Verit

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Verit ist ein sehr seltenes magmatisches Gestein, das zu den Lamproiten gezählt wird, genauer zu den Phlogopit-Lamproiten. Der Verit gehört zur südostiberischen Vulkanprovinz.

Erstbeschreibung und Vorkommen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Cabezo María bei Antas, ein ehemaliger Vulkan aus Verit

Der Verit wurde im Jahr 1889 zum ersten Mal von Carl Alfred Osann wissenschaftlich beschrieben.[1] Das Gestein wurde nach seiner Typlokalität benannt – Vera in der Provinz Almería in Andalusien. Fünf Verit-Vorkommen liegen recht dicht beieinander in etwa 15 bis 20 Kilometer Entfernung südlich von Vera, ferner findet sich das abgesonderte Vorkommen eines Vulkans zirka 70 Kilometer nordöstlich bei La Aljorra.

Petrologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gestein wurde von Osann ursprünglich als schwarzer Pechstein beschrieben, der mit Extrusionen von Fortunit assoziiert war. Es bestand aus Phänokristallen von Phlogopit und Olivin, die in einer glasigen Grundmasse schwammen. Die Grundmasse enthielt ihrerseits Mikrolithen aus Diopsid und Phlogopit. In der neuen Lamproit-Klassifikation wird das Gestein jetzt als Hyalo-Olivin-Diopsid-Phlogopit--Lamproit bezeichnet.[2]

Der Verit erscheint in der südlichen Umgebung von Vera in verschiedenen Ausbildungsformen, beispielsweise als Lakkolith, als Lopolith oder als Kompositform am Cabezo María, wo Peperite und Scoria von einem Lavastrom abgedeckt werden.

Mineralogie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Phänokristalle fungieren im Verit Chrom-haltiger, Forsterit-reicher Olivin der Zusammensetzung Fo90-95 sowie nadelförmig bis tafelig ausgebildeter Phlogopit. Die bis zu über 70 Volumenprozent einnehmende glasige Grundmasse enthält Mikrokristalle von Phlogopit, Diopsid, Sanidin, Leucit und Apatit. In blasenförmigen Hohlräumen hat sich sekundärer Calcit gebildet. Im Gestein finden sich gelegentliche Xenokristalle von Olivin, die Einschlüsse von Spinell enthalten und auf einen Ursprungsort im Oberen Mantel schließen lassen.

Im Steinbruch am Verit von La Aljarra können neben den bereits angeführten Mineralen folgende Akzessorien gefunden werden: die Oxide Hämatit, Magnetit und Ilmenit, die Mischreihe Armalcolit-Pseudobrookit, Fluorophlogopit, Enstatit, Tridymit, Opal und Warwickit.

Chemische Zusammensetzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hauptelemente[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Oxid
Gew. %
Verit
Bandbreite
Verit
SP 011
Verit
VER-4
Verit
ALJ-1
Verit
Alm-01
Verit
Alm-02
SiO2 55,33-66,50 66,50 55,33 54,05 58,1 54,7
TiO2 0,91-1,71 1,45 1,40 0,91 1,71 1,54
Al2O3 9,82-13,35 9,82 10,70 13,35 10,90 10,80
Fe2O3 0,99-5,33 (tot) 3,59 (tot) 0,99 5,31 1,11 0,50
FeO 1,09-3,96 3,96 1,09 3,59 4,10
MnO 0,03-0,11 0,03 0,08 0,11 0,07 0,07
MgO 2,53-11,91 2,68 11,91 8,37 3,52 7,58
CaO 2,25-7,28 2,25 2,92 7,28 6,70 4,99
Na2O 1,11-2,94 1,11 2,93 1,39 1,89 2,84
K2O 3,47-7,34 7,34 3,48 5,77 6,82 3, 74
P2O5 0,54-0,81 0,54 0,63 0,65 0,76 0,60
LOI 1,74-8,81 5,18 1,74 5,54 8,81

Quellen: Conticelli, S. und Kollegen (2009)[3] und Benito, R. und Kollegen (1999)[4]

Der Verit ist ein intermediäres, meist metaluminoses (mit (Na+K)/Al<1) Gestein mit hohem Gehalt an Na2O, aber nur moderatem K2O (potassisch).

Spurenelemente[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Spurenelemente
ppm
Verit
Bandbreite
Verit
SP 011
Verit
VER-4
Verit
ALJ-1
Verit
Alm-01
Verit
Alm-02
Cr 528-722 581 722 666 610 550
Ni 157-617 157 617 392 300 290
Zn 50,0-70,2 65,3 50 60
Rb 265-592 514 473 265 444 389
Sr 441-501 448 441 466 484 467
Zr 294-814 624 649 294 643 672
Ba 1384-1815 1384 1554 1596 1580 1550
Ce 173-267 236 253 173 267 252
Nd 104-170 128 159 104 155 149
Sm 18,0-28,1 23,7 25,6 18,0 28,1 26,8
Hf 9,9-18,9 16,6 17,80 9,90 18,9 18,4
Th 73,4-101,7 73,4 90,6 82,4 83,0 78,7

Bei den Spurenelementen zeigt Verit eine extreme Anreicherung der inkompatiblen Elemente. Negative Spikes befinden sich bei den LILE Barium und Strontium sowie bei Niobium und Titan. Angereichert sind die HFSE Blei, Neodym, Thorium, Uran und Gadolinium.

Isotopenverhältnisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neodym-Strontium-Isotopendiagramm mit der Position der Verite (V) im Vergleich zu anderen Lamproiten
Isotopen Verit
SP 011
Verit
Alm 01
Verit
Alm 02
Verit
VER-4
Verit
ALJ-1
87Sr/86Sr 0,720729 0,722591 0,722510 0,720980 0,719740
143Nd/144Nd 0,512013 0,512019 0,512009
206Pb/204Pb 18,797 18,790 18,786
207Pb/204Pb 15,693 15,696 15,690
208Pb/204Pb 39,025 39,012 38,998
ô18O 11,1 10,2

Bei den Isotopenverhältnissen ist 143Nd/144Nd konstant niedrig, jedoch 87Sr/86Sr stark streuend und sehr deutlich erhöht, wobei letzteres Verhältnis sich den Werten von typischen Oberkrustengesteinen des Mittelmeerraumes annähert. Generell sind die Isotopenverhältnisse des Verits bzw. der Verite sehr eigenständig, es lässt sich jedoch bei beiden Parametern eine Annäherung an Shoshonite und Lamproite in der Toskana und an lamproitische Minetten in den Westalpen beobachten. Im Gegensatz zu den Madupiten und Orenditen, die zur Assoziation des Platteninneren gehören, folgen Verite einem flachen Trend der orogenetisch beeinflussten Assoziation. Im Vergleich mit den anderen Lamproiten Südostspaniens liegen ihre 87Sr/86Sr-Werte deutlich über denen der Jumillite (J), Fortunite (F) und Cancalite, sie sind demzufolge wesentlich stärker krustal kontaminiert.

Bei den sehr hohen, wenig variablen Bleiverhältnissen, die sich mit den Werten für ozeanische Sedimente überlappen, gibt es ebenfalls Ähnlichkeiten mit Lamproiten der Toskana und lamproitischen Minetten der Westalpen. Im Vergleich mit den anderen Magmenprovinzen des Mittelmeerraumes weisen die in Relation gesetzten Bleiverhältnisse der Verite jedoch einen gegenläufigen, negativ korrelierten Trend auf.

Alter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Verit wurde mit 6,37 Millionen Jahre BP datiert und stammt somit aus dem ausgehenden Miozän (Messinium).[3]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Osann, C. A.: Beiträge zur Kenntnis der Eruptivgesteine des Cabo de Gata (Prov. Almeria). In: Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft. Vol. 41. Berlin 1889, S. 297–311.
  2. Mitchell, R. H. und Bergman, S. C.: Petrology of lamproites. Plenum Press, New York, New York 1991.
  3. a b Conticelli, S. u. a.: Trace elements and Sr-Nd-Pb isotopes of K-rich, shoshonitic and calc-alkaline magmatism of the Western Mediterranean Region: Genesis of ultrapotassic to calc-alkaline magmatic associations in a post-collisional geodynamic setting. In: Lithos. Band 107, 2009, S. 68–92, doi:10.1016/j.lithos.2008.07.016.
  4. Benito, R. u. a.: Sr und O constraints on source and crustal contamination in the high-K calc-alkaline and shoshonitic neogene volcanic rocks of SE Spain. In: Lithos. Band 46, 1999, S. 773–802.