Tatort: Fürchte dich

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Episode 1033 der Reihe Tatort
Titel Fürchte dich
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Länge 90 Minuten
Produktions­unternehmen Hessischer Rundfunk
Regie Andy Fetscher
Drehbuch
Musik
Kamera Benjamin Dernbecher
Schnitt
Premiere 29. Okt. 2017 auf Das Erste
Besetzung
Episodenliste

Fürchte dich ist ein Fernsehfilm aus der Krimireihe Tatort mit Horror-Elementen. Der vom Hessischen Rundfunk produzierte Beitrag ist die 1033. Tatort-Episode. Passend zum mystischen Thema des Films wurde er zwei Tage vor Halloween, am 29. Oktober 2017 im Ersten erstgesendet. Das Frankfurter Ermittlerduo Janneke und Brix ermittelt in seinem sechsten Fall.

Handlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eines Nachts taucht ein alter verwirrter Mann vor dem Haus von Kommissar Paul Brix und seiner Vermieterin Fanny auf. Nachdem er vergeblich versucht hat, das Haus anzuzünden, erleidet er einen Schwächeanfall und wird in eine Klinik gebracht. Brix, dem unerklärlich ist, was den alten Mann zu Fannys Haus getrieben haben kann, findet auf dem Dachboden ein Kinderskelett. Er benachrichtigt seine Kollegin Anna Janneke, damit sie sich um Fanny kümmern kann, die die ganze Situation zu überfordern scheint. Anschließend fährt er in das 6 km entfernte Pflegeheim, aus dem der Mann weggelaufen war, und trifft dort dessen Enkeltochter Merle. Laut Heimleitung war der Mann, Otto Schlien, leblos am Boden liegend aufgefunden worden und beim Eintreffen des Notarztes verschwunden. Gemeinsam mit Merle fährt der Kommissar in das Krankenhaus, in welches ihr Großvater gebracht wurde. Dort gibt Brix die gefundenen Knochen in der Gerichtsmedizin ab.

Otto Schlien ist entsetzt, als er erfährt, dass Brix das „Mädchen“ vom Dachboden gefunden und entfernt hat. Er bekommt einen Anfall und kann von den Pflegern nur mit einer Injektion wieder ruhig gestellt werden. Merle hatte sich auf einer Toilette eingeschlossen, um eine SMS zu schreiben. (Zu sehen ist, dass jemand sie angeschrieben hat, um zu erfahren, wo das Haus von Brix ist.) Während ihr Großvater den Anfall erleidet, erscheint ihr in der Toilette der Geist einer toten Frau, der ihr nach dem Leben zu trachten scheint. Merles Hilferufe alarmieren Brix, der zu ihr eilt und sie aus der Toilette befreit.

Nachforschungen ergeben, dass das Haus nach dem Zweiten Weltkrieg ein Waisenhaus war. Geführt wurde es von der Mutter Otto Schliens, bis diese wegen eines Streiches der Heimkinder im nahen Bach ertrank. Darauf führte der Arzt Dr. Gerhard das Heim weiter. Danach verschwanden Spielsachen, Schätze, alles was für die Kinder wertvoll war und schließlich ein siebenjähriges Mädchen. Die damit verbundenen Spukgerüchte bewirkten die Schließung des Hauses, das dann 40 Jahre leer stand.

Otto Schlien hat sich bis heute geweigert, seiner Familie die Adresse des Heimes zu nennen, obwohl dessen Sohn Lutz großes Interesse daran hat. Auch Merle möchte dorthin. Von Ottos Frau erfahren Brix und Merle, dass Gerüchte besagten: Otto habe die Spielsachen der Kinder genommen und auf dem Dachboden versteckt, bis der Geist der Mutter erschien und ein menschliches Opfer verlangt habe. Otto habe sich aber geweigert, worauf seine Mutter gedroht habe, ihm seinen liebsten Menschen zu nehmen. Das war damals die siebenjährige Helga, doch deren Überreste hat Brix mitgenommen und nun fordert sie angeblich Ersatz: Merle, weil sie nun das Liebste ist, was Otto Schlien besitzt.

Brix besucht mit Merle den Bürgermeister des Ortes, der sich als der Sohn des Dr. Gerhard entpuppt; sein Zwillingsbruder ist sogar Brix’ Nachbar. Als der Bürgermeister von Brix’ Interesse an den alten Geschichten erfährt, befürchtet er, dass die Wahrheit über seinen Vater ans Licht kommen könnte und er sucht den schlafenden Otto Schlien im Krankenhaus auf. Unbemerkt erstickt er den alten Mann mit einem Kissen. Ursula Schlien hatte bis zum heutigen Tag ihren Mann für den Mörder an der kleinen Helga gehalten, doch wollte er damals das Mädchen nur beschützen. Nach dem Tod seiner Mutter hatte Dr. Gerhard nicht nur die Heimleitung übernommen, sondern sich auch an der hübschen kleinen Helga vergangen. Als er sie eines Abends wieder aus ihrem Bettchen holen wollte, war sie mit Otto auf den Dachboden geflüchtet und beide versteckten sich im Schrank. Weil sie vor Angst zu schreien begann als Gerhard nahte, hatte Otto ihr den Mund fest zugehalten. Dabei war sie dann fatalerweise erstickt und Ottos Mutter hatte nun doch ihr menschliches Opfer bekommen.

In der Zwischenzeit passieren in Fannys Haus seltsame Dinge. Sie behauptet vor Brix’ Kollegin den Geist der toten Heimleiterin gesehen zu haben und glaubt, dass er immer noch in dem Haus lebt. Fanny scheint am Ende vom Geist besessen zu sein und greift Merle an, als Brix sie mit zum Haus bringt. Während er sich mit Merles Vater auseinandersetzt, der ihnen folgte, weil er darauf versessen ist die Schätze zu finden, die sein Vater als Kind dort versteckt hatte, setzt der Bürgermeister Fannys Haus in Brand, um auch diese letzten Beweise der Untaten seines Vaters zu vernichten. Mit Brix’ Hilfe gelangen Fanny, Anna Jannekes und Merle ins rettende Freie. Merles Vater verbrennt im Haus, weil er die Suche nach den angeblichen Schätzen nicht aufgeben will.

Bürgermeister Wilhelm Gerhard will inzwischen auch noch seinen Bruder umbringen, weil er befürchten muss, dass sein „schwacher“ Bruder ihn und die Familie verraten könnte. Friedrich Gerhard kommt ihm zuvor und erschießt ihn.

Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Film wurde vom 19. September 2016 bis zum 28. Oktober 2016 bei Frankfurt am Main gedreht.[1]

Walter von Lucadou erläuterte in einem Interview einige Filmszenen aus Sicht der Parapsychologie. Dass Menschen verstorbene Angehörige sehen, so wie im Film die tote Frau Schlien ihrem Sohn Otto als Geist erscheint, erklärt von Lucadou so, dass unser Gehirn Dinge, an die es sich gewöhnt hat, ersetzt, wenn diese plötzlich nicht mehr da sind. Viele Leute würden bei einem solchen Trick des Gehirns an eine Erscheinung aus dem Jenseits denken. Das Gefühl, von einem Geisteswesen besessen zu sein, so wie im Film Frau Schliens Geist von Fanny Besitz ergreift, deutet er als eine „reaktive Störung“, die auf einer Fehlverarbeitung von Informationen basiert. Solchen Betroffenen rät er zu einer Psychotherapie, damit sie lernen, ihre eigenen Empfindungen wieder selber in Besitz zu nehmen.[2]

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kritiken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Tatort erhielt aufgrund seines „experimentellen Charakters“, sowohl Krimi als auch Horrorfilm zu sein, gemischte Bewertungen:

„Was hat man den Millionen ‚Tatort‘-Fans, die sonntags einfach nur einen guten Krimi sehen möchten, in den vergangenen Monaten nicht alles zugemutet: […] Andy Fetschers Frankfurter ‚Tatort: Fürchte dich‘ könnte nun jedoch der Film sein, bei dem so manchem alteingesessenen Fan endgültig der Geduldsfaden reißt: Mit einem klassischen Sonntagskrimi hat dieser familieninkompatible Halloween-Beitrag kaum noch etwas zu tun. Der sechste Fall der Frankfurter Kommissare ist vielmehr ein waschechter Horrorfilm, der nach einem spannenden Auftakt im Schlussdrittel vollkommen die Bodenhaftung verliert und die Beschwerdehotline der ARD garantiert zum Glühen bringen wird. […] Im Schlussdrittel des Films schießen die Filmemacher komplett übers Ziel hinaus. Während Janneke und Brix noch in der Realität geerdet sind und nicht an den faulen Zauber glauben wollen, nistet sich in Fannys Körper ein Geist (!) ein. Mit dem regelmäßigen Auftritt des übernatürlichen Wesens verliert der Horror-Krimi endgültig die Bodenhaftung und verabschiedet sich mit Volldampf in die unfreiwillige Komik.“

Lars-Christian Daniels: filmstarts.de[3]

„Wie die Set-Techniker bei fortgeschrittener Handlung mit dem Flammenwerfer das Horrorhaus bearbeiten, so rigoros wird auf narrativer Ebene dem ewigen Realitätsdiktat des ‚Tatort‘ zu Leibe gerückt. Dabei gelingt es den Filmemachern […] in ‚Fürchte dich‘, bei allen fantastischen Elementen eine wirklich anrührende, psychologisch schlüssige Geschichte zu erzählen, bei der sich der Fluch eines Verbrechens auf drei Generationen einer Familie auswirkt. Als jüngste Vertreterin dieser Familie muss die Schülerin Merle (perfekt in der Rolle der lakonisch alle Gefahren durchstehenden Horror-Heldin: Luise Befort) den geballten Schrecken fast alleine schultern.“

„[…] diese Episode ist ungefähr so gruselig wie die Halloween-Törtchen mit Totenkopfglasur, die saisonbedingt gerade bei den Bäckern in den Auslagen liegen. […] Und für einen Horrorfilm ist alles zu erwartbar. Wer The Walking Dead gewohnt ist, wird sich bei dieser Nummern-Revue vor Erregung allenfalls am Kopf kratzen. Wenn’s gewittert, wirkt es ein bisschen wie früher bei Graf Zahl in der Sesamstraße, man wartet darauf, dass jemand anfängt, irgendwas zu zählen.“

Einschaltquoten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Erstausstrahlung von Fürchte dich am 29. Oktober 2017 wurde in Deutschland von 6,9 Millionen Zuschauern gesehen und erreichte einen Marktanteil von 19,3 % für Das Erste. Damit blieben Janneke und Brix erstmals unter der Marke von 20 % und die Folge war die bislang drittschwächste des Jahres 2017 (nach Tatort: Borowski und das Fest des Nordens und Tatort: Babbeldasch).[6] Im ORF sahen 482.000 zu, das ist ein Marktanteil von 15 %.[7]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Tatort: Fürchte dich bei crew united
  2. Cindy Riechau: Wie normal ist paranormal? www.faz.net, 29. Oktober 2017, abgerufen am 30. Oktober 2017.
  3. Tatort: Fürchte dich – Kritik auf filmstarts.de
  4. Christian Buß: Horror-"Tatort" aus Frankfurt. Eure Angst ist unser Auftrag. Spiegel Online, 27. Oktober 2017, abgerufen am 27. Oktober 2017: „Bewertung: 8 von 10 Punkten“
  5. Holger Gertz: Dieser "Tatort" ist so gruselig wie ein Halloween-Törtchen. Süddeutsche Zeitung, 27. Oktober 2017, abgerufen am 28. Oktober 2017.
  6. Robert Meyer: Publikum wenig überzeugt vom Horror-«Tatort». Quotenmeter.de, 30. Oktober 2017, abgerufen am 30. Oktober 2017.
  7. ORF-Quoten, abgerufen am 30. Oktober 2017