Vierfarben-Mistelfresser

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Vierfarben-Mistelfresser

Vierfarben-Mistelfresser (Dicaeum quadricolor)

Systematik
Unterklasse: Neukiefervögel (Neognathae)
Ordnung: Sperlingsvögel (Passeriformes)
Unterordnung: Singvögel (Passeri)
Familie: Mistelfresser (Dicaeidae)
Gattung: Dicaeum
Art: Vierfarben-Mistelfresser
Wissenschaftlicher Name
Dicaeum quadricolor
(Tweeddale, 1877)
Vierfarben-Mistelfresser auf einer philippinischen Briefmarke von 2009

Der Vierfarben-Mistelfresser (Dicaeum quadricolor), auch als Cebu-Blütenpicker bezeichnet, ist ein seltener Singvogel aus der Familie der Mistelfresser, der auf der philippinischen Insel Cebu endemisch ist und von der IUCN als vom Aussterben bedroht (“critically endangered”) eingestuft wird.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Vierfarben-Mistelfresser erreicht eine Größe von 11 bis 12 Zentimetern. Das Männchen ist durch einen großen, dreieckigen, scharlach- bis zinnoberroten Mantelfleck charakterisiert. Der Unterrücken ist ockerfarben mit grünlichem Anflug. Rücken, Nacken, Kopf- und Halsseiten, Flügel und Schwanz sind glänzend blauschwarz. Die Unterseite ist hellgelb. Kinn, Bauchmitte, Achseln, Unterschwanzdecken und Unterflügeldecken sind weiß. Die Flanken sind helloliv verwaschen. Beim Weibchen ist die Oberseite braun. Der Kopf ist schwach oliv verwaschen, der Rücken, die Flügeldecken und die Außenfahnen der Armschwingen sind stark oliv verwaschen. Der Bürzel ist fast völlig olivgelb. Die Unterseite ist grauweiß mit schwachem olivgelben Anflug, der zur Bauch- und Brustmitte heller wird. Die Unterflügeldecken, die Achseln und die Innenfahnen der Federkiele sind weiß.

Lebensraum und Lebensweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Vierfarben-Mistelfresser ist ein Waldbewohner und kommt in Höhenlagen bis 500 Meter vor. Seine Nahrung besteht aus den Beeren von Riemenblumengewächsen und kleinen reifen Feigenfrüchten.

Gefährdung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der wissenschaftlichen Erstbeschreibung im Jahre 1877 durch Arthur Hay, 9. Marquess of Tweeddale galt der Vierfarben-Mistelfresser noch als relativ häufig. In den 1890er-Jahren wurden Cebus Wälder stark gerodet und sein Lebensraum in der Terra typica bei Toledo City wurde komplett zerstört. Zwischen 1906 und 1992 galt er als ausgestorben, bis er vom Ornithologen Rob Timmins in einem Waldfragment bei Tabunan wiederentdeckt wurde. Heute existieren weniger als 100 Individuen in den Regionen von Tabunan, Nug-As, Dalaguete und am Mount Lantoy. 1996 wurde eine streng geschützte Zone im Central-Cebu-Nationalpark geschaffen, um die Art vor der Ausrottung zu bewahren.

Der Vierfarben-Mistelfresser war die erste Art, für die der Begriff Romeo-Irrtum verwendet wurde.[1][2][3][4]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Kennedy, R. S., Gonzales P. C., Dickinson E. C., Miranda, Jr H. C. & Fisher T. H.: A Guide to the Birds of the Philippines. Oxford University Press, Oxford 2000, ISBN 0-19-854668-8
  • Dieter Luther: Die ausgestorbenen Vögel der Welt. Magdeburg 1986, 4. Auflage 1995, ISBN 3-89432-213-6
  • Bournes, F. S. & Worcester, D. C. (1894): Preliminary notes on the birds and mammals collected by the Menage Scientific Expedition to the Philippine Islands. (Online)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Vierfarben-Mistelfresser – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. N.J. Collar: Extinction by assumption; or, the Romeo Error on Cebu. In: Oryx. Band 32, Nr. 4, Oktober 1998, S. 239–244, doi:10.1046/j.1365-3008.1998.d01-51.x.
  2. S. H. M. Butchart, A. J. Stattersfield, T. M. Brooks: Going or gone: Defining 'Possibly Extinct' species to give a truer picture of recent extinctions. In: Bull. B. O. C. (Bulletin of the British Ornithologists' Club). 126A, 2006, ISSN 0007-1595, S. 7–24 (https://www.academia.edu/2752424/Going_or_gone_defining_Possibly_Extinct_species_to_give_a_truer_picture_of_recent_extinctions academia.edu): „However, extinction — the disappearance of the last individual of a species — is very difficult to detect (Diamond 1987).“ Dort mit Verweis auf: N. J. Collar: Extinction by assumption; or, the Romeo Error on Cebu. In: Oryx. Band 32, Nr. 4, Oktober 1998, S. 239–244, doi:10.1046/j.1365-3008.1998.d01-51.x. Und auf: Guy C. L. Dutson, Perla M. Magsalay, Rob J. Timmins: The rediscovery of the Cebu Flowerpecker Dicaeum Quadricolor, with notes on other forest birds on Cebu, Philippines. In: Bird Conservation International. Band 3, Nr. 3, September 1993, S. 235–243, doi:10.1017/S0959270900000927.
  3. H.R. Akçakaya, David A. Keith, Mark Burgman, Stuart H.M. Butchart, Michael Hoffmann, Helen M.Regan, Ian Harrison, Elizabeth Boakes: Inferring extinctions III: A cost-benefit framework for listing extinct species. In: Biological Conservation. Band 214, Oktober 2017, S. 336–342, doi:10.1016/j.biocon.2017.07.027.
  4. John R. Platt: Why Don’t We Hear About More Species Going Extinct? The extinction crisis threatens life all over the planet, but scientists are cautious about declaring a species extinct too quickly. In: The Revelator. 28. Mai 2019, abgerufen am 10. April 2022. Dort mit Verweis auf: N.J. Collar: Extinction by assumption; or, the Romeo Error on Cebu. In: Oryx. Band 32, Nr. 4, Oktober 1998, S. 239–244, doi:10.1046/j.1365-3008.1998.d01-51.x.