The Woman on Pier 13

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Film
Titel
  • The Woman on Pier 13
  • I Married a Communist
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1949
Länge 73 Minuten
Produktions­unternehmen RKO Pictures
Stab
Regie Robert Stevenson
Drehbuch
Produktion Jack J. Gross
Musik Leigh Harline
Kamera Nicholas Musuraca
Schnitt Roland Gross
Besetzung

The Woman on Pier 13 (ursprünglich englisch I Married a Communist ‚Ich heiratete einen Kommunisten‘) ist ein in Schwarzweiß gedrehter US-amerikanischer Film noir aus dem Jahre 1949. Er gehört mit Filmen wie I Was a Communist for the F.B.I. (1951), Big Jim McLain und My Son John (beide 1952) zu einer Serie antikommunistischer Thriller, die Ende der 1940er und Anfang der 1950er Jahre auf dem Höhepunkt der McCarthy-Ära entstanden.[1][2]

Handlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Brad Collins ist zum Vizepräsidenten einer in San Francisco ansässigen Reederei aufgestiegen und zudem frisch verheiratet. Während ihrer Flitterwochen begegnen er und seine Frau Nan seiner früheren Freundin Christine, einer Modefotografin, und erregen deren Eifersucht. Christine ist insgeheim Mitglied der Kommunistischen Partei und erstattet ihren Vorgesetzten Bericht. Zu diesen zählt Vanning, Kopf einer kommunistischen Zelle, die die Hafenarbeitergewerkschaft in San Francisco zu unterwandern versucht. Vanning zwingt Collins, die Verhandlungen zwischen der Reederei und der Gewerkschaft scheitern zu lassen, andernfalls will er Collins’ wahre Identität auffliegen lassen. Collins war bis zu seinem Ausstieg selbst Mitglied der Kommunistischen Partei unter dem Namen Frank Johnson. Zudem deckte die Partei Johnson, als dieser während eines Straßenkampfes einen Mann tötete. Collins/Johnson wird Zeuge, wie Vanning einen vermeintlichen Verräter ertränken lässt, und gibt dem Erpresser nach. Zur gleichen Zeit beginnt Christine eine Affäre mit Don, Nans Bruder, der in den Docks arbeitet. Der Gewerkschafter Travers verrät Don Christines politische Verbindungen. Don beendet wütend die Beziehung zu Christine, obwohl sie ihm versichert, ihn aufrichtig zu lieben. Während ihres Streits verrät sie ihm, dass sein Schwager Collins ebenfalls ein ehemaliges Parteimitglied ist. Vanning lässt erst Don als gefährlichen Mitwisser töten und ermordet dann eigenhändig Christine. Auf der Suche nach dem Mörder ihres Bruders fällt Nan den Kommunisten in die Hände. Collins kann Nan in letzter Sekunde retten und die Verschwörer unschädlich machen, kommt aber dabei selbst ums Leben.

Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Howard Hughes, seit Mai 1948 Eigentümer des Filmstudios RKO Pictures,[3] hatte noch ein Jahr zuvor das liberale Committee for the First Amendment unterstützt, das gegen die Vorladung von linken Filmschaffenden vor das Komitee für unamerikanische Umtriebe (HUAC) protestierte.[4] Bereits wenig später änderte Hughes seinen Kurs und kündigte die Produktion des antikommunistischen I Married a Communist an. Eine Reihe von Regisseuren und Drehbuchautoren, darunter John Cromwell, Herman J. Mankiewicz und Nicholas Ray, wurden für das Projekt verpflichtet, kündigten aber nach kurzer Zeit die Mitarbeit auf oder wurden von Hughes ersetzt.[5] Joseph Losey, einer der Filmemacher, die sich schon im Vorfeld weigerten, Regie zu führen, gab später an, dass Hughes den Film und die Bereitschaft zur Mitarbeit als Loyalitätstest für die Gesinnung seiner Mitarbeiter nutzte.[6] Schließlich übernahm der Brite Robert Stevenson den Regieauftrag. Die Dreharbeiten begannen im April 1949 und nahmen einen Monat in Anspruch.[5]

Nicht alle Mitwirkende des Films teilten dessen politische Ausrichtung. Während die Hauptdarstellerin Laraine Day sich als Mitglied der Motion Picture Alliance for the Preservation of American Ideals der „Bekämpfung“ kommunistischer Strömungen in der US-amerikanischen Filmindustrie verpflichtet hatte, kritisierte Robert Ryan, ein engagierter Liberaler, öffentlich die „Unterstellungen und Verleumdungen“ des HUAC.[7][8]

I Married a Communist wurde im Oktober 1949 in Los Angeles und San Francisco uraufgeführt und startete im Juni 1950 unter seinem neuen Titel The Woman on Pier 13 regulär in den amerikanischen Kinos.[7][9][10] Die Titeländerung war aufgrund zurückhaltender Publikumsreaktionen vorgenommen worden, trotzdem scheiterte der Film an der Kinokasse.[7] In Deutschland wurde er nicht gezeigt.[11]

Kritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Für simple Actionfilm-Kost erzeugt I Married a Communist genug Spannung, um den Durchschnittszuschauer zufriedenzustellen. Ungeachtet seines schwergewichtig klingenden Titels arbeitet der Film nach bewährtem Muster. Das Drehbuch ersetzt in simpler und etwas naiver Weise Gangster durch Kommunisten in einer typischen Unterweltsaga.“

„Die herausragende Besetzung hat keine Chance gegen Cartoonfiguren, ein unfassbar törichtes Drehbuch und eine alles überdeckende Hysterie. Nick Musuracas Noir-Kameraarbeit ist glücklicherweise atemberaubend.“

Tom Milne: Time Out Film Guide [13]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen und Belege[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Frank Krutnik: In a Lonely Street: Film Noir, Genre, Masculinity. Taylor & Francis, 2001, S. 132.
  2. Gwendolyn Audrey Foster: My Son John and The Red Scare in Hollywood. Artikel auf Senses of Cinema vom Juli 2009, abgerufen am 26. Februar 2013.
  3. Donald L. Barlett, James B. Steele: Howard Hughes: His Life and Madness. W. W. Norton, New York/London 2004, S. 165.
  4. John Huston: An Open Book. Da Capo Press, Cambridge (MA) 1994, S. 132.
  5. a b Franklin Jarlett: Robert Ryan: A Biography and Critical Filmography. McFarland & Co., Jefferson (NC) 1990, S. 42–43.
  6. Tom Milne: Losey on Losey. Doubleday & Co., Garden City (NY) 1968, S. 73.
  7. a b c Franklin Jarlett: Robert Ryan: A Biography and Critical Filmography. McFarland & Co., Jefferson (NC) 1990, S. 30–31.
  8. Carl Rollyson: Hollywood Enigma: Dana Andrews. University Press of Mississippi, 2012, S. 216.
  9. Die Internet Movie Database nennt den 8. Oktober 1949 als Datum der Uraufführung und den 15. Juni 1950 für den Start in New York. Turner Classic Movies gibt den Zeitpunkt der Uraufführung mit 7. Oktober 1949 und den regulären Kinostart mit 3. Juni 1950 an.
  10. Einschlägige Film-noir-Kompendien führen den Film unter dem späteren Titel The Woman on Pier 13, vgl. u. a. Alain Silver, Elizabeth Ward (Hrsg.): Film Noir. An Encyclopedic Reference to the American Style, Third Edition. Overlook/Duckworth, New York/Woodstock/London 1992, ISBN 978-0-87951-479-2, S. 397; Foster Hirsch: The Dark Side of the Screen: Film Noir. Da Capo Press, New York 2001, ISBN 0-306-81039-5, S. 179; Brian Neve: Film and Politics in America. A Social Tradition. Routledge, Oxon 1992, S. 187.
  11. Der Eintrag in der Internet Movie Database führt den deutschen Titel Ich heiratete einen Kommunisten an, jedoch kam der Film nicht in deutschen Kinos zum Einsatz.
  12. Rezension. In: Variety. 1949, abgerufen am 28. April 2024: „As a straight action fare, I Married a Communist generates enough tension to satisfy the average customer. Despite its heavy sounding title, pic hews strictly to tried and true meller formula. Screenplay uses the simple and slightly naive device of substituting Communist for gangsters in a typical underworld yarn.“
  13. Time Out Film Guide. 7. Auflage. Penguin, London 1999, S. 422: „The sterling cast can make no headway against cartoon characters, a fatuous script that defies belief, and an enveloping sense of hysteria. Nick Musuraca's noir-ish camerawork, mercifully, is stunning.“