägte: Alle acht Sportlerinnen platzierten sich unter den ersten elf der Gesamtwertung, Rylowa belegte Rang acht und war damit sechstbeste Athletin ihres Landes. Die Sowjetunion stellte von 1952 bis 1966 in fünfzehn aufeinanderfolgenden Jahren die Mehrkampfweltmeisterin im Eisschnelllauf und war somit über Rylowas gesamte Karriere hinweg die weltweit führende Nation.

Am 11. und 12. Januar 1955 verbesserte Rylowa bei einem internationalen Wettkampf in Medeo die Weltrekorde über 500 Meter und über 1000 Meter auf 45,6 Sekunden beziehungsweise 1:33,4 Minuten. Die bis dahin von Laila Schou Nilsen gehaltene Bestmarke auf der 500-Meter-Sprintstrecke war zuvor fast 18 Jahre nicht übertroffen worden. Rylowas Rekorde hielten sieben beziehungsweise acht Jahre, bis sie Anfang der 1960er-Jahre von ihren Landsfrauen Inga Woronina und Lidija Skoblikowa unterboten wurden. Kurz nach den Weltrekordläufen gewann die zu diesem Zeitpunkt 23-Jährige zudem ihre erste von insgesamt vier sowjetischen Mehrkampfmeisterschaften (spätere Titel folgten 1957, 1959 und 1960) und mit Silber bei der WM 1955 in Kuopio ihre erste internationale Medaille. Als erste Eisschnellläuferin aus der Oblast Wologda erhielt sie Mitte der 1950er-Jahre den Titel einer Sportmeisterin der Sowjetunion.[3] Ihr langjähriger Betreuer Kusmitsch empfahl Rylowa an das Lesgaft-Institut für Leibesübungen in Leningrad, wo sie fortan bei Iwan Anikanow trainierte.[2]

Rylowa zählte in den folgenden Jahren zur nationalen Elite und angesichts der sowjetischen Stärke gleichermaßen zur internationalen Spitze im Eisschnelllauf der Frauen. Bei den Weltmeisterschaften von 1955 bis 1958 stand sie – bei Siegen von Rimma Schukowa, Sofja Kondakowa und Inga Artamonowa (später verheiratete Woronina) – viermal als Zweite oder Dritte auf dem Podest. 1959 errang Rylowa in Swerdlowsk den einzigen internationalen Titel ihrer Karriere: Mit Streckensiegen über 500 Meter und 1000 Meter setzte sie sich vor Walentina Stenina, Lidija Skoblikowa sowie Artamonowa durch und wurde Weltmeisterin. Ein Jahr später gewann Rylowa hinter Stenina eine weitere WM-Silbermedaille und reiste als eine Mitfavoritin zu der olympischen Premiere des Frauen-Eisschnelllaufs bei den Winterspielen in Squaw Valley. Dort trat sie zu drei von vier Einzelstrecken-Wettkämpfen an und gewann eine Bronzemedaille über 1000 Meter (mit 0,7 Sekunden Rückstand auf Klara Gussewa). Außerdem belegte sie auf der 500-Meter- beziehungsweise der 3000-Meter-Distanz die Ränge vier und neun. Sie wertete diese Ergebnisse als persönlichen Misserfolg.[2]

In den 1960er-Jahren knüpfte Rylowa, die 1959 als Verdiente Meisterin des Sports der UdSSR ausgezeichnet worden war, nur noch vereinzelt an frühere Ergebnisse an. 1964 gewann sie bei den nationalen Titelkämpfen ebenso eine Bronzemedaille im Mehrkampf wie bei der Weltmeisterschaft, wo sie letztmals zum sowjetischen Kader gehörte. Im Januar 1967 trat die mittlerweile 35-jährige Rylowa zum letzten Mal zu einem Vergleichswettkampf zwischen Leningrad und Finnland an. Nach ihrer aktiven Eisschnelllaufkarriere war sie am Institut für Leibeserziehung an der Staatlichen Universität Leningrad beschäftigt.[3]

Statistik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Olympische Winterspiele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tamara Rylowa war 1960 Teil des sowjetischen Olympiaaufgebots. Sie nahm an drei Wettkämpfen teil und gewann eine Bronzemedaille.[5]

Olympische Winterspiele 500 m 1000 m 3000 m
Jahr Ort
1960 Vereinigte Staaten Squaw Valley 4. Bronze 3. 9.

Mehrkampfweltmeisterschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von 1954 bis 1964 nahm Tamara Rylowa an acht Mehrkampfweltmeisterschaften teil und gewann dabei eine Goldmedaille sowie viermal Silber und zweimal Bronze. Die folgende Tabelle zeigt ihre Zeiten – und in Klammern jeweils dahinter ihre Platzierungen – auf den vier gelaufenen Einzelstrecken sowie die sich daraus errechnende Gesamtpunktzahl nach dem Samalog und die Endplatzierung. Die Anordnung der Distanzen entspricht ihrer Reihenfolge im Programm der Mehrkampf-WM zur aktiven Zeit Rylowas, 1956 wurde die Zusammensetzung des Mehrkampfes geändert.[5]

Mehrkampf-WM 500 m
(in Sekunden)
3000 m
(in Minuten)
1000 m
(in Minuten)
5000 m
(in Minuten)
Punkte Platz
Jahr Ort
1954 Schweden Östersund 49,0 (4) 5:36,4 (9) 1:43,7 (8) 9:42,5 (6) 215,166 8.
1955 Finnland Kuopio 48,9 (1) 5:40,9 (3) 1:42,6 (4) 9:39,9 (3) 215,006 Silber 2.
Jahr Ort 500 m
(in Sekunden)
1500 m
(in Minuten)
1000 m
(in Minuten)
3000 m
(in Minuten)
Punkte Platz
1956 Schweden Borlänge 48,7 (3) 2:39,7 (5) 1:41,8 (3) 5:36,0 (3) 208,833 Bronze 3.
1957 Finnland Imatra 49,0 (2) 2:38,5 (4) 1:41,9 (3) 5:45,0 (7) 210,283 Silber 2.
1958 Schweden Kristinehamn 47,6 (1) 2:37,3 (2) 1:45,2 (4) 5:42,8 (2) 209,766 Silber 2.
1959 Sowjetunion 1955 Swerdlowsk 47,5 (1) 2:32,5 (2) 1:41,0 (1) 5:36,5 (4) 204,916 Gold 1.
1960 Schweden Östersund 49,7 (2) 2:38,4 (3) 1:41,2 (3) 5:39,2 (6) 209,633 Silber 2.
1964 Schweden Kristinehamn 46,9 (6) 2:29,3 (4) 1:36,4 (3) 5:21,9 (6) 198,516 Bronze 3.

Persönliche Bestzeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Über 1000 Meter (und auf der ab 1955 nicht mehr zum üblichen Vierkampf zählenden 5000-Meter-Strecke) stellte Rylowa ihre persönlichen Bestzeiten zu Beginn ihrer Karriere auf, während sie auf der 500-Meter-Strecke ihre eigene Bestleistung noch 1964 verbesserte.[5]

Distanz Zeit Datum Ort
500 m 45,2 s 29. Februar 1964 Swerdlowsk
1000 m 1:33,4 min 11. Januar 1955 Medeo
1500 m 2:25,1 min 27. Januar 1962 Medeo
3000 m 5:16,6 min 20. Januar 1960 Medeo
5000 m 9:09,2 min 19. Januar 1955 Medeo

Weltrekorde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rylowa stellte zwischen 1956 und 1960 insgesamt drei Weltrekorde auf. Sie lief jeweils eine Bestzeit auf der 500-Meter- und auf der 1000-Meter-Distanz sowie im Mini-Vierkampf. Sämtliche Rekorde lief sie auf der Bahn in Medeo.

  • Disziplin: Länge der gelaufenen Strecke beziehungsweise Austragungsform des Mehrkampfs.
  • Zeit/Punkte: Gelaufene Zeit beziehungsweise (bei Mehrkämpfen) erreichte Punktzahl nach dem Samalog.
  • Datum: Datum des Weltrekords. Bei Weltrekorden im Mehrkampf entspricht das angegebene Datum dem letzten Tag des Mehrkampfs.
  • Ort: Eisbahn und Ort des Weltrekords.
  • Bestand: Dauer, die der Rekord Gültigkeit besaß.
  • Nachfolgerin: Läuferin, die den angegebenen Rekord als erste unterbot.
Aufgestellte Weltrekorde von Tamara Rylowa[6]
Nr. Disziplin Zeit/Punkte Datum Ort Bestand Nachfolgerin
1 500 Meter 45,6 s 11. Jan. 1955 Medeo 7 Jahre und 16 Tage Inga Woronina
2 1000 Meter 1:33,4 min 12. Jan. 1955 Medeo 8 Jahre und 41 Tage Lidija Skoblikowa
3 Mini-Vierkampf 196,416 21. Jan. 1960 Medeo 2 Jahre und 7 Tage Inga Woronina

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. В Петербурге скончалась призер Олимпийских игр Тамара Рылова, spbvedomosti.ru, 2. Februar 2021
  2. a b c P. Neprjachin: Tamara Rylowa: „Mne tschasto snitsja Wologda…“. In: Krasny Sewer. 16. März 1996. Abgerufen über booksite.ru.
  3. a b c Albert Iwanowitsch Fedjakow: Rylowa Tamara Nikolajewna. In: Konkobeschny sport na Wologodtschine. Poligraf-Periodika, Wologda 2011. S. 23–25. Als PDF auf booksite.ru verfügbar.
  4. Competition: USSR Allround Championships 1952 Women auf speedskatingnews.info. Abgerufen am 18. Dezember 2020. Angetreten waren insgesamt 24 Sportlerinnen.
  5. a b c Statistik bei Speedskatingnews, abgerufen am 18. Dezember 2020.
  6. Profil von Tamara Rylowa auf schaatsstatistieken.nl. Abgerufen am 18. Dezember 2020.