Titus Aurelius Fulvus Antoninus

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Titus Aurelius Fulvus Antoninus (geboren am 31. August 161 in Lanuvium; gestorben 165) war das zehnte Kind Faustinas der Jüngeren und ihres Cousins und Ehemannes, des Kaisers Mark Aurel.

Antoninus war der Zwillingsbruder des späteren Kaisers Commodus. Da er den Namen Antoninus erhielt, wird er der ältere der beiden gewesen sein. Mark Aurel hatte dies bereits zuvor bei seinen ersten Zwillingssöhnen Titus Aurelius Antoninus und Titus Aelius Aurelius so gehandhabt. Als Antoninus auf die Welt kam, war sein Vater seit einigen Monaten Kaiser, es handelte sich also um eine Purpurgeburt[1] – in Rom war das bisher nur bei Britannicus vorgekommen, der jedoch wie Antoninus nicht zur Herrschaft gelangte.

Laut der Historia Augusta fiel das Geburtshoroskop beider Zwillinge günstig aus, obwohl Faustina während der Schwangerschaft geträumt hatte, sie habe Schlangen das Leben geschenkt, von denen die eine unbändiger als die andere war.[2] Anlässlich der Geburt wurde eine Münzemission geprägt, die auf der Vorderseite Faustina, auf der Rückseite die Zwillinge mit der Legende SAECULI FELICIT(AS) („Glückseligkeit des Zeitalters“) zeigen.[3] Laut Herodian gab man Antoninus den Spitznamen Verissimus, „der Aufrichtigste“.[4] Vom kurzen Leben des Antoninus – er starb mit vier Jahren –[5] ist nicht viel bekannt. Lediglich in einem Brief Mark Aurels an seinen Lehrer Marcus Cornelius Fronto – wohl noch aus dem Jahr 161 –[6] wird kurz mitgeteilt, „unser Hühnchen Antoninus hustete etwas sanfter“.[7] In seinem Antwortschreiben gibt Fronto seiner Zuversicht Ausdruck, dass „unserem Hühnchen der Husten gelindert werden wird.“[8] pullus („Hühnchen“) war ein Kosewort unter sich nahestehenden Menschen.[9]

Ob Antoninus nach seinem Tod divinisiert wurde, ist unsicher. Aus Thessaloniki sind 19 Inschriften bekannt, die erstmals für das Jahr 206/207 und letztmalig für das Jahr 269 den Kult für einen θεός Φοῦλβος theós Fúlvos und θεός Αὐρήλιος Φοῦλβος theós Aurḗlios Fúlvos, das heißt einen divus Fulvus, belegen.[10] Ob der Empfänger dieses erweiterten Kaiserkultes[11] mit dem vor dem Jahr 139 verstorbenen Sohn des Antoninus Pius, Marcus Aurelius Fulvus Antoninus,[12] oder dem Sohn Mark Aurels zu verbinden ist, ist Gegenstand der Diskussion.[13]

Nach dem Tod des Antoninus konzentrierte sich Mark Aurel auf die Ausbildung seines einzig verbliebenen Sohnes Commodus, der ab 177 Mitherrscher seines Vaters, nach dessen Tod im Jahr 180 Alleinherrscher Roms wurde.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Michael Stahl: Commodus. In: Manfred Clauss (Hrsg.): Die römischen Kaiser. München 1997, S. 160–161 sieht hingegen Commodus als „gleichsam »im Purpur« geborene(n)“ an.
  2. Historia Augusta, Commodus 1,4.
  3. RIC III 1665; RIC III 1665 auf Online Coins of the Roman Empire.
  4. Herodian, Geschichte des Kaisertums nach Mark Aurel 1,2,1.
  5. Historia Augusta, Commodus 1,4; Herodian, Geschichte des Kaisertums nach Mark Aurel 1,2,1.
  6. Zur Datierung siehe Michael P. J. van den Hout: A commentary on the letters of M. Cornelius Fronto. Brill, Leiden u. a. 1999, S. 224 zu 86,8.
  7. Fronto, ad Antoninum imperatorem 1,1,3: Pullus noster Antoninus aliquo lenius tussit. Siehe die kritische Ausgabe Michael P. J. van den Hout (Hrsg.): M. Cornelii Frontonis Epistulae. Teubner, Leipzig 1988, S. 86 Zeile 17.
  8. Fronto, ad Antoninum imperatorem 1,2,8; Michael P. J. van den Hout (Hrsg.): M. Cornelii Frontonis Epistulae. Teubner, Leipzig 1988, S. 90 Zeilen 2–4.
  9. Michael P. J. van den Hout: A commentary on the letters of M. Cornelius Fronto. Brill, Leiden u. a. 1999, S. 225 zu 86,17.
  10. IG X,2 1 236 und 153170.
  11. Insgesamt siehe Louis Robert: Le dieu Fulvus à Thessalonique. In: Hellenica. Recueil d’épigraphie, de numismatique et d’antiquités grecques. Band 2, 1946, S. 37–42; Christopher Steimle: Religion im römischen Thessaloniki. Sakraltopographie, Kult und Gesellschaft 168 v. Chr. – 324 n. Chr. (= Studien und Texte zu Antike und Christentum. Band 47). Mohr Siebeck, Tübingen 2008, S. 142–156.
  12. Paul von Rohden: Aurelius 137. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band II,2, Stuttgart 1896, Sp. 2492 f.; Werner Eck: Aurelius [II. 16]. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 2, Metzler, Stuttgart 1997, ISBN 3-476-01472-X, Sp. 323. PIR² A 1511; er starb vor der Adoption des Antoninus Pius durch Hadrian im Februar 138 und wurde nach dessen Herrschaftsantritt im Hadriansmausoleum bestattet.
  13. Sohn des Antoninus Pius: Christian Habicht: Rezension zu Inscriptiones Graecae. Vol. X: Epirus, Macedonia, Thracia, Scythia. Pars II: Inscriptiones Macedoniae. Fasc. 1: Inscriptiones Thessalonicae et viciniae. In: Gnomon. Band 46, 1974, S. 484–492, hier S. 488; Jens Bartels: Städtische Eliten im römischen Makedonien. De Gruyter, Berlin 2008, S. 100; Christopher Steimle: Religion im römischen Thessaloniki. Sakraltopographie, Kult und Gesellschaft 168 v. Chr. – 324 n. Chr. (= Studien und Texte zu Antike und Christentum. Band 47). Mohr Siebeck, Tübingen 2008, S. 151–156, bes. S. 155.
    Sohn des Mark Aurel: Louis Robert: Le dieu Fulvus à Thessalonique. In: Hellenica. Recueil d’épigraphie, de numismatique et d’antiquités grecques. Band 2, 1946, S. 37–42; Massimo Vitti: Η πολεοδομική εξέλιξη της Θεσσαλονίκης από την ίδρυσή της έως τον Γαλέριο. Athenais Archaiologikes Hetaireias, Athen 1996, S. 91 Anm. 31 (Digitalisat); Wolfgang Leschhorn: Griechische Agone in Makedonien und Thrakien. Ihre Verbreitung und politisch-religiöse Bedeutung in der römischen Kaiserzeit. In: Ulrike Peter (Hrsg.): stephanos nomismatikos. Festschrift E. Schönert-Geiss zum 65. Geburtstag. Akademie-Verlag, Berlin 1998, S. 399–415, hier S. 408; Emmanuel Voutiras: Rezension zu Christopher Steimle, Religion im römischen Thessaloniki. Sakraltopographie, Kult und Gesellschaft 168 v. Chr. – 324 n. Chr... In : Bonner Jahrbücher: Band 208, 2008 (2010), S. 397–401, hier S. 400 (Digitalisat).