Uranbergbau Müllenbach

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Uranbergbau Müllenbach
Allgemeine Informationen zum Bergwerk
Andere Namen Versuchsgrube Müllenbach, Sauersboschstollen, Kirchheimerstollen
Förderung/Gesamt 30 t Uranerz
Informationen zum Bergwerksunternehmen
Betreibende Gesellschaft Saarberg-Interplan Uran GmbH, heute: Saarberg-Interplan GmbH Industrieanlagenbau
Betriebsbeginn 1975
Betriebsende 1986
Geförderte Rohstoffe
Abbau von Uran
Rohstoffgehalt 0,2 %
Gesamtlänge 370 m
Geographische Lage
Koordinaten 48° 44′ 32,6″ N, 8° 17′ 28,4″ OKoordinaten: 48° 44′ 32,6″ N, 8° 17′ 28,4″ O
Uranbergbau Müllenbach (Baden-Württemberg)
Uranbergbau Müllenbach (Baden-Württemberg)
Lage Uranbergbau Müllenbach
Standort Müllenbach
Gemeinde Baden-Baden
Stadtteil (NUTS3) Lichtental
Land Land Baden-Württemberg
Staat Deutschland

Der Uranbergbau Müllenbach war ein aus den zwei Untersuchungsstollen, dem Kirchheimerstollen, benannt nach Franz Kirchheimer, dem Präsidenten des Geologischen Landesamtes Baden-Württemberg, und dem Sauersboschstollen, bestehendes Bergwerk im Baden-Badener Stadtteil Oberbeuern in Baden-Württemberg. Es diente zur Untersuchung eines Uranvorkommens am Westrand des nördlichen Schwarzwaldes zwischen Gernsbach-Staufenberg und Baden-Baden-Neuweier.

Prospektion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits 1951 hatte das Nachrichtenmagazin Der Spiegel über die Uranvorkommen im Schwarzwald berichtet.[1] Im März 1973 erteilte das baden-württembergische Wirtschaftsministerium dem Bergbauunternehmen Saarberg-Interplan Uran GmbH die Erlaubnis, in einem 953 km² großen Gebiet nach Uran- und Thoriumerzen zu suchen.[2] Zwischen 1973 und 1982 wurden mehrere Tausend Bohrungen mit insgesamt 80.000 Bohrmetern im Untersuchungsgebiet am Südrand der Lichtentaler Mulde zwischen Neuweier und Staufenberg durchgeführt.[3] Die Prospektionserlaubnis wurde 1975 in eine Schürfkonzession, die bis 1984 befristet war, umgewandelt.[2]

Im April 1974 wurde mit dem Auffahren des Kirchheimerstollens begonnen, er erreichte eine Länge von 150 m. 1975 wurde etwa 40 m tiefer der Sauersboschstollen aufgefahren, beide Stollen wurden mit einem Aufhauen verbunden.

Die Prospektion ergab, dass die Uranvererzungen in der Lagerstätte Müllenbach an oberkarbonische kohlige Tonsteine und Arkosen gebunden sind und dass sie die zweitbedeutendste Uranvererzung nach der Grube Krunkelbach im Schwarzwald darstellt.[4] Sie konnte einen Vorrat von rund 1500 t Uran(V,VI)-oxid nachweisen.[4]

Planungen für einen Uranabbau sahen eine industrielle Aufbereitungsanlage und Sickerteiche im oberen Waldbachtal bei Gernsbach vor. Aufgrund teils heftigen Widerstandes der Stadt Baden-Baden, von Umweltverbänden sowie von Bürgerinitiativen und Vereinen aus Baden-Baden und Gernsbach bei gleichzeitig nicht zu erwartender Wirtschaftlichkeit wurde der Bergbau 1984 eingestellt.[5][6]

Nachwirkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gestein aus dem Bergbau wurde im Sauersboschtal (6000 m³) und Müllenbachtal (500 m³) aufgehaldet und stellt eine nicht zu unterschätzende Altlast dar.[7][8]

Die Prospektionstätigkeit erlaubte eine eingehende geologische Untersuchung der uranführenden lithostratigraphischen Formation, die in der Folge als Staufenberg-Formation benannt wurde.[9]

Seit 2013 ist der Zugang zum Sauersboschstollen ein Teil des Naturschutzgebiets Sauersbosch, Pfrimmersbach- und Märzenbachtal.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hansjosef Maus: Uranvererzungen im Karbon des Nordschwarzwaldes. In: Berichte der Naturforschenden Gesellschaft zu Freiburg. Band 67, 1977, ISSN 0028-0917, S. 175–181 (zobodat.at [PDF; 826 kB; abgerufen am 24. April 2023]).
  • Klaus-J. Richter: Das Uran bleibt drin. In: Arbeitskreis für Stadtgeschichte Baden-Baden (Hrsg.): Aquae. Beiträge zur Geschichte der Stadt und des Kurortes Baden-Baden. Heft 38, Baden-Baden 2005, ISSN 0175-4858, S. 137–158.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Peter Diehl: Uranabbau im Westen Deutschlands In: Bürgerinitiative gegen Uranabbau im Südschwarzwald, Bürgerinitiative Oberrothenbach (Hrsg.): Tagungsband – Tagung der Bürgerinitiativen gegen Uranabbau in Europa. Zwickau 1. bis 3. August 1991.
  • Müllenbach bei Mineralienatlas.de
  • Müllenbach U deposit bei Mindat.org (englisch)

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Uran im Gestein. In: Der Spiegel. Nr. 33/1951, 15. August 1951, S. 15 (spiegel.de [abgerufen am 4. Juni 2020]).
  2. a b Helge Steen: Geschichte des modernen Bergbaus im Schwarzwald – Eine detaillierte Zusammenstellung der Bergbauaktivitäten von 1890 bis zum Jahr 2000. Books on Demand, Norderstedt 2004, ISBN 3-8334-1653-X, S. 43.
  3. Klaus-J. Richter: Das Uran bleibt drin. Baden-Baden 2005, S. 145.
  4. a b Die mineralischen Rohstoffe des Landes Baden-Württemberg und ihre Verwendung. (PDF) Regierungspräsidium Freiburg, Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau, S. 77, abgerufen am 4. Juni 2020.
  5. Klaus-J. Richter: Das Uran bleibt drin. Baden-Baden 2005, S. 150 ff.
  6. Helge Steen: Geschichte des modernen Bergbaus im Schwarzwald – Eine detaillierte Zusammenstellung der Bergbauaktivitäten von 1890 bis zum Jahr 2000. Books on Demand, Norderstedt 2004, ISBN 3-8334-1653-X, S. 46.
  7. Bernd Laquai: Der Kirchheimerstollen bei Müllenbach. (PDF) 2015, abgerufen am 4. Juni 2020.
  8. Methodische Weiterentwicklung des Leitfadens zur radiologischen Untersuchung und Bewertung bergbaulicher Altlasten und Erweiterung des Anwendungsbereichs (Bericht I). (PDF) BMU: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, 2006, abgerufen am 4. Juni 2020 (Seite 80).
  9. Staufenberg-Formation. In: Lithostratigraphisches Lexikon Litholex. Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, abgerufen am 19. Januar 2022.