Vetter Pharma

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Vetter Pharma-Fertigung GmbH & Co. KG

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Rechtsform GmbH & Co. KG
Gründung 1950
Sitz Ravensburg, Deutschland
Leitung Geschäftsführer:
  • Thomas Otto
  • Peter Sölkner[1]
Mitarbeiterzahl 5.647 Mitarbeiter[1]
Umsatz 892,1 Mio. Euro[1]
Branche Pharmadienstleister
Website www.vetter-pharma.com
Stand: 31. Dezember 2022

Die Vetter Pharma-Fertigung GmbH & Co. KG ist ein seit 1950 bestehender deutscher Pharmadienstleister mit Hauptsitz im baden-württembergischen Ravensburg und Standorten in Deutschland, Österreich, USA und Asien. Das Unternehmen betreibt im Kundenauftrag Entwicklung, Herstellung und Verpackung aseptisch vorgefüllter Spritzen, Karpulen und Vials.[1]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Unternehmenszentrale am Ravensburger Produktionsstandort, Schützenstraße (2022)
Produktionsstandort Ravensburg Süd, Mariatal (2022)

Das Unternehmen wurde 1950 von dem Apotheker Helmut Vetter (1920–1999) als Apotheker Vetter & Co. Arzneimittel GmbH Ravensburg gegründet.[2] Zunächst fertigte der Betrieb vorwiegend Oblatenkapseln, vor allem das selbstentwickelte Magenmittel Ullus-Kapseln.[2] Ein Jahr später folgte der Umzug in ein vierstöckiges Gebäude im Zentrum Ravensburgs. 1958 eröffnete Vetter eine eigene Apotheke (Apotheke Vetter am Marienplatz) samt Parfümerie und Reformhaus. In dieser Zeit begann Vetter sich mit der luft- und wasserdichten Versiegelung der selbst hergestellten Medikamente zu befassen.[2] Ab 1965 begann die Firma mit der Auftragsfertigung von festen und flüssigen Arzneimitteln inklusive deren Verpackung. Seit 1975 wurden verstärkt aseptisch gefüllte Fertigspritzen produziert und seit Ende der 1980er Jahre betreibt das Unternehmen die keimfreie Abfüllung hauptgeschäftlich.[2]

In den USA gründete Vetter 1983 seine erste ausländische Tochterfirma Vetter Pharma-Turm Inc. in Yardley (Pennsylvania), welche den Vertrieb in den USA und Kanada übernahm. 1984 erfolgte die Umfirmierung in Vetter Pharma-Fertigung GmbH & Co. KG. 1987 übernahm Udo Vetter Führungspositionen im Unternehmen.[3]

1988 erhielt das Werk in Ravensburg eine Zulassung der amerikanischen FDA, wodurch sich der US-Markt für das Unternehmen öffnete. Zu diesem Zeitpunkt beschäftigte der Pharmadienstleister rund 350 Mitarbeiter. Zwei Jahre später brachte Vetter ein neues Zweikammer-Spritzensystem auf den Markt, das in einer Kammer gefriergetrocknete und damit lange haltbare Arzneimittel und in der zweiten Kammer ein geeignetes Lösungsmittel enthält; bei der Applikation werden die Komponenten gemischt.[2] In den folgenden Jahren automatisierte Vetter seine Fertigung und eröffnete weitere Produktionsstätten in Deutschland.[4]

Das US-Ministerium für Innere Sicherheit führte Vetter 2008 auf der Strategieliste der Critical Foreign Dependencies Initiative. Diese erfasst ausländische Infrastruktur, die, wenn angegriffen oder zerstört, die USA gefährden würde.[5] Enthüllt wurde diese Liste, in der es um neuralgische Punkte für die Sicherheit der Vereinigten Staaten ging, durch WikiLeaks.[6]

Im Jahr 2020 ging Vetter eine strategische Zusammenarbeit mit dem familiengeführten Biotech-Unternehmen Rentschler ein. Darin übernimmt Rentschler die Bioprozessentwicklung und Wirkstoffproduktion, während Vetter die Abfüllung und Verpackung von Wirkstoffen betreibt.[7] Ende 2021 erhielt Vetter nach einer Inspektion durch die österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) die Betriebsbewilligung für eine neue klinische Fertigungsstätte im österreichischen Rankweil.[8][9] Seit Herbst 2021 wird zudem für 230 Millionen Euro in Ravensburg ein neues Produktionsgebäude errichtet, das weitere Produktionskapazitäten bieten soll.[10]

2021 gründete Vetter das Programm Vetter goes Social, bei welchem Studierende, Auszubildende und Praktikanten von Vetter soziale Projekte in der Region unterstützen.[11] Im März 2023 trat Vetter der international größten Unternehmensinitiative für nachhaltiges Wirtschaften bei, dem UN Global Compact Netzwerk (UNGC).[12] Im November 2023 trat das Unternehmen außerdem der Science Based Targets Initiative (SBTi) bei, einer Initiative von Unternehmen, die bis 2050 klimaneutral werden wollen.[13] 2023 wurden die Produktionskapazitäten und das Dienstleistungsangebot am Standort Rankweil weiter ausgebaut.[14]

Unternehmensstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geschäftsführer von Vetter sind Thomas Otto und Peter Sölkner. Im Geschäftsjahr 2022 erwirtschaftete das Unternehmen einen Umsatz von über 892 Millionen Euro und beschäftigte durchschnittlich 5.647 Mitarbeiter.[1] Mehr als die Hälfte des Umsatzes generierte das Unternehmen in den USA.[15][6]

Vetter besitzt national und international mehrere Standorte. In Ravensburg und Langenargen[16] betreibt das Unternehmen insgesamt drei Fertigungsstätten für die Herstellung und Endverpackung. Weiterhin besitzt Vetter Entwicklungsstandorte in Österreich und den USA.[17] In den USA und Österreich werden kleine Mengen Wirkstoff für klinische Testreihen abgefüllt.[2] Weitere Vertriebsstandorte befinden sich in der Asien-Pazifik-Region mit Niederlassungen in China, Singapur, Japan und Südkorea.[18][17] Seit September 2020 sind alle deutschen, und seit dem Jahr 2021 alle österreichischen, amerikanischen und asiatischen Produktions- und Vertriebsstandorte des Unternehmens CO2-neutral.[19]

Produkte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vetter betreibt im Auftrag seiner Kunden die Entwicklung, Herstellung und Verpackung von injizierbaren Medikamenten.[5] Das Unternehmen füllt die Wirkstoffe steril in Spritzen und andere Injektionssysteme ab.[20] An den Standorten in Ravensburg und Langenargen werden beispielsweise Wirkstoffe gegen Autoimmunerkrankungen wie Rheuma und Morbus Crohn abgefüllt. Auch Wirkstoffe für seltene Krankheiten wie Kinderalzheimer werden hier steril in verschiedene Injektionssysteme abgefüllt und verpackt.[16]

Vetter beliefert rund 200 Kunden, zu denen sowohl große Pharmakonzerne als auch zahlreiche Biotech-Startups gehören.[20]

Auszeichnungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2022 gewann Vetter den Sustainable Impact Award in der Kategorie „Social Impact on Employees“, welche sich unter anderem auf die Mitarbeiterzufriedenheit bezieht. Verliehen wird die Auszeichnung durch die Zeitschrift Wirtschaftswoche, dem Bundesverband Mittelständische Wirtschaft sowie Generali Deutschland.[21] 2023 wurde der Preis zum zweiten Mal in Folge gewonnen, nunmehr in der Kategorie „Impact of Social Engagement“.[22]

2023 wurde Vetter als eines von zehn Unternehmen mit dem Umweltmanagement-Preis 2023 des deutschen Bundesumweltministeriums ausgezeichnet.[23] Des Weiteren erhielt Vetter Pharma 2023 den Platinum-Status bei dem Nachhaltigkeitsrating von EcoVadis.[24]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Vetter Pharma – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e Vetter Pharma-Fertigung GmbH & Co. KG: Konzernabschluss zum Geschäftsjahr vom 1. Januar 2022 bis zum 31. Dezember 2022, veröffentlicht im Bundesanzeiger am 6. Februar 2024, abgerufen am 2. April 2024.
  2. a b c d e f Von Oberschwaben in die Welt. Vetter Pharma. In: Schwäbische Zeitung Leutkirch, 3. Februar 2018.
  3. Zur Person. In: Schwäbische Zeitung Leutkirch, 20. April 2020.
  4. Boemelburg: Wachstum an mehreren Standorten. Firma Vetter investiert 500000 Euro in neuen Parkplatz am Standort Langenargen. In: Südkurier, 1. Oktober 2009.
  5. a b Walther Rosenberger: Für Vetter wird Oberschwaben zu klein. In: Südkurier, 8. Februar 2023.
  6. a b Uwe Marx: 200 Millionen sterile Teile - und keins darf Fehler haben. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18. April 2016.
  7. Oberschwäbische Pharma-Allianz. In: Schwäbische Zeitung Leutkirch, 7. Juli 2020.
  8. Vetter Expands Fill/Finish Capacity with Acquisition of New Site in Austria. In: Biopharminternational. 8. Juli 2020, abgerufen am 5. Februar 2021 (englisch).
  9. Vetters Hightech-Standort in Rankweil offiziell in Betrieb. In: Weekend. 2. Februar 2022, abgerufen am 2. März 2022.
  10. Georg Kääb: Vetter Pharma Vetter investiert 230 Mio. Euro in Ravensburg. In: Transkript. 17. Oktober 2023, abgerufen am 2. April 2024.
  11. Abendflohmarkt in Ravensburg – Vetter-Nachwuchs engagiert sich für Geflüchtete. In: Wochenblatt. 22. August 2022, abgerufen am 7. November 2023 (deutsch).
  12. Alivia Leon: Vetter Joins United Nations Global Compact. In: BioPharm International. 9. März 2023, abgerufen am 2. April 2024 (englisch).
  13. Vetter treibt Nachhaltigkeitsstrategie voran und tritt der SBTi bei. In: Pharmaindustrie Online. 14. Dezember 2023, abgerufen am 3. April 2024.
  14. Jona Göbelbecker: Neue Produktionskapazitäten und Services: Lohnhersteller Vetter erweitert österreichischen Standort Rankweil. In: pharma-food.de. 10. Mai 2023, abgerufen am 2. April 2024.
  15. Walther Rosenberger: Vetter knackt 6000-Mitarbeiter-Schwelle in Ravensburg. In: Südkurier, 1. April 2023.
  16. a b Sabine Wienrich: Wie Corona das Geschäft des Pharmadienstleisters Vetter verändert. In: Südkurier, 29. September 2020.
  17. a b Vetter kompensiert unvermeidbaren CO2-Ausstoß. Commerzbank, Juli 2022, abgerufen am 5. April 2023.
  18. Vetter eröffnet Büro in China. In: Schwäbische Zeitung, 12. März 2021.
  19. Thorsten Schüller: Die Umweltaktivitäten der Pharma- und Biotechindustrie. In: CheManager. 19. Oktober 2022, abgerufen am 5. April 2023.
  20. a b Vetter Pharma trotzt allen Stürmen. In: Schwäbische Zeitung Leutkirch, 18. November 2022.
  21. Sustainable Impact Award: „Es ist eine Illusion, dass wir so weitermachen können“. In: Wirtschaftswoche. 24. September 2022, abgerufen am 6. Mai 2023.
  22. Vetter gewinnt Sustainable Impact Award zum zweiten Mal in Folge. In: wochenblatt-online.de. 16. Oktober 2023, abgerufen am 2. April 2024.
  23. Umweltmanagement-Preis 2023 zeichnet zehn Unternehmen für hervorragende Umweltleistungen aus. In: bmuv.de. 8. November 2023, abgerufen am 2. April 2024.
  24. Vetter treibt Nachhaltigkeitsstrategie voran und tritt der SBTi bei. In: pharmaindustrie-online.de. 14. Dezember 2023, abgerufen am 11. April 2024.

Koordinaten: 47° 47′ 40″ N, 9° 37′ 14,7″ O