Vanackerit

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Vanackerit
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

2011-114[1]

IMA-Symbol

Vnk[2]

Chemische Formel
  • Pb4Cd[Cl|(AsO4)3]
  • Pb4Cd(AsO4)3Cl[3]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Phosphate, Arsenate, Vanadate
System-Nummer nach
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)

VII/B.39-145
Ähnliche Minerale Mimetesit
Kristallographische Daten
Kristallsystem trigonal
Kristallklasse; Symbol trigonal-pyramidal; 3[3]
Raumgruppe P3 (Nr. 147)Vorlage:Raumgruppe/147[3]
Gitterparameter a = 10,0279 Å; c = 7,2965 Å[3]
Formeleinheiten Z = 2[3]
Häufige Kristallflächen {0001}, {0110}, {1121} und {1011}[3]
Zwillingsbildung keine[3]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte VHS25 = 270 kg/mm2, entspricht einer Mohshärte von ≈ 4[3]
Dichte (g/cm3) 7,28 (berechnet)[3]
Spaltbarkeit keine Angaben; keine Angaben
Bruch; Tenazität keine Angaben
Farbe hellgelb
Strichfarbe weiß
Transparenz durchscheinend
Glanz Diamantglanz
Kristalloptik
Brechungsindex n = 2,04 (berechnet)[3]
Optischer Charakter einachsig
Weitere Eigenschaften
Besondere Merkmale orangefarbene Fluoreszenz unter UV-Licht (am stärksten bei 366 nm)

Vanackerit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Phosphate, Arsenate und Vanadate. Er kristallisiert im trigonalen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Pb4Cd[Cl|(AsO4)3] und ist damit chemisch gesehen ein Blei-Cadmium-Arsenat mit zusätzlichen Chlorionen.

Vanackerit entwickelt pseudohexagonale dünntafelige Kristalle, die zu rosettenförmigen Aggregaten zusammentreten können und hellgelb gefärbt sind.

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Typstufe des Vanackerits befand sich nach ihrer Entdeckung 1980 in einer früheren Sammlung des ehemaligen Mineralogen der Tsumeb Corporation John Innes, wo sie lange Zeit für Mimetesit gehalten wurde. Nachdem sie von Georg Gebhardt erworben worden war, ließ dieser die mimetesitähnlichen Kristalle untersuchen, die sich nach entsprechenden Analysen als neues Mineral herausstellten. Das Mineral wurde 2011 von der International Mineralogical Association (IMA) anerkannt und 2016 von Jochen Schlüter, Thomas Malcherek und Georg Gebhard als Vanackerit beschrieben. Benannt wurde es nach dem belgischen Mineralsammler Georges Vanacker (1923–1992), der eine ausgezeichnete systematische Sammlung mit vielen Mineralstufen aus der Tsumeb Mine aufbaute und diese 1991 dem Institut Royal des Sciences Naturelles de Belgique in Brüssel, Belgien, schenkte.

Typmaterial des Minerals (Holotyp) wird im Mineralogischen Museum der Universität Hamburg in Deutschland (Katalog-Nr. TS 706) aufbewahrt.[3]

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vanackerit wurde erst 2011 als eigenständiges Mineral von der International Mineralogical Association (IMA) anerkannt und die Entdeckung erst 2016 publiziert. Eine genaue Gruppen-Zuordnung in der 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ist daher bisher nicht bekannt. Folgt man der Nomenklatur der Apatit-Übergruppe in der Klassifikation von Pasero et al. (2010)[4], lässt sich der Vanackerit innerhalb der Apatit-Übergruppe am ehesten mit den Mineralen der Belovit-Gruppe parallelisieren. Diese Gruppe besteht momentan allerdings nur aus Phosphaten – Vanackerit würde in dieser Gruppe das erste Arsenat darstellen. Unter den Vertretern der Belovit-Gruppe weicht der Vanackerit am stärksten vom Apatit-Strukturtyp ab.[3]

Da das Mineral ein enger Verwandter von Belovit-(Ce), Belovit-(La) und Kuannersuit-(Ce) ist, die aufgrund ihrer Zusammensetzung in der Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in „Mit ausschließlich großen Kationen; (OH usw.) : RO4 = 0,33 : 1“ zu finden sind, wo sie mit zahlreichen anderen Mineralen die „Apatit-Gruppe“ mit der System-Nr. 8.BN.05 bilden, wird Vanackerit voraussichtlich ebenfalls dort einsortiert.

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vanackerit kristallisiert im trigonalen Kristallsystem in der Raumgruppe P3 (Raumgruppen-Nr. 147)Vorlage:Raumgruppe/147 mit den Gitterparametern a = 10,0279 Å und c = 7,2965 Å sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]

Die Kristallstruktur des Vanackerits lässt sich aus der hexagonalen Struktur des Mimetesits durch die von einer Rotation der Arsenat-Tetraeder begleiteten Aufspaltung einer der Pb-Positionen ableiten, wodurch Cadmium-Atome die Hälfte der P1-Positionen der Mimetesitstruktur übernehmen, was zu einer alternierenden Anordnung der Cadmium- und Blei-Atome entlang [001] führt.

Chemismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vanackerit hat die gemessene Zusammensetzung Pb4,10Cd0,98As2,92O12,07Cl0,61. Diese Formel kann vereinfacht als Pb4Cd(AsO4)3Cl geschrieben werden, was Gehalte von 64,07 % PbO; 9,22 % CdO; 24,74 % As2O5 und 2,54 % Cl erfordert.[3] Vanackerit ist damit ein weiterer Vertreter der cadmiumhaltigem Minerale in Tsumeb; von den 27 derzeit (2016) bekannten Cadmium-Mineralen sind damit immerhin fünf auch in Tsumeb gefunden worden. Von diesen haben vier (Otavit, Andyrobertsit, Keyit und Vanackerit) hier auch ihre Typlokalität. Für Andyrobertsit und Vanackeit ist Tsumeb bislang der weltweit einzige Fundort.

Eigenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Morphologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vanackerit bildet nach {0001} dünntafelige, pseudohexagonale Kristalle bis zu 5 mm Durchmesser, die typischerweise zu rosettenförmigen Aggregaten zusammentreten. Ihre Morphologie erinnert an die von tafeligen bis dünnprismatischen Mimetesitkristallen. Tragende Form ist das Basispinakoid {0001}, an weiteren Formen wurden {0110}, {1121} und {1011} identifiziert.[3]

Physikalische und chemische Eigenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kristalle des Vanackerits sind hellgelb, die Strichfarbe des Minerals wird als weiß beschrieben. Die Oberflächen der durchscheinenden Kristalle weisen einen diamantartigen Glanz auf. Der Vanackerit zeigt im langwelligen UV-Licht (Maximum bei 366 nm) eine deutliche orangefarbene Fluoreszenz.[3] Mit einer Mohshärte von ≈ 4 gehört Vanackerit zu den mittelharten Mineralen, die sich ähnlich wie das Referenzmineral Fluorit mit einem Taschenmesser leicht ritzen lassen. Die berechnete Dichte des Minerals liegt bei 7,28 g/cm3.[3]

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vanackerit stammt aus der zweiten (unteren) Oxidationszone der in Dolomitsteinen sitzenden hydrothermalen polymetallischen Erzlagerstätte Tsumeb. Begleitminerale des Minerals sind bläulichgrüner Thometzekit, Anglesit und Gips.

Das Mineral konnte bisher (Stand 2016) nur an seiner Typlokalität gefunden werden. Als Typlokalität gilt die weltberühmte Cu-Pb-Zn-Ag-Ge-Cd-Lagerstätte der „Tsumeb Mine“ (Tsumcorp Mine) in Tsumeb, Region Oshikoto, Namibia. Darüber hinaus kennt man von diesem Mineral bisher auch nur eine einzige Stufe.[3][5][6]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Jochen Schlüter, Thomas Malcherek, Georg Gebhard (2016): Vanackerite, a new lead cadmium arsenate of the apatite supergroup from Tsumeb, Namibia. In: Neues Jahrbuch Mineralogie Abhandlungen Band 193 (Heft 1), S. 79–86.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2023. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Januar 2023, abgerufen am 26. Januar 2023 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. a b c d e f g h i j k l m n o p q Jochen Schlüter, Thomas Malcherek, Georg Gebhard (2016): Vanackerite, a new lead cadmium arsenate of the apatite supergroup from Tsumeb, Namibia. In: Neues Jahrbuch Mineralogie Abhandlungen, Band 193 (Heft 1), S. 79–86.
  4. Marco Pasero, Anthony R. Kampf, Christiano Ferraris, Igor V. Pekov, John R. Rakovan, Timothy J. White (2010): Nomenclature of the apatite supergroup minerals. In: European Journal of Mineralogy., Band 22, S. 163–179 (PDF 722,5 kB)
  5. Mindat - Anzahl der Fundorte für Vanackerit
  6. Fundortliste für Vanackerit beim Mineralienatlas und bei Mindat