Vinxel

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Kapelle Mariä Heimsuchung
Vinxel, Luftaufnahme (2012)

Vinxel ist ein Ortsteil der Stadt Königswinter im nordrhein-westfälischen Rhein-Sieg-Kreis. Er gehört zum Kirchspiel Stieldorf, am 30. September 2022 zählte er 1.612 Einwohner.[1]

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vinxel liegt an der nordwestlichen Stadtgrenze zu Bonn im Pleiser Hügelland auf 140 bis 185 m ü. NHN auf einem von Nordosten nach Südwesten zum Paffelsberg (195,3 m ü. NHN) hin ansteigenden Gelände. Im Nordosten reicht Vinxel bis auf wenige Hundert Meter an die benachbarten Ortsteile Oelinghoven und Stieldorf heran. Im Südosten schließt sich das Gut Frankenforst an. Zwei Nebenbäche des im Tal östlich von Vinxel verlaufenden Eichenbachs fließen, zum Teil unterirdisch, innerhalb bzw. am Rande des Ortsteils. Die Landesstraße 490 führt auf einer Länge von etwa drei Kilometern von Stieldorf über Vinxel ins Rheintal nach Oberkassel.

Die Gemarkung Vinxel umfasst neben der Ortschaft Vinxel und dem Gut Frankenforst auch den Heiderhof sowie einen Teil der ehemals eigenständig benannten Ortschaft Winkel am Südwestrand von Oelinghoven. Sie grenzt (im Uhrzeigersinn) an die Gemarkungen Holzlar (Stadt Bonn), Rauschendorf, Oelinghoven, Oberdollendorf, Oberkassel und Holtorf (beide Stadt Bonn).

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Heiderhof bei Vinxel, Wohnhaus des Gutsverwalters (2014)

Vinxels erste urkundliche Erwähnung als „Vünfselden“ fällt in das Jahr 1173. Dieser Name nimmt Bezug auf die hier ansässigen Herren von Vünftzail und steht damit für die einstigen fünf zu Vinxel gehörenden Höfe. Davon bestehen heute noch das 1475 erstmals erwähnte Gut Frankenforst – heute ein klassizistisches Herrenhaus aus dem Jahre 1872 – und der ab 1501 zum Kloster Bödingen gehörende Heiderhof, dessen Wohnhaus vom Anfang des 18. Jahrhunderts erhalten ist. Die Vorgängerbauten der katholischen Kapelle Mariä Heimsuchung in Vinxel lassen sich urkundlich bis ins 14. Jahrhundert zurückverfolgen, der aktuelle Bau stammt aus dem Jahre 1758.

Vinxel gehörte bis 1806 als Honschaft zum Kirchspiel Stieldorf im bergischen Amt Blankenberg.[2] Die Honschaft umfasste auch die Ortschaften Gielgen, Hoholz und Roleber sowie den Hof Ungarten. In der Anfang des 19. Jahrhunderts durchgeführten Topographischen Aufnahme der Rheinlande lautete der Ortsname noch Pfingsen. Nach Auflösung des Herzogtums Berg bildete Vinxel (ohne Gielgen und Roleber) von 1808 bis 1813 eine der 31 Gemeinden bzw. Ortsbezirke im Kanton Hennef im Großherzogtum Berg und wurde von der Mairie Oberpleis (ab 1813 „Bürgermeisterei Oberpleis“) verwaltet. In preußischer Zeit (ab 1815) blieb die Gemeinde Vinxel Teil der Bürgermeisterei Oberpleis und wurde dem Kreis Siegburg (ab 1825 „Siegkreis“) zugeordnet. Die Gemeinde wurde 1845/46[3] in die neu gebildete und politisch eigenständige Gemeinde Stieldorf eingegliedert.[4]
Mitte des 19. Jahrhunderts wurde im Gebiet des heutigen Plateaus westlich von Vinxel Richtung Oberholtorf und bis zum Rheinhang weitfläufig unter Tage im Rückbau Braunkohle abgebaut. Dieses Mutungs- bzw. Bewilligungsfeld "Deutsche Redlichkeit" gehörte zum damals größten Kohleabbaugebiet des Rheinlands mit zahlreichen Schächten, Kaulen und Gruben auf der Hardt (mit Alaunhütten) sowie im Bereich Roleber und Gielgen (heute Holzlar) sowie auch Pützchen. Nachdem das Flöz bei Vinxel abgebaut war und sich die rund 10 m Boden darüber abgesenkt hatten, sind davon dort heute kaum mehr Spuren wahrnehmbar.[5]

Nach dem Zweiten Weltkrieg erfuhr Vinxel ein spürbares Bevölkerungswachstum. Der Zuzug von Heimatvertriebenen und die geographische Nähe zum neuen Regierungssitz Bonn führten zu einem Anstieg der Bevölkerung von 500 Einwohnern im Jahre 1950 auf etwa 1000 Einwohner 1970. Bis zur kommunalen Neugliederung des Raumes Bonn am 1. August 1969 gehörte Vinxel zur Gemeinde Stieldorf. Zu diesem Stichtag wurden auch die Orte Hoholz und Ungarten aus der Gemarkung Vinxel herausgelöst und in die Stadt Bonn (Stadtbezirk Beuel) eingegliedert.

Einwohnerentwicklung
Jahr Einwohner
1816[6] 207
1828[7] 230
1843[8] 297
1885[9] 358
1946[10] 448
1961[10] 491
1970[10] 889
1987[10] 1.302
2000[11] 1.741
2005[12] 1.778
2010[13] 1.736
2015[14] 1.667
2021[15] 1.630

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die katholische Kapelle Mariä Heimsuchung, errichtet im Jahre 1758 und nach Kriegsschäden 1945 wiederaufgebaut, ist ein verputzter Bruchsteinbau mit dreiseitiger Apsis. Sie besitzt ein Portal mit breitem Trachytgewände und ein verschiefertes Dach mit Dachreiter; im Innern ist das Gebäude flachgedeckt. Die Kapelle wurde von der Eigentümerin, der Stadt Königswinter bautechnisch seit Jahren vernachlässig, hat mittlerweile einen maroden Bauzustand[16] und die Diskussion darüber wurde bereits in der lokalen Presse aufgegriffen.[17] Als Baudenkmal unter Denkmalschutz stehen außer der Kapelle ein vor ihr befindliches Gedenkkreuz sowie drei weitere Wegekreuze in- und außerhalb der Ortslage, außerdem der Heiderhof und das Versuchsgut Frankenforst.

Versuchsgut Frankenforst, Luftaufnahme (2011)

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Angelika Schyma: Stadt Königswinter. (= Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Denkmäler im Rheinland, Band 23.5.) Rheinland-Verlag, Köln 1992, ISBN 3-7927-1200-8, S. 273, 290–292.
  • Volkmar Kellermann, Klaus Havermann: 800 Jahre Vinxel: 1173-1973, Verlag Uelpenich, 1973.
  • Gabriele Wasser (unter Mitarbeit von Josef Griese): Vom Rittergut zur landwirtschaftlichen Lehr- und Forschungsstation – Die Geschichte des Hofes Frankenforst in Vinxel, herausgegeben von Gabriele Wasser in Zusammenarbeit mit dem Heimatverein Oberdollendorf und Römlinghoven e.V., Verlag: Kleines jüdisches Lehrhaus, Bonn 2012.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Vinxel – Sammlung von Bildern
Commons: Gemarkung Vinxel – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Einwohnerstatistik. (PDF) Stadt Königswinter, 30. September 2022, abgerufen am 28. November 2022 (Angabe hier ohne Nebenwohnsitze).
  2. Wilhelm Fabricius: Erläuterungen zum geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz, 2. Band: Die Karte von 1789. Bonn 1898, S. 309 ff.
  3. Amtsblatt für den Regierungsbezirk Köln, 1841, Seite 11
  4. Fr. Halm: Statistik des Regierungsbezirkes Cöln, Boisserée, 1865, S.  (Online Google Books)
  5. dazu wie zum vorigen mit Karten http://www.holtorf-ungarten.de/geschichte/Kohle/braunkohle.html und Denkmal- und Geschichtsverein Bonn rrh.: Geschichtsweg Braunkohle + Alaun (Memento des Originals vom 18. September 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/denkmalverein-bonn.de mit Schautafeln (Memento des Originals vom 6. August 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/denkmalverein-bonn.de (abgerufen am 6. August 2019)
  6. A. A. Mützell: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des Preußischen Staats, Verlag K. A. Kümmel, Halle 1823, Vierter Band, S. 73
  7. Friedrich von Restorff: Topographisch-Statistische Beschreibung der Königlich Preußischen Rheinprovinz, Nicolaische Buchhandlung, Berlin und Stettin 1830, S. 303
  8. Königliche Regierung zu Cöln: Uebersicht der Bestandtheile u. Verzeichniß sämmtlicher Ortschaften des Regierungs-Bezirks Cöln. Cöln 1845, S. 106. (Online ub.uni-duesseldorf.de)
  9. Gemeindelexikon für die Provinz Rheinland. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1885 und anderer amtlicher Quellen bearbeitet vom Königlichen statistischen Bureau. In: Königliches statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Band XII, 1888, ZDB-ID 1046036-6, S. 119 (Digitalisat).
  10. a b c d Rudolf Pieper: Zeittafel mit Nachrichten über Vinxel und die fünf Höfe über einen Zeitraum von 8 Jahrhunderten, Bürgerverein Vinxel, 1990
  11. Stadt Königswinter: Einwohner der Stadt Königswinter nach Angaben des Rhein-Sieg-Kreises nach Stadtteilen - Stand: 31.12.2000, Ohne Nebenwohnsitze
  12. Einwohner der Stadt Königswinter nach Angaben des Rhein-Sieg-Kreises nach Stadtteilen - Stand: 31.12.2005, ohne Nebenwohnsitze. (PDF) Abgerufen am 10. Oktober 2022.
  13. Einwohner der Stadt Königswinter nach Angaben des Rhein-Sieg-Kreises nach Stadtteilen - Stand: 31.12.2010, ohne Nebenwohnsitze. (PDF) Abgerufen am 10. Oktober 2022.
  14. Einwohner der Stadt Königswinter nach Angaben des Rhein-Sieg-Kreises nach Stadtteilen - Stand: 31.12.2015, ohne Nebenwohnsitze. (PDF) Abgerufen am 10. Oktober 2022.
  15. Einwohner der Stadt Königswinter nach Angaben des Rhein-Sieg-Kreises nach Stadtteilen - Stand: 31.12.2021, ohne Nebenwohnsitze. (PDF) Abgerufen am 10. Oktober 2022.
  16. Maroder Bauzustand der Kapelle und Bürgerantrag, auf kapelle-vinxel.de
  17. Kapelle Mariae Heimsuchung Vinxel, auf kapelle-vinxel.de

Koordinaten: 50° 43′ 14″ N, 7° 12′ 13″ O