Uytenbogaardtit

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Uytenbogaardtit
Uytenbogaardtit aus der New Bullfrog Mine, Bullfrog, Nye County, Nevada, USA (Sichtfeld 3 mm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1977-018[1]

IMA-Symbol

Uyt[2]

Andere Namen
  • IMA1977-018
  • Liujinyinit
Chemische Formel Ag3AuS2[3]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Sulfide und Sulfosalze
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

II/B.07
II/B.07-020

2.BA.40b
02.04.03.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem tetragonal
Kristallklasse; Symbol tetragonal-trapazoedrisch 422 oder tetragonal-pyramidal 4
Raumgruppe (Nr.) P4122 oder P41[3] (Nr. 91 oder 76)
Gitterparameter a = 9,68 Å; c = 9,81 Å[3]
Formeleinheiten Z = 8[3]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte ≈ 2 (VHN15 ≈ 20)[4]
Dichte (g/cm3) berechnet: 8,34 bis 8,45
Spaltbarkeit Bitte ergänzen!
Bruch; Tenazität deutlich spröder als Akanthit[4]
Farbe in polierten Sektionen grauweiß
Strichfarbe nicht definiert
Transparenz undurchsichtig
Glanz Metallglanz

Uytenbogaardtit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“. Es kristallisiert im tetragonalen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Ag3AuS2[3] und ist damit ein Silber-Gold-Sulfid.

Uytenbogaardtit ist undurchsichtig und konnte bisher nur in Form mikrokristalliner, metallisch glänzender Einschlüsse unter anderem in Akanthit entdeckt werden. Die genaue Mineralfarbe konnte bisher nicht ermittelt werden, unter dem Auflichtmikroskop erscheint das Mineral in polierten Sektionen allerdings grauweiß.


Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erstmals beschrieben wurde Uytenbogaardtit 1978 durch M. D. Barton, C. Kieft, E. A. J. Burke und I. D. Oen, die das Mineral nach dem niederländischen Professor der Geologie an der Technischen Universität von Delft Willem Uytenbogaardt (1918–2012) benannten.

Entdeckt wurde das Mineral erstmals bei Tambang Sawah im Regierungsbezirk Rejang Lebong in der Provinz Bengkulu auf der indonesischen Insel Sumatra, in der Erzlagerstätte Comstock Lode im Storey County des US-Bundesstaates Nevada sowie am Schlangenberg nahe der Ortschaft Smeinogorsk in der Region Altai (südliches Westsibirien) in Russland. Alle drei Fundorte gelten daher als Typlokalität für Uytenbogaardtit.

Typmaterial des Minerals wird im Institut der Geowissenschaften der Freien Universität Amsterdam und der Universität von Amsterdam in den Niederlanden sowie im National Museum of Natural History in Washington D.C. in den USA (Katalog-Nr. 105328, B239) aufbewahrt.[4]

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits in der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Uytenbogaardtit zur Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort zur Abteilung der „Sulfide, Selenide und Telluride mit dem Stoffmengenverhältnis Metall : S,Se,Te > 1 : 1“, wo er zusammen mit Criddleit, Fischesserit, Muthmannit, Penzhinit, Petrovskait und Petzit die unbenannte Gruppe II/B.07 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Uytenbogaardtit ebenfalls in die Abteilung der „Metallsulfide, M : S > 1 : 1 (hauptsächlich 2 : 1)“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach den an der Verbindung beteiligten Metallen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „mit Kupfer (Cu), Silber (Ag), Gold (Au)“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 2.BA.40b bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Uytenbogaardtit in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort in die Abteilung der „Sulfidminerale“ ein. Hier ist er als Namensgeber in der „Uytenbogaardtitgruppe“ mit der System-Nr. 02.04.03 und den weiteren Mitgliedern Fischesserit und Petzit innerhalb der Unterabteilung „Sulfide – einschließlich Seleniden und Telluriden – mit der Zusammensetzung AmBnXp, mit (m+n):p=2:1“ zu finden.

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Uytenbogaardtit aus der New Bullfrog Mine, Nevada, USA

Uytenbogaardtit bildet sich in niedriggradigen hydrothermalen Gold-Silber-Quarz-Adern, wo er meist in Paragenese mit Akanthit, Chlorargyrit, verschiedenen Gold-Silber-Legierungen (Elektrum) und Naumannit auftritt.

Als seltene Mineralbildung konnte Uytenbogaardtit nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden, wobei bisher (Stand 2014) etwa 35 Fundorte bekannt sind.[5]

In Indonesien fand man das Mineral außer an seiner Typlokalität Tambang Sawah auf Sumatra noch in der Cirotan-Mine bei Cikotok und in der Gunung-Pongkor-Mine bei Bogor auf der Insel Java.

In Russland trat Uytenbogaardtit außer an seiner Typlokalität Schlangenberg bei Smeinogorsk in Westsibirien noch in der Lagerstätte Khopto in der ostsibirischen Republik Tuwa, in der Lagerstätte Kupol im Autonomen Kreis der Tschuktschen im Föderationskreis Ferner Osten und in der Kupfer-Zink-Lagerstätte Gayskoe (Gayskoye, Gaiskoye) nahe der Stadt Gai (Gay) in der Oblast Orenburg (Ural) auf.

Im US-Bundesstaat Nevada konnte das Mineral außer an seiner Typlokalität Comstock Lode im Storey County noch in der Dean-Mine (Cumberland-Mine) bei Lewis im Lander County sowie an verschiedenen Fundpunkten im Bullfrog District, den Bullfrog Hills und im Tolicha District im Nye County entdeckt werden.

Weitere Fundorte liegen unter anderem in Argentinien, Bolivien, China, Malaysia, Neuseeland, Peru, Rumänien, der Slowakei sowie in den US-Bundesstaaten Arizona, Colorado und Kalifornien.[6]

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Uytenbogaardtit kristallisiert tetragonal in der Raumgruppe P4122 (Raumgruppen-Nr. 91)Vorlage:Raumgruppe/91 oder P41 (Nr. 76)Vorlage:Raumgruppe/76 mit den Gitterparametern a = 9,68 Å und c = 9,81 Å sowie 8 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • M. D. Barton, C. Kieft, E. A. J. Burke, I. D. Oen: Uytenbogaardtite, a new silver-gold sulfide. In: The Canadian Mineralogist. Band 16, 1978, S. 651–657 (PDF 1,12 MB).
  • Hans Jürgen Rösler: Lehrbuch der Mineralogie. 4. durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie (VEB), Leipzig 1987, ISBN 3-342-00288-3, S. 302.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Uytenbogaardtite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2023. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Januar 2023, abgerufen am 26. Januar 2023 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 67.
  4. a b c Uytenbogaardtite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (PDF 60,2 kB).
  5. Mindat - Anzahl der Fundorte für Uytenbogaardtit
  6. Fundortliste für Uytenbogaardtit beim Mineralienatlas und bei Mindat