Tobias Heinemann

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Tobias Heinemann (* 19. Februar 1971 in Bergisch Gladbach) ist ein deutscher Eisenbahn- und Logistikmanager. Heinemann ist seit Februar 2018 Sprecher der Geschäftsführung der Transdev GmbH, des zweitgrößten in Deutschland tätigen Eisenbahnunternehmens.[1] Seit April 2021 ist er Präsident von Mofair e.V., eines Interessensverbands privater Bahnunternehmen.[2] Von 2007 bis 2009 war Tobias Heinemann Chef der S-Bahn Berlin GmbH und verantwortlich für die größte Krise des Unternehmens.[3]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach seinem Studium schloss er von 1996 bis 1999 seine juristische Ausbildung am Kammergericht in Berlin ab.[4]

Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 1999 arbeitete der promovierte Rechtsanwalt in verschiedenen Funktionen bei der Deutschen Bahn AG. Zunächst war er bei der DB Regio AG auf dem Gebiet der Unternehmensentwicklung tätig, später beim Konzernmarketing und danach wieder bei DB Regio im Angebotsmanagement. Von 2003 an war er Gesamtmarketingleiter der DB Regio AG in Frankfurt am Main.[4]

Während dieser Zeit verhandelte er maßgeblich die neuen Verkehrsverträge für die DB Regio AG mit den Auftraggebern im Schienenpersonennahverkehr. Seit Mai 2007 leitete er als Sprecher der Geschäftsführung die S-Bahn Berlin GmbH.[5] Während der Amtszeit von Heinemann unternahm die S-Bahn-GmbH aufgrund von Vorgaben des DB-Konzerns eine Reihe von Sparmaßnahmen und führte die S-Bahn Berlin in ihre schwerste Krise seit der Nachkriegszeit. Bereits im Jahr 2008 wurden die Auswirkungen dieser Maßnahmen auf den Fahrgastbetrieb kritisiert.[6] Im Folgejahr kam es zu einer Reihe von gravierenden Betriebsstörungen im Berliner S-Bahn-System, für die Heinemann mitverantwortlich gemacht wurde.[7] Deswegen wurden Heinemann und die anderen Mitglieder der Geschäftsführung der Berliner S-Bahn am 2. Juli 2009 abberufen.[8]

Nachdem Heinemann zunächst unter Weiterzahlung seines Gehalts beurlaubt war,[9] schied er später ganz aus dem DB-Konzern aus.[10] Von Herbst 2010 bis 2014 war Tobias Heinemann als Chief Commercial & Marketing Officer des Rift Valley Railways Consortium für die Modernisierung des Eisenbahnverkehrs auf der Uganda-Bahn zwischen Mombasa und Kampala zuständig. Heinemann hat in dieser Funktion ab Dezember 2010 die Verhandlungen mit den Kreditgebern und der Konzessionsvergabestelle für die Finanzierung der Projekte federführend geleitet.[11] Er lebte während dieser Zeit mit seiner Familie in Nairobi.

Vom 1. Januar 2015 bis 31. Januar 2018 war Heinemann bei der Transdev GmbH (ehemals Veolia Verkehr) als Geschäftsführer für Marketing und Vertrieb zuständig, seit dem 1. Februar 2018 ist er Sprecher der Geschäftsführung von Transdev.[12][3]

Heinemann hat Transdev zum 31. August 2023 verlassen, um ab 1. Januar 2024 als Beauftragter der Deutschen Bahn für die gemeinwohlorientierte Schieneninfrastruktur zu fungieren.[13] Er wird dort Jörg Sandvoß ablösen, der sich aus Altersgründen zurückzieht. Branchenkenner sehen in der Bahn-Personalie eine effektive Strategie, um die lautstarken Kritiker der Monopolstruktur des Unternehmens ruhigzustellen. Das ist deswegen bedeutsam, weil Heinemann bislang Präsident des Verbands Mofair war, der sich für fairen Wettbewerb auf deutschen Schienen einsetzt.[14]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Geschäftsführung. In: Unternehmensprofil. Transdev GmbH, abgerufen am 3. April 2023.
  2. Dr. Tobias Heinemann neuer mofair-Präsident Interessenverband mofair e.V., 16. April 2021, abgerufen am 3. April 2023
  3. a b Redaktion Eurailpress: Transdev: Heinemann löst Schreyer ab – Schreyer geht zur Zentrale. In: Eurailpress. 2. Februar 2018, abgerufen am 3. April 2023.
  4. a b Wir stehen vor einer Renaissance des öffentlichen Personennahverkehr, Interview mit Tobias Heinemann: in punkt3, 11/2007, S. 12/13, Digitalisat (PDF; 2,4 MB) bei s-bahn-berlin.de
  5. Peter Neumann: Die S-Bahn hat einen neuen Chef. In: www.berliner-zeitung.de. 3. Mai 2007, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 10. Februar 2015; abgerufen am 25. Dezember 2019.
  6. ÖPNV: S-Bahn fährt die Qualität runter – und die Preise rauf - Berlin - Tagesspiegel. In: tagesspiegel.de. 16. September 2008, abgerufen am 25. Dezember 2019.
  7. Nikolaus Doll, Bahn wollte Berlins Ex-S-Bahnchef in Krise befördern, in: Berliner Morgenpost, 18. September 2009
  8. Sabine Rennefanz, Thomas Rogalla: Deutsche Bahn feuert nach Problem-Serie die komplette Geschäftsführung der Firmentochter: S-Bahn-Führerstand neu besetzt. In: www.berliner-zeitung.de. 3. Juli 2009, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 10. Februar 2015; abgerufen am 25. Dezember 2019.
  9. Peter Neumann: Koalition und Betriebsrat fordern Konsequenzen für die Schuldigen des S-Bahn-Desasters: Urlaub für die Chefs - bei vollem Gehalt. In: www.berliner-zeitung.de. 18. September 2009, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 16. Mai 2016; abgerufen am 25. Dezember 2019.
  10. Peter Neumann: Tobias Heinemann arbeitet wieder als Manager - in Nairobi: Der frühere S-Bahn-Chef ist nach Afrika ausgewandert. In: www.berliner-zeitung.de. 25. Januar 2011, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 9. März 2016; abgerufen am 25. Dezember 2019.
  11. Philipp Neumann: Eine Bahn als Lebensader - WELT. In: welt.de. 5. November 2011, abgerufen am 25. Dezember 2019.
  12. Geschäftsführung - Transdev GmbH. In: transdev.de. Abgerufen am 25. Dezember 2019.
  13. Heinemann Nachfolger von Sandvoß als InfraGo-Beauftragter. 4. Juli 2023, abgerufen am 25. Dezember 2023.
  14. Martin U. Müller, Serafin Reiber, Gerald Traufetter: Tobias Heinemann: Deutsche Bahn kauft sich Kritiker ein. In: Spiegel Online. 3. Juli 2023, abgerufen am 9. Juli 2023.