Villefranche-de-Rouergue

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Villefranche-de-Rouergue
Vilafranca de Roergue
Villefranche-de-Rouergue (Frankreich)
Villefranche-de-Rouergue (Frankreich)
Staat Frankreich
Region Okzitanien
Département (Nr.) Aveyron (12)
Arrondissement Villefranche-de-Rouergue
Kanton Villefranche-de-Rouergue
Gemeindeverband Ouest Aveyron Communauté
Koordinaten 44° 21′ N, 2° 2′ OKoordinaten: 44° 21′ N, 2° 2′ O
Höhe 237–544 m
Fläche 45,85 km²
Einwohner 11.720 (1. Januar 2021)
Bevölkerungsdichte 256 Einw./km²
Postleitzahl 12200
INSEE-Code
Website villefranche-de-rouergue.fr

Villefranche-de-Rouergue (okzitanisch Vilafranca de Roergue) ist eine französische Gemeinde mit 11.720 Einwohnern (Stand 1. Januar 2021) im Département Aveyron in der Region Okzitanien; sie ist Verwaltungssitz des Arrondissements Villefranche-de-Rouergue.

Die Gemeinde erhielt die Auszeichnung „Drei Blumen“, die vom Conseil national des villes et villages fleuris (CNVVF) im Rahmen des jährlichen Wettbewerbs der blumengeschmückten Städte und Dörfer verliehen wird.[1]

Auszeichnung „Drei Blumen“ des Nationalrats der beblümten Städte und Dörfer

Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Blick auf Villefranche vom Calvaire St Jean d'Aigremont
Place Notre-Dame

Villefranche-de-Rouergue liegt im Tal des Aveyron auf der Verwerfung, die Causse (Weizenanbau) vom Ségala (Roggenanbau) trennt. Es gibt Kupfer-, Blei-, Zinn-, Eisen- und Silberminen, Phosphatabbau und Steinbrüche.

Hier mündet der rechte Nebenfluss Alzou in den Aveyron.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von der Gründung bis zum Zweiten Weltkrieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als die Kapetinger die Grafschaft Toulouse erbten, blieb Najac, das alte Verwaltungszentrum des Rouergue, im Besitz von Angehörigen der alten Dynastie. Alfons von Poitiers gründete daher 1252 eine neue Stadt einige Kilometer entfernt, die er zu seinem Verwaltungssitz machte, Villefranche-de-Rouergue, die er, um den Erfolg der Gründung sicherzustellen, mit steuerlichen Vorteilen ausstattete, wodurch einerseits der Name und andererseits die schachbrettartige Anlage der Stadt erklärt ist. Die Gründung Villefranches, die zugleich mit der Anlegung von vier weiteren Bastiden im Aveyron-Tal erfolgte, diente auch der Grenzsicherung zur vom Haus Plantagenet regierten Gascogne. 1256 wurde eine Gemeindeverfassung erlassen. Die Stadtverwaltung leiteten Konsuln. Seit 1269 residierte hier ein Bailli.

Ab 1347 wurde Villefranche mit Stadtmauern versehen. Bald danach fiel es in die Hände Eduards, des Schwarzen Prinzen, blieb nun ab 1360 ein Jahrzehnt lang unter englischer Kontrolle. erhob sich jedoch als erste Stadt in Guyenne gegen die Engländer. Neue Privilegien wurden der Stadt 1370 durch den französischen König Karl V. verliehen, aber von König Ludwig XI. wieder aufgehoben. 1497 wütete in Villefranche ein Großbrand, zwei Jahre später brachen hier wegen der Steuerlastverteilung Unruhen aus.

1588 vertrieben die Einwohner die Truppen der Heiligen Liga und ermordeten später einen von Heinrich IV. gesandten Statthalter. 1348–49, 1463, 1558 und 1628 wurde die Stadt von der Pest heimgesucht. 1643 kam es hier zu einem Bauernaufstand aufgrund der hohen Geldforderungen der Intendanten, doch wurde dieser Aufruhr grausam niedergeschlagen. 1779 wurde Villefranche die Hauptstadt der neuen Provinz Haute-Guyenne. Mit der Französischen Revolution und der Schaffung des Départements Aveyron musste Villefranche diesen Status an Rodez abgeben, was einen wirtschaftlichen Niedergang nach sich zog.

Seit 1824 kreuzen sich die Route nationale 111 und Route nationale 122 im Ort.

Aufstand während des Zweiten Weltkrieges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Denkmal für die Aufständischen auf dem Champs des martyrs croates.

Während der Ausbildung des SS-Gebirgs-Pionier-Bataillons 13 der 13. Waffen-Gebirgs-Division der SS „Handschar“ (kroatische Nr. 1), inszenierten am 17. September 1943 kommunistische agents provocateurs eine Meuterei, bei der mehrere SS-Offiziere getötet wurden. Die mehrheitlich aus Bosniaken und zu einem Viertel aus Kroaten bestehenden zwangsrekrutierten Mannschaften des 13. Pionierbataillons erhoben sich gegen die deutsche Kommandantur. Nachdem sie die deutschen Offiziere getötet hatten, übernahmen sie für einen Tag die Kontrolle über die Stadt. Der Imam des Bataillons Halim Malkoč und der Truppenarzt Willfried Schweiger überzeugten die Meuterer aufzugeben und entwaffneten sie. Hierfür erhielt Malkoč im Oktober 1943 vermutlich als erster Muslim während des Zweiten Weltkriegs, das Eiserne Kreuz. Aufständische wurden von zahlen- und ausrüstungsmäßig überlegenen benachbarten Garnisonen nach Straßenkämpfen überwältigt. Überlebende zum Tode verurteilt, hingerichtet und auf dem heute Champs des martyrs croates genannten Platz begraben. Die Anführer des Aufstands waren Ferid Džanić, Eduard Matutinović, Nikola Vukelić und Božo Jelinek. Džanić und Vukelić fielen, Jelinek und Matutinović gelang die Flucht in den Maquis; Jelinek wurde später in die Ehrenlegion aufgenommen.[2]

Bevölkerungsentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr 1962 1968 1975 1982 1990 1999 2011 2018
Einwohner 9540 10.709 12.284 12.693 12.291 11.919 11.742 11.781

Sehenswürdigkeiten (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kapelle der Pénitents Noirs
  • Kirche Notre-Dame (14.–16. Jahrhundert) mit einem 58 Meter hohen Turm, seit 1892 als Monument historique klassifiziert
  • Place des Couverts mit mittelalterlichen Arkaden mit Ursprüngen aus dem 13. Jahrhundert, teilweise als Monument historique klassifiziert
  • Alte Bastide (13. Jahrhundert)
  • Die vom wohlhabenden Kaufmann Vézian Valette gegründete ehemalige Kartause Saint-Sauveur (15. Jahrhundert), seit 1840 als Monument historique klassifiziert
  • Kapelle der Pénitents Noirs (Bruderschaft der Schwarzen Büßer) aus dem 17. Jahrhundert, seit 1920 als Monument historique klassifiziert
  • Château de Graves (16. Jahrhundert), seit 1991 als Monument historique klassifiziert
  • Zisterzienserabtei Loc-Dieu (12.–15. Jahrhundert), zehn Kilometer westlich, seit 1989 als Monument historique klassifiziert
  • Champs des martyrs croates
  • Musée Urbain-Chabrol, Heimatmuseum in einem Stadtpalais des 18. Jahrhunderts, mit archäologischer Sammlung aus der Umgebung
  • In der Mediathek der Stadt befindet sich der Nachlass des französischen „Jazz-Papstes“ Hugues Panassié.

Städtepartnerschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Villefranche-de-Rouergue – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Villefranche de Rouergue. Conseil national des villes et villages fleuris, abgerufen am 13. Februar 2023 (französisch).
  2. Mirko D. Grmek, Louise L. Lambrichs: Les révoltés de Villefranche : mutinerie d'un bataillon de Waffen-ss à Villefranche-De-Rouergue septembre 1943. Seuil, Paris 1998.